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Veröffentlicht am 28.11.2022

Miniking

Der tanzende Berg
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Die Marie ist noch nicht lange wieder in ihrem heimatlichen Dorf. Sie hat etliche Jahre in Wien gelebt und erst als ihr Ziehvater starb und sie ihre Jugendliebe Youni wieder traf, führte der Weg zurück. ...

Die Marie ist noch nicht lange wieder in ihrem heimatlichen Dorf. Sie hat etliche Jahre in Wien gelebt und erst als ihr Ziehvater starb und sie ihre Jugendliebe Youni wieder traf, führte der Weg zurück. Die Werkstatt, in der ihr Onkel Tiere präparierte, hat sie übernommen. Obwohl sie eine andere Ausbildung hat, durfte sie dem Onkel als Kind immer zuschauen und hat sich die Tätigkeit angeeignet. Doch dann starb Youni vor einigen Wochen bei einem Unfall. Marie ist untröstlich. Als ihre Tante Hella in ihrem Namen den Auftrag, einen kleinen Chihuahua namens King zu präparieren, ist sie nicht begeistert.

Eine ungewöhnliche Heldin ist Marie schon. Nicht mehr ganz die Jüngste mit einer Berufung, die man bei einer Frau nicht vermuten würde. Und wie sie mit dem toten kleinen Hund umgeht, mit Respekt vor dem Leben und dem Tod, mit Sanftheit. Da ist die Butz, eine Geschäftspartnerin von Youni, die plötzlich in der Tür steht, ein anderes Kaliber. Und die Butz ist es, die Maria zum Zweifeln bringt. Hätte Younis Tod verhindert werden können? Wie kam es dazu, dass er sein Leben so führte, wie es eben war? Was, wenn die Dorfgemeinschaft einfach über den Migrationshintergrund Younis hinwegsehen und ihn aufgenommen hätte.

Was einen sofort für den Roman einnimmt, ist ein Aufbau, mit dem man einfach nicht rechnet. Und auch Marie, deren Leben nicht zerbröseln darf, wirkt durch die Trauer um ihren Freund zwar niedergedrückt, aber keineswegs antriebslos. Allerdings empfindet man eine Änderung als Butz ins Spiel kommt. Diese resolute Dame nur wenig älter als Marie, eröffnet einige rohe Wahrheiten, die aber doch etwas vage gehalten sind, so dass sich letztlich nicht erschließt, was tatsächlich passiert ist oder ob etwas passiert ist. Und wenn man sich zu Beginn fragt, ob man richtig vermutet, so fragt man sich im weiteren, wie kann es dazu kommen. Wenn man so offen gestaltete Storys mag, ist man hier genau richtig. Gelungen ist die Beschreibung des liebevollen Umgangs mit dem toten kleinen Hund. In Maries Händen wird er wirklich zum kleinen König.

Veröffentlicht am 26.11.2022

Die neue Kanzlei

Pirlo - Gegen alle Regeln
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Die Kanzlei, in der er vorher tätig war, und er haben sich getrennt. Nun muss der Anwalt Anton Pirlo eigene Wege gehen. Nicht so einfach, wie er feststellt. Doch die Mutter der Marlene von Späth bittet ...

Die Kanzlei, in der er vorher tätig war, und er haben sich getrennt. Nun muss der Anwalt Anton Pirlo eigene Wege gehen. Nicht so einfach, wie er feststellt. Doch die Mutter der Marlene von Späth bittet ihn, die Tochter zu verteidigen. Marlene steht unter dem Verdacht, ihren Mann ermordet zu haben. Die Beweise erscheinen erdrückend zu sein, trotzdem beteuert Marlene von Späth ihre Unschuld. Nun, irgendwie muss die Kasse klingeln. Und er muss die Arbeit nicht mal alleine bewältigen. Die Junioranwältin Sophie Mahler übernimmt die Assistenz. Und gleich wird sie von Pirlo mit Arbeit überschüttet.

Im ersten Fall für seine kleine Kanzlei muss Anwalt Pirlo ungewöhnliche Wege gehen. Zum einem ist da das Problem mit der Familie, bei der es sich um einen Clan handelt, der häufiger eher am Rande der Legalität operiert, zum anderen erweist sich auch die Verteidigung Marlene von Späths als komplizierter als gedacht. Die Mandantin verhält sich zugeknöpfter als ratsam und erschwert dadurch die Arbeit ihrer Verteidiger. Die Zusammenarbeit mit Sophie Mahler erweist sich als Glücksgriff, auch wenn Pirlo zunächst einige Schwierigkeiten hat, der Jüngeren auf Augenhöhe zu begegnen. Doch Sophie weiß ihr Fachwissen geschickt einzusetzen und so bleibt Pirlo bald nichts anderes übrig als das anzuerkennen.

Mit einem spannenden Fall wird die Anwaltskanzlei Pirlo eröffnet. Aus seinem Wohnzimmer heraus versuchen er und seine Junior-Anwältin Sophie Mahler die Verteidigung ihrer Mandantin zu koordinieren. Ob einem ein Protagonist wie Pirlo zur Gänze sympathisch werden kann, wird jeder Leser und jede Leserin nach eigenem Empfinden entscheiden. Wie sich jedoch Sophie und Pirlo für die Mandantin ins Zeug legen, die auch nicht immer glaubwürdig wirkt, das hat schon was. Fesselnd auch, was sie dabei aufdecken. Letztlich erweist sich Sophie Mahler in Teilbereichen als gewitzter als ihr Chef, was der Lektüre sehr guttut. Dieses spannende Hörbuch wird klasse vorgetragen von Sascha Rotermund und man hat einen Reihenstart, der sich gut anlässt, so dass man die Folgebände mit Neugier erwarten kann.

Veröffentlicht am 18.11.2022

Alter Adel

Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens
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Nach einem Anschlag kommt der alte Comte de Chacarasse plötzlich ums Leben. Er kann sich gerade noch nach Hause schleppen und auf dem Sterbebett nimmt er seinem Sohn Lucien das Versprechen ab, er möge ...

Nach einem Anschlag kommt der alte Comte de Chacarasse plötzlich ums Leben. Er kann sich gerade noch nach Hause schleppen und auf dem Sterbebett nimmt er seinem Sohn Lucien das Versprechen ab, er möge die Familientradition fortführen. Lucien stimmt dem zu, obwohl er eigentlich nichts mehr mit dieser Beschäftigung der Familie zu tun haben wollte. Schon vor Jahren hat er ein Bistro eröffnet. Doch nun muss er sich in der Kunst des Mordens üben. Denn das ist die geheimnisvolle Tätigkeit, die die Chacarasses ausüben. Ihre Auftraggeber bleiben dabei unbekannt, doch das Salär ist üblich. Lucien hofft, er bringt es irgendwie zusammen, ohne anderen Menschen allzu sehr zu schaden.

Zum Start einer neuen Reihe muss der Killer wider Willen erstmal in seine neue Rolle finden. Sehr menschlich ist er entsetzt über den plötzlichen Tod seines Vaters. Und er will wissen, wieso sein Vater umgekommen ist. Doch zunächst stört sein Onkel, der einen Auftrag weiterzugeben hat. Wie soll das denn gehen? Jemanden umbringen? Lucien weiß nicht, inwieweit er Francine, die Sekretärin seines Vaters, einbeziehen kann. Eine Stütze ist ihm die ältere Haushälterin Rosalie, mit der das Leben einfacher wäre, wenn sie zugeben würde, dass sie in ihrem Alter nicht mehr so gut hört.

Von Wolfram Koch gekonnt vorgetragen, nimmt man es Lucien de Chacarasse ab, dass er sich mit einiger Selbstironie und doch auch einem gewissen Einsatz seiner neuen eher ungewollten Aufgabe widmet. Dabei ist er gezwungen, sein Leben neu zu ordnen. Man gewinnt den Eindruck, dass eine Rahmenhandlung sich durch die Krimireihe ziehen wird, in den einzelnen Bänden jedoch ein Hauptthema vorhanden sein wird. In diesem ersten Band muss sich alles zusammenfinden. Wie wird Lucien seine Arbeit im Bistro mit der Kunst des Tötens in Einklang bringen? Soll er Francine zu seiner Geschäftspartnerin machen? Die Interpretation seiner neuen Tätigkeit ist eigenwillig und interessant. Neben den spannenden Entwicklungen kommt zum Glück auch der Humor nicht zu kurz, der sich manchmal auch im Kopf abspielt.

Ein ansprechender erster Band, der im Ladenregal durch sein farbenfrohes und stimmiges Cover auffällt.

Veröffentlicht am 06.11.2022

Eisprinzessin

Totentanz im Pulverschnee
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Er will Triathlet werden, der Polizist Arno Bussi. Mit Franziska trainiert er fleißig, was seiner Mutter nicht so gefällt. Sie überredet ihn, mit ihr übers lange Wochenende nach Maria Schnee zu fahren. ...

Er will Triathlet werden, der Polizist Arno Bussi. Mit Franziska trainiert er fleißig, was seiner Mutter nicht so gefällt. Sie überredet ihn, mit ihr übers lange Wochenende nach Maria Schnee zu fahren. Dort findet ein Volksfest statt wie es zwar vielen aber nicht dem Arno gefällt. Nur so ein richtiges Essen das könnte er nach der Trainingsdiät schon mal wieder vertragen. Er verträgt sich auch gut mit der Rosa von der Rezeption des Hotels, in dem die Mutter eine Suite reserviert hat. Die Rosa soll auch als Eisprinzessin beim Volksfest auftreten. Kann Arnos Mutter überhaupt richtig beobachtet haben, als sie behauptet, sie habe gesehen, wie die Rosa entführt wurde.

Diesen dritten Fall, in dem Arno Bussi ermittelt, kann man sich auch als Hörbuch gönnen. Immer noch langweilt sich Arno im Archiv, weil der Chef nicht damit einverstanden war, dass Arno mal eine Affäre mit seiner Frau hatte. Eigentlich ist Arno froh, wenn er mal aus Wien herauskommt. Aber mit seiner Mutter nach Maria Schnee zu einer Alpen Gaudi? Zwar muss sich Arno durch diesen Festlärm quälen, aber als die Rosa tatsächlich nicht auffindbar ist, beginnt Arno Fragen zu stellen. Natürlich gibt es keinen Fall und Arno ist auch nicht zuständig, aber fragen kann man ja mal.

Gekonnt und mit ansprechendem Lokalkolorit wird dieses Hörbuch vorgetragen von Markus Völlenklee. Gerne hört man von Arnos Urlaubserlebnissen mit seiner chaotischen manchmal nervigen, aber doch liebenswerten Mutter. Seine Beziehung zu Franziska geht dabei etwas unter, vielleicht sind sie doch eher Trainingspartner. Mit dem Training wird es allerdings nicht viel während des Urlaubs, der sich immer mehr zur Arbeit auswächst. Nicht immer direkt undercover, doch eben auch nicht direkt als polizeiliche Ermittlung. Und doch findet Arno Bussi Spuren, die auf etwas ganz anderes hindeuten. Das ist spannend zu hören und gerade mit dem sprachlichen verortet sein in Österreich erhält man noch einen besseren Eindruck von Arno Bussi und seiner Welt. Obwohl die anderen Fälle noch etwas überzeugender waren, ist auch dieser Ausflug Arno Bussis nach Maria Schnee ein gutes Hörerlebnis.

Veröffentlicht am 01.11.2022

Hoffnungsreise

Die Geschichte des Wassers
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Im Jahr 2017 macht sich die ungefähr 70jährige Signe mit dem Segelboot auf den Weg nach Süden. Signe ist eine Warnerin und Umweltaktivistin, die nach Jahren der Aktionen fühlt, dass sie kaum gehört wird. ...

Im Jahr 2017 macht sich die ungefähr 70jährige Signe mit dem Segelboot auf den Weg nach Süden. Signe ist eine Warnerin und Umweltaktivistin, die nach Jahren der Aktionen fühlt, dass sie kaum gehört wird. Und nun will sie den Mann wieder treffen, der der Mann ihres Lebens war und der doch so unterschiedlich dachte, dass sie nicht zusammenbleiben konnten. Im Jahr 2041 herrscht in Frankreich eine unbarmherzige Dürre. Mit knapper Not hat David mit seiner kleinen Tochter Lou ein Lager weiter nördlich erreicht. Dort wollen sie auf seine Frau Anna und seinen Sohn August warten. Die Familie wurde auf der Flucht getrennt.

Mit diesem zweiten Band ihres Klimaquartetts widmet sich die Autorin dem Wasser, genauer dem Süßwasser. Die Klimaaktivistin Signe versucht den Raubbau an dem kostbaren Gut zu verhindern. Sie will die Seen und Flüsse Norwegens in ihrem natürlichen Verlauf erhalten. Doch gegen die kommerziellen Ziele der Besitzenden kommt sie nicht an. Ungefähr 25 Jahre später herrscht in Frankreich eine große Dürre. David, der lange in einer Firma zur Wasserentsalzung gearbeitet hat, muss nach katastrophalen Bränden aus seiner Heimatstadt fliehen. Dort hatte er alles, eine Frau, zwei Kinder, Eltern, Freunde und eine Arbeit. Und nun hat er wenigstens seine Tochter und ein Feldbett in einer Flüchtlingsunterkunft.

Während die Geschichte der Bienen (Band 1 der Reihe) die Erzählungen der Protagonisten auf spannende Weise verknüpft, kommt dieses Element hier lediglich am Rande vor. Dennoch fesselt die Handlung, denn auf beiden Erzählebenen verfolgt man mit Neugier, ob die handelnden Personen ihr Ziel erreichen. Wird Signe mit ihren Aktionen etwas ändern können, wird sie ihre Norwegischen Mitbürger überzeugen können, dass Gewinnstreben nicht alles ist, dass es sich lohnt, die Natur für künftige Generationen zu erhalten. Und wird David es schaffen, seine Tochter in den Norden zu bringen, wo es noch Süßwasser und Regen gibt. Ob der Raubbau an den Quellen des Wassers in Norwegen etwas mit der Dürre im Süden zu tun haben kann, bleibt unklar. Vielleicht wäre es auch interessant gewesen, inwieweit die Autorin die Handlung ihres Romans in der Realität verankert hat. Dies kam im ersten Band des Klimaquartetts besser zutage. Dennoch liest sich der vorliegende Roman sehr flüssig und spannend.