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Veröffentlicht am 15.01.2017

Eine emotionale Geschichte

Solange ich in deinem Herzen bin
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Will ist Mitte 30 und mit dem Fahrrad auf dem Weg zur Schule um seine 6jährige Tochter Ella abzuholen, als ihn eine unachtsame Autofahrerin erwischt und überfährt. Er stirbt. Die Geschichte beginnt dort, ...

Will ist Mitte 30 und mit dem Fahrrad auf dem Weg zur Schule um seine 6jährige Tochter Ella abzuholen, als ihn eine unachtsame Autofahrerin erwischt und überfährt. Er stirbt. Die Geschichte beginnt dort, als er stirbt und dann neben seinem toten Körper steht. Alles beobachten kann, aber nicht mehr eingreifen, nicht mehr mit seiner Umwelt agieren kann. Er trifft seine "Lotsin" Lizzie, die ihm auf der Erde noch eine Frist zugesteht, bevor er in den Himmel wechselt. Denn Will hat seiner Tochter versprochen, sie nie zu verlassen. Will hat zwei Monate Zeit sich zu entscheiden, ob er weitergehen will, oder für immer als Seele bei Ella bleiben möchte.

Es ist eine Geschichte der ungewöhnlichen Art. Eine, auf die man sich einlassen muss. Es geht um eine Seele, die nicht loslassen will, nicht loslassen kann und der Autor hat es m.E. geschafft, die Gefühle von Will, die Beweggründe, die Gedanken sehr gut einzufangen. Es geht um das Loslassen, das Weiterziehen, es geht aber auch um eine starke Vater-Tochter-Beziehung, es geht um die Wahrheit und es geht natürlich um den Tod. Und da die Geschichte aus der Sicht eines Geistes (hier betont der Autor aber die Seele) geschrieben wurde, geht es aber auch um eine (mögliche) Zwischenwelt.

Es ist aufgrund der Thematik keine leichte Lektüre, es ist eine die berührt. Die mich vom Schreibstil gefesselt hat und die durch viele interessante Dialoge lebendig gehalten wurde. Auch die immer neuen Wendungen, haben das Buch interessant gehalten, gerade dann, wenn man dachte, es kann nichts Neues mehr kommen, wurde man vom Autor überrascht.
Dennoch wurden gegen Ende alle Fäden zusammengeführt und die Geschichte wird sehr schlüssig abgeschlossen.

Die Protagonisten wurden für mich gerade auf der Gefühlsebene sehr gut dargestellt und gerade Will, der nicht loslassen kann, wurde sehr glaubwürdig dargestellt. Die anderen "sehen" und erleben wir nur aus Will´s Warte, aber sie haben trotzallem Kontur.

Ich würde das Buch als Frauenroman einsortieren, als Gefühlsroman, als eines fürs Herz. In diesem Genre eingeordnet, kann ich ihm 4,5 Sterne vergeben, aufgerundet hier auf 5.

Fazit:
Emotional hat mich das Buch berührt. Eine Geschichte, die einem vielleicht nicht zum Lachen bringt (wie der Text auf dem Klappenbroschur suggeriert), aber zum Mitfühlen und auch zum Nachdenken über die Zeit zum Leben.

Veröffentlicht am 29.12.2016

Eine Geschichte, die unter die Haut geht. Beklemmend und real

Rouge
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Das Buch ist unter dem Titel "Zeilengötter- Bis dass der Tod uns scheidet" erschienen. Auch das Cover wurde vor dem Erscheinen noch geändert.

Adrian ist bereits Mitte 30 als er Malin "entdeckt". Er spioniert ...

Das Buch ist unter dem Titel "Zeilengötter- Bis dass der Tod uns scheidet" erschienen. Auch das Cover wurde vor dem Erscheinen noch geändert.

Adrian ist bereits Mitte 30 als er Malin "entdeckt". Er spioniert ihr nach, beobachtet sie. Dann nutzt er eine Chance. Er enführt Malins Hund und bringt ihn ihr Stunden später als "Findling" zurück. Malins Herz öffnet sich für ihn, sie lernen sich kennen und die 21jährige verliebt sich in den bekannten Schriftsteller. Eine ungleiche Beziehung. Adrian ist dominant, psychisch labil, fordernd, pedantisch und neidisch. Nach der Heirat schottet er sie ab. Beherrscht sie. Quält sie. Malin fängt selbst an zu schreiben, sie hat Erfolg. Sie fängt an aus der Ehe auszubrechen. Doch erst nach einem Martyrium, bei dem sie fast zu Tode kam, kann sie ausbrechen.
Neun Jahre später, Malin und Adrian sind längst geschieden, beide haben inzwischen jemand anderen geheiratet, treffen sie sich wieder. In einer Lesung, bei der Malin aus ihrem autobiographischen Roman "Ehe" lesen wird. Der Auftakt zu dramatischen Ereignissen...

Beklemmend, realistisch, psychologisch ausgefeilt, fesselnd und dramatisch. Eine Geschichte, die mir so schnell nicht aus dem Kopf gehen wird. Ein Roman, der nicht nur dem Kopf der Autorin Astrid Korten entsprungen ist, sondern der reale Vorbilder hat.

Abwechselnd lässt uns die Autorin in die Gedanken und Aktionen der Hauptprotagonisten Malin und Adrian blicken. Sie zeichnet die Beziehung der Beiden nach, lässt uns in die krankhaften Züge von Adrian und die zerstörte Seele von Malin blicken.
Am Anfang schon ein Einblick in den Anfang vom Ende. Spannend und beklemmend, doch dann erst ein Cliffhanger. Denn es kommt der Sprung zurück. Wie alles begann. Die Abhängigkeit, der Ausbruch. Dabei ist der Leser mittendrin im Geschehen, verfolgt entsetzt, wie sich alles immer mehr und mehr zuspitzt. Opfer und Täter. Doch nichts ist nur schwarz und weiß, nicht alles ist so, wie es scheint. Es bleibt spannend und es gibt noch einige Überraschungen.

Vor allem die Psychologie des Geschehens hat mich einerseits fasziniert, anderseits entsetzt. Es ist eine hoch dramatsiche Geschichte, die umso mehr unter die Haut geht, wenn man bedenkt, dass es reale Personen gibt, die so gehandelt haben bwz. so leiden mussten.

"Zeilengötter" ist ein Roman um Abhängigkeiten, aber es geht auch um Gewalt, Neid, Eifersucht, Missgunst und ja, auch die Liebe spielt eine Rolle.

Fazit:
Ein Psychothriller, der unter die Haut geht ! Dass dem Buch eine wahre Geschichte zugrunde liegt, macht das Gelesene noch beklemmender. Einmal angefangen, kann man den Roman kaum aus der Hand legen.

Veröffentlicht am 10.12.2016

Wie die Euphorie der Wirklichkeit weicht

Die Stunde des Schmetterlings
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1915, mitten im 1. Weltkrieg. Julius steht in einer französischen Kirche, der Rest des Dorfes liegt in Schutt und Asche. Seine Pistole hat er sich schon an den Kopf gehalten, als ihn im letzten Moment ...

1915, mitten im 1. Weltkrieg. Julius steht in einer französischen Kirche, der Rest des Dorfes liegt in Schutt und Asche. Seine Pistole hat er sich schon an den Kopf gehalten, als ihn im letzten Moment ein Priester vom Schuß abhält. Die beiden kommen ins Gespräch und Julius fängt an seine Lebensgeschichte zu erzählen.

Pieter Webeling erzählt in zwei Erzählsträngen. Einerseits die Unterhaltung zwischen dem Priester und Julius, bei dem es unter anderem auch um Schmetterlinge geht, lt. dem Priester, die schönsten Geschöpfe auf Gottes Erden. Dennoch haben diese mit nur wenigen Tagen nur eine sehr kurze Lebenszeit, die sie aber intensiv nutzen. Es geht in den Unterhaltungen der ungleichen Menschen um die Intensität des Lebens, um das Glück, aber auch die Schuld.


Im zweiten Erzählstrang berichtet Julius über sein Leben. Wie er als einziges lebend geborenes Kind in einem Krämerhaushalt augewachsen ist. Von seinen Freunden Erich, Claus und Theo. Von seiner großen Liebe Elfriede, dem schönsten Mädchen im Dorf.
Von all den Problemen und großen Wünschen und Zukunftsplänen der Freunde. Dann kommt 1914. Krieg. Euphorie. Die Freunde lassen sich mitziehen von dieser Euphorie, wollen sich beweisen. Sie melden sich freiwillig und ziehen in den Krieg, nichts ahnend, was das wirklich für sie bedeuten wird. Sie werden auseinander gerissen, an verschiedenen Fronten eingesetzt. Wir erleben durch Julius Augen seine Erfahrungen, steigen mit ihm in den Schützengraben, in dem es nur noch um Tod oder Überleben geht. Es ist blutig und grausam. Doch es gibt auch einen Lichtpunkt. Heiligabend 1914, als es zu einem spontanen Waffenstillstand zwischen Franzosen udn Deutschen kommt, die zusammen einem Gottesdienst lauschen und sogar gemeinsam Fußball spielen bevor sie wieder in ihre Schützengräben zurück kehren.
Julius erzählt von Schuld und Schuldgefühlen, von Tod und Trauer. von Leid, aber auch von Hoffnung.



Pieter Webeling erzählt mit großer Authentizität vom Kriegsgeschehen. Er hat einen sehr flüssigen Schreibstil und die Geschichte, die er ersonnen hat, hat mich gefesselt und berührt, zum Nachdenken und Mitfühlen gebracht und mich auch am Ende nicht sofort losgelassen.

Fazit:

Vier Freunde und der Krieg. Eine Geschichte voller Hoffnung und Liebe, aber auch Schuld und Verrat. Berührend erzählt, beklemmend und doch so authentisch.

Veröffentlicht am 03.12.2016

Eindringlich und bewegend

Geigen der Hoffnung
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Zwei Autoren - Titus Müller und Christa Roth - haben hier gemeinsam ein eindringliches und bewegendes Buch geschrieben. Es ist eine Mischung aus Roman und Dokumentation. Beides verbindet die Geigen, Geigen, ...

Zwei Autoren - Titus Müller und Christa Roth - haben hier gemeinsam ein eindringliches und bewegendes Buch geschrieben. Es ist eine Mischung aus Roman und Dokumentation. Beides verbindet die Geigen, Geigen, die von Juden während der NS-Zeit gespielt worden sind.

Das Buch beginnt mit der Beschreibung von Christa Roth. Sie hat in Tel Aviv mehrmals Ammon Weinstein getroffen. Weinstein, Jahrgang 1939, hat über 60 Streichinstrumente wieder aufgearbeitet, sie wieder spielbar gemacht und diese Instrumente sind die "Violins of Hope". Roth erzählt die Geschichte von Ammon Weinstein, wie er zu den Geigen gekommen ist, wie alles begann.

Abwechselnd in diese Berichterstattung eingebettet, ist der Roman von Titus Müller. Er hat, inspiriert durch verschiedene Dokumentationen, Erzählungen von Nachfahren oder Zeitzeugen, eine bewegende, eindringliche (fiktive) Geschichte geschrieben, die unter die Haut geht. Die sich so oder so ähnlich zugetragen haben könnte. Auch wenn es fiktiv ist, ist es dennoch real, was damals im KZ Dachau und in vielen anderen KZs passiert ist. Titus Müller lässt einen Häftling erzählen, Marek Krol. Als Leser leidet man mit ihm, wenn Aufseher ihn misshandeln. Man spürt die Verzweiflung, den Hunger, die Unmenschlichkeit, die Grausamkeit. Man spürt aber auch den Überlebenswillen Mareks, auch wenn es darum geht, seinen Bruder Stanek durch diese Zeit zu bringen.
Marek ist Geiger, seine Geige wurde gleich bei der Ankunft zerstört, dennoch, er schafft es ins Lagerorchester. Ein Orchester, dass aufspielen muss, wenn andere drakonisch bestraft werden, die die SS-Leute unterhalten sollen und spielen, wenn andere zum harten Arbeitseinsatz müssen, aber sie geben auch Konzerte, bei denen die Insassen zuhören und Hoffnung schöpfen können.
Man spürt beim Lesen die Zweischneidigkeit, das Wechselbad der Gefühle des Protagonisten. Einerseits der Urinstinkt des Überlebens-Wollen und anderseits die Menschlichkeit, die dennoch nicht zerstört werden kann - trotz aller Grausamkeiten, trotz aller Versuche den Protagonisten brechen zu wollen.

Diese Geschichte von Titus Müller geht wahrlich unter die Haut, sie bewegt. Christa Roths Teil unterstreicht den wahren Kern, unterstreicht, dass dies nicht (alles) fiktiv war. Ammon Weinstein und seine "Violins of Hope" gibt es wirklich und jede dieser Geigen hat auch eine Geschichte. Der journalistische Teil hat mir vom Erzählstil zwar etwas weniger gefallen, es hätte linearer sein können und manche Nebenschauplätze weniger. Aber trotzdemhat sie eine eindrucksvolle Beschreibung von dem Menschen Weinstein geschaffen. Die Autorin hat ihn mehrmals getroffen, man spürt auch ihre Gefühle bei diesem Bericht.
Sie passt vor allem im Kontext zu Müllers Geschichte, die dadurch eine große Authentizität erhält.

Am Ende gibt es noch farbige Aufnahmen von Ammon Weinstein und seinen Violins of Hope, sowie im Nachwort von Titus Müller Hinweise zur wahren Geschichte, die ihn inspieriert hat.


Fazit:
Geigen der Hoffnung - Geigen voller Erinnerung.
Eindringlich und bewegend erzählen die Autoren die wahre Geschichte von Ammon Weinstein und eine auf wahre Begebenheiten basierende Erzählung eines KZ-Häftlings in Dachau.

Veröffentlicht am 03.12.2016

Heiter bis wolkig- Krimikomödie zum Mitraten und Schmunzeln

Der Henker von Bad Berging
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Gleich vornweg: das ist ein Krimi der ganz anderen Art ! Es ist auf jeden Fall einer, bei dem man Humor haben muss, denn es ist auch eine Komödie, eine Mischung aus schwarzer Sartire, manchmal skurilen ...

Gleich vornweg: das ist ein Krimi der ganz anderen Art ! Es ist auf jeden Fall einer, bei dem man Humor haben muss, denn es ist auch eine Komödie, eine Mischung aus schwarzer Sartire, manchmal skurilen Protagonisten und herrlichem (bayrischem Dialekt (für ungeübte mit Übersetzung), aber dennoch gibt es auch einem unheimlich grausligem Fall....

Zum Inhalt:
Bad Berging ist eine Kleinstadt in Bayern (die es leider nur im Buch gibt), die unversehens in den Mittelpunkt einer norddeutschen Spezialeinheit rückt, denn hier scheinen die Fäden einer grausamen neuen Mordserie zusammen zu laufen. Zwei Opfer hat es schon gegeben, doch da es unheimlich offensichtliche Parallelen zu dem amerikanischen Serienkiller Harry Raven gibt, wird es wohl nicht bei den beiden bleiben. Der Mörder spielt mit der Polizei, trappiert die Köpfe der Opfer, der Rumpf fehlt...
Jens Kessler, Star-Profiler und seine neue berufliche Partnerin Rita Hubschmid sind kein eingespieltes Team, hier wird noch gehackt und gestochen, verbal....werden sie sich abstimmen und miteinander den Fall lösen können ?
In Bad Berging trifft der Leser auf Kommissar Maus und seine Kollegen, diese sind manchen schon von Katja HIrschels erstem Band "Der Semmelkönig" bekannt. Diese werden vom Profi-Team regelrecht überrollt. Werden sie sich behaupten können ? (...im Fall der Enthauptungen....-))).
Es gibt noch weitere Schauplätze, entschwundene Hunde und aufgeregte Damen, eine atemberaubende Englischlehrerin und ihre Abendkursklasse, bei denen sehr viele ein Auge auf sie geworfen haben, aber auch ein Baron, der nicht nur auf Wildjagd geht, sondern auch ein Auge auf die Lehrerin geworfen hat.

Man braucht etwas, um in diese rasante Geschichte hinein zu finden. Die Wechsel sind atemberaubend, es erzeugt eine gehörige Dynamik, in die man sich erst einmal einfinden muss. Nebenhandlungen, Nebeninformationen, Nebendarsteller, alles muss für den Leser erst einmal sortiert werden. Helfen tut ein Personenregister im Anhang. Dennoch haben mir die schnellen Wechsel gefallen, so bleibt es spannend. Doch dieser Krimi legt nicht nur Wert auf Spannung, sondern auf die humorigen, schrulligen, skurilen, überdrehten Protagonisten. Ebenso auf die verbalen Auseinandersetzungen im bayrischen Dialekt. Für Leser mit Schwierigkeiten beim Verständnis ist jedesmal eine Fußnote mit der Übersetzung ins Hochdeutsche eingefügt, aber ich denke, die meisten werden, wie ich, diese nicht benötigen.

Katja HIrschel legt Fährten, führt auch den Leser aufs Glatteis und man sollte der Handlung bis zum Schluß genau folgen, dann hat man auch "die letzte Nuss geknackt" (hier zitiere ich mal die Autorin).
MIr hat das Mitraten gefallen, die Wendungen, die Auflösung, aber auch den Showdown gegen Ende des Romans.

Fazit:
Wer gerne überaus humorvolle Krimikomödien liest, wer schwarzen Humor, Dialekt mag und dennoch blutigen Spuren nachjagen möchte, dem kann ich die Krimikömödien von Katja HIrschel ans Herz legen.