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Veröffentlicht am 28.02.2023

Gewöhnungsbedürftige Sprache

Die Königin der Frösche
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Herzogstochter Ragna soll sich mit dem Jagdfürsten Friedrich von Waidhofenstein vermählen. Kurz zuvor träumt sie, sie hätte einen Frosch geküsst. Immer wieder gelangt sie in ihren Träumen zurück zu ihm, ...

Herzogstochter Ragna soll sich mit dem Jagdfürsten Friedrich von Waidhofenstein vermählen. Kurz zuvor träumt sie, sie hätte einen Frosch geküsst. Immer wieder gelangt sie in ihren Träumen zurück zu ihm, der sich in einen Menschen verwandelt. Und auch sie verändert sich. Sie beginnt Insekten zu essen und aus ihrem Hals entweichen immer wieder komische Töne. Eines Tages gelangt der verwandelte Frosch in ihre Welt...

AKIZ hat mit "Die Königin der Frösche" einem alten Märchen ein neues Gewand verliehen. Wobei hier nur die Handlung ein neues Gewand bekommen hat, sprachlich bleibt man in der Wortwahl des Jahres 1799. Was zunächst recht gewöhnungsbedürftig ist, denn diese Sprache ist man nicht mehr gewohnt. Man muß sich hier erst "einlesen", dann hat man jedoch schnell Zugang zu diesem Stil. Irgendwie paßt es ja auch zur Handlung und seiner Zeit - die Sprache der heutigen Zeit würde für mich unglaubwürdig erscheinen und dem Buch seinen Zauber nehmen. Im Gegensatz zu dem Original-Märchen gibt es hier eine andere Perspektive der Verwandlung des Frosches in einen Menschen. Während der Prinz im Original glücklich über seine Verwandlung ist, ist es hier für den Frosch eine Qual, plötzlich Menschengestalt angenommen zu haben. Ich habe richtig mit ihm gelitten, als er sich durch seine ersten aufrechten Schritte gequält hat. Auch sein weiterer Weg war sehr Mitleid erregend. Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von Ragna und anhand von Briefen, die Friedrich von Waidhofenstein an seinen sterbenskranken Vater schickt. Diese sind zum Teil sogar recht witzig - so beschwert sich Friedrich von Waidhofenstein darüber, daß "die Postversendung in diesem Teil des Landes von saumäßiger nature" sei. Das hat sich ja streckenweise bis heute nicht geändert. Ragna selbst macht übrigens ebenfalls eine interessante Verwandlung durch... Bei diesem Buch frage ich mich nun allerdings, ob AKIZ hier die Geschichte vom Froschkönig neu erzählen wollte, oder ob er ein ganz neues Märchen erschaffen wollte. Beides ist hier möglich, denn eine Ähnlichkeit zum altbekannten Märchen sehe ich hier überhaupt nicht mehr.
Dieses Buch ist etwas ganz besonderes und kann mit keinem der aktuellen Bücher auf eine Stufe gestellt werden!

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Veröffentlicht am 13.02.2023

Mit Witz, Humor und Schnüffelnase

Ein Duo für alle Felle
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Rentner Paul möchte es jetzt eigentlich gemächlich angehen - doch das Leben hat andere Pläne für ihn. Seine Enkel schenken ihm einen Hund - obwohl Paul mit Hunden gar nichts anfangen kann und durch ein ...

Rentner Paul möchte es jetzt eigentlich gemächlich angehen - doch das Leben hat andere Pläne für ihn. Seine Enkel schenken ihm einen Hund - obwohl Paul mit Hunden gar nichts anfangen kann und durch ein Missverständnis wird er Aushilfe bei der Post. Außerdem sterben plötzlich im Altenheim seiner Lebensgefährtin Louisa drei Mitbewohner. Als auch noch Louisa spurlos verschwindet, muß er handeln und dabei auch noch seine Tarnung wegen seiner Vergangenheit bewahren!

"Ein Duo für alle Felle" ist wunderbarer Cosy Crime. Patricia Grob hat hier eine Geschichte voller Humor und liebenswerter Charaktere geschaffen. Es ist einfach herrlich, wie Paul plötzlich mit Hund "Hund" zurecht kommen muß und beide langsam, aber stetig, zu einem Team werden. Einziger Mangel an dieser Stelle: So schnell wird kein Hund zum Mantrailer, da war künstlerische Freiheit angesagt. Ihre Charaktere hat die Autorin sehr sympathisch dargestellt. Paul ist einfach zunächst ein eher unbeholfener Rentner, der sich gegen seine neue Arbeitskollegin zur Wehr setzen muß, da diese ihre Flirtversuche bis zu Verletzungen auf die Spitze treibt. Da kann man nur sagen: Au Backe! Die Handlung verfügt neben Situationskomik aber auch über ein gewisses Maß an Spannung. Man fragt sich, was Louisa widerfahren ist und vor allem, welches Geheimnis Paul zu verdecken versucht. Seine Geheimniskrämerei allein ist schon spannend. Die Lösung endet dann in einem Showdown, bei dem Paul und sogar seine esoterische Tochter Brigitte über sich hinauswachsen und ein Topf Hühnerbrühe eine große Rolle spielt. Patricia Grob schreibt herrlich locker und leicht, genau so, wie es sich für Cosy Crime gehört. Es macht Spaß, dieser Geschichte zu folgen.
Bei all der Heiterkeit in diesem Buch liegt der Handlung allerdings ein ernstes Thema zugrunde. Mehr kann ich nicht verraten - denn das wäre zu viel verraten! Von mir bekommt dieses Buch auf jeden Fall eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 11.12.2022

Durchaus lesenswert

Fräulein Gold: Die Rote Insel
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Im Jahr 1926 verliert Hulda Gold aufgrund ihrer Schwangerschaft ihre Stelle als Hebamme in der Klinik. Sie ist froh, daß sie bei der Ärztin Grete Fischer als Sprechstundenhilfe arbeiten kann. Weil ihr ...

Im Jahr 1926 verliert Hulda Gold aufgrund ihrer Schwangerschaft ihre Stelle als Hebamme in der Klinik. Sie ist froh, daß sie bei der Ärztin Grete Fischer als Sprechstundenhilfe arbeiten kann. Weil ihr das Geld ausgeht, zieht sie in ein heruntergekommenes Viertel - auf die Rote Insel. Dort kommt es immer wieder zu Spannungen zwischen Kommunisten und anderen Gruppierungen. Huldas Freundin Grete und ihr Lebensgefährte stecken mittendrin. Als es dann zu einem Mord kommt, sind alle schnell mit ihren Schuldzuweisungen dabei. Doch Hulda kommen Zweifel und sie stellt einmal mehr lästige Fragen. Dadurch trifft sie auch Karl North wieder. Er arbeitet inzwischen als Privatdetektiv. Hulda muß feststellen, daß Karl immer noch ihre große Liebe ist. Deshalb hilft sie ihm auch bei seinen Ermittlungen zum Mord auf der Roten Insel. Ohne Rücksicht auf ihre Schwangerschaft begibt sie sich mit ihm auf die Spur, die zum Mörder führt. Dabei geraten sie prompt in riesige Schwierigkeiten.

Dies ist nun der fünfte Band um die Hebamme "Hulda Gold". Der Titel "Die Rote Insel" verrät schon, daß es dabei um ein Arbeiterviertel geht, in dem die Lebensumstände alles andere als komfortabel sind. Anne Stern nimmt in ihrem Buch kein Blatt vor den Mund. Sie beschreibt das Umfeld der Menschen gnadenlos ehrlich. Daß dabei den einzelnen Gruppierungen mit ihren oft haarsträubenden Parolen Tür und Tor geöffnet werden ist nur verständlich. Die Menschen sind es leid, in Armut zu hausen. Wenn ich ehrlich bin, wurde mir in dieser Geschichte die Geburt des Kindes etwas zu heroisch und auch langatmig beschrieben. Ein paar Seiten weniger darüber hätten auch genügt. Nach dem ersten Schreck darüber, daß Hulda ihrem alten Kiez untreu geworden ist, habe ich mich gefreut, daß ihre alten Freunde trotzdem wieder dabei sind. Sie hätten sonst in der Geschichte gefehlt. Sie gehören einfach dazu und bringen Leben in die Handlung.
Ich finde, daß dieses Buch der Fräulein-Gold-Reihe zwar nicht zu den Spitzenreitern dieser Serie gehört, aber trotzdem gelesen werden sollte!

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Veröffentlicht am 20.11.2022

Traumschiff? Eher Albtraumschiff!

Mordseekreuzfahrt
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Die "Dalia Ocean" läuft nach ihrer Schiffstaufe aus zur Kreuzfahrt Hamburg-Oslo-Kopenhagen-Kiel. An Bord befinden sich die Taufpatin Vivian Sander, ein weltbekanntens Supermodel und Ehemann Noah, Lilly ...

Die "Dalia Ocean" läuft nach ihrer Schiffstaufe aus zur Kreuzfahrt Hamburg-Oslo-Kopenhagen-Kiel. An Bord befinden sich die Taufpatin Vivian Sander, ein weltbekanntens Supermodel und Ehemann Noah, Lilly Marino, frühere Freundin von Vivian und Ex von Noah, Rentnerin Marianne Larsen, ihre Enkelin Laura, Umweltaktivist Oliver, Richter Karl-Friedrich Behrens und sein Geliebter Luca, Architekt Alexander Harder, Martin und seine von einer Modelkarriere träumenden Tochter Sarah, sowie Isa Witte und ihr Sohn Henrik. Sie alle haben etwas zu verbergen und geraten mit Vivian aneinander. Als Laura Vivian tot in deren Kabine auffinden, zählt die ehemalige Journalistin Marianne die Fakten zusammen und versucht, dem Mörder auf die Spur zu kommen.

Anke Clausen nimmt dem Leser mit auf eine "Mordseekreuzfahrt". Zunächst stellt sie in den einzelnen Kapiteln die jeweiligen Charaktere vor. Hier muß man anhand der Menge an Personen schon gut aufpassen, um sie später auseinanderhalten zu können und den roten Faden nicht zu verlieren. Man merkt schnell, daß hier nicht unbedingt überall eitel Sonnenschein herrscht und fast jeder etwas zu vertuschen hat. Und trotzdem hatte ich für alle außer Vivian und Noah Sympathien, während Marianne und Laura eindeutig meine Favoriten waren. Vivian spielt hier die Rolle des zickigen, arroganten Models, das für ihre Ziele jeden ausnutzt und auch vor Erpressung nicht zurückschreckt. Man kann sie einfach nicht mögen. Somit hat hier jeder ein triftiges Motiv. Der Krimi entwickelt sich sehr langsam. Zunächst erfährt man viel über die einzelnen Charaktere, ist dabei, wenn Vivian ihre Launen auslebt. Dies nimmt ca 2/3 des Buches ein, erst dann geschieht der Mord. Das war schon etwas lang. Auch die Art, wie schnell und ohne Erklärung Marianne zu guter letzt den Mörder überführt, fand ich seltsam - ebenso wie den Umstand, erst danach den Kapitän zu informieren, daß es überhaupt eine Leiche gibt. Da dies nicht mein erstes Buch von Anke Clausen ist, weiß ich, daß sie auch durchaus logische Krimis schreiben kann, die man nachvollziehen kann. Ihrem lockeren und leicht lesbarem Stil ist sie jedoch auch hier treu geblieben. Auch ihre bildhaften Beschreibungen sind hier wieder perfekt. Man ist richtig mit auf Kreuzfahrt, liegt mit auf dem Sonnendeck, genießt die frische Luft und ist mit auf Landgang.
Insgesamt hat mich das Buch sehr gut unterhalten und hat bei mir Ferienlaune erzeugt!

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Veröffentlicht am 20.11.2022

Märchenfiguren auf Abwegen

Emmy Lou - Das Rotkäppchen gegen Dick "Wulfman" Parker
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Tobias Sessler versetzt die bekannten Figuren aus Grimms Märchen in die Mitte des 19. Jahrhunderts zu den Little Red Hills. Hier trifft man sie fast alle - Emmy Lou, das Rotkäppchen, Rebecca Johansson ...

Tobias Sessler versetzt die bekannten Figuren aus Grimms Märchen in die Mitte des 19. Jahrhunderts zu den Little Red Hills. Hier trifft man sie fast alle - Emmy Lou, das Rotkäppchen, Rebecca Johansson als Rapunzel und auch Hänsel und Gretel hat es in den wilden Westen verschlagen. Der Autor hat es wirklich gut geschafft, diese Figuren der neuen Umgebung anzupassen, ohne daß sie ihre schon bekannten Eigenarten verlieren. Da ist der Spaß schon vorprogrammiert. Das Buch startet etwas verwirrend, denn zunächst prasseln unheimlich viele Eindrücke und Geschehnisse auf den Leser ein, die man aber tatsächlich in sich aufnehmen muß, denn für die spätere Handlung sind sie wichtig. Ebenso ist der Sprung in die Vergangenheit etwas abrupt, überlesen darf man ihn jedoch nicht, denn hier bekommt man sehr wichtige Hintergrundinformationen. Der weitere Verlauf des Buches ist jedoch dann sehr gut zu verstehen, liest sich locker und leicht und bietet einiges an Humor.
Dieses Buch eignet sich für alle, die bekannte Figuren gern auch mal in außergewöhnlicher Umgebung begleiten und nicht alles ernst nehmen!

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