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Veröffentlicht am 18.04.2021

Alles so anders

So wie du mich kennst
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Das Cover zeigt zwei junge Frauen in Badesachen auf einer hellblauen Decke am Strand liegend. Darüber der Name der Autorin Anika Landsteiner, darunter der Titel des Romans "So wie du moch kennst". Die ...

Das Cover zeigt zwei junge Frauen in Badesachen auf einer hellblauen Decke am Strand liegend. Darüber der Name der Autorin Anika Landsteiner, darunter der Titel des Romans "So wie du moch kennst". Die Farben des Covers sind diffus, wie im Nebel bzw. nicht in klaren Farben, was m.E. auf die Stimmung im Buch hinweist.

Karla hat die Urne ihrer Schwester Marie aus New York in ihr Heimatdorf Unteroberheim gebracht. Sie kann es nicht fassen, ihre Seelenverwandte, mit der sie fast täglich telefonierte, ist von jetzt auf gleich tot, überfahren. Sie ging bei Rot über eine Ampel. Die Beerdigung rauscht an ihr vorbei, reden kann sie nur richtig mit ihrem besten Freund, der dies bereits seit Kindertagen ist. Mit Max verband sie auch mal mehr, doch diese feste Beziehung hatte sie aufgelöst. Die Freundschaft blieb. Er ist für sie da, wenn sie ihn braucht.

Jetzt muss sie nur noch einmal nach New York, Maries Wohnung auflösen und alles weitere Notwendige veranlassen. Sie weiß zwar nicht, ob und wie sie das schaffen soll, doch es muss ja sein. In Amerika hat sie ihre Schwester sehr oft besucht, sie kennt ihre Freunde, die helfen ihr bestimmt.

Dort angekommen denkt sie über vergangene Zeiten nach, wie Marie dorthin kam. Marie war eine begnadete Fotografin, die bei einer Ausstellung ihren späteren Mann, einen Amerikaner aus reichem Haus, kennenlernte. Natürlich nahm sie dieses Sprungbrett wahr, sie wollte im Gegensatz zu Karla schon immer raus aus dem Dorfleben. Die Ehe ging nicht gut und so kam sie nach New York in ihr Ein-Zimmer-Apartment. -

Hier machte Marie Beobachtungen, die sie zur Verzweiflung bringen. Und Karla erfährt bei ihrem Aufenthalt in der Wohnung jetzt davon, sie kann nichts mehr verstehen. Sie dreht sich im Kreis und fragt sich, wann sie endlich mit der Wohnungsauflösung beginnen kann. Wer war ihre Schwester wirklich, wird sie dies erfahren? Die Trauer bringt sie fast um den den Verstand.

Die Autorin Anika Landsteiner hat mit diesem Roman ein heißes Eisen angepackt. Auf der anderen Seite der Waagschale finden wir die feste Verankerung von Vertrauen und Liebe. Für die trauernde Schwester Karla ist es sehr wichtig, ihren Freund Max als Fels in der Brandung zu haben.

Das Buch ist unterteilt in Kapiteln, in denen Marie und Karla in der Ich-Form berichten. Wir hoffen, alles zu verstehen und zu erfahren. Diese Neugierde hält uns davon ab, das Buch aus der Hand zu legen - und das ist gut so.

Die Autorin schreibt sehr eindringlich und dennoch unterhaltsam. ich habe diesen Roman gerne gelesen und werde ihn nicht so schnell vergessen. Er erscheint bie S. Fischer Verlage im April 2021.

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Veröffentlicht am 13.03.2021

Das Schicksal spielt mit

Die kleine Patisserie in Paris
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Ein verspieltes Cover in Rosé darauf der Titel "Die kleine Patisserie in Paris" in drei Farben, nämlich blau, weiß und rot, darunter sieben ineinander gestapelte Tassen in eben diesen Farben, stimmen schon ...

Ein verspieltes Cover in Rosé darauf der Titel "Die kleine Patisserie in Paris" in drei Farben, nämlich blau, weiß und rot, darunter sieben ineinander gestapelte Tassen in eben diesen Farben, stimmen schon gut auf den Roman ein. Zudem sehen wir ein Macarone und ein Croissant durch die Szene wirbeln. Erst darunter lesen wir den Namen der Autorin dieses wunderbaren Unterhaltungsromans: Julie Caplin. - Auf der ersten Umschlagseite werden uns durch einen Kartenausschnitt von Paris die Schauplätze dargestellt, die für unsere Begleitung unserer Protagonistin wichtig sind.

Nina ist als Nesthäkchen in einer liebevollen Familie aufgewachsen. Ihre Eltern und ihre vier Brüder sowie deren Familien verhätscheln sie und sehen ihr alles nach, ja mehr, sie machen ihr Vorschläge, die sie als Erwachsene gar nicht mehr hören möchte. Als das Lokal, in dem sie als Kellnerin arbeitet, für acht Wochen schließt, gibt es zwar bei der Familie Möglichkeiten, unterzukommen, doch sie möchte einmal etwas ganz anderes - und zwar alleine - machen.

Der beste Freund ihres "Lieblingsbruders" Nick sucht in Paris händeringend eine Unterstützung für einen Patisseriekurs in der Nähe von Sacré-Coeurs, weil er sich ein Bein gebrochen hat. Das ist es! Nina überlegt nicht lange und fährt nach Paris, wo sie ein stets übelgelaunter Sebastian erwartet. Er kommandiert sie wie ein Feldwebel herum. Dies gemeinsam mit seiner ewig üblen Laune vermiesen ihr dermaßen den Spaß an der Arbeit und an Paris, dass sie eigentlich aufgeben möchte. Doch die Teilnehmer des Kurses sind sehr nett und sie hält erst mal durch.

Viel mehr möchte ich vom Inhalt nicht preisgeben. Man taucht ein in ein ganz anderes Leben in Paris und möchte zu gerne so eine kleine Patisserie finden, um selbst gebackene Macarones zum frisch gebrühten Kaffee zu knabbern.

Julie Caplin versteht es, mit leichter Feder, aber dennoch fesselnd durch diesen Roman zu führen. Die Protagonisten lernt man schnell kennen, nur bei Sebastian, der in Ninas Kindheit öfter bei ihrer Familie denn bei sich zuhause war, braucht man etwas länger. Doch nicht nur der Leser benötigt dafür seine Zeit, auch Nina geht es so.

Dies ist ein sehr unterhaltsamer, humorvoller, dabei aber einfühlsamer Roman, bei dem natürlich die Liebeswirrungen nicht fehlen.

Die deutsche Ausgabe wurde veröffentlicht bei Verlag rororo.

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Veröffentlicht am 09.11.2020

Nichts für schwache Nerven!

Teufelseltern
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Ein dunkles Cover zeigt ein Bett, nur mit Lattenrost und einer Decke in einbem schmutzigen Zimmer. Eingenommen wird das Cover von dem Titel, in durchbrochenem Rot "Teufelseltern". Darüber in weiß der Name ...

Ein dunkles Cover zeigt ein Bett, nur mit Lattenrost und einer Decke in einbem schmutzigen Zimmer. Eingenommen wird das Cover von dem Titel, in durchbrochenem Rot "Teufelseltern". Darüber in weiß der Name der Autorin Andrea Reinhardt. Mittig in klein "Erster Fall für Sonderermittlerin Natalie Benett", ganz unten weist das Cover darauf hin, dass dieser Roman ein Thriller ist.

Emilia hat zwei kleinere Geschwister. Sie alle werden von ihren trinksüchtigen Eltern ständig drangsaliert und vom Vater, wenn er von seinen Sauftouren kommt und sich bei seiner Frau ausgetobt hat, erfahren sie noch schlimmeres. Ihre Mutter steht ihnen nicht bei. Wenn der Vater außer Haus ist, tobt sie sich bei ihren Kindern aus. Dies wird im Roman zum Teil minutiös berichtet, deshalb sollten schwache Gemüter die Finger von diesem Buch lassen.

Eines Tages nimmt sich Emilia vor, sich und ihre Geschwister zu retten, doch leider passiert etwas Unvorhersehbares, das nicht wieder gutzumachen ist.
Dies alles passiert 2013.

Drei Jahre später verschwinden von der Kinderstation nacheinander zwei Kinder aus glücklichen Familien. Sonderermittlerin Natalie Benett, geschiedene Ehefrau vom Kinderarzt Dr. Benett, ermittelt mit ihren Kollegen auf dessen Station.
Dieser Fall ist schwer für sie, sie hat selbst vor drei Jahren ein Kind verloren und es wurde nur tot wiedergefunden. Die Ehe zerbrach, sie trank immer mehr. Jetzt hat sie eine Entziehungskur hinter sich und ist wieder im Dienst.

Die Ermittler finden keine Hinweise für die Aufklärung der Entführungen. Hat das Pflegepersonal etwas mit dem Verschwinden zu tun? Erst als zwei Rettungssanitäter bestialisch ermordet aufgefunden werden, ihr Rettungswagen jedoch nicht auffindbar ist, hoffen sie dem Entführer näher zu kommen.

Die Zeitsprünge 2013 und 2016 werden vor den Kapiteln deutlich angezeigt, so dass man sich zurechtfinden kann. Der Roman verlangt dem Leser einiges ab, ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass die Gewalt und der Missbrauch an Kindern sehr ausführlich berichtet werden.

Die Lösung des Falls ist absolut unvorhersehbar. Bis zum Schluss hält die Spannung an und Gott sei Dank hat der Roman seinen Untertitel.

Ich weiß nicht, wie Andrea Reinhardt es fertigbrachte, in dieser Art über Missbrauch und Gewalt zu schreiben. Mir als Leser war häufig danach, das Buch wegzulegen. Aber dafür ist es zu gut geschrieben und spannend bis zum Schluß. Ich bin gespannt auf die nächsten Fälle mit dieser Sonderermittlerin.

Verlegt hat die Autorin den Roman als Self-Publisher bei tredition.

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Veröffentlicht am 01.11.2020

Dialektisch gewöhnungsbedürftig

Die Mutprobe
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over: auf grauem Asphalt liegt eine zerbrochene Barbiepuppe mit hellblauem Röckchen, darüber in hellblau der Titel "Die Mutprobe" und darüber dann der Name der Autorin Lisa Lercher. Das Cover weist darauf ...

over: auf grauem Asphalt liegt eine zerbrochene Barbiepuppe mit hellblauem Röckchen, darüber in hellblau der Titel "Die Mutprobe" und darüber dann der Name der Autorin Lisa Lercher. Das Cover weist darauf hin, worum es in diesem Kriminalroman gehen soll.

Sabine hat sich durchgerungen, zu einem Klassentreffen in ihr Heimatdorf zu fahren. Einerseits ist sie neugierig, was aus den anderen geworden ist, insbesondere aus ihrer Jugendliebe Leonhard. Andererseits möchte sie über ihren eigenen Schatten springen, nach 20 Jahren wieder dorthin zu fahren. Sie sieht es als eine Mutprobe, denn allzu Schlimmes hat sie erlebt, von dem niemand etwas ahnt.

Sie möchte gleich am Abend des Treffens wieder zurück nach Wien, sie hat sich vorgenommen, in eine Therme zu fahren. Doch dann erhält Leonhard einen Anruf, sein jüngster Sohn Max ist nicht nach Hause gekommen. Alle wollen bei der Suche helfen, auch Sabine. Sie steht Leonhards Ehefrau zur Seite, zumal sie Arges ahnt, ist sein Sohn doch nach seiner Nachhilfe verschwunden.

Der Leser sieht fast alles aus der Sicht von Sabine, bekommt ihre Gedanken mit und ihre Qualen. Sie weiß, was Kinder daheim erzählen und was nicht.
Lisa Lercher hat im Roman leise die Spannung steigen lassen. Man leidet mit den Eltern von Max mit.

Die Protagonisten dieses Romans sind eindringlich dargestellt. Für viele Leser wird es schwierig sein, den steirischen Dialekt immer zu verstehen. Die Autorin Lisa Lercher ist in der Steiermark geboren und arbeitet in Wien in der östereichischen Bundesverwaltung im Fachgebiet "Gewalt gegen Frauen und Kinder". Dies läßt sie in ihre Romane einfließen.

Der Roman wurde mit Hajo von Stetten, Peter Weck u.a. verfilmt.

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Veröffentlicht am 10.10.2020

Alles hin? - Dann neu anfangen!

One-Way-Ticket nach Lissabon
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Auf dem Cover sehen wir vorne eine junge kurzharige blonde Frau - es ist die Autorin Agnes Johanna Flügel, die sich in einem kurzen Sommerkleid gegen eine Hauswand lehnt. Links der Hauswand ist ein Straßenzug ...

Auf dem Cover sehen wir vorne eine junge kurzharige blonde Frau - es ist die Autorin Agnes Johanna Flügel, die sich in einem kurzen Sommerkleid gegen eine Hauswand lehnt. Links der Hauswand ist ein Straßenzug zu sehen mit Pflanzen vor den Häusern und roten Lampions. Der Buchrücken ist Pinkfarben und man liest ganz groß: WENN SCHON GANZ UNTEN, DANN DA, WO ES SCHÖN IST. Auf den inneren Umschlagseiten können wir uns mit den wunderbaren Fotos von Lissabon gleich in die richtige Stimmung bringen.

Agnes Flügel hat bereits Jahre zuvor ihr Businessleben in der Stadt aufgegeben und ist mit ihrem Mann aufs Land gezogen, wo sie sich der Imkerei widmete. Doch dann kommt, wie man so schön sagt, das Leben dazwischen. Der starke Vater stirbt. Für ihn war sie eh nie da, es gab sie, das war's. Sie konnte ihm nie etwas recht machen, geschweige denn, ihn von sich überzeugen. Jetzt bleibt die verwirrte Mutter zurück, die Geschwister kümmern sich nicht. Agnes sucht ein schönes Heim, wo sie eine unter gleichen ist. - Agnes' so sicher geglaubte Ehe zerbricht. Das Schicksal wollte es so. Was nun?

Agnes macht sich auf den Weg nach Lissabon, ihrer geliebten Stadt. Einige wenige Freunde hat sie dort, die ihr beim Start helfen können.

Die Autorin bewundere ich dafür, dass sie uns mitnimmt auf ihrem Weg. Denn dass große Teile des Romans autobiographisch sind, daran zweifle ich kein bißchen.

Agnes Johanna Flügel hat von Anbeginn an mit einem Blick für das Schöne berichtet. Wir lesen wunderbare Beschreibungen von Natur und auch von ihren Gefühlen, ohne dass es langweilig wird. Die Kapitel sind nicht zu lang gehalten oder ausufernd. Man bleibt neugierig und gespannt, wie es weitergeht. Die sympathische Protagonistin würde ich gerne schon mal kennenlernen. Es ist einmalig, wie sie sich ähnlich Münchhausen am Schopfe aus dem Schlamassel herausgezogen hat. Hut ab!

Der Roman wurde beim Verlag rowohlt POLARIS am 18.08.2020 veröffentlicht.

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