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Veröffentlicht am 18.11.2017

Versöhnung der Religionen

Der Jesus-Dschihad
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Der 1951 geborene Autor Dave Andrews lebt selbst das, was er predigt. Als junger Mann verkauften er und seine Frau alles, was sie hatten, und lebten in Afghanistan, Indien und Nepal. Dort kümmerten sie ...

Der 1951 geborene Autor Dave Andrews lebt selbst das, was er predigt. Als junger Mann verkauften er und seine Frau alles, was sie hatten, und lebten in Afghanistan, Indien und Nepal. Dort kümmerten sie sich um benachteiligte Menschen. Inzwischen lebt er wieder in seiner Heimat Australien, und setzt sich auch dort für Randgruppen und Benachteiligte ein. Sein Herz schlägt für Freundschaft und Versöhnung zwischen Christen und Moslems, und das ist das Thema dieses Buchs.

Um diesen Dialog einzuleiten, schlägt er zuerst die dunklen Kapitel in der Geschichte des Christentums auf. Seine Aufzählung der Gräueltaten, die im Namen der Religion verübt wurden, ist lang und erschreckend. Danach folgt ein Kapitel über die Glaubenskriege der Moslems. Dieser erste Teil endet mit Gedanken über die Bereitschaft zur Gewalt. Was bringt Menschen dazu, im Namen der Religion, Andersglaubende zu töten?

In einem zweiten Hauptteil geht Andrews auf das Hauptthema seines Buchs ein, den Jesus-Dschihad. Dabei versteht er Dschihad als den gewaltfreien Einsatz für Gerechtigkeit, bei dem Jesus uns ein Vorbild sein kann. Das Buch schließt mit einigen Beispielen von christlichen und moslemischen Aktivisten; Menschen, die sich ohne Gewalt gegen Ungerechtigkeit eingesetzt haben.

Der Titel soll vermutlich bewusst provozieren, aber beim Lesen des Buchs verstehe ich schnell wieso Andrews diese beiden Begriffe nebeneinander stellt. Ich denke er leidet darunter, dass Extremisten den Begriff Dschihad für ihre Zwecke einsetzen, und damit den Eindruck vermitteln, das sei die Botschaft des Islams. Seiner Meinung nach finden sich auch im Koran viele Hinweise auf einen gewaltlosen Einsatz für Gerechtigkeit, im Sinne Jesu.

Dieses Buch ist im Gespräch mit seinen guten, moslemischen Freunden entstanden. Aus christlicher Sicht wirkt es vielleicht an manchen Stellen so, als wollte er die Unterschiede verwischen, und nur auf das Gemeinsame beider Religionen sehen. Ich stimme zu, dass wir viel gemeinsam haben, aber mir kommt es beim Lesen so vor, als würde Jesus auf einen Aspekt seines Wirkens reduziert werden. Sicher, Jesus ist das allerbeste Vorbild für Frieden und Versöhnung, aber er ist viel mehr. Er sagt von sich selbst, dass er der einzige Weg zum Vater ist, und spätestens da scheiden sich wohl die Geister. Und er fordert seine Nachfolger auf Jünger zu machen, die auf den Namen des Vater, des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft werden.

Ich finde es bewundernswert, dass Andrews lebt, was er sagt. Ich schätze seine Gedankenanstöße zu dem Thema Versöhnung. Ich stimme zu, dass Begegnungen und tiefe Freundschaften zwischen Christen und Moslems gut und wichtig sind. Ich habe aber große Bedenken, wenn Teile von Jesu Botschaft unter den Tisch gekehrt werden, damit es so aussieht, als gäbe es nichts Trennendes.

Veröffentlicht am 10.07.2017

Was geschah wirklich?

June
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Das Buch beginnt mit einem Haus, das eine Geschichte zu erzählen hat, eine Geschichte von den vielen Menschen, die in diesem Haus gelebt, geliebt und gelitten haben. Die Erzählung findet in zwei ...

Das Buch beginnt mit einem Haus, das eine Geschichte zu erzählen hat, eine Geschichte von den vielen Menschen, die in diesem Haus gelebt, geliebt und gelitten haben. Die Erzählung findet in zwei Zeitebenen statt, zum einen geht es um das junge Mädchen June im Jahre 1955, und dann wieder um ihre Enkelin Cassie im Jahre 2015.

Cassie hat dieses Haus geerbt, und nach und nach kommen die Geheimnisse dieses Hauses ans Licht. Ihre Großmutter begegnete im Jahre 1955 dem berühmten Schauspieler Jack Montgomery, und da Cassie unerwartet als seine Erbin ernannt wurde, wird alles in Frage gestellt was sie bisher über sich und ihre Vergangenheit geglaubt hat. Könnte dieser Schauspieler der Vater ihres Vaters sein?

Die Geschichte ist gut erzählt, und gefüllt mit unerwartete Irrungen und schicksalhafte Entscheidungen. Teilweise fand ich die Erzählung allerdings etwas zu langatmig.

Veröffentlicht am 06.12.2023

Vielleicht ist manches ganz anders gemeint

Mit den Augen der Apostel
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Die biblischen Texte wurden vor langer Zeit geschrieben, es ist erstaunlich wie aktuell viele Verse uns trotzdem erscheinen. Doch verstehen wir diese Aussagen überhaupt richtig, wenn wir nicht die Situation ...

Die biblischen Texte wurden vor langer Zeit geschrieben, es ist erstaunlich wie aktuell viele Verse uns trotzdem erscheinen. Doch verstehen wir diese Aussagen überhaupt richtig, wenn wir nicht die Situation berücksichtigen, in die hinein diese Worte geschrieben wurden?

Die zwei Autoren dieses Buchs untersuchen verschiedene Aspekte unserer Kultur, um sie anschließend mit anderen Lebenswelten zu vergleichen. Viele Beispiele stammen aus Indonesien, da einer der beiden Autoren dort länger gelebt hat. Anhand vom Verhalten und Denken der Indonesier, zeigen sie, wie ein biblischer Text mit einem anderen kulturellen Hintergrund ganz anders verstanden werden könnte. Dabei gehen sie davon aus, dass diese asiatische Kultur der biblischen Lebenswelt näher steht als unsere eigene, zum Beispiel wenn es um Individualismus versus Gemeinschaftsleben oder Schuld versus Scham geht.

Was uns prägt, stellen sich die Autoren wie ein Eisberg vor. Nur wenig ist sichtbar, das meiste liegt so tief in uns verborgen, dass uns kaum bewusst ist, wie sehr unser Handeln von kulturellen Annahmen beeinflusst wird. Dabei sprechen sie beispielsweise unser Zeitverständnis an, oder das Gefühl, dass sich alles um uns drehen muss.

Neben dem Aufdecken von kulturellen Eigenheiten, besprechen die Autoren mehrere biblische Geschichten, und zeigen dabei auf, wo wir den Text mit unserer kulturellen Brille falsch verstehen können. Leider vermitteln sie dabei den Eindruck, dass ihr Verständnis dieser Stellen selbstverständlich richtig ist. Diese Voreingenommenheit der Autoren widerspricht eigentlich dem Anliegen des Buchs, was sehr schade ist.

Das trifft mich, wenn sie sagen, dass es ein Irrtum ist Bibelverse persönlich anzuwenden, die beispielsweise den Israeliten zugesprochen wurden. Oder wenn sie davon reden, dass ein reifer Christ nicht mehr um Kleinigkeiten, wie die Suche nach einem Parkplatz beten muss, da er nun selbstständiger geworden ist. Ich möchte mein Leben immer in der Abhängigkeit von meinem himmlischen Vater leben, und ich glaube fest daran, dass Gott durch Verse, die eigentlich an andere gerichtet waren, auch zu uns heute spricht. Ein weiterer Kritikpunkt ist ihre Überzeugung, dass Batseba Mitschuld an ihrer Vergewaltigung trägt.

Hilfreich sind beispielsweise die Gedanken über Zeit, über das Gemeinschaftsleben der ersten Christen, und mehr. Die Ratschläge zum Bibellesen und die Literaturempfehlungen am Ende des Buchs sind spitze.

Fazit: Interessante Überlegungen zum Verständnis biblischer Texte mit einigen Mängeln. Empfehlenswert für Menschen, die sich über ihre kulturellen Vorurteile Gedanken machen wollen, vor allem darüber wie diese ihr Bibelverständnis prägen.

Veröffentlicht am 19.06.2023

Mythen, Legenden und Sagen der orientalischen Welt

Die letzten Geheimnisse des Orients
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In Nordafrika beginnt die Reise: Eine faszinierende, marsähnliche Gegend in Tunesien, Drehort von Stars Wars. Weiter geht die Reise nach Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, Israel, dem Libanon, Irak, Iran ...

In Nordafrika beginnt die Reise: Eine faszinierende, marsähnliche Gegend in Tunesien, Drehort von Stars Wars. Weiter geht die Reise nach Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, Israel, dem Libanon, Irak, Iran und endet schließlich in der Türkei. Auf dieser Route macht Daniel Gerlach an neunzehn Orten Halt, die alle einen interessanten historischen, beziehungsweise religiösen, Hintergrund haben.

Der Autor ist Orientalist und besucht die genannten Länder schon seit zwanzig Jahren. Er trifft sich dabei mit religiösen Oberhäuptern, mit Archäologen und mit Politikern. Er sammelt ihre Geschichten und gibt sie hier weiter. Dabei stehen vor allem drei Religionen im Vordergrund, das Christentum, der Islam und das Judentum. Sie haben vieles gemeinsam, selbst wenn ihnen das nicht bewusst ist. Anderes trennt sie, vor allem aber gibt es diverse Unterströmungen, die zu interessanten Abzweigungen dieser Weltreligionen führen. So lernt der Leser mehrere geheimnisvolle Gruppierungen kennen. Der Autor hat interessante Gesprächspartner, zum Beispiel der koptische Papst und der Oberhaupt der israelitischen Drusen.

Vom Aufbau her, folgt dieses Buch einer Reiseroute, die von West nach Ost und wieder zurück führt. Jedes Kapitel ist eins der neunzehn Stationen gewidmet. Passend zur besprochenen Stadt, werden sowohl Mythen und Erzählungen, als auch historische Tatsachen zu jedem Ort aneinandergereiht. Dabei wechselt die Zeitepoche hin und her, mal wird von der Moderne berichtet, dann kommt beispielsweise eine Episode aus dem siebten Jahrhundert, danach vielleicht ein Ereignis aus dem Mittelalter.

Das Thema dieses Buchs ist wichtig, doch es fällt bei der herumschweifenden Erzählweise manchmal schwer sich auf den Inhalt zu konzentrieren. Die teilweise humorige Sicht der Ereignisse ist an den meisten Stellen ein unterhaltsames Plus. Als gläubige Christin stimme ich allerdings bei manchen Aussagen über Gott und die Bibel nicht zu. Da mir die biblischen Geschichten vertraut sind, sehe ich hier die Abweichungen von der tatsächlichen Erzählung, die der Autor sich erlaubt, vermutlich um etwas durch eine Überspitzung lächerlich zu machen. Doch trotz dieser Mängel, konnte ich einiges, das mir neu war und ich interessant finde, aus diesem Buch entnehmen.

Fazit: Eine Reise durch die religiöse Geschichte Nordafrikas und Asiens, die anhand von überlieferten Erzählungen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Christen, Juden und Moslems aufzeigt.

Veröffentlicht am 05.06.2023

Gut und Böse

Feinde
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Keith und Hugh wachsen beide in Biloxi, Mississippi auf. Sie haben viel gemeinsam. Beide stammen aus Einwandererfamilien, die nur langsam in den Vereinigten Staaten Fuß fassen konnten. Beide sind begeisterte ...

Keith und Hugh wachsen beide in Biloxi, Mississippi auf. Sie haben viel gemeinsam. Beide stammen aus Einwandererfamilien, die nur langsam in den Vereinigten Staaten Fuß fassen konnten. Beide sind begeisterte Sportler. Sie reisen gemeinsam zu Wettkämpfen, treffen sich in ihrer Freizeit. Doch als sie älter werden, orientieren sich die Jungs jeweils an ihre Väter, die kaum unterschiedlicher sein könnten.

Keiths Vater Jesse ist Anwalt. Mit allen Kräften setzt er sich für Gerechtigkeit und Gesetzestreue ein. Dass es ausgerechnet in seiner Stadt so viel Korruption gibt, so viele ungeklärte Mordfälle, dazu illegale Prostitution und Glücksspiele, das macht ihm zu schaffen. Doch seine Feinde sind mächtig, sein Kampf lebensgefährlich. Keith bewundert seinen Vater und möchte in seinen Fußstapfen treten.

Hughs Vater hat sich ein großes Imperium aufgebaut, und da er genügend Gesetzeshüter auf seiner Seite hat, fühlt er sich bei seinen illegalen Tätigkeiten sicher. Hugh steigt begeistert in das lukrative Geschäft ein. Dabei trifft er jedoch einige unüberlegte Entscheidungen.

Die Idee hinter diesem Buch ist interessant. Die Dixie Mafia in Biloxi hat es tatsächlich gegeben. Leider überzeugt die Ausführung nicht. Die erste Hälfte des Buchs zieht sich in die Länge. Es ist bei den vielen Ereignissen und Personen lange nicht klar, worum es eigentlich geht. Die Charaktere bleiben hölzern. Die Geschehnisse werden meist emotionslos widergegeben.

In der zweiten Hälfte des Buchs kommt etwas Spannung auf, doch auch hier ist nicht klar worauf der Fokus liegt. Erst am Schluss wird die Frage deutlich, die wohl dieser Erzählung zugrunde liegt. Es geht mal wieder um die Todesstrafe, ein Lieblingsthema Grishams, dieses Mal gekoppelt mit den Erinnerungen und Enttäuschungen einer ehemaligen Freundschaft.

Persönlich störe ich mich an der Behandlung des Problems der Prostitution. Die Erzählung lässt es erscheinen, als wären die Frauen freiwillig in diesem Gewerbe, was vermutlich selten der Fall ist. Auch die Art und Weise, in der über dieses Thema geschrieben wird, finde ich unangemessen.

Fazit: Zusammenhanglose Ereignisse und leblose Charaktere enttäuschen über weite Strecken in diesem Buch. Wer aber bis zur zweiten Hälfte durchhält, wird mit einer spannenden Geschichte belohnt.

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