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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.06.2022

Solider Thriller

Die andere Schwester
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"Die andere Schwester" ist der zweite Teil des Autorenduos Peter Mohlin
& Peter Nyström über den Ermittler John Adderley. Den ersten Teil habe ich nicht gelesen, das hat mich hier aber überhaupt nicht ...

"Die andere Schwester" ist der zweite Teil des Autorenduos Peter Mohlin
& Peter Nyström über den Ermittler John Adderley. Den ersten Teil habe ich nicht gelesen, das hat mich hier aber überhaupt nicht gestört.

Der Thriller spielt sich in Handlungssträngen ab. Zum einen wird aus Johns Perspektive erzählt, der durch sein Zeugenschutzprogramm in Karlstadt gelandet ist und dort den Mord an Stella, einer erfolgreichen IT-Unternehmerin untersucht. Dieser Handlungsstrang wird vor allem aus Alicias Sicht, Stellas Schwester und Geschäftspartnerin, erzählt.
Alicia wird schnell verdächtigt, ihre Schwester ermordet zu haben, da die beiden in der Vergangenheit einige Unstimmigkeiten hatten und Alicia mit ihrem entstellten Gesicht scheinbar immer in Stellas Schatten stand.

John wird nun von seinen Verfolgern aufgespürt und wird von seinem alten Partner Trevor aus den USA kontaktiert und befindet sich rasch in einer gefährlichen Verfolgungsjagd. Während er um sein eigenes Leben bangt, dringt er immer tiefer in die Vergangenheit von Alicia und Stella ein und stellt fest, dass es da einige Geheimnisse gab.

Da ich den ersten Teil nicht gelesen habe, wusste ich nicht genau, weshalb John im Zeugenschutzprogramm ist und kannte Trevor auch nicht. Dennoch konnte ich beiden Strängen gut folgen und war mit der Auflösung zufrieden, obwohl sie ab einem gewissen Punkt recht vorhersehbar war. Ich habe mit einem überraschenden Ende oder einem Wendepunkt gerechnet, der jedoch nicht eintraf. Dennoch habe ich sowohl die Ermittlungen als auch Johns und Alicisas Alltagsgeschehen gern verfolgt und immer mehr Informationen über ihre Vergangenheit gesammelt. Die Ermittlungsarbeit war weniger klassisch und geriet hinter den actionbehafteten Szenen eher in den Hintergrund, bzw. konnte ich mir nicht vorstellen, dass sich vieles tatsächlich so hätte abspielen können.

Solider Thriller, der wenig überrascht, aber dennoch gut aufgebaut ist.

Veröffentlicht am 06.06.2022

Nicht wirklich warm geworden

Love in the Big City
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Young ist Student in Seoul, liebt Parties und lebt dort gemeinsam mit seiner besten Freundin Jaehee in einer Wohnung. So feiern sie fast jede Nacht, Young hat viele One-Night-Stands und kurze Affären, ...

Young ist Student in Seoul, liebt Parties und lebt dort gemeinsam mit seiner besten Freundin Jaehee in einer Wohnung. So feiern sie fast jede Nacht, Young hat viele One-Night-Stands und kurze Affären, an die er sich nur in seltenen Fällen noch erinnert. Jaehee hingegen kann sich an jede Person erinnern, die er nach Hause gebracht hat. Eines Tages beschließt seine beste Freundin, sesshaft zu werden, zu heiraten und auszuziehen, sodass Young allein im Partyleben zurückbleibt und sich nun neben der Pflege seiner Mutter und dem Schreiben allein durch das Nachtleben schlägt.

Die Thematik eines queeren, lebenshungrigen und partybegeisterten Studenten in Südkorea, der mit seinen Gefühlen strugglet, finde ich im Grunde sehr gut. Allerdings habe ich es während der gesamten Lektüre nicht geschafft, eine Verbindung zu Young aufzubauen, seine Figur begreifen oder gar seine Handlungen und Denkweisen nachvollziehen zu können. Der Lesefluss war nicht ganz so fließend und flüssig wie in anderen Büchern, was vermutlich an der Übersetzung liegt.
Erhofft habe ich mir einen Einblick in den Kopf eines queeren Mittzwanzigers in Soeul, der auf dem Weg zu sich selbst ist und fündig wird. Das geschieht zum Teil, allerdings gleicht "Love in the Big City" eher einer Sammlung von Sexgeschichten und der Suche nach irgendwas anstatt einer konstanten Entwicklungsgeschichte.

Trotz allem eine interessante Lektüre, aber richtig warm geworden bin ich leider nicht damit.

Veröffentlicht am 23.05.2022

Sehr speziell

Vertrauen
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Inspektor Avi Avraham ermittelt in einem Vorort Tel Avivs gleich in zwei Fällen: zum einen verschwindet ein Tourist spurlos aus seinem Hotelzimmer, während sein Gepäck dort zurückbleibt; zum anderen wird ...

Inspektor Avi Avraham ermittelt in einem Vorort Tel Avivs gleich in zwei Fällen: zum einen verschwindet ein Tourist spurlos aus seinem Hotelzimmer, während sein Gepäck dort zurückbleibt; zum anderen wird ein Neugeborenes vor einem Krankenhaus ausgesetzt. Scheinbar haben zunächst beide Fälle nichts miteinander zu sein. Das ausgesetzte Baby scheint sogar sehr schnell geklärt zu sein, weshalb sich Avi aus persönlichem Interesse lieber dem Verschwinden des Touristen widmet. Schließlich scheint es, als hätte der Verbindungen zum Mossad. Recht schnell merkt Avi, dass nicht alles auf den ersten Blick ist, wie es scheint.

In Krimis haben Ermittler*innen in der Regel starke Probleme in ihrem Privatleben, ihren Ehen oder Beziehungen zu den Kindern. Avi Avraham ist jedoch äußerst frustriert von seinem Job, da er die Taten nicht ungeschehen machen kann und im Endeffekt nichts ändert, da die Opfer noch immer die Opfer sind. Dror Mishani hat somit einen recht außergewöhnlichen Protagonisten geschaffen und schlägt auch sonst einen recht speziellen Schreibstil und einen ungewöhnlichen Ton an. Das ist mir schon bei seinem Buch "Drei" aufgefallen. Wie dort auch schwingen in "Vertrauen" viele gesellschaftskritische Töne mit, die jedoch nicht immer sofort einzuordnen ist. Das kann jedoch auch daran liegen, dass ich nicht viel israelische Literatur lese und mit den literarischen Narrativen und kulturellen Aspekten nicht vertraut bin.

Insgesamt war Avi für mich eher unnahbar, blieb an der Oberfläche und ich konnte keine Bindung zu ihm oder dem Geschehen aufbauen. Ich bin zwischendurch abgeschweift und muss feststellen, dass "Vertrauen" für meinen Geschmack doch zu speziell und eigenwillig ist.

Veröffentlicht am 09.05.2022

Recht viele Längen

Ein Grab für zwei
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In "Ein Grab für zwei" ermittelt Selma Falck zum ersten Mal. Als ehemalige Olympia-Medaillengewinnerin und Rechtsanwälting scheint sie für Jan Morell die ideale Frau zu sein, die seine Tochter retten kann. ...

In "Ein Grab für zwei" ermittelt Selma Falck zum ersten Mal. Als ehemalige Olympia-Medaillengewinnerin und Rechtsanwälting scheint sie für Jan Morell die ideale Frau zu sein, die seine Tochter retten kann. Als erfolgreiche Skifahrerin Norwegens ist sie schweren Doping-Vorwürfen ausgesetzt und sieht ihre Karriere rapide schwinden. Selma soll ihre Unschuld beweisen und findet sehr schnell heraus, dass ein weiterer Skifahrer, der tot aufgefunden wird und ebenfalls zum Olympia-Team gehört, Spuren des gleichen Doping-Mittels im Blut hat. Nun stellt sich die Frage, ob sie hier einem riesigen Doping-Skandal oder einer gezielten Sabotage auf der Spur ist.

Während mich die Sprecherin Katja Bürkle mit ihrer Stimme, der Betonung und ihrem Sprechtempo überzeugt hat, übersättigte mich Anne Holt mit vielen Längen. Diese bestanden zum einen in die ausführlichen Exkurse des Skisports, Selmas persönlichen Problemen sowie ihrer Vergangenheit und den Doping-Aspekten. Vielleicht wäre mir das beim Lesen nicht so stark aufgefallen, aber beim Hörbuch wurde diese Wirkung noch durch das durchgehende Nennen der vollständigen Namen aller Figuren verstärkt. Zusätzlich habe ich bei der Menge an Figuren oftmals den Überblick verloren, um wen es gerade geht und wie alles zusammenhängt. Auch das Ende fand ich eher konstruiert als schlüssig und bin etwas enttäuscht zurückgeblieben.
Die Grundhandlung hat mir sehr gut gefallen, die Umsetzung mit den vielen Längen hingegen leider nicht so sehr.

Veröffentlicht am 24.04.2022

Nette Lovestory mit kleineren Schwächen

Veganes Schnitzel zum Verlieben: Liebesroman
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Ella ist Influencerin und hat es mit ihrem veganen Foodblog in der Szene geschafft. An einem Galaabend, an dem sie sich zunächst gegen einen sexuellen Übergriff wehren muss, lernt sie den attraktiven Jo ...

Ella ist Influencerin und hat es mit ihrem veganen Foodblog in der Szene geschafft. An einem Galaabend, an dem sie sich zunächst gegen einen sexuellen Übergriff wehren muss, lernt sie den attraktiven Jo kennen, der nur sehr wenig über sich preisgeben möchte und für sie recht geheimnisvoll scheint. Die beiden bleiben in Kontakt, lernen sich besser kennen und stellen fest, dass sie einen Traum teilen: Sie wollen auf dem Land leben, selbst Gemüse anbauen und sich größtenteils selbst versorgen können. Doch neben Jo gibt es auch Ben, Ellas langjährigen besten Freund, der plötzlich doch mehr als Freundschaft möchte.

Annette Böhler hat einen sehr flüssigen Schreibstil und laut des Klappentextes einen ansprechenden Plot geschaffen. Allerdings habe ich recht schnell festgestellt, dass es hier gar nicht wirklich um Botschaften wie sexuelle Selbstbestimmung, Prävention von Gewalt o.Ä. geht, sondern es sich einfach um eine Liebesgeschichte handelt, in der eine Frau zwischen zwei Männern hin- und herpendelt und sich schlecht entscheiden kann. Ella blieb für mich recht unnahbar, ich konnte sie als Figur nicht wirklich greifen und ihre sprunghaften Entscheidungen und Handllungen oftmals nicht nachvollziehen.

Im Ganzen ist es eine nette Lovestory, in der die vegane Lebensweise und das Influencerleben in Kontrast zum Landleben und Natürlichkeit gestellt werden, mir aber nicht lange in Erinnerung bleiben wird.