Profilbild von takabayashi

takabayashi

aktives Lesejury-Mitglied
offline

takabayashi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit takabayashi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.03.2024

Aufstieg und Falleiner plagiierenden Bestsellerautorin

Yellowface
0

In dieser Satire zum Thema kulturelle Aneignung geht es um die beiden Studienfreundinnen June (Juniper) Hayward und Athena Liu. Beide sind Schriftstellerinnen, allerdings unterschiedlich erfolgreich. Athena, ...

In dieser Satire zum Thema kulturelle Aneignung geht es um die beiden Studienfreundinnen June (Juniper) Hayward und Athena Liu. Beide sind Schriftstellerinnen, allerdings unterschiedlich erfolgreich. Athena, chinesisch-stämmige Amerikanerin ist ein junger Shooting Star der Literarurszene, während Junes Debutroman ein Rohrkrepierer war. Die beiden feiern Athenas Netflix-Vertrag, trinken viel, backen sich irgendwann Pancakes - und Athena verschluckt sich daran und erstickt. In dieser schrecklichen und emotionalen Situation lässt sich June dazu hinreißen, Athenas gerade fertiggestelltes, neuestes Manuskript an sich zu nehmen!
Und dann bearbeitet sie es und gibt es schließlich als ihr eigenes Werk aus. Das Problem ist nur, dass es sich um ein sehr chinesisches Thema handelt, und jeder sich wundert, warum eine junge, weiße Amerikanerin einen Roman über die Ausbeutung chinesischer Zwangsarbeiter während des
ersten Weltkriegs schreibt!
Nichtsdestotrotz wird das Buch ein großer Erfolg und June, die sich auf Betreiben ihres Verlags hin nun Juniper Song nennt, ist plötzlich reich und berühmt, eine einflussreiche Persönlichkeit. Sie kann ihr Glück kaum fassen und verfolgt eifrig, wie sie in den sozialen Medien ein Star wird. Was sie getan hat, redet sie sich vor sich selber schön (sehr viel im Roman stammt doch von ihr und außerdem wäre der doch sonst gar nicht veröffentlicht worden, sie hat Athena einen Gefallen getan, etc.) Sie liest jede einzelne User-Rezension und reagiert sehr empfindlich darauf, wenn sie weniger als 5 Sterne bekommt. Und dann schlägt plötzlich die Stimmung um, es kommen Gerüchte auf, dass sie das Buch gar nicht verfasst habe, man wirft ihr kulturelle Aneignung vor, kritisiert ihren Stil als kolonialistisch und rassistisch.
Diese Geschichte zeigt sehr gut diesen Stimmungswandel ihr gegenüber, nicht nur in den sozialen Medien, sondern auch bei den Verlagsmitarbeitern, die anfangs noch zu ihr halten, dann aber doch auch von der allgemeinen Stimmungsmache beeinflusst werden, und man selbst als Leser ändert beim Lesen auch ständig seinen Standpunkt.
Man erfährt sehr viel über das moderne Verlagswesen, von der Meinungsmache und dem Einfluss der sozialen Medien und die Autorin schafft es, relevante gesellschaftliche Themen anzusprechen und dabei trotzdem gut zu unterhalten.
Im Mittelteil hätten für meinen Geschmack ein paar Kürzungen gut getan, aber insgesamt eine informative, interessante und amüsante Lektüre.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.03.2024

Origineller Cosy-Krimi

Das Mörderarchiv
0

Eine amerikanische Autorin versucht sich an einem britischen Cosy - und es gelingt ihr ganz gut! Der deutsche Verlag fügt auf dem Cover noch eine britische Flagge hinzu, damit es auch jeder merkt.
Annie ...

Eine amerikanische Autorin versucht sich an einem britischen Cosy - und es gelingt ihr ganz gut! Der deutsche Verlag fügt auf dem Cover noch eine britische Flagge hinzu, damit es auch jeder merkt.
Annie Adams, wohnt in Chelsea, London mit ihrer Künstler-Mutter in einer charmant heruntergekommenen Villa, die einer ominösen Großtante Frances gehört, die Annie nie kennengelernt hat und die auf ihrem Landsitz im beschaulichen Castle Knoll lebt. Ihr gesamtes Leben wurde von der Weissagung einer Jahrmarktwahrsagerin überschattet, die der siebzehnjährigen Frances vorhergesagt hat, dass sie ermordet werden würde. Und nun, 60 Jahre später, scheint sich die Weissagung erfüllt zu haben. Annie ist von der Tante zu einer Testamentseröffnung eingeladen worden, trifft jedoch nur noch auf deren Leiche. Es stellt sich heraus, dass Annie laut Testament den Mord an der Tante aufklären soll, und zwar im Wettstreit mit dem Stiefsohn der Tante: wer es als erster schafft, der erbt! Eine originelle Idee für einen Krimi, der Dank der Tagebücher der Tante auf 2 Zeitebenen spielt. 1966 und heute. Besonders gelungen und interessant sind die Tagebuchpassagen aus den Sechzigern, in denen es um 3 Freundinnen, deren Konkurrenz untereinander und das Verschwinden der einen geht. Außerdem hat die Tante ein Archiv mit Dossiers über sämtliche Dorfbewohner angelegt, um ihren möglichen Mörder vor der Tat entlarven zu können und den Nachfahren bei der Aufklärung ihrer Ermordung zu helfen.
Dieser Krimi ist sehr humorvoll, in der 2. Hälfte auch zunehmend spannend und liest sich locker, flockig und unterhaltsam. Kommt nicht ganz an den Donnerstagsmordclub heran, der von Mal zu Mal besser wird und mehr Tiefe bietet, aber mir hat die Lektüre großen Spaß gemacht. Die deutsche Übersetzung wirkte nicht 100% gelungen auf mich, da ist noch Luft nach oben, ich hätte manchmal lieber die englische Originalversion gelesen. Jedenfalls für Liebhaber britischer Cosies eine lohnende und angenehme Lektüre mit einem ungewöhnlichen Plot.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.10.2023

Teit und Lehmann ermitteln in Deutschland

Taubenschlag
0

Das dänisch-deutsche Ermittlerduo soll nach seinem großen Erfolg bei der Aufklärung eines Falles in Dänemark (Band 1: Gezeitenmord) nun wieder grenzüberschreitend zusammenarbeiten. Lykke Teit und Rudi ...

Das dänisch-deutsche Ermittlerduo soll nach seinem großen Erfolg bei der Aufklärung eines Falles in Dänemark (Band 1: Gezeitenmord) nun wieder grenzüberschreitend zusammenarbeiten. Lykke Teit und Rudi Lehmann verbindet so etwas wie eine Vater-Tochter-Beziehung, sie mögen sich und können sehr gut zusammenarbeiten.
Dieses Mal geht es um mehrere brutale Mordfälle in Norddeutschland, bei denen ältere Menschen in ihren Häusern brutal ermordet aufgefunden werden, auffällig hindrapiert mit einer blutigen toten Taube auf dem Schoß. Allmählich fällt den beiden Kommissaren auf, dass alle Toten aus der ehemaligen DDR stammen, und dass ihre Ermordung in Verbindung steht mit Verbrechen aus DDR-Zeiten. Auch der Fund einer mumifizierten dreiköpfigen Familie in einer unterirdischen Berliner Bunkeranlage scheint damit in Zusammenhang zu stehen.
Lykke und Rudi können ihre Freundschaft wieder auffrischen und vertiefen und Lykke lernt auch Rudis Ehefrau kennen, mit der sie sich auf Anhieb gut versteht. Wir Leser erfahren wieder etwas mehr über die Vorgeschichte der beiden Protagonisten, die wieder sehr sympathisch rüberkommen - nur Rudis ständige Neckereien Lykke gegenüber sind auf Dauer etwas zu viel und wirken manchmal zu gewollt lustig. Das klingt jetzt vielleicht etwas nach "Friede, Freude, Eierkuchen", so ist es aber nicht, die beiden haben auch jeweils ihr Päckchen zu tragen, und die Schilderung ihrer Freundschaft ist nicht seicht, sondern hat durchaus Tiefgang.
Der Autor hat offenbar gründlich recherchiert und sein Ausflug in die DDR-Vergangenheit wirkt sehr überzeugend. Der Fall ist interessant und spannend , unterhält aber auch gut. Der erste Band war eine angenehme Überraschung für mich, die Fortsetzung brachte die nun schon erwartete Qualität. Ich freue mich auf den nächsten Fall. Ein skandinavischer Krimi für alle, die keine Gewaltexzesse mögen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.09.2023

Die Talente von Judith Potts und ihren Freundinnen sind wieder gefragt

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam
0

Wieder ein schön britischer Cosy aus Robert Thorogoods Feder!
Da die Polizei von Marlow den Tod des ortsansässigen Adligen Sir Peter Bailey bei der Party am Vorabend seiner Hochzeit mit seiner wesentlich ...

Wieder ein schön britischer Cosy aus Robert Thorogoods Feder!
Da die Polizei von Marlow den Tod des ortsansässigen Adligen Sir Peter Bailey bei der Party am Vorabend seiner Hochzeit mit seiner wesentlich jüngeren Krankenschwester Jenny als Unfall abtut, ist es wieder an Mrs. Potts, den Fall aufzuklären, denn sie ist davon überzeugt, dass es sich um einen Mord handelt, auch wenn es einer dieser kniffligen Fälle in einem verschlossenen Raum ist. Ein schwerer Schrank in Sir Peters Arbeitszimmer ist umgefallen und hat ihn erschlagen.
Auch DS Tanika Malik, die kommissarisch die Mordkommission leitet, ist dieser Ansicht, aber leider kehrt ihr Vorgesetzter zurück, der immer gern den Weg des geringsten Widerstandes einschlägt, und sie muss die Leitung an ihn abgeben. Sie und der Mordclub kennen sich schon vom letzten Fall, bei dem sie im Endeffekt erfolgreich zusammengearbeitet hatten - und das tun sie auch dieses Mal wieder, denn Tanika kann sich der Meinung ihres Chefs nicht anschließen.
Die Ermittlungen laufen zuerst recht schleppend, denn alle Verdächtigen haben ein Alibi und die Ermittlungsergebnisse wollen sich nicht zu einem schlüssigen Tathergang zusammenfügen.
Aber im Endeffekt gelingt es der intelligenten, um die Ecke denkenden Kreuzworträtselmacherin Judith und ihren Mitstreiterinnen, den extrem verzwickten Fall aufzuklären. Das liest sich sehr spannend und unterhaltsam, ist mit viel Humor gewürzt und sehr wendungsreich. Suzie und Becks offenbaren auch noch neue Talente und aus Tanika ist inzwischen schon fast ein viertes Mitglied des Mordclubs geworden. Und in einem kleine Exkurs trifft Judith auf einen anderen - hoch betagten - Kreutworträtselmachers, in dessen Rätsel sie geheime Hinweise gefunden hat ... aber Hinweise worauf?
Für Liebhaber des gepflegten britischen Cosy-Krimis eine unbedingte Empfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.07.2023

Der Detektiv der trostspendenden Speisen

Das Restaurant der verlorenen Rezepte (Die Food Detectives von Kyoto 1)
0

In diesem kulinarischen Episodenroman aus Japan lernen wir den ehemaligen Polizisten Nagare Kamogawa und seine Tochter Koishi kennen. Die beiden führen ein versteckt liegendes kleines Restaurant mit angeschlossener ...

In diesem kulinarischen Episodenroman aus Japan lernen wir den ehemaligen Polizisten Nagare Kamogawa und seine Tochter Koishi kennen. Die beiden führen ein versteckt liegendes kleines Restaurant mit angeschlossener Detektei in Kyoto. Zu ihnen finden hauptsächlich Gäste, die ihre Anzeige im "Gourmet-Insider" gelesen haben und auf der Suche nach einem Gericht sind, das mit einem Schlüsselerlebnis in ihrem Leben in Zusammenhang steht, dessen Rezept sie aber nicht kennen.
Wir treffen sechs der unterschiedlichen Gäste und ihre sehr unterschiedlichen Speisewünsche.
Es geht um Erinnerungen und zwischenmenschliche Beziehungen und dabei erfahren wir viel über Japan und japanisches Essen. Der Ablauf der einzelnen Kapitel mit den sechs Kunden ist immer gleich, was ich aber nicht als störend empfand. In sehr gut lesbarem Schreibstil skizziert der Autor die einzelnen Kunden und ihr Problem, zeigt, wie das sympathische Vater-Tochter-Duo an den jeweiligen Fall herangeht, wie die Tochter durch geschicktes Fragen die größtmögliche Menge an Informationen aus den Klienten herauskitzelt und der Vater dann sein überragendes detektivisches Geschick zum Einsatz bringt und aus spärlichen Informationen das Optimum herausholt. Und hervorragende Köche sind beide! Kein Gast wird enttäuscht und jeder verlässt das Lokal mit neuer Zuversicht. Ein warmherziger Roman, der gut unterhält und Appetit auf japanisches Essen macht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere