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Veröffentlicht am 04.02.2021

Das Frauenbild in Südkorea

Kim Jiyoung, geboren 1982
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Dieser Roman berührte bei seinem Erscheinen in Südkorea im Jahr 2016 einen Nerv und wurde eines der meist verkauften Bücher, auch weltweit.
In ihm erzählt die Autorin die Geschichte der koreanischen ...

Dieser Roman berührte bei seinem Erscheinen in Südkorea im Jahr 2016 einen Nerv und wurde eines der meist verkauften Bücher, auch weltweit.
In ihm erzählt die Autorin die Geschichte der koreanischen Durchschnittsbürgerin Kim Jiyoung von ihrer Geburt im Jahr 1982 bis 2016. Kim Jiyoung erfährt in allen Phasen ihres Lebens systematische Frauenfeindlichkeit, sei es als Kind in ihrer eigenen Familie, in der Schule und an der Universität, am Arbeitsplatz, als Ehefrau und Mutter. Nicht nur hat die Protagonistin unter stereotypischen, Frauen hassenden Machos zu leiden, die durchaus auch zahlreich vorkommen. Nein, es besteht ein ganzes Netz von gesellschaftlichen Faktoren, Einstellungen und Erscheinungen, die sich zum Nachteil von Kim Jiyoung auswirken – z.B. das Erziehungssystem, die Wirtschaftskrise. Ein allgegenwärtiges Gefühl der Ohnmacht und verinnerlichte gesellschaftliche Regeln führen bei Frauen zu einem Trauma, das über Generationen weitergegeben wird: Als Kim Jiyoung geboren wird, entschuldigt sich ihre Mutter bei ihrer Schwiegermutter dafür, ein Mädchen statt eines Jungen bekommen zu haben. Als Kim Jiyoung mit einem Mädchen schwanger ist, wird sie von ihren Mitmenschen bemitleidet und getröstet. Eine Frau zu sein, bedeutet ein Scheitern.
Das Buch führte zu einer heftigen Sexismus-Debatte in Südkorea. So völlig fremd sind die geschilderten Zustände auch hierzulande nicht. Sprachlich ist das Buch eher nüchtern gehalten. Die Autorin streut interessante belegte Studien und Forschungen über die Lage der Frauen ein. Das Ergebnis ist erschütternd: Die Geschlechterungleichheit in Südkorea ist eine der höchsten in der Welt.

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Veröffentlicht am 31.01.2021

Sachliche Schilderung einer Kindheit zwischen mehreren Welten

Das achte Kind
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Es handelt sich um eine sehr lesenswerte Autobiografie des Autors.
1974 in Deutschland geboren, verbringt er Kindheit und Jugend zwischen mehreren Welten. Seine Mutter kommt jung als Gastarbeiterin aus ...

Es handelt sich um eine sehr lesenswerte Autobiografie des Autors.
1974 in Deutschland geboren, verbringt er Kindheit und Jugend zwischen mehreren Welten. Seine Mutter kommt jung als Gastarbeiterin aus einem äußerst ärmlichen kroatischen Bergdorf in eine Fabrik nach Würzburg. Da sein Vater ein verantwortungsloser Kleinkrimineller ist, bringt sie ihn schon als Säugling in einer gutbürgerlichen Pflegefamilie unter, unterhält aber regelmäßigen Besuchskontakt zu ihm. Alem lässt sie im Glauben, sein Vater sei verstorben. Erneut gerät sie an den falschen Mann, einen Alkoholiker, der gegenüber ihr und Alem gewalttätig ist. In seiner Pflegefamilie erfährt er Liebe und Geborgenheit. Die offen kund getane nationalsozialistische Einstellung seines Pflegevaters belastet später das Verhältnis zwischen ihnen.
Ganz im Stile eines Journalisten, der Grabovac ja für „Die Zeit“, „Welt“ und „taz“ ist, hat er diese Autobiografie völlig nüchtern und distanziert abgefasst. Alles ist sehr authentisch dargestellt. Sehr informativ sind die Einblicke in die 1970er und 1980er Jahre in Deutschland und Kroatien, vor allem auf die Welt der Gastarbeiter („Jugos“) und den Jugoslawienkrieg.
Das Buch kann ich nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 30.01.2021

Nostalgische Reise ins Jahr 1968

Die Welt war eine Murmel
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Dieser Roman nimmt uns auf eine ganz wunderbare nostalgische Reise zurück ins Jahr 1968 mit.
Der Erzähler Sigi entrümpelt in der Gegenwart den Dachboden seiner verstorbenen Mutter und findet aufbewahrte ...

Dieser Roman nimmt uns auf eine ganz wunderbare nostalgische Reise zurück ins Jahr 1968 mit.
Der Erzähler Sigi entrümpelt in der Gegenwart den Dachboden seiner verstorbenen Mutter und findet aufbewahrte Erinnerungsstücke. Diese sind für ihn Anlass, aus seiner Kindheit im Jahr 1968 zu erzählen, als er 10 Jahre alt war. Dabei geht es etwa um die erste Familienurlaubsreise nach Italien, seine Schulzeit im ersten Jahr auf dem Gymnasium, sein Alltagsleben zu Hause. Gerade in mir, die ich auch ein Kind der 1960er Jahre bin, wurden viele schöne Erinnerungen geweckt. Denn auch für mich waren Pizza und Spaghetti seinerzeit völlig neue Mahlzeiten, sah ich Flipper am Schwarz-Weiß-Fernseher und hatte weder Telefon noch Auto zu Hause und wurde in den Tante-Emma-Laden zum Einkaufen geschickt. Von den damaligen gesellschaftlichen Einstellungen der Menschen wird ein realistisches Bild gezeichnet, wenn etwa Sigis Opa als alter Nazi dargestellt wird, der alles Englischsprachige und Auslandsreisen ablehnt, die Mutter Hausfrau zu sein hat oder körperliche Züchtigungen zu Hause und in der Schule an der Tagesordnung waren. Sigi lässt beim Erzählen so manche Anekdote einfließen, wodurch alles recht humorvoll erscheint und er als rundum sympathischer Erzähler rüberkommt. Indem er in seinen Gedanken in der Gegenwart auch immer kurz die heutigen Zustände schildert, wird ein schöner Vergleich zwischen damals und heute angestellt, ohne dass aber der Schluss zu ziehen wäre, früher sei alles besser gewesen. Es war einfach nur anders.
Ein Buch, dem ich eine volle Leseempfehlung gebe.

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Veröffentlicht am 26.01.2021

Rezepte und andere Ideen für die Weihnachtszeit

Weihnachten ganz easy
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Wer die (Vorweihnachts)zeit gut durchorganisieren möchte, sollte unbedingt zu diesem Buch greifen. Es gibt sehr schöne Ideen, wie sich die Zeit ab November bis zum eigentlichen Weihnachtsfest generalstabsmäßig ...

Wer die (Vorweihnachts)zeit gut durchorganisieren möchte, sollte unbedingt zu diesem Buch greifen. Es gibt sehr schöne Ideen, wie sich die Zeit ab November bis zum eigentlichen Weihnachtsfest generalstabsmäßig planen und sich jeglicher Vorbereitungsstress vermeiden lässt. Den Hauptinhalt bilden leckere weihnachtliche Rezepte für Gebäck, Kuchen, Desserts und Getränke, deren Anleitungen leicht zu verstehen sind und die schön illustriert sind. Hinzu kommen Bastel- und Verschenkideen. Als großen Vorteil sehe ich das sehr handliche Buchformat.

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Veröffentlicht am 26.01.2021

Historischer Roman im Hamburg von 1886 mit vielen interessanten gesellschaftspolitischen Fragen

Elbleuchten
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An diesem Roman ist besonders lesenswert, wie viele gesellschaftspolitische Fragen thematisiert werden.
Angesiedelt ist die Geschichte im Hamburg in den Jahren 1886/7. Im Vordergrund steht die junge ...

An diesem Roman ist besonders lesenswert, wie viele gesellschaftspolitische Fragen thematisiert werden.
Angesiedelt ist die Geschichte im Hamburg in den Jahren 1886/7. Im Vordergrund steht die junge Reederstochter Lily. Durch einen von ihr mitverursachten Unfall trifft sie auf den Hafenarbeiter Jo und erhält durch ihn Kontakt zu den im Elend lebenden Menschen in ihrer Stadt. Eine Mitschülerin vom Lehrerinnenseminar führt ihr die Ungerechtigkeiten zwischen Männern und Frauen vor Augen. Lily engagiert sich trotz ihrer sozialen Herkunft zusehends im Elendsviertel und schreibt als Journalistin über diese Themen. Zwischen ihr und Jo entwickelt eine folgenreiche Liebesgeschichte.

Während so mancher historischer Roman auf mich einen zu gekünstelten Eindruck macht, ist das bei dieser fiktiven Geschichte überhaupt nicht der Fall. Sie erzählt recht realistisch über eine – eigentlich zeitlose - Liebesgeschichte von Angehörigen unterschiedlicher sozialer Schichten, die sich zu ihrer Zeit nicht schickte. Die Autorin hat hervorragend recherchiert und spricht so viele unterschiedliche Themen an wie die soziale Lage der Arbeiter, Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, medizinische Versorgung, Handicaps, Zuzug von Ausländern, Homosexualität. Beim Lesen wird einem erst bewusst, wie jung manche soziale Errungenschaft noch ist. Gerade auch die Hamburger Stadtgeschichte wird real geschildert mit den Beziehungen zwischen Werften und Reedereien und den Villen entlang Alster und Elbchaussee. Für Abwechslung in dem Liebesgeschichtenteil sorgen Einschübe mit kriminellem Gehalt. Denn auch die bessere Hamburger Gesellschaft war nicht frei von Intrigen und Boshaftigkeiten und durchaus bereit, ihre Ziele welchen Preis auch immer zu erreichen.
Das Buch bekommt von mir eine volle Leseempfehlung.

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