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Veröffentlicht am 22.03.2020

Historisch interessant, aber eine kompaktere Darstellung wäre gefälliger

Die Schule am Meer
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Die Autorin behandelt in diesem doch immerhin 568 Seiten langen Roman ein historisch interessantes schulpolitisches Thema, nämlich die in den 1920er Jahren tatsächlich neu gegründete und zum Abitur führende ...

Die Autorin behandelt in diesem doch immerhin 568 Seiten langen Roman ein historisch interessantes schulpolitisches Thema, nämlich die in den 1920er Jahren tatsächlich neu gegründete und zum Abitur führende Internatsschule auf Juist. Diese vertrat reformpädagogische Ziele mit Koedukation, Gleichberechtigung zwischen Schülern und Lehrern sowie der Schüler untereinander, Lernen im Einklang mit der Natur, Musikerziehung als wichtiges Fach. Es wundert somit nicht, dass sie auf beträchtliche Vorbehalte bei den Einheimischen und natürlich der zunehmend an Bedeutung gewinnenden nationalsozialistischen Gemeinde stieß und als Juden- bzw. Kommunistenschule verschrien war. Erzählt wird aus der Perspektive einiger weniger beteiligter Lehrer, Schüler, Mitarbeiter, Insulaner, wodurch Abwechslung beim Lesen einkehrt. Es gibt große Zeitsprünge, da zwischen den einzelnen Erzählsträngen in der Regel mehr als ein Jahr liegt. Mir persönlich ist die Darstellung des besonderen Schulkonzepts zu kurz gekommen und es wird mit epischer Breite auf am Rande liegende Ereignisse eingegangen. Der historische Hintergrund mit dem erwachenden Nationalsozialismus ist sehr interessant, ebenso die vielfältigen Schwierigkeiten finanzieller und persönlicher Art der Schulgründer, die den einen oder anderen an dem Reformkonzept verzweifeln lässt.
Unterhaltsam, eher dreieinhalb als vier Sterne.

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Veröffentlicht am 17.03.2020

Schöner Generationenroman

Die Glasschwestern
1

Sehr verschieden sind die 39jährigen Zwillingsschwestern Dunja und Saphie, die als Kinder in ihrem Heimatdorf im ehemals innerdeutschen Grenzgebiet „Glasschwestern“ (daher der Buchtitel) genannt wurden, ...

Sehr verschieden sind die 39jährigen Zwillingsschwestern Dunja und Saphie, die als Kinder in ihrem Heimatdorf im ehemals innerdeutschen Grenzgebiet „Glasschwestern“ (daher der Buchtitel) genannt wurden, weil sie den handgemachten, geblasenen Glasschmuck ihres Vaters trugen. Eine merkwürdige Parallele gibt es aber in ihrem Leben: Ihre beiden Männer/Lebensgefährten sterben am selben Tag. Daraufhin zieht Dunja aus der Großstadt zurück in das kleine Dorf ihrer Kindheit, wo Saphie ein Hotel führt. Sehr seltsam ist es dann, dass Dunja mehr und mehr wie Saphie wird (von der in engen sozialen Verhältnissen lebenden, zum Grübeln neigenden Frau zur erfolgreichen Hotelmanagerin) und umgekehrt (die früher eher vorausschauende Saphie arbeitet ihre Ehe mit einem Säufer auf, der ihre eigene Liebe zu ihm nicht so recht erwidern wollte). Daneben spielen familiäre Probleme mit ihrer jüngeren Schwester und Dunjas zwei Kindern eine wichtige Rolle. Auch die deutsch-deutsche Geschichte wird – wenn auch nur am Rande – anhand eines Fluchttunnels thematisiert, in dessen Bau der Vater auf seltsame Weise involviert war.
Das Buch liest sich gut und flüssig. Der Schreibstil ist sehr besonders. Sehr gefallen haben mir die Kapitelüberschriften, die jeweils kleine Lebensweisheiten wiedergeben (z.B. „Alte Liebe rostet, wenn sie neue kostet“), sowie die ungewöhnlichen, wenngleich gewöhnungsbedürftigen Vornamen der Romanfiguren, die einem altdeutschen Kalender entlehnt sind. Es ist besonders Fans von Familiengeschichten zu empfehlen. Die Darstellung des unbedingten Familienzusammenhaltes ist sehr schön. Als Leser fühlt man sich bildlich in die kleine Welt der Schwestern im Hotel hineinversetzt.

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Veröffentlicht am 02.10.2019

Wieder Post von Verstorbenen

Postscript - Was ich dir noch sagen möchte
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Nachdem ich dieses Buch gelesen habe, ist mir einmal mehr deutlich geworden, wie sehr sich mein Lesegeschmack im Laufe der Zeit doch verändert hat. Den ersten Band zu diesem Buch „P.S. Ich liebe Dich“ ...

Nachdem ich dieses Buch gelesen habe, ist mir einmal mehr deutlich geworden, wie sehr sich mein Lesegeschmack im Laufe der Zeit doch verändert hat. Den ersten Band zu diesem Buch „P.S. Ich liebe Dich“ habe ich um seinen Erscheinungstermin herum ca. 2005 gelesen. Von ihm jedenfalls war ich seinerzeit begeistert. Jetzt sind bald fünfzehn Jahre ins Land gegangen und von Begeisterung für das vorliegende Buch kann ich nicht so recht sprechen. Für mich ist es in eine Schublade mit den Büchern von Moyes und Kinsella zu packen, wenngleich natürlich auch sie ihre treuen und zufriedenen Leser(innen) haben. Was mir im Wesentlichen missfällt, ist, dass die Geschichte einen Hang zum Kitsch hat, auf jeden Fall insoweit grenzwertig ist. Das fängt schon damit an, worauf sie sich gründet. Die Protagonistin Holly hat sich sieben Jahre nach dem Tod ihres viel zu jung gestorbenen, geliebten Ehemannes Gerry ein neues Leben aufgebaut. Dennoch wird sie jetzt nach so langer Zeit erneut von Trauer und wiederkehrenden Erinnerungen an ihren Mann heimgesucht. Auslöser ist, dass sie eine neu gegründete Gruppe Sterbenskranker dabei beraten soll, wie diese nach ihrem Vorbild Briefe für ihre Hinterbliebenen schreiben. Das führt dann dazu, dass es auf einmal nur so von hinterlassenen Botschaften wimmelt und – noch eines oben aufgesetzt – sogar Holly wieder einen Brief von Gerry zugespielt bekommt. Das ist für mich schlichtweg zu viel, zumal doch Gerrys Idee seinerzeit individuell auf Holly abgestimmt war. Positiv beeindruckt hat mich hingegen, wie die Themen Trauer und Tod verarbeitet werden und man mit der Frage konfrontiert wird, was wir unseren Lieben nach unserem Tod mitgeben können.
Wie schon gesagt, für Leserinnen anderer Bücher von Ahern sowie von Moyes und Kinsella zu empfehlen.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Über Sklaverei und Abenteuer

Washington Black
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Das Buch ist eine Mischung aus Abhandlung über Sklaverei und Abenteuerroman.

Es führt uns in das Jahr 1830 auf eine Zuckerrohrplantage auf Barbados. Dort ist der 11jährige Wash seit jeher Sklave und hat ...

Das Buch ist eine Mischung aus Abhandlung über Sklaverei und Abenteuerroman.

Es führt uns in das Jahr 1830 auf eine Zuckerrohrplantage auf Barbados. Dort ist der 11jährige Wash seit jeher Sklave und hat die Freiheit nie gekannt. Der Bruder (Titch) des brutalen Plantageneigners, ein Gegner der Sklaverei und Wissenschaftler, macht Wash zu seinem Assistenten bei einem Projekt und fördert sein Talent zum Zeichnen und sein Interesse an der Meeresbiologie, die zu seiner Passion werden. Ab einer überstürzten gemeinsamen Flucht beginnt für Wash ein Leben voller Abenteuer, das ihn zu verschiedenen Stationen rund um den Erdball führt.
Die erste Hälfte des Buches ist für mich eindeutig die stärkere; der dritte und vierte Teil reichen nicht an sie heran. Ab der Überleitung auf sie ändert sich denn auch die Art der Darstellung. Während es zunächst noch hauptsächlich um die Sklaverei geht, wird es später eher nachdenklich und kontemplativ. Wash quälen die Fragen nach seiner Herkunft und ob er seine Vergangenheit als Sklave jemals abschütteln kann, ferner, ob Titch ihn allein aus eigensüchtigen Gründen gerettet hat oder weil es für ihn ein moralisches Gebot war. Diese Fragen werden im Laufe der Geschichte immer wieder aufgeworfen und zu ihrem Hauptthema.
Interessant zu lesen sind die angesprochenen wissenschaftlichen Aspekte, zum Beispiel zur Entwicklung einer Flugmaschine und zur Gründung des ersten Aquariums mit Meerestieren.
Mein einziger Kritikpunkt geht dahin, dass die Geschichte teilweise ins Märchenhafte abdriftet und zu viele zufällige Fügungen ihren Verlauf bestimmen.
Insgesamt aber eine fesselnde Geschichte mit einem liebenswerten Helden.

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Veröffentlicht am 28.01.2019

Perfekt für Leser(innen) von Groschenromanen

Schund und Sühne
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Es gibt sie noch, die guten alten Groschenromane, die nicht unbedingt jedermanns Sache sind, weil ihnen ja doch eher der Ruf einer Schundlektüre anhaftet. Wer sie aber liest oder sich einmal mit diesem ...

Es gibt sie noch, die guten alten Groschenromane, die nicht unbedingt jedermanns Sache sind, weil ihnen ja doch eher der Ruf einer Schundlektüre anhaftet. Wer sie aber liest oder sich einmal mit diesem Genre vertraut machen will, sollte das vorliegende Buch lesen Es stammt aus der Feder einer Autorin, die aufgrund ihres beruflichen Werdeganges geradezu prädestiniert ist, eine Geschichte zu schreiben, die in der Welt des Adels spielt und in der eine Protagonistin (Kat) Fürstenhefte verfasst. Anna Basener finanzierte sich nämlich ihr Studium durch das Schreiben von Heftromanen für den Bastei Verlag. Die „Zeit“ nannte sie einmal „die erfolgreichste Groschenromanautorin Deutschlands“.
Ob Anna Basener vielleicht identisch ist mit oben erwähnter Kat, also eine autobiographische Geschichte geschrieben hat, weiß ich nicht. Auf jeden Fall haben beide viele Gemeinsamkeiten. Die Kat in der Geschichte ist ebenfalls eine namhafte Autorin von Fürstenheften und begibt sich anlässlich eines Literaturstipendiums auf das Schloss der Fürstenfamilie von Schell. Dort nimmt sie eine Zeitlang am Leben der Familie teil, zu der der auf Weitervererbung seines Besitzes bedachte Fürst Fredi, seine an Depressionen leidende Gemahlin Follie, ihr schwuler Sohn Valu mit Liebe zum Familienbesitz, ihre von potentiellen Ehemänner verschmähte Tochter Seph sowie die etwas exzentrische Schwägerin Gratzi gehören. Zu Gast ist ferner noch der auf biologische Rosenzucht fixierte Moritz. Obwohl Kat mehrere Wochen lang das Leben der von und zus in Natura miterlebt, hat sie doch eine Schreibsperre, begründet in ihrer unglücklichen Liebe zu einem ihrer Förderer und einigen tragischen Erlebnissen. Am Ende ist jedenfalls nichts mehr so, wie es vorher war.
Durch die Lektüre habe ich mich gut unterhalten gefühlt. Einblick in die Welt des Adels erhält man ja sonst nur durch einschlägige Frauenzeitschriften, die beim Friseur oder im Wartezimmer des Arztes ausliegen. So jedenfalls durfte man einmal selbst für eine Weile teilhaben am Leben der „Blaublütigen“. Es tun sich sogar Ähnlichkeiten mit lebenden Aristokraten auf. Mein Resultat am Ende ist, dass ich um nichts in der Welt mein bescheidenes Leben gegen ein solches hinter Schlossmauern eintauschen möchte. Denn dort glänzt entgegen dem Anschein doch nicht alles. Wie heißt es passend: Adel verpflichtet. Vor allem, wenn einzelne Adlige von jahrhundertealten Gepflogenheiten und Traditionen abweichen wollen, werden sie gedeckelt. Das Buch liest sich schnell und flüssig. Es enthält allerdings einige Passagen, die für mich verzichtbar sind, weil ich derart nicht lesen möchte (mehrere detailreiche Sexszenen und die blutrünstige Beschreibung einer Hirschjagd).
Alles in allem ein von mir im Mittelfeld angesiedeltes Buch.

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