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Veröffentlicht am 30.08.2019

Zwei starke Frauen in einer spannenden Zeit

XXL-Leseprobe: Bloom - Meine Zeit mit Eleanor
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Washington, 1932.
Nach dem die junge Reporterin Lorena Hickok über die Entführung des Lindbergh-Babys berichtet hat, soll sie über Eleanor Roosevelt schreiben, da ihr Mann auf dem Weg ins Weiße Haus ist.

Klappentext: ...

Washington, 1932.
Nach dem die junge Reporterin Lorena Hickok über die Entführung des Lindbergh-Babys berichtet hat, soll sie über Eleanor Roosevelt schreiben, da ihr Mann auf dem Weg ins Weiße Haus ist.

Klappentext: “Als Roosevelt wenige Monate später das Rennen für sich entscheidet, zieht „Hick“ ebenfalls ins Weiße Haus ein – und wird zur Geliebten der First Lady.
Eine wahre Geschichte über zwei besondere Frauen mitten im Machtzentrum der USA.”

Der Erzählstil der Protagonistin ist sachlich und trocken:
“Ich war Wallis Simpson schon persönlich begegnet. Zwei Mal. Sie war nicht hübsch. Sie war eine magere Krawallmacherin aus einem beschissenen Südstaatenkaff, aber es war phänomenal, wie sie sich selbst neu erschaffen hatte, wie sie gutaussehende Rivalinnen ausgestochen und einen geselligen, nicht dummen, aber ziemlich rückgratlosen Angehörigen der königlichen Familie in ihren Liebessklaven verwandelt hatte.”

Die Leseprobe hat mir sehr gut gefallen, da ich die Protagonistin erfrischend geradeheraus finde. Sie begleitet Eleanor Roosevelt auf ihren Reisen und man erfährt Einiges über die Zeitgeschichte.
Ich habe das Buch auf meiner Wunschliste eingetragen.

Am Ende der Leseprobe folgt ein Kurzinterview mit der Autorin Amy Bloom. Als Vorbereitung für das Buch hat sie die fast 3000 Briefe der beiden Frauen gelesen, die in der Roosevelt Library verwahrt werden. Von Roosevelts Pressesekretären dagegen wurde Lorena sogar aus den Negativen herausgeschnitten.

Länge der Leseprobe: 27 Seiten

Veröffentlicht am 29.08.2019

Sehr erhellend und trotzdem mit Vorsicht zu genießen

Zehn Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musst
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Jaron Lanier, Informatiker und Vater des Begriffs “Virtuelle Realität”, hat 2014 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten, weil er die Risiken, die die Digitalisierung für die freie Lebensgestaltung ...

Jaron Lanier, Informatiker und Vater des Begriffs “Virtuelle Realität”, hat 2014 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten, weil er die Risiken, die die Digitalisierung für die freie Lebensgestaltung des Menschen birgt, beschrieben hatte. Lanier tritt für einen neuen Humanismus ein, denn Menschen seien etwas Besonderes und mehr als Maschinen und Algorithmen. Als das aktuelle Buche erscheint, ist er Chefstratege bei Microsoft Reseach.

Der Autor fasst Social-Media-Firmen unter dem Akronym BUMMER zusammen: Behaviors of Users Modified and Made into an Empire for Rent.

Typisch für diese Firmen sei….
Arschlochherrschaft
Totale Überwachung
Aufgezwungene Inhalte
Verhaltensmodifikation
Ein perverses Geschäftsmodell
Fake People

Als soziale Wesen ist uns Menschen Status, Zugehörigkeit und Anerkennung wichtig. Diese Gefühle werden von den Firmen ausgenutzt, um uns zu manipulieren.

Als Nutzerin von Instagram möchte ich zwei der oben genannten Punkte herausgreifen.
Fake People:
Bots, die als Menschen getarnt, likes verteilen, Kommentare und Nachrichten schreiben.
Menschen, die vorgeben, alleinstehende rechtschaffene Ärzte, Soldaten o.ä. zu sein, und Frauen anschreiben, um Geld zu erschwindeln.
Trolle, die Spaß daran haben, Chaos zu stiften.

Verhaltensmodifikation:
Wie bei einem Computerspiel versucht man zu Beginn Muster herauszufinden, um seine “Performance” zu verbessern. Das läuft zum Beispiel darauf hinaus, dass man anfängt gegen 19 Uhr zu posten, weil dann die meisten Nutzer online sind.

Das Geschäftsmodell von Social Media ist es, Aufmerksamkeit zu bekommen, um Geld zu verdienen. Und schlechte Nachrichten bekommen mehr Aufmerksamkeit als gute. Und - da müssen wir uns nichts vormachen - wir alle sind unbezahlte Content-Creator für die Social-Media-Firmen. Wir schreiben die Posts, machen die Fotos, um die herum die bezahlte Werbung angezeigt wird.

Laniers Buch hilft dabei, die Phänomene, die man selbst schon beiläufig zur Kenntnis genommen hat, zu verdeutlichen. Man muss ich auch klar machen, dass es hier nicht um einzelne Menschen geht, sondern um Massen, die sich an diese Plattformen anpassen. Was für eine Macht ist das!

Kommen wir nun zu meiner Kritik.
Lanier hat beruflich mit der Job-Plattform LinkedIn zu tun. Diese sieht er jedoch nicht als “böse” Social-Media-Firma.
Dazu schreibt er auf Seite 74: “Der Unterschied bei LinkedIn ist ganz einfach, dass die User dort noch etwas anderes zu tun haben als sozialen Eindruck zu schinden (...). Sie verdient ihr Geld hauptsächlich damit, dass sie Jobkandidaten an Arbeitgeber vermittelt, anstatt Leute zu manipulieren, damit sie etwas kaufen oder ihr Verhalten sonst wie ändern.”

Also, löschen Sie alle Accounts und kommen Sie stattdessen zu LinkedIn?

Dem möchte ich widersprechen.
LinkedIns Geschäftsmodell beruht darauf, um Empfehlungen von Nutzern zu bitten und Kenntnisse zu bestätigen. Also, wenn das nicht aus Ausnutzen sozialer Gefühle von Reziprozität, Abhängigkeit und Anerkennung ist, dann weiß ich auch nicht.
Wie Lanier vorher erklärt hat, ist der Netzwerkeffekt enorm wichtig. Für die Firmen ist entscheidend, dass viele Menschen die Plattform nutzen.
Vordergründig zeigt LinkedIn keine Werbung und verkauft keine Konsumgüter. Doch es ist ein Markt für Jobsuchende und Arbeitgeber. So kostet das “JobSeeker-Paket” 26,17 EUR im Monat und das “Recruiter-Paket” 89,19 EUR.
Dagegen ist auch grundsätzlich nichts zu sagen, abgesehen davon, dass auch LinkedIns Software die menschliche Natur ausnutzt. Wer schon automatische Einladungen von Kollegen zu der Plattform erhalten hat, wird das nachvollziehen können. Auch LinkedIn ist darauf angewiesen, dass die Nutzer möglich viele Daten eingeben.

Außerdem unterstützt Lanier die Entwicklung von Virtual-Reality-Technologien. Ich sehe dies sehr kritisch, da die Firmen darüber noch mehr Daten über uns erhalten können, als sie es jetzt schon über Handys tun.

Trotz meiner Kritik - absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 29.08.2019

Sehr erhellend und trotzdem mit Vorsicht zu genießen

Zehn Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musst
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Jaron Lanier, Informatiker und Vater des Begriffs “Virtuelle Realität”, hat 2014 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten, weil er die Risiken, die die Digitalisierung für die freie Lebensgestaltung ...

Jaron Lanier, Informatiker und Vater des Begriffs “Virtuelle Realität”, hat 2014 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten, weil er die Risiken, die die Digitalisierung für die freie Lebensgestaltung des Menschen birgt, beschrieben hatte. Lanier tritt für einen neuen Humanismus ein, denn Menschen seien etwas Besonderes und mehr als Maschinen und Algorithmen. Als das aktuelle Buche erscheint, ist er Chefstratege bei Microsoft Reseach.

Der Autor fasst Social-Media-Firmen unter dem Akronym BUMMER zusammen: Behaviors of Users Modified and Made into an Empire for Rent.

Typisch für diese Firmen sei….
Arschlochherrschaft
Totale Überwachung
Aufgezwungene Inhalte
Verhaltensmodifikation
Ein perverses Geschäftsmodell
Fake People

Als soziale Wesen ist uns Menschen Status, Zugehörigkeit und Anerkennung wichtig. Diese Gefühle werden von den Firmen ausgenutzt, um uns zu manipulieren.

Als Nutzerin von Instagram möchte ich zwei der oben genannten Punkte herausgreifen.
Fake People:
Bots, die als Menschen getarnt, likes verteilen, Kommentare und Nachrichten schreiben.
Menschen, die vorgeben, alleinstehende rechtschaffene Ärzte, Soldaten o.ä. zu sein, und Frauen anschreiben, um Geld zu erschwindeln.
Trolle, die Spaß daran haben, Chaos zu stiften.

Verhaltensmodifikation:
Wie bei einem Computerspiel versucht man zu Beginn Muster herauszufinden, um seine “Performance” zu verbessern. Das läuft zum Beispiel darauf hinaus, dass man anfängt gegen 19 Uhr zu posten, weil dann die meisten Nutzer online sind.

Das Geschäftsmodell von Social Media ist es, Aufmerksamkeit zu bekommen, um Geld zu verdienen. Und schlechte Nachrichten bekommen mehr Aufmerksamkeit als gute. Und - da müssen wir uns nichts vormachen - wir alle sind unbezahlte Content-Creator für die Social-Media-Firmen. Wir schreiben die Posts, machen die Fotos, um die herum die bezahlte Werbung angezeigt wird.

Laniers Buch hilft dabei, die Phänomene, die man selbst schon beiläufig zur Kenntnis genommen hat, zu verdeutlichen. Man muss ich auch klar machen, dass es hier nicht um einzelne Menschen geht, sondern um Massen, die sich an diese Plattformen anpassen. Was für eine Macht ist das!

Kommen wir nun zu meiner Kritik.
Lanier hat beruflich mit der Job-Plattform LinkedIn zu tun. Diese sieht er jedoch nicht als “böse” Social-Media-Firma.
Dazu schreibt er auf Seite 74: “Der Unterschied bei LinkedIn ist ganz einfach, dass die User dort noch etwas anderes zu tun haben als sozialen Eindruck zu schinden (...). Sie verdient ihr Geld hauptsächlich damit, dass sie Jobkandidaten an Arbeitgeber vermittelt, anstatt Leute zu manipulieren, damit sie etwas kaufen oder ihr Verhalten sonst wie ändern.”

Also, löschen Sie alle Accounts und kommen Sie stattdessen zu LinkedIn?

Dem möchte ich widersprechen.
LinkedIns Geschäftsmodell beruht darauf, um Empfehlungen von Nutzern zu bitten und Kenntnisse zu bestätigen. Also, wenn das nicht aus Ausnutzen sozialer Gefühle von Reziprozität, Abhängigkeit und Anerkennung ist, dann weiß ich auch nicht.
Wie Lanier vorher erklärt hat, ist der Netzwerkeffekt enorm wichtig. Für die Firmen ist entscheidend, dass viele Menschen die Plattform nutzen.
Vordergründig zeigt LinkedIn keine Werbung und verkauft keine Konsumgüter. Doch es ist ein Markt für Jobsuchende und Arbeitgeber. So kostet das “JobSeeker-Paket” 26,17 EUR im Monat und das “Recruiter-Paket” 89,19 EUR.
Dagegen ist auch grundsätzlich nichts zu sagen, abgesehen davon, dass auch LinkedIns Software die menschliche Natur ausnutzt. Wer schon automatische Einladungen von Kollegen zu der Plattform erhalten hat, wird das nachvollziehen können. Auch LinkedIn ist darauf angewiesen, dass die Nutzer möglich viele Daten eingeben.

Außerdem unterstützt Lanier die Entwicklung von Virtual-Reality-Technologien. Ich sehe dies sehr kritisch, da die Firmen darüber noch mehr Daten über uns erhalten können, als sie es jetzt schon über Handys tun.

Trotz meiner Kritik - absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 29.08.2019

Sehr erhellend und trotzdem mit Vorsicht zu genießen

Zehn Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musst
0

Jaron Lanier, Informatiker und Vater des Begriffs “Virtuelle Realität”, hat 2014 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten, weil er die Risiken, die die Digitalisierung für die freie Lebensgestaltung ...

Jaron Lanier, Informatiker und Vater des Begriffs “Virtuelle Realität”, hat 2014 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten, weil er die Risiken, die die Digitalisierung für die freie Lebensgestaltung des Menschen birgt, beschrieben hatte. Lanier tritt für einen neuen Humanismus ein, denn Menschen seien etwas Besonderes und mehr als Maschinen und Algorithmen. Als das aktuelle Buche erscheint, ist er Chefstratege bei Microsoft Reseach.

Der Autor fasst Social-Media-Firmen unter dem Akronym BUMMER zusammen: Behaviors of Users Modified and Made into an Empire for Rent.

Typisch für diese Firmen sei….
Arschlochherrschaft
Totale Überwachung
Aufgezwungene Inhalte
Verhaltensmodifikation
Ein perverses Geschäftsmodell
Fake People

Als soziale Wesen ist uns Menschen Status, Zugehörigkeit und Anerkennung wichtig. Diese Gefühle werden von den Firmen ausgenutzt, um uns zu manipulieren.

Als Nutzerin von Instagram möchte ich zwei der oben genannten Punkte herausgreifen.
Fake People:
Bots, die als Menschen getarnt, likes verteilen, Kommentare und Nachrichten schreiben.
Menschen, die vorgeben, alleinstehende rechtschaffene Ärzte, Soldaten o.ä. zu sein, und Frauen anschreiben, um Geld zu erschwindeln.
Trolle, die Spaß daran haben, Chaos zu stiften.

Verhaltensmodifikation:
Wie bei einem Computerspiel versucht man zu Beginn Muster herauszufinden, um seine “Performance” zu verbessern. Das läuft zum Beispiel darauf hinaus, dass man anfängt gegen 19 Uhr zu posten, weil dann die meisten Nutzer online sind.

Das Geschäftsmodell von Social Media ist es, Aufmerksamkeit zu bekommen, um Geld zu verdienen. Und schlechte Nachrichten bekommen mehr Aufmerksamkeit als gute. Und - da müssen wir uns nichts vormachen - wir alle sind unbezahlte Content-Creator für die Social-Media-Firmen. Wir schreiben die Posts, machen die Fotos, um die herum die bezahlte Werbung angezeigt wird.

Laniers Buch hilft dabei, die Phänomene, die man selbst schon beiläufig zur Kenntnis genommen hat, zu verdeutlichen. Man muss ich auch klar machen, dass es hier nicht um einzelne Menschen geht, sondern um Massen, die sich an diese Plattformen anpassen. Was für eine Macht ist das!

Kommen wir nun zu meiner Kritik.
Lanier hat beruflich mit der Job-Plattform LinkedIn zu tun. Diese sieht er jedoch nicht als “böse” Social-Media-Firma.
Dazu schreibt er auf Seite 74: “Der Unterschied bei LinkedIn ist ganz einfach, dass die User dort noch etwas anderes zu tun haben als sozialen Eindruck zu schinden (...). Sie verdient ihr Geld hauptsächlich damit, dass sie Jobkandidaten an Arbeitgeber vermittelt, anstatt Leute zu manipulieren, damit sie etwas kaufen oder ihr Verhalten sonst wie ändern.”

Also, löschen Sie alle Accounts und kommen Sie stattdessen zu LinkedIn?

Dem möchte ich widersprechen.
LinkedIns Geschäftsmodell beruht darauf, um Empfehlungen von Nutzern zu bitten und Kenntnisse zu bestätigen. Also, wenn das nicht aus Ausnutzen sozialer Gefühle von Reziprozität, Abhängigkeit und Anerkennung ist, dann weiß ich auch nicht.
Wie Lanier vorher erklärt hat, ist der Netzwerkeffekt enorm wichtig. Für die Firmen ist entscheidend, dass viele Menschen die Plattform nutzen.
Vordergründig zeigt LinkedIn keine Werbung und verkauft keine Konsumgüter. Doch es ist ein Markt für Jobsuchende und Arbeitgeber. So kostet das “JobSeeker-Paket” 26,17 EUR im Monat und das “Recruiter-Paket” 89,19 EUR.
Dagegen ist auch grundsätzlich nichts zu sagen, abgesehen davon, dass auch LinkedIns Software die menschliche Natur ausnutzt. Wer schon automatische Einladungen von Kollegen zu der Plattform erhalten hat, wird das nachvollziehen können. Auch LinkedIn ist darauf angewiesen, dass die Nutzer möglich viele Daten eingeben.

Außerdem unterstützt Lanier die Entwicklung von Virtual-Reality-Technologien. Ich sehe dies sehr kritisch, da die Firmen darüber noch mehr Daten über uns erhalten können, als sie es jetzt schon über Handys tun.

Trotz meiner Kritik - absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 26.08.2019

Vielschichtig und berührend - Ein kleines Buch mit einer großen Geschichte.

WEST
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»Julie, ich muss fort«, hatte er so laut und deutlich gesagt, wie seine Stimme es zuließ. »Es wäre schön, wenn du dich eine Weile um Bess kümmern könntest.«
Julie starrte ihn wortlos an, drehte das Huhn ...

»Julie, ich muss fort«, hatte er so laut und deutlich gesagt, wie seine Stimme es zuließ. »Es wäre schön, wenn du dich eine Weile um Bess kümmern könntest.«
Julie starrte ihn wortlos an, drehte das Huhn auf den Rücken und rupfte weiter, als wäre es das Vernünftigste, so zu tun, als hätte ihr großer, rothaariger Bruder gar nichts gesagt.
Bellman erklärte, er wolle in einem Jahr wieder zurück sein.
»In einem Jahr?«
Julies Stimme klang gepresst und hoch, als hätte sie etwas verschluckt und müsste nun gegen das Ersticken ankämpfen.
Bellman blickte auf seine Stiefel. »Nun ja, vielleicht ein bisschen länger. Höchstens zwei Jahre.«

Alle halten ihn für verrückt. Er solle etwas Sinnvolles tun, sagen sie. In die Kirche gehen oder sich eine neue Frau suchen. Doch der einfache, gutherzige Maultierzüchter Cy Bellman begibt sich auf eine ungewissen Reise von über 2000 Meilen. Und das nur aufgrund eines Zeitungsartikels.

Seine zehnjährigen Tochter Bess dagegen bleibt bei seiner pragmatischen Schwester Julie zurück.

Auf seiner Reise engagiert Bellmann einen eingeborenen Amerikaner, der ihn in die Wildnis begleiten soll. Die Perspektive dieses Shawnees fügt der Erzählung eine weitere Facette hinzu. Im Tausch für glitzernde Dinge, Tabak und Rum hat er damals sein Land verlassen und ist nach Westen gezogen.

Während ihr Vater unterwegs ist, wird die Situation für seine Tochter Bess immer bedrohlicher.

Vom Guardian und der Sunday Times als bestes Buch des Jahres bezeichnet, gehen auf Amazon die Meinungen auseinander.

Vordergründig ist “West” eine Geschichte über Träume, Sehnsucht und Heimat. Doch Davies reiche Symbolsprache schafft eine große Tiefe.

Man kann es lesen wie eine Abenteuergeschichte und mag enttäuscht sein. Denn das Geheimnis der Geschichte verbirgt sich für mich auf der symbolischen Ebene. Es ist ein modernes Märchen, das die inneren Anteile eines Menschen in einzelnen Protagonisten visualisiert.
Geschickt baut Davies mit Rück- und Vorblenden sowie einem zweiten Erzählstrang die Spannung immer weiter auf.

Ich konnte mit Bellmann fühlen, wenn er seinem Traum nachläuft und ebenso berührt war ich von seiner Tochter Bess. An zwei Stellen kamen mir die Tränen.

Eine vermeintlich einfache und doch erstaunlich vielschichtige Geschichte, die die Seele berührt und einen so schnell nicht mehr loslässt.
Leseempfehlung!