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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.05.2019

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Dschungel
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Friedemann Karig hat mich bereits mit dem Cover und dem Klappentext gekriegt, sodass ich das Lesen kaum erwarten konnte. Und wie erhofft hat er mich auch mit dem gesamten Roman abgeholt.

Der Erzähler ...

Friedemann Karig hat mich bereits mit dem Cover und dem Klappentext gekriegt, sodass ich das Lesen kaum erwarten konnte. Und wie erhofft hat er mich auch mit dem gesamten Roman abgeholt.

Der Erzähler bricht überstürzt nach Kambodscha auf. Sein bester Freund Felix ist dort spurlos verschwunden, seine Mutter sorgt sich und auch der Erzähler stellt keine Sekunde lang in Frage, ob er Felix suchen muss. Bereits aus diesem Verhalten geht hervor, dass ihre Freundschaft durch ein für den Leser noch unsichtbares Band derart fest gehalten wird.
Durch Rückblenden lichtet sich die Freundschaft langsam. Felix und der Erzähler lernen sich in der Grundschule kennen, verbringen ihre Freizeit miteinander und machen gemeinsam erste Erfahrungen mit Alkohol, Drogen, Mädchen und Sex. Der Erzähler als netter Typ von nebenan und Felix als Rebell. Beide sind auf unerklärliche Weise abhängig voneinander und je weiter ich gelesen habe, desto stärker kam mir die Frage, weshalb die beiden noch immer befreundet sind und der Erzähler so verzweifelt im Dschungel Kambodschas nach Felix sucht.

Friedemann Karig legt in "Dschungel" einen ungewöhnlichen Schreibstil an den Tag, der zwischen kalter Nüchternheit und intensiven, fast schon nihilistischen Tönen schwankt. Obwohl er so viel schildert, bleibt umso mehr ungesagt und schwingt zwischen den Zeilen mit.
Wobei es für mich zunächst ein Roman über eine toxische Freundschaft war, der sich ganz gut zwischendurch lesen lässt, hat er mich ab der Hälfte gepackt und nicht mehr losgelassen. Bis zum Schluss offenbart der Autor dem Leser immer neue Zusammenhänge und entlässt ihn am Ende fast schon ratlos und gleichzeitig ungemein wissend.
Eine absolute Leseempfehlung über die Bedeutung des Lebens, Hürden und Bestandteile einer Freundschaft und die Schwierigkeit erwachsen zu werden.

Veröffentlicht am 28.04.2019

Genialer Plot, toller Schreibstil

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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Mit "Das Verschwinden der Stephanie Mailer" griff ich zum ersten Mal zu einem von Joël Dickers Büchern - und ließ mich begeistern.

Am ersen Theaterfestival in Orphea kommt es im Juli 1994 zu einem Vierfachmord, ...

Mit "Das Verschwinden der Stephanie Mailer" griff ich zum ersten Mal zu einem von Joël Dickers Büchern - und ließ mich begeistern.

Am ersen Theaterfestival in Orphea kommt es im Juli 1994 zu einem Vierfachmord, bei dem die Familie des Bürgermeisters und eine unbeteiligte Joggerin ermordet wurden. Die jungen Polizisten Jesse Rosenberg und Derek Scott wurden mit den Ermittlungen beauftragt und fanden den Täter recht zügig.
Nun, 20 Jahre später, taucht die Journalistin Stephanie Mailer bei Jesse Rosenberg auf, der sich freiwillig aus dem Polizeidienst verabschieden will, und gibt ihm einen Hinweis, der die Schuld des verurteilten Mörders in Frage stellt. Kurz darauf verschwindet sie spurlos. Nun fühlen sich Rosenberg und Scott dazu gezwungen, den Fall erneut aufzurollen. Es dauert nicht lange, bis sich die Hinweise verdichten, dass sie damals nicht den richtigen Täter geschnappt haben.

Joël Dicker schreibt vielschichtig, intensiv, führt seine Figuren sehr gelungen ein und lässt ihnen einen großen Raum sich zu entwickeln und für den Leser greifbar und spürbar zu sein. Die Handlung ist komplex, es tauchen immer neue Hinweise auf, Dicker legt verschiedene Fährten, denen er streckenweise folgt, bis eine neue Spur auftaucht, auf die er den Leser lockt.
Die vielen Perspektivwechsel zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart, die Wechsel der Erzählperspektive und die starke Einbindung sämtlicher Figuren führen zu einer dichten Erzählung. Sie gibt Einblick über die einzelnen Zusammenhänge und Verstrickungen der Figuren und berichten über die jetzigen und damaligen Ermittlungen.

Ich war in jeder Hinsicht überrascht, obwohl ich bereits im Vorfeld nur großartiges von Joël Dickers Büchern gehört habe. "Das Verschwinden der Stephanie Mailer" ist genial geplottet und durch die intensive Atmosphäre eine sehr gelungene Mischung von Krimi, Roman und Thriller. Grandios!

Veröffentlicht am 28.04.2019

Sehr gelungener Auftakt!

Auris
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Für mich war sofort klar, dass ich "Auris" lesen muss, wenn Sebastian Fitzek und Vincent Kliesch, die mich in der Vergangenheit mit ihren Büchern begeistern konnten, ein Projekt gemeinsam angehen.

Matthias ...

Für mich war sofort klar, dass ich "Auris" lesen muss, wenn Sebastian Fitzek und Vincent Kliesch, die mich in der Vergangenheit mit ihren Büchern begeistern konnten, ein Projekt gemeinsam angehen.

Matthias Hegel ist forensischer Phonetiker. Er kann allein aus der Stimme sämtliche Informationen über einen Menschen generieren, wie Alter, Herkunft, psychische Situierung etc. Er berät die Polizei jedoch nicht mehr bei Einsätzen, sondern sitzt im Gefängnis, weil er bereitwillig einen Mord an einer Obdachlosen gestanden hat.
Julia Ansorge ist True-Crime-Podcasterin, seit sie in der Vergangenheit selbst Opfer eines Übergriffs wurde und ihren Bruder verloren hat. Sie beschäftigt sich mit Justizirrtümern und stößt bei ihrer Recherche auf Matthias Hegels Fall, bei dem es für sie einige Ungereimtheiten gibt.

Vincent Kliesch schreibt so flüssig, jeder Satz sitzt, und mir ist beim Lesen des öfteren das Atmen schwergefallen. Da Kliesch drei Jahre an dem Buch gearbeitet hat, kann man wohl sagen, dass es absolut gelungen ist. Ich habe das Buch nach den ersten 80 Seiten in nur einem Rutsch durchgelesen. Die Handlung ist dicht, Julia findet schnell wichtige Hinweise, die sie auf neue Personen und Zusammenhänge stoßen lässt. Auch von Hegels Arbeit bekommt der Leser genaue Eindrücke, sowohl aus der Vergangenheit als auch in der Gegenwart.
Obwohl das Erzähltempo sowieso an Schnelligkeit kaum zu überwinden ist und der Spannungsbogen arg gespannt ist, endet das Buch mit einem großen Finale, inklusive Wendungen und Cliffhanger. Es bleibt also zu hoffen, dass der nächste Teil der Reihe bald erscheint!
Für alle Thriller-Fans, gerade von Sebastian Fitzek und Vincent Kliesch, eine absolute Empfehlung!

Veröffentlicht am 06.04.2019

Eine wunderschöne Liebesgeschichte

Immer noch wir
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Lina und Joe lernen sich auf einer Party kennen, wo es bereits gewaltig zwischen ihnen knistert. Dabei haben sie sich gerade erst getroffen - denken sie. Tatsächlich waren sie enge Freunde in Kindheitstagen. ...

Lina und Joe lernen sich auf einer Party kennen, wo es bereits gewaltig zwischen ihnen knistert. Dabei haben sie sich gerade erst getroffen - denken sie. Tatsächlich waren sie enge Freunde in Kindheitstagen. Und obwohl sie sich so sehr über ihr Wiedertreffen freuen, scheint eine Beziehung unmöglich.

Elja Janus hat mit ihrer Idee ein schönes Setting geschaffen, das direkt Intimität und Verbundenheit durch die Kindheitserinnerungen mit Neuem, Ängsten und Sorgen aus den Jahren der weiteren Entwicklung verbindet. Daher scheinen diese Ängste, Sorgen und Sehnsüchte, die beide hegen, sich jedoch völlig voneinander unterscheiden und anders verkankert sind, sehr realistisch.
Der Schreibstil ist sehr flüssig, locker und gleichzeitig sehr berührend und intensiv, was sicher an der sehr bildhaften und oftmals nahezu poetischen Sprache liegt.
Sehr authentisch neben den geschilderten Schwierigkeiten für die beiden, eine für beide passende Beziehung zu führen, sind die Dialoge. Sie sind der mündlichen Sprache sehr nahe, wirken unverkrampft und sind nicht holprig, und vor allem immer passend zu den beschriebenen Gefühlen, der Leichtigkeit oder der Schwere, formuliert und zu lesen.

Elja Janus konnte mich mit ihrem Debüt-Roman begeistern und in intensiven Lesestunden mit Joes und Linas Geschichte mitreißen und berühren!

Veröffentlicht am 27.02.2019

Brillant und feinfühlig

Die Liebe im Ernstfall
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Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde haben eines gemeinsam: Sie kommen aus Leipzig, haben den Fall der Mauer erlebt und sind jede für sich an einen Punkt im Leben angekommen, an dem sie hadern. ...

Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde haben eines gemeinsam: Sie kommen aus Leipzig, haben den Fall der Mauer erlebt und sind jede für sich an einen Punkt im Leben angekommen, an dem sie hadern. Sie hadern mit der Liebe und damit verbunden auch mit sich selbst, ihrem Leben und dem, was sie daraus gemacht haben.
Die Berufe und Lebensstile der Frauen unterscheiden sich. Paula ist Buchhändlerin, nicht glücklich in ihrer Ehe, Judith Ärztin, single und auf der Suche nach dem richtigen Mann, Brida hat ihren Mann an eine jüngere Frau verloren und findet sich in einer unbefriedigenden Dreiecksbeziehung wieder, Malika ist Musiklehrerin und dem Druck ihrer Eltern ausgesetzt, Jorinde ist Schauspielerin, trennt sich von ihrem Mann und muss um das Glück ihrer Kinder kämpfen.
Die Bezüge der Frauen untereinander sind teilweise längere Freundschaften, tiefe Verbindungen oder aber oberflächliche Kontakte, Vernetzungen durch Begegnungen und Kontakte im Alltag.

Daniela Krien hat einen wundervollen Schreibstil, der intensiv ist und sich jeder Frau, der jeweils ein eigenes Kapitel gewidmet ist, anpasst. Auch wenn die fünf Frauen mit der Liebe hadern und in gewisser Weise unzufrieden sind, ist das Buch keinesfalls deprimierend oder frustrierend. Es lässt teilhaben an Gedanken, Erfahrungen, Sehnsüchten und tiefen Emotionen. Vor allem den Emotionen gibt Daniele Krien den Raum, zu Wort zu kommen und sich entfalten zu können.

Ein berührender, intensiver Roman, der von starken Frauen erzählt, die ihr (Liebes)Leben überdenken und Entscheidungen treffen.