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Veröffentlicht am 12.03.2021

eine berührende Geschichte mit Tiefgang

Unter Wasser Nacht
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13 Monate ist es her. Damals ertrank Aaron auf bisher ungeklärte Weise, der einzige Sohn von Thies und Sophie. Die beiden leben seitdem aneinander vorbei. Ihre tiefe Freundschaft zu ihren Nachbarn Inga ...

13 Monate ist es her. Damals ertrank Aaron auf bisher ungeklärte Weise, der einzige Sohn von Thies und Sophie. Die beiden leben seitdem aneinander vorbei. Ihre tiefe Freundschaft zu ihren Nachbarn Inga und Bodo und deren Vorzeige-Kindern ist zerbrochen. Schweigen umhüllt sie alle. Dann taucht eine Fremde in ihrem Leben auf, diese bringt Farben, Leben, Wünsche, Sehnsüchte, Schwung in ihren Alltag, aber sie bringt auch lang versteckte Geheimnisse ans Tageslicht.

Von Anfang an hat mich diese ganz besondere Atmosphäre, die die Autorin hier mit ihren Worten erzeugt, gefesselt. Anfangs ist die Handlung wie eine ruhige Flussfahrt, aber man spürt von Anfang an, das unter dem Schweigen der Protagonisten Untiefen und Strömungen lauern. Je mehr die Fremde in das Geschehen eingreift und Veränderungen bewirkt, desto mehr nimmt auch der Erzählstrom an Fahrt auf. Lange ist nicht klar, wohin die Reise geht, was sich hinter den Biegungen verbirgt, was geschah und was geschehen wird.

Es sind Freunde, Ehepaare, Familien. Jeder von ihnen hat sein Päckchen im Leben zu tragen. Sie schweigen sich an, gehen sich aus dem Weg. Jeder versucht für sich selbst und alleine das Geschehene zu verarbeiten. Die Fäden, die sie einst verbunden haben, sind unterbrochen.
Durch abwechselnde Erzählperspektiven bekommen die Akteure Tiefe und wirken daher sehr real, man schaut hinter ihre Fassaden und erkennt Neid und Schuldgefühle, Trauer, Scham, Hoffnungen, Ängste, Schmerz, Verlust, Wünsche...so viele unterdrückte und unausgesprochene Gefühle brodeln hier. Die Fremde wirbelt alles durcheinander.

Die Autorin hat hier das, was die Protagonisten nicht aussprechen können, nicht zugeben oder miteinander teilen wollen, sehr gut in Worte gefasst und dadurch eine ganz besondere Stimmung erzeugt. Auch das Aufbrechen der Wunden, das, was folgt, ist in eine sehr stimmige und sehr spannende Handlung umgesetzt worden.

Ich bin in diese Geschichte eingetaucht und habe mich mitreißen lassen. Unter Wasser Nacht ist eine eher ruhige Erzählung, die aber eine unglaubliche Sogwirkung entfaltet, je weiter man liest und die mich ziemlich gefesselt hat.
Die Autorin hat hier unter ihrem Pseudonym geschrieben, unter ihrem realen Namen Susanne Kliem schreibt sie erfolgreich Kriminalromane.

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Veröffentlicht am 11.03.2021

spannender Nervenkitzel

Blutroter Schatten
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Nervenkitzel pur. Der neue Thriller von Patricia Walter ist nichts für schwache Nerven!


Aber erst einmal zum Inhalt:
Eine grausame Mordserie beschäftigt die Münchner Kripo. Die Opfer haben eins gemeinsam, ...

Nervenkitzel pur. Der neue Thriller von Patricia Walter ist nichts für schwache Nerven!


Aber erst einmal zum Inhalt:
Eine grausame Mordserie beschäftigt die Münchner Kripo. Die Opfer haben eins gemeinsam, ihnen wurden die Ohren abgeschnitten und ein Zettel mit den Worten "mit den besten Empfehlungen von Thomas Rohde" wurde hinterlassen. Thomas Rohde, ebenfalls ein Serienmörder, sitzt allerdings seit 10 Jahren unter höchsten Auflagen in der forensischen Psychiatrie ein. Er verspricht der Kripo Hinweise auf den aktuellen Täter zu liefern, will diese aber nur seiner Tochter Samantha (Sam) mitteilen. Sam hat seit seiner Verhaftung jeden Kontakt zu ihm abgebrochen. Sie willigt ein ihn zu besuchen, nicht ahnend, auf was sie sich wirklich einlässt....

Autorin Patricia Walter hat mich mit "blutroterschatten von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Die abwechslungsreichen Sichtweisen erzeugen genauso einen unheimliche Sogwirkung wie der atemberaubende Wettlauf der Kripo den Täter zu fassen. Doch genau wie Thomas Rohde sein ganz eigenes Spiel mit den Beamten spielt, hat auch der Täter immer die Nase vorn und ist nicht zu fassen. Er wird zudem immer gefährlicher und agiert von Fall zu Fall grausamer.

Psychologisch sehr gut aufgebaut, fiebert man beim Lesen mit Sam, jedes neue Opfer lässt einen atemlos weiterlesen. Der Spannungsbogen bleibt konstant sehr hoch, von der ersten Seite bis zum Epilog. Vor allem die Entwicklung von Sam, deren Sicht eine zentrale Rolle in dem Thriller einnimmt, ist authentisch geschildert. Gefallen hat mir aber auch, dass auch aus Sicht von dem Mörder, von Rhode und auch der Kripo erzählt wird. Dennoch bleibt der Leser immer im Dunkeln, was als nächstes passiert. Der Spannungsbogen bleibt dadurch konstant hoch.

Ein wahrer Pageturner, ein richtig packender Thriller, allerdings nichts für schwache Nerven , ansonsten sind schlaflose Nächte vorprogrammiert. Am Ende kommt dann noch eine ganz besondere Zugabe beim Nachwort, das mir dann wirklich noch ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. Da war die Autorin ziemlich kreativ!

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Veröffentlicht am 04.02.2021

Sehr fesselnder Roman

Die Porzellan-Erbin - Unruhige Zeiten
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Was für ein toller historischer Roman. Ein paar (wenige) Seiten brauchte ich um reinzukommen, aber dann war es um mich geschehen. Sehr fesselnd, spannend und auch emotional, und vor allem so voller hochinteressanten ...

Was für ein toller historischer Roman. Ein paar (wenige) Seiten brauchte ich um reinzukommen, aber dann war es um mich geschehen. Sehr fesselnd, spannend und auch emotional, und vor allem so voller hochinteressanten Beschreibungen des historischen Lebens, gepaart mit starken und authentischen Figuren, mit denen man bangen und leiden, aber auch hoffen kann. Ich habe es fast durchgesuchtet und bin nun so gespannt auf die Fortsetzung, die im Mai erscheinen wird. Wenn ihr historische Romane mögt, solltet ihr "Die Porzellanerbin" unbedingt lesen

Und um das geht es:

1866: Gräfin Thyra von Hartenstein erwartet ihr erstes Kind. Doch ihr Vater ist erkrankt. Da sie seine einzige Erbin ist, entschließt sie sich, die beschwerliche und lange Reise auf sich zu nehmen. Ihre Eskorte wird von Wilhelm Leutschenthal angeführt. Auf dem Rückweg verketten sich unglückliche Umstände, es kommt zu einem tragischen Unglück, bei dem fast alle von der Reisegruppe ums Leben kommen. Auch Thyra, allerdings kann das ungeborene Kind gerettet werden. Viele Lebenswege werden fortan anders verlaufen, nicht nur auf dem Gut Hartenstein.

Der Auftakt einer Familiensaga rund um die Porzellanmanufaktur im 19. Jahrhundert. Die Porzellanmanufaktur ist zwar im ersten Teil eher ein Randthema, aber es ist einerseits auch der Ausgangspunkt der Geschichte und zudem sind ganz besondere Scherben auch die Grundlage dessen, was sin in den Jahren, in denen die Geschichte spielt, auslösen. Das Ende hat einen Cliffhanger, der mich die Fortsetzung sehnlichst erwarten lässt.

𝙀𝙞𝙣𝙚 𝙜𝙧𝙖𝙣𝙙𝙞𝙤𝙨 𝙜𝙚𝙨𝙘𝙝𝙧𝙞𝙚𝙗𝙚𝙣𝙚 𝙂𝙚𝙨𝙘𝙝𝙞𝙘𝙝𝙩𝙚 𝙢𝙞𝙩 𝙆𝙤𝙥𝙛-𝙆𝙞𝙣𝙤 𝙗𝙚𝙞𝙢 𝙇𝙚𝙨𝙚𝙣. 𝟧𝟥𝟧 𝙎𝙚𝙞𝙩𝙚𝙣, 𝙙𝙞𝙚 𝙞𝙘𝙝 𝙣𝙪𝙧 𝙨𝙤 𝙫𝙚𝙧𝙨𝙘𝙝𝙡𝙪𝙣𝙜𝙚𝙣 𝙝𝙖𝙗𝙚 (gestern alleine habe ich 300 Seiten gelesen)

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Veröffentlicht am 27.01.2021

Krönender Abschluss der Born-Trilogie

Engelsgrund
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Nach Tannenstein und Finsterthal ist nun der finale Band der Born-Trilogie erschienen. Und was für ein Hammerbuch. Beim Lesen erlebt man ein auf und ab der Gefühle. Man fühlt und fiebert mit, man weiß ...

Nach Tannenstein und Finsterthal ist nun der finale Band der Born-Trilogie erschienen. Und was für ein Hammerbuch. Beim Lesen erlebt man ein auf und ab der Gefühle. Man fühlt und fiebert mit, man weiß nicht, auf welche Seite man sich schlagen kann, man fühlt mit Opfern, aber auch mit so manchem Täter. Warum? Jeder hat hier anscheinend gute und schlechte Seiten, als Leser muss man sich damit auseinandersetzen. Es gibt bei den Protagonisten viele Grau-Schwarz-Schattierungen - auch etwas, über das man beim Lesen nachdenken kann. Über Recht und Gewalt, staatliche Ordnung und Machtlosikgeit, Selbstjustiz und Machtspiele. Auch Born ist dabei keine Ausnahme, handeln er und Carla Diaz doch auch nicht immer nach Vorschrift und Recht. Hauptthema ist aber die Sekte, in der sich Malin, Carmen Diaz Tochter, befindet. Dazu liefert der Autor auch viele Verweise auf andere Sekten, die ein brutales Ende genommen haben, was natürlich auch wieder die Spannung hier steigert.

In dem finalen Band erfährt man auch einiges aus der Vergangenheit der Protagonisten, um die Gegenwart und das Handlen im Heute zu verstehen. Währenddessen geht es in der Handlung Schlag auf Schlag weiter. Man ist mitgerissen, man wird zum Miträtseln angeregt, man hat aber auch kaum Zeit, um selber Ideen den gesuchten Täter betreffend, anzustellen, so abwechslungsreich und vor allem spannungsgeladen ist hier die Erzählweise. Als Leser muss man so manche Theorie, auf die man sich eingelassen hat, verwerfen ....und dann kommt das grandiose Ende und toppt nochmal alles.

Um das geht es:
Malin, die Tochter von Borns ehemaliger Kollegin und guter Freundin Clara, ist aus Berlin verschwunden und lebt in einer sektenähnlichen Gemeinschaft in den Ardennen, im Engelsgrund. Nachdem dort zwei Frauen auf bestialische Weise ermordet worden sind, versucht Born sie von einer Abkehr zu überzeugen....als dies scheitert, greift Born zu einem gewagten Mittel, um Malin vor der Gefahr, in der sie schwebt, zu retten: er bittet seinen alten Gegner, den Russen Andrej Wolkow, um die Einlösung einer Ehrenschuld.


Fazit:

Engelsgrund kann natürlich auch ohne das Vorwissen der anderen beiden Bände gelesen werden, aber um die ganze Entwicklung mitzuverfolgen, empfehle ich die Reihe von Anbeginn zu lesen.

Ob Engelsgrund der "spannendste" Teil von den drei war, sei dahin gestellt, er war auf alle Fälle sehr sehr spannend. Zudem empfand ich ihn als denjenigen Band, bei dem ich auf alle Fälle am meisten aufs "Glatteis" geführt wurde, mit vielen überraschende Wendungen, vor allem mit sehr vielschichtigen Protagonisten und sehr abwechslungsreich erzählt. Die wechselnden Sichtweisen mit Cliffhangern beim Wechsel haben dafür gesorgt, dass man dieses Buch in rasantem Tempo liest. Für mich war es der beste Band der Reihe, wenn auch mit Finsterthal auf gleicher Höhe.

Eine Geschichte, bei der man auch nach dem Zuklappen noch viel drüber nachdenken kann. Der krönende Abschluss der Born-Trilogie.


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Veröffentlicht am 21.01.2021

Sehr fesselnde Kurzgeschichten

Ladies
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In dem Band "Ladies" hat der Diogenes Verlag frühe, zum Teil noch nie veröffentlichte Kurzgeschichten der Autorin Patricia Highsmith (1921-1995) veröffentlicht. Zum 100, Geburtstag, wenn sie denn so alt ...

In dem Band "Ladies" hat der Diogenes Verlag frühe, zum Teil noch nie veröffentlichte Kurzgeschichten der Autorin Patricia Highsmith (1921-1995) veröffentlicht. Zum 100, Geburtstag, wenn sie denn so alt geworden wäre, hat der Verlag diesen Band mit neuen und alten Kurzgeschichten herausgegeben. Die Stories entstanden zwischen 1937 und 1949, man merkt es auch am Sprachgebrauch und den geschilderten Lebensumständen.

Faszinierend empfand ich, dass die Autorin mit winzigen Streiflichtern, kurzen Sequenzen und manchmal nur durch Momentaufnahmen verschiedenste Protagonisten beschreiben konnte, aber dem Leser in jeder Geschichte nur einen Ausschnitt aus dem jeweiligen Leben des Protagonisten oder der Protagonistin beschreibt. Das kann ein Nachmittag umfassen, einen Tag oder eine kurze Periode. Dann ist die Geschichte auch schon zu Ende, oft kann man -oder muss man sogar- die Geschichte weiterspinnen. Es regt zum Nachdenken an. Manchmal fühlt man sich ein Voyeur, ein heimlicher Beobachter. Jede Geschichte ist anders und einzigartig. Sie handeln von einem Au-Pair Mädchen, dass aus Liebe ein Haus anzündet; von zwei jungen Müttern, die sich im Park begegnen; einem Schneckenforscher; einer Frau, die aus ihrer Ehe flieht, einer Frau, die Hilfe beim Psychiater sucht; und und und. Alle sehr unterhaltsam und am besten in Häppchen zu genießen.

Ich bin normalerweise kein Typ von Kurzgeschichten, aber diese hier haben es mir wirklich angetan und haben mich sehr gefesselt.

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