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Veröffentlicht am 17.11.2020

Sehr intensives Leseerlebnis

Fräulein Gold: Scheunenkinder
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Berlin 1923. Die Hebamme Hulda Gold ist in ihrem Viertel gut bekannt und beliebt. Doch ihre neue Patientin Tamar macht ihr Probleme. Sie hat in eine jüdische Familie eingeheiratet und lebt im Scheunenviertel. ...

Berlin 1923. Die Hebamme Hulda Gold ist in ihrem Viertel gut bekannt und beliebt. Doch ihre neue Patientin Tamar macht ihr Probleme. Sie hat in eine jüdische Familie eingeheiratet und lebt im Scheunenviertel. Dort ist das Elend groß, aber die Menschen legen großen Wert auf Traditionen. Hulda hat zwar auch jüdische Wurzeln, hat diese Tatsache aber ganz verdrängt. Jetzt wird sie damit konfrontiert. Sie wird Zeuge, wie sich der aufkommende Judenhass im Scheunenviertel entlädt. Als Tamars Baby kurz nach der Geburt verschwindet, sucht sie Hilfe bei ihrem Freund, dem Kommissar Karl North. Gemeinsam kommen sie einer Bande von Kinderhändlern auf die Spur. Besonders Hulda gerät dabei in große Gefahr.

Der zweite Teil von Anne Sterns Serie "Fräulein Gold" trägt den Titel "Scheunenkinder". Dieses Buch ist sehr intensiv. Es geht nicht nur um einen besonders perfiden Fall von Kinderhandel, auch die beginnende Hetze gegen Juden wird gekonnt mit in die Geschichte eingeflochten. Es ist ein beklemmendes Gefühl, in diesem Buch die Anfänge mitzuerleben und das Ende zu kennen. Anne Stern versteht es aber gut, die Düsternis nicht zu groß werden zu lassen. Sie gibt den meisten Personen - die ja schon aus dem ersten Band bekannt sind - einen freundlichen Charakter. Die Zuversicht, daß alles besser wird, ist deutlich spürbar. Die Beziehung zwischen den Hauptpersonen Hulda und Karl wird behutsam aufgebaut. Deshalb ist es immer spannend auf das nächste Buch zu warten. Obwohl hier das Private in den einzelnen Büchern aufeinander aufbaut, kann man die Bücher auch getrennt lesen. Die übrige Handlung ist jeweils abgeschlossen. Es wäre nur schade, den Aufbau der Beziehung von Hulda und Karl nicht genau zu verfolgen!

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Veröffentlicht am 15.11.2020

Ein magisches Buch

Teatime mit Lilibet
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Im Jahr 1932 wird Marion Crawford als Lehrerin von Prinzessin Elisabeth und ihrer Schwester Margaret eingestellt. Sie ist gerade erst 22 Jahre alt und soll nun die beiden englischen Prinzessinnen auf das ...

Im Jahr 1932 wird Marion Crawford als Lehrerin von Prinzessin Elisabeth und ihrer Schwester Margaret eingestellt. Sie ist gerade erst 22 Jahre alt und soll nun die beiden englischen Prinzessinnen auf das Leben vorbereiten. Marion merkt schnell, daß das Leben der Royals nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat. Sie setzt alles daran, besonders Elisabeth an die Realität heranzuführen. Sie fährt mit ihr U-Bahn und geht mit ihr einkaufen, läßt sie putzen und spülen. Daß ihr die zukünftige Königin dabei besonders ans Herz wächst, will sie zunächst nicht wahrhaben. Ihr Handeln wird jedoch mit Argwohn betrachtet, Marion muß lernen, mit den Intrigen am Hofe fertig zu werden. Ihr eigenes Leben stellt sie in den Hintergrund und widmet sich ganz den Prinzessinnen.

"Teatime mit Lilibet" von Wendy Holden ist ein magisches Buch. Es kann den Leser verzaubern und gleichzeitig einige Personen aus dem Hause Windsor entzaubern. Man muß sein Bild über die Mitglieder der königlichen Familie, das man natürlich nur aus den Medien hat, noch einmal neu überdenken. Einige Aussagen machten mir Gänsehaut. Wenn z. B. die verhasste Wallis Simpson sich wundert, daß sie noch keinen Autounfall hatte, sieht man Parallelen zu jemand anderem.... Es wundert also nicht, daß dieses Buch von Marion Crawford über ihr Leben mit den Prinzessinnen am britischen Hof nicht erwünscht war. Man könnte jetzt sagen, sie sei ihre Verbannung selbst Schuld, denn sie hätte die Folgen des Buches absehen können. Ich denke aber, dieses Buch wäre nie so schonungslos offen und ehrlich geschrieben worden, wenn der Abschied vom Königshaus, besonders von Elisabeth, würdevoller ausgefallen wäre. Als Leser muß man froh darüber sein, denn sonst wäre uns ja auch dieses tolle Buch entgangen!

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Veröffentlicht am 15.11.2020

Spannender 2. Teil

Spiele
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Robert Lindström hat als 11jähriger angeblich seinen besten Freund getötet. Doch er erinnert sich an nichts. Aufgrund seines Alters wurde er nicht verurteilt, die Schuldgefühle jedoch verfolgen ihn bis ...

Robert Lindström hat als 11jähriger angeblich seinen besten Freund getötet. Doch er erinnert sich an nichts. Aufgrund seines Alters wurde er nicht verurteilt, die Schuldgefühle jedoch verfolgen ihn bis heute. Eines Tages kontaktiert ihn die Journalistin Lexa, die ein Buch über den Fall schreiben will. Sie selbst glaubt nicht an Roberts Schuld. Zeitgleich wird in dem Stockholmer Vorort, in dem Robert aufwuchs, die Leiche eines jungen Mädchens gefunden. Kommissar Carl Edson nimmt die Ermittlungen auf und kommt der Wahrheit um Robert dabei immer näher....

Bo Svernström hat mit "Spiele" nun eine Fortsetzung zu "Opfer" geschrieben. Beide Bände sind in sich abgeschlossen und somit unabhängig voneinander zu lesen. Das Buch ist in mehrere Handlungsstränge unterteilt. Man erfährt aus Roberts Vergangenheit, lernt ihn hierbei sehr gut kennen und verstehen, liest über Carl Edson und Lexa. All diese Stränge verbinden sich zu einer ausgefeilten Handlung, die an Spannung kaum mehr zu überbieten ist. Bo Svernström nimmt den Leser hier gekonnt gefangen - nicht nur durch die Handlung, sondern auch durch seinen gelungenen Schreibstil, dem man gut folgen kann und dies auch gern macht. Seine Charaktere sind ausgefeilt, gerade Carl Edson hat seinen eigenen Charme. Im Kommissariat nicht sehr beliebt, ermittelt er auf konventionelle Art, ohne Tricks und Hinterhalt. Was noch zu sagen bleibt - das Buch ist nicht unblutig und man muß schon etwas härter im nehmen sein!

Von mir erhält das Buch eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 11.11.2020

Liebe, Lügen und Pferde - tolle Mixtur!

Die Erben von Seydell - Das Gestüt
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Als die junge Witwe Elisabeth im Jahre 1947 plötzlich allein vor einem Schuldenberg steht, erscheint ihr der Verkauf eines geerbten Gestütes in der Lüneburger Heide als letzte Rettung. Während sie versucht, ...

Als die junge Witwe Elisabeth im Jahre 1947 plötzlich allein vor einem Schuldenberg steht, erscheint ihr der Verkauf eines geerbten Gestütes in der Lüneburger Heide als letzte Rettung. Während sie versucht, Kontakt mit dem Miterben herzustellen, der jedoch alles blockiert, kommt sie einem alten Geheimnis um ihre Herkunft auf die Spur..

Sophie Martaler, Pseudonym eines bekannten Autorenduos, legt mit "Das Gestüt" den Auftaktband der Trilogie "Die Erben von Seydell" vor. Dieser Beginn hat mich begeistert. Wer auch immer sich hinter dem Pseudonym verbirgt - das Duo verfügt über einen ganz tollen, fesselnden und lebendigen Schreibstil. Die Charaktere erwachen zu Leben, machen eine tolle Entwicklung mit und rebellieren zum Teil gegen die damals vorherrschenden Regeln. Die Handlung ist sehr vielseitig. Es geht um Geheimnisse, die nach und nach gelöst werden (zum Teil strecken sie sich auch bis in den nächsten Band hinein), ein Liebesgeschichte, Drama und natürlich Pferde. Über diese und ihre Zucht erfährt man hier sehr viel, was das Buch sogar noch lehrreich macht. Dies alles wird hier sehr ausgewogen behandelt, so daß jeder Aspekt der Geschichte einen gleich hohen Anteil aufweist und keine Langeweile aufkommt. Auch der historische Aspekt bekommt hier seinen Platz, steht jedoch mehr im Hintergrund, was für mich völlig in Ordnung geht, denn historische Hintergründe hatte ich hier auch nicht erwartet. Begeistert haben mich auch die gekonnten Zeitsprünge. Diese wecken die Neugier, fesseln und animieren dazu immer mehr lesen zu wollen. Auch gerät der rote Faden trotz dieser Sprünge nie aus den Augen. Dies ist schon eine Kunst für sich!

Mich hat dieser Auftakt sehr begeistert und ich bin gespannt, wie es mit "Die Erben von Seydell" weitergeht!

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Veröffentlicht am 08.11.2020

Immer diese Stranddisteln...

Krabben-Connection
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Hohwacht an der Ostsee - eigentlich ein ruhiges Dorf. Bis plötzlich der Münchner Xaver Kohlgruber aus seinem Hotelzimmer verschwindet und später tot aufgefunden wird. Kommissar Oke Oltmanns, der sich eigentlich ...

Hohwacht an der Ostsee - eigentlich ein ruhiges Dorf. Bis plötzlich der Münchner Xaver Kohlgruber aus seinem Hotelzimmer verschwindet und später tot aufgefunden wird. Kommissar Oke Oltmanns, der sich eigentlich viel lieber als Präparator um den verstorbenen Dackel der Fischbudenbesitzerin und um den gefundenen Seeadler kümmern würde, stößt auf die Bürgerinitiative "Rettet die Stranddistel", bei der es darum geht, Kohlgrubers Hotelprojekt im Naturschutzgebiet zu verhindern. Bei seinen Ermittlungen gerät immer wieder die Hamburger Touristin Carmen Bachmann in sein Visier. Sollte die Ehefrau des Stranddistel-Finders und Mutter von zwei Kindern tatsächlich in den Mord verstrickt sein? Oke beginnt langsam zu verzweifeln...

Patricia Brandt startet mit "Krabben-Connection" eine brandneue Ostsee-Krimi-Serie. Und dieser Auftakt hat mich komplett begeistert. Mit Oke Oltmanns betritt hier ein Ermittler die Bühne, den man sofort ins Herz schließt. Er verfügt über eine gute Portion Humor und nimmt nicht alles tierisch ernst. Er ist der Typ gemütlicher Dorfpolizist, der zusehen muß, daß seine Dienststelle nicht geschlossen wird. Dafür lebt er. Man kann sich unendlich gut in ihn hinein versetzen. Neben ihm sind aber auch sämtliche Dorfbewohner gut und authentisch dargestellt. Da ist die Pensionswirtin, die die Gutschein-Touristen aus Hamburg nur als 2. Wahl behandelt und die Fischbudenbesitzer, die um ihr Geschäft bangen müssen. Highlight ist hier Familie Bachmann. Gerade die Tollpatschigkeit von Carmen sorgt hier für so manchen Lacher. Sie läßt wirklich nichts aus. Und je mehr ihr Mann sich um die Kinder kümmert, desto mehr tritt er in ihre Fußstapfen. Patricia Brandt hat eine ganz tolle Art, alles so zu beschreiben, daß man von Charakteren und Landschaft ein genaues Bild bekommt. Ich persönlich kenne die Region sehr gut und habe alles wiedererkannt. Vor mir lag der Hohwachter Strand, ich war mit auf dem Hessenstein (und ja, die Wendeltreppe hat es in sich), und kenne die erwähnten Orte wie Laboe, Panker und Lütjenburg. Von daher kann ich sagen, daß die Handlungsorte perfekt beschrieben sind! Der Fall um Kohlgruber ist zunächst spannend, allerdings auch schnell durchschaubar. Dies hat aber keinen Einfluß auf das Lesevergnügen, denn dieser Krimi lebt von seinen Charakteren, die in einer wunderschönen Landschaft ihren Weg gehen und mit Humor für gute Laune sorgen!

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