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Veröffentlicht am 25.07.2019

Der Traum der Freiheit

Die Frauen von Salaga
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Sehr selten finde ich Lektüre aus Afrika - nicht nur als Schauplatz, sondern vorallem Autoren dieses Kontinentes. Mit "Die Frauen aus Salaga" habe ich mich nach Westafrika, dem heutigen Ghana, begeben. ...

Sehr selten finde ich Lektüre aus Afrika - nicht nur als Schauplatz, sondern vorallem Autoren dieses Kontinentes. Mit "Die Frauen aus Salaga" habe ich mich nach Westafrika, dem heutigen Ghana, begeben. Dort begleiten wir Ende des 19. Jahrhunderts zwei Frauen unterschiedlicher Herkunft.
Aminah ist ein junges Mädchen aus dem Dorf Botu, welches sich im Landesinneren befindet. Sie gehört zum Volk der Guma. Die Menschen in dieser Gegend sind von den Karawanen abhängig, mit denen sie handeln um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Ihr Vater ist Schuster und Aminah möchte später ebenfalls das Schusterhandwerk erlernen. Doch eines Tages wird das Dorf von Sklavenhändlern überfallen. Die ganze Familie wird getötet oder versklavt, wie auch der Rest des Dorfes.
Wurche hingegen ist die Tochter eines Stammesführers, die in einer Siedlung in Salaga-Kpembe, nahe der Goldküste lebt und deren Reichtum durch den Sklavenhandel gestärkt wird. Sie gehört zum Volk der Gonja. Wurche liebt es zu reiten und zu schießen. Sie ist eine eigenwillige Frau und möchte selbst einmal Mitspracherecht bei ihrem Volk erreichen und ist ihrer Zeit weit voraus. Doch sie muss sich ihrem Vater beugen und Adnan vom Volk der Dogma heiraten, den sie verabscheut.

Die Geschichten der beiden Frauen wird abwechselnd erzählt, wobei ich bei Aminah immer lieber verweilte. Ihr Schicksal fand ich interessanter und sie war eine sehr sympathische Protagonistin. Zu Wurche fand ich erst spät Zugang. Sie wirkte auf mich überheblich und arrogant. Leider fand jedoch in der Geschichte keine große Charakterentwicklung der beiden Frauen statt, obwohl sich beide nichts sehnlicher wünschen, als die eigene Freiheit und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Die Freundschaft der beiden Frauen, die erst sehr spät in der Geschichte aufeinandertreffen, erschien mir nicht wirklich vorhanden. Allerdings verlieben sie sich in denselben Mann. Eine Liebesgeschichte, wie es der Klappentext verheißt, gibt es trotzdem nicht bzw. nur am Rande. Ich fand es schade, dass Aminah und Wurche erst sehr spät aufeinander treffen. Ich hätte gerne mehr Zeit mit Beiden gemeinsam verbracht.

Die Autorin beschreibt das Leben von Aminah und Wurche sehr detailliert. Sie brachte mir diese fremde Kultur näher. Die Beschreibung der Behausungen, der Kleidung und dem Essen, der Einfluss des Islams (Viel-Ehe) und die Landschaft wurden sehr bildhaft dargestellt. Die Konflikte zwischen den einzelnen Stämmen und in weiterer Folge mit den Deutschen, Engländern und Franzosen, sind sehr aufschlussreich beschrieben.
Der Roman greift vorallem die Themen der Sklaverei und der Frauenrechte auf. Die Politik dieser Zeit spielt ebenfalls eine große Rolle. Es war die Zeit, als die Deutschen und die Engländer versuchten in Afrika Fuß zu fassen und Allianzen zu schließen, die jedoch alles andere als stabil waren. Aber auch die Vorherrschaft der Ashanti wurde von den anderen Stämmen nicht gerne gesehen. Die Verteilung und das Auf und Ab der einzelnen Mächte wird sehr gut aufgezeigt.

Schreibstil:
Ayesha Harruna Attah schreibt einerseits sehr distanziert und dann wieder detailverliebt. Abwechselnd erzählt die Autorin aus der Sicht von Aminah und Wurche.
Die vielen für uns fremd klingenden Namen lassen sich zu Beginn schwer lesen und zuordnen. Auch ein Glossar mit der Erklärung der afrikanischen Bräuche und Gerichte, wäre hilfreich gewesen.


Fazit:
Die Autorin entführt uns Europäer mit dieser Geschichte in eine fremde Welt und zwar in das Westafrika Ende des 19. Jahrhunderts. Obwohl mich der Roman nicht ganz überzeugen konnte, bleibt er mir sicherlich alleine wegen des Settings und den liebevollen Beschreibungen der Menschen und ihren Bräuchen, der Landschaft, den unterschiedlichen Machtverhältnissen in der Familie, als auch in der Politik dieser Zeit, in Erinnerung. Eine Geschichte über zwei Frauen, die beide ein unabhängiges Leben in Freiheit führen möchten.

Veröffentlicht am 15.07.2019

Düster und atmosphärisch, aber mit einigen Längen

Dunkelsommer
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"Dunkelsommer" wirbt mit dem Slogan "Ausgezeichnet als bester schwedischer Spannungsroman". Ich durfte das Buch vorab lesen und kann leider dem Zitat am Sticker nicht ganz zustimmen.

Der Klappentext hört ...

"Dunkelsommer" wirbt mit dem Slogan "Ausgezeichnet als bester schwedischer Spannungsroman". Ich durfte das Buch vorab lesen und kann leider dem Zitat am Sticker nicht ganz zustimmen.

Der Klappentext hört sich spannend und mysteriös an, was auch bei mir sofort die Neugier auf dieses Buch geweckt hat. Oftmals sind ja Spannungsromane weitaus packender als so mancher Thriller. Ich hatte bereits einige tolle Lesestunden mit diesem "Untergenre". Nach dem Lesen der Geschichte finde ich die Bezeichnung des Verlages perfekt gewählt, auch wenn die Spannung erst im letzten Drittel des Romans deutlich ansteigt.
Düster beginnt "Dunkelsommer" - passend zum Titel. Lelle, der seit drei Jahren auf der Suche nach seiner vermissten Tochter ist, lebt am Abgrund. Er raucht und trinkt zuviel und nervt die Polizei mit seinen Beobachtungen. Durch seine verzweifelte Besessenheit ging auch seine Ehe mit Anette in die Brüche und Lelle flüchtete sich weiter in Selbstvorwürfe. Seither versucht er Lina aufzuspüren und fährt Nacht für Nacht die Umgebung ab. Dunkle Waldwege, versteckte Bauernhöfe und zerfallene Gemäuer wecken auch den einen oder anderen Sonderling, den Lelle überrascht. Doch eine Spur von Lina findet er nicht...

Auch Meja ist eine zerbrochene Seele. Ihre Mutter ist Alkoholikerin, tablettensüchtig und wechselt regelmäßig ihre Wohnorte, wie ihre Männer. Von Stockholm ziehen Meja und Mutter Silja nach Nordschweden zu Torbjörn, den Silja im Internet kennengelernt hat. Dieser wohnt in einem verlassen und ziemlich heruntergekommenen Hof im Wald. Den erwünschten Aufstieg bekommt Selja durch Torbjörn nicht. Meja wünscht sich nichts sehnlicher, als eine Familie und einen festen Wohnsitz. Sobald wie möglich möchte sie sich von ihrer Mutter loslösen. Doch in der einsamen Gegend, in der sie gelandet sind, ist es noch schwieriger Gleichaltirge zu finden und Freundschaften zu schließen. Da lernt sie Carl-Johan und seine Brüder kennen. Die Familie erinnerte mich an sogenannte Prepper. Sie versorgen sich selbst, schotten sich von der Umwelt ab und sind auf einen Angriff...von wem auch immer...präzise vorbereitet. Meja ist begeistert vom Familienzusammenhalt, den sie nie kennengelernt hat. Doch dann verschwindet ein weiteres Mädchen...

Der Roman ist in zwei Teile aufgegliedert. Im ersten Teil wird auf zwei Ebenen die Geschichte von Lelle und Meja erzählt. Im zweiten Teil kommt noch eine weitere Perspektive hinzu. Es handelt sich um ein vermisstes Mädchen, das ihre Gefangenschaft schildert.
Durch den regelmäßigen Wechsel der Handlungsstränge begleiten wir zuerst beide Protagnisten. Dadurch wird langsam immer mehr Spannug aufgebaut. Trotzdem ist besonders der Mittelteil etwas langsam und schleppend. Beide Stränge bzw. Protagonisten finden erst spät zueinander. Bis dahin fragt man sich, wie diese Begegnung, die im Klappentext angekündigt wird, wohl passieren wird und wie die Geschehnisse der beiden zusammenhängen. Die sehr düstere Stimmung und vorallem die Selbstzerstörung von Lelle, wie auch Mejas trostlose Situation haben mich beim Lesen ziemlich runtergezogen. Wir haben hier zwar keinen typischen schwedischen Ermittler, der zerbrochen ist und seinen Kummer im Alkohol ertränkt, jedoch entspricht Lalle (er ist Lehrer!) diesem klischeehaften Bild eines Schweden in den sogenannten "Schwedenkrimis" vollkommen (dem ich hiermit widersprechen möchte! Die Schweden sind ein herzliches und freundliches Völkchen).
Die beklemmende Stimmung wird aber auch durch die Themen der Trauerverabeitung und der Einsamkeit dieser Menschen dargestellt. Stina Jackson bedient sich nicht nur der inneren Einsamkeit, sondern beschreibt auch die Weitläufigkeit des Landes. Dabei hatte ich immer das Gefühl in einem dunklen Wald herumzuirren, obwohl der Roman im Sommer im Norden Schwedens spielt....eine Zeit, wo es um diese Jahreszeit, an der sich Tag und Nacht angleichen, es in Skandinavien eigentlich nie richtig dunkel wird. Das hat mich etwas verwirrt....

Bis es zum finalen Countdown kommt, der wirklich spannend und gelungen ist, hat die Geschichte allerdings so einige Längen. Das liegt auch an den vielen Wiederholungen, die ich nach einiger Zeit etwas eintönig fand. Lelle fährt Nacht für Nacht durch die menschenleere Gegend, raucht und macht sich Selbstvorwürfe. Was anfangs noch begeistert und eine etwas mysteriöse Atmosphäre produziert, driftet in Langeweile ab. Gefühlt las ich diese Situation unheimlich oft, bis endlich etwas geschieht.
Leider hatte ich auch sehr bald einen Verdacht, wer der Täter sein könnte und bekam am Ende die Bestätigung, dass ich richtig getippt hatte.
Insgesamt ist der Spannungsroman nicht schlecht, aber er trat für mich zu lange an derselben Stelle und konnte mich erst zum Ende hin richtig abholen, auch wenn der Schluss etwas zu "harmonisch" wirkt.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist einfach und dialoglastig. Es gibt keine Kapiteleinteilung. Die Charaktere sind äußerst authentisch beschrieben. Die Einblicke in das Seelenleben der Figuren sind Stina Jackson wirklich gelungen. Ich fühlte mit Lelle und Meja mit und konnte ihre innere Verzweiflung auf jeder Seite spüren. Hier muss ich der Autorin ein großes Kompliment machen.

Fazit:
Ein düsterer Spannungsroman, der doch so einige Längen hat, aber insgesamt eine latente Spannung aufweisen kann. Zu lesen lohnt sich dieses Debut trotzdem, wenn man sich dem typischen schwedischen Flair hingeben möchte und wegen der Vorhersehbarkeit ein Auge zudrückt.

Veröffentlicht am 28.06.2019

Bleibt leider oberflächlich

Die Villa an der Elbe
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Wieder einmal ein Roman mit einem Klappentext, der ziemlich am Inhalt vorbeigeht....
Die beschriebene Szene passiert im letzten Viertel des Buchess und ist daher nicht wirklich aussagekräftig, was den ...

Wieder einmal ein Roman mit einem Klappentext, der ziemlich am Inhalt vorbeigeht....
Die beschriebene Szene passiert im letzten Viertel des Buchess und ist daher nicht wirklich aussagekräftig, was den Inhalt betrifft. Auf der anderen Seite spoilert er wenigstens nicht...

Der historische Roman von Linda Belgado erzählt auf zwei Zeitebenen über zwei Familien und ein großes Familiengeheimnis.
Im Jahr 1900 geht Helena von der Haardt gemeinsam mit ihrer 12jährigen Schwester Anni und den Eltern an Bord der "Kaiser Wilhelm der Große". Während der Überfahrt nach New York soll die Verlobung von Helena mit dem Reedersohn Gustav Clausen mit großem Pomp gefeiert werden. Als das Schiff am Pier von Hoboken anlegt, bricht ein verheerender Brand auf einem der am Pier vertauten Schiffe aus, das sich rasend schnell ausbreitet. Helena, ihr Dienstmädchen Clara und ihr Vater sind zu dieser Zeit am Pier unterwegs. Das Feuer breitet sich rasant aus und hinterlässt einen verwüsteten Hafen und jede Menge Opfer. Auch Helena und Clara kehren nicht auf die "Kaiser Wilhelm der Große" zurück. Daraufhin reist die traumatisierte Familie zurück nach Hamburg. Besonders die Mutter überwindet den Tod ihrer ältesten Tochter nur schwer. Nur Anni glaubt nicht, dass Helena im Feuer umgekommen ist...
Im Gegenwartsstrang im Jahre 2017 lernen wir Jonas, den Urenkel des damaligen Verlobten von Helena, Gustav Clausen, kennen. Jonas tritt nach dem überraschenden Tod seines Vater sein Erbe in der familieneigenen Reederei an. Entsetzt stellt er fest, dass diese kurz vor dem Bankrott steht.
In New York träumt Amely Thompson von einem eigenen Cateringservice. Beide finden unabhängig voneinander alte Dokumente mit dem Hinweis zu einem geheimen Gelddepot in einer New Yorker Bank. Doch keiner der Beiden kennt die Verfasserin des Briefes, noch den Zahlencode für das Schließfach....

Hätte die Autorin diesen Roman nur mit der Geschichte aus dem Vergangenheitsstrang gefüllt, wäre meine Bewertung sehr viel besser ausgefallen. Dieser ist wirklich gelungen und spornt zum Weiterlesen an. Das historische Ambiente, als auch die Charaktere überzeugen. Die großen Unterschiede zwischen den Gesellschaftsklassen, als auch die Stellung der Frau zu dieser Zeit, sind wichtige Themen, die Linda Belago anspricht.
Die Schauplätze sind bildhaft und zeitgemäß dargestellt. Die Lebensverhältnisse im New York der Jahrhundertwende werden anschaulich erzählt. Die vielen Einwanderer erliegen dem Mythos des reichen Amerikas, doch die Wahrheit sieht meistens anders aus. Ich fieberte mit den Protagonisten mit und hatte Spaß am Lesen. Auch die Familiengeschichte rund um das große Geheimnis liest sich ansprechend.

Der Gegenwartsstrang hingegen konnte mich nicht überzeugen. Die Figuren blieben farblos und besonders Amely blieb mir fremd. Zu viele gewollte Zufälle und Ungereimtheiten säumen die Seiten. Auch das viel zu rasch abgehandelte Ende wirkt überhastet und am Schluss bleiben doch viele wichtige Fragen offen.
Der Buchtitel ist vom Verlag nicht gut gewählt und irreführend, den die angesprochene Villa kommt kaum vor.

Im Großen und Ganzen fehlt es dem Roman leider an Tiefe. Mit dem ziemlich offenen Ende wirkt - der eigentlich doch unterhaltsame und teilweise spannende Roman - als Gesamtkonzept dann eher nur mehr mittelmäßig...schade!

Schreibstil:
Der Roman liest sich leicht und flüssig. Vorallem das historische Ambiente und die bildhaften Beschreibungen sind gelungen. Bei der Figurenzeichung bin ich jedoch zwiegespalten. Annie und Helena sind mir nahe gekommen und sind facettenreiche Charaktere. Jonas und Amely hingegen blieben völlig an der Oberfläche. Man kann kaum etwas über die beiden Figuren aus dem Gegenwartsstrang sagen.

Fazit:
Ein kurzweiliger Roman, dem es etwas an Tiefe fehlt. Während mich der Handlungstrang aus der Vergangenheit schnell in den Bann gezogen hat, konnte mich der Gegenwartsstrang nicht überzeugen. Das abrupte Ende und einige offene Fragen schmälern leider das Gesamtlesevergnügen.

Veröffentlicht am 18.06.2019

Guter Thriller mit ein paar Schwächen

Alles, was du fürchtest
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Dies ist mein erster Thriller von Peter Swanson, obwohl ich den gehypten letzten Thriller "Die Gerechte" des Autors auf meinem SuB habe. Da die Meinungen eindeutig dazu tendieren, dass "Alles, was du fürchtest" ...

Dies ist mein erster Thriller von Peter Swanson, obwohl ich den gehypten letzten Thriller "Die Gerechte" des Autors auf meinem SuB habe. Da die Meinungen eindeutig dazu tendieren, dass "Alles, was du fürchtest" nicht an seinem Vorgänger herankommt, habe ich das Buch aus der Bücherei mitgenommen und hebe mir "Die Gerechte" für später auf.

Das Thema Wohnungstausch kommt bei Thriller in letzter Zeit häufiger vor. In diesem Buch hat es aber nur anfangs eine Bedeutung, der Thriller geht danach in eine andere Richtung.
Kate, unser Hauptcharakter, möchte endlich ihre Vergangenheit hinter sich lassen. Deshalb stimmt sie einem sechsmonatigen Wohnungstausch mit ihrem Kusin Corbin zu, der in Boston wohnt. Während sie sich auf dem Weg über den Antlantik macht, fliegt Corbin nach London und wird ihre kleine Wohnung beziehen. Kaum angekommen, erfährt Kate, dass ihre Wohnungsnachbarin tot aufgefunden wurde und verständigt Corbin. Dieser erzählt ihr, dass er die junge Frau kaum kannte. Doch warum findet Kate den Wohnungsschlüssel des Mordopfers bei ihm in der Wohnung? Alan, ebenfalls ein Bewohner des Hauses, freundet sich mit Kate an. Doch bald findet sie heraus, dass er das Mordopfer gestalkt hat. Zusätzlich passieren mysteriöse Dinge, die sie bald an ihre Grenzen bringen. Eigentlich hat aich Kate eine Auszeit genommen, damit sie ein normales Leben führen kann. Sie leidet noch immer unter Panikattacken und möchte endlich mit ihrer Vergangenheit abschließen....

Den Einstieg aus der Sicht von Kate fand ich gelungen. Danach braucht man allerdings einen etwas längeren Atem bis die Geschichte endlich in Fahrt kommt. Oftmals konnte ich Kates Verhalten, besonders mit dem Bezug zu ihrer Vergangenheit, nicht verstehen. Sie ist eine unsichere junge Frau und man fragt sich als Leser, ob die mysteriösen Dinge wirklich passieren oder sich Kate alles nur einbildet. Richtig warm wurde ich mit ihr nicht. Der Autor spielt hier gekonnt mit der Angst der Protagonistin und verunsichert dabei auch den Leser. Mit der Zeit entwickelt sich Kate jedoch wahnsinnig weiter. Generell legt Swanson großen Wert auf seine Charaktere und deren Hintergründe. Die Konstellationen sind gelungen, ebenso spielt er mit moralischen Verwerflichkeiten. Sympathisch waren sie mir allerdings nicht wirklich. Der Autor widmet sich auch vielen Nebensächlickeiten und nimmt dadurch wesentlich Tempo aus seiner Geschichte. Gefallen hat mir, dass man aus verschiedenen Perspektiven und Sichtweisen liest, während sich das Grauen langsam verdichtet.
Swanson erzählt sehr detailliert und hat einige tolle Plottwists eingebaut. Durch die verschiedenen Erzählperspektiven gab es aber auch einige Wiederholungen. Das Ende ist rasant und spannend, aber nicht unbedingt eine Überraschung, denn den Täter hatte ich bereits identifiziert...schade!

Schreibstil:
Peter Swanson schreibt flüssig und man liest sich schnell durch die 400 Seiten, obwohl es doch einige Längen gibt. Die Kapitel sind eher kurz gehalten. Erzählt wird aus verschiedenen Sichtweisen. Die Charaktere sind sehr vielschichtig dargestellt und sind eher undurchsichtig.

Fazit:
Ein interessanter Thriller, der etwas langsam in Fahrt kommt und leider auch den Täter zu früh preis gibt. Der Rest ist facettenreich, das Setting gelungen. Der Autor spielt gekonnt mit der Angst der Protagonistin und der Leser. Guter Thriller mit einigen Schwächen.

Veröffentlicht am 05.06.2019

Der ruhigste Sarah Pauli Krimi

Mord im Hotel Sacher
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"Mord im Hotel Sacher" ist bereits der neunte Fall der sympathischen Sarah Pauli, die als Journalistin beim Wiener Boten arbeitet. Ihre Kolumnen über Bräuche und Aberglauben sind bei den Lesern sehr beliebt ...

"Mord im Hotel Sacher" ist bereits der neunte Fall der sympathischen Sarah Pauli, die als Journalistin beim Wiener Boten arbeitet. Ihre Kolumnen über Bräuche und Aberglauben sind bei den Lesern sehr beliebt und ihre Spürnase bringt sie immer wieder in unglaubliche Situationen.
Diesmal feiert Sarah mit ihrer Familie das Frühlingsfest im Hotel Sacher, als ihr eine Frau auffällt, die sich komisch benimmt. Kurze Zeit später findet man genau diese Person erschlagen auf der Damentoilette. Sofort ist Sarah Neugierde geweckt und sie beginnt nachzuforschen. Die Tote ist eine Konditorin, die unweit vom Hotel in einer Patisserie gearbeitet hat. Sie hat kunstvolle Torten kreiert, die sich in Wien großer Beliebtheit erfreuen. Mit ihrem Chef und Freund Max Brücker führte sie eine On/Off Beziehung, die ihn sehr schnell ins Visier der Polizei rücken. Doch Sarah ist nicht überzeugt von dieser angeblichen Beziehungsstat....

Was passt besser zum Hotel Sacher als ein Krimi rund um eine Konditorin und Tortenkreationen?
Wer kennt sie nicht die berühmte Sacher Torte, die eigentlich von Eduard Sacher in der k.u.k. Hofzucker Bäckerei Demel kreiert worden ist und dies zu einem Rechtsstreit zwischen dem Hause Sacher und dem Hause Demel führte?
Besagte ermordete Konditorin hat mit ihren Tortenkreationen aber auch verborgene Botschaften versteckt. Mit der Sprache der (Zucker- oder Marzipan-) Blumen hat sie ihren fantasievollen Torten noch den speziellen Touch gegeben. Deswegen zweifelt Sarah immer mehr an der angeblichen Beziehungstat. Gekonnt lässt Beate Maxian die Sprache der Blumen miteinfließen. Ein angeblich neuer Freund gibt ebenfalls Rätsel auf. Anja, die beste Freundin der ermordeten Iris und kontrollsüchtige Lehrerin, kann nicht verstehen, dass diese Geheimnisse vor ihr hatte. Während Sarah sich im Freundeskreis von Iris umsieht, bringt der Tod von Iris Anja völlig aus der Fassung.

Die Kombination aus Journalismus und Ermittlung beherrscht Sarah Pauli vollkommen. Mittlerweile ist Kommissar Stein fast ein Freund für Sarah geworden, der ihre Nachforschungen akzeptiert. Beruflich steht Sarah vor einer Beförderung und privat wird sie bald umziehen. Trotz all diesen Veränderungen bleibt der Krimi eher ruhig und fast zu harmonisch. Die Spannungskurve ist diesmal eher im Mittelfeld zu finden.

Man kann diesen neunten Teil auch alleinstehend lesen, aber die Reihe einzuhalten wäre sinnvoller, da sich die Charaktere weiterentwickeln.

Schreibstil:
Beate Maxian schreibt mit viel Lokalkolorit und vermittelt dem Lesergekonnt den Flair und Charme der Stadt Wien. Die Geschichte ist kurzweilig und lässt sich flüssig lesen. Mit ihrer sympathischen Journalistin Sarah Pauli hat die Autorin eine richtige Kultfigur erschaffen. Die Charaktere sind authentisch und haben Ecken und Kanten.

Fazit:
Ein sehr ruhiger Krimi, der etwas mehr an Spannung vertragen hätte! Die detaillierte Beschreibung Wiens und der Torten macht Lust auf mehr und die einzigartige Ermittlerin trägt die Geschichte. Einer der schwächeren Krimis der Reihe. Trotzdem werde ich auch Sarah Paulis zehnten Fall wieder lesen.