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Veröffentlicht am 16.03.2020

Truth or Dare

Beute
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An der Strecke eines südafrikanischen Luxuszuges wird ein Personenschützer tot aufgefunden. Als Bennie Griessel den Fall übertragen bekommt, sind schon ein paar Wochen vergangen. Eigentlich zu viel, um ...

An der Strecke eines südafrikanischen Luxuszuges wird ein Personenschützer tot aufgefunden. Als Bennie Griessel den Fall übertragen bekommt, sind schon ein paar Wochen vergangen. Eigentlich zu viel, um den Fall aufklären zu können. Aber natürlich machen sich Griessel und sein Partner Cupido an die Nachforschungen. Es ist zunächst unklar, ob der Tote Selbstmord begangen hat oder aus dem fahrenden Zug geworfen wurde. Zur gleichen Zeit treffen sich in Frankreich zwei Männer, die sich schon lange kennen, aber die sich schon ewig nicht mehr gesehen haben. Der Besucher will seinen alten Freund und Mitstreiter überreden, einen brisanten Auftrag zu übernehmen.

In seinem sechsten Fall bekommt es Bennie Griessel mit einem rätselhaften Todesfall zu tun. Auch wenn er seine Alkoholkrankheit nie ganz überwinden wird, ist er nun schon eine Weile trocken und auch mit seiner Freundin Alex läuft es gut. Er ist entschlossen, ihr einen Heiratsantrag zu machen. Nur weiß er noch nicht, wie er das am besten anstellen soll. Im Moment geht die Sache um den toten Personenschützer vor. Dieser hat früher bei der Polizei gearbeitet und seine ehemaligen Kollegen sind nicht sehr eifrig bei der Aufklärung des Sachverhaltes. Was wird hier im Geheimen gehalten?

Der Autor Deon Meyer ist dafür bekannt, dass seine Kriminalromane die aktuelle politische Lage in Südafrika aufgreifen. Danach scheint es als sei mehr als zwanzig Jahre nach Beendigung der Apartheidspolitik nicht so viel gewonnen wie gewünscht. In vielen Bereichen bis in die hohe Politik herrscht ein System der Korruption und Bevorteilung. Auch der Polizeiapparat bleibt nicht verschont. In diesem Umfeld entwickelt der Autor einen spannenden und vielschichtigen Kriminalfall. Mit den wechselnden Schauplätzen in Südafrika und Frankreich wird die Handlung noch bereichert. Durch dieses Wechselspiel begreift man nach und nach immer mehr Zusammenhänge und ist jederzeit gefesselt. Ein besonderer Kriminalroman mit einer ausgewogenen Mischung aus packendem Fall, den privaten Lebensumständen der Ermittler und den politischen Gegebenheiten im heutigen Südafrika.

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Veröffentlicht am 08.03.2020

Roses Palmen

Die Geheimnisse meiner Mutter
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Kurz vor ihrem 35. Geburtstag gerät Rose so langsam ins Überlegen wie es mit ihrem Leben weitergehen soll. Ihr in zweiter Ehe verheirateter Vater hat eine Krankheit überwunden, ihre Beziehung läuft nicht ...

Kurz vor ihrem 35. Geburtstag gerät Rose so langsam ins Überlegen wie es mit ihrem Leben weitergehen soll. Ihr in zweiter Ehe verheirateter Vater hat eine Krankheit überwunden, ihre Beziehung läuft nicht mehr so richtig und endlich will sie dem Verschwinden ihrer Mutter auf den Grund gehen. Diese hat den Vater und Rose verlassen als Rose noch ein Baby war. Weil Rose nie wusste, was ihren Mitschülern, Freunden oder Bekannten erzählen sollte, hat sie irgendwann begonnen zu sagen, ihr Mutter sei tot. Und nun gegen Jahresende gibt der Vater ihr zwei Bücher und erklärt, die Schriftstellerin habe ihre Mutter gekannt.

Wie es wohl sein muss, wenn man seine Mutter nie kennenlernen konnte? Prägt es das ganze Leben? Oder kann man dies Umsorgtsein durch die Mutter überhaupt vermissen, wenn man es nicht kennengelernt hat? Und wie ist es mit dem Vater? Hat er sich seines verlassenen Kindes angenommen? In den 1980ern ist ein alleinerziehender Vater sicher noch eine Seltenheit. Doch Rose ist eine Frau mit Ideenreichtum und Durchsetzungsvermögen, die es auch mal wagt, eine sich bietende Gelegenheit wahrzunehmen. Zunächst einmal versucht sie sich der Geschichte ihrer Mutter zu nähern, indem sie die Bücher liest, die ihr Vater ihr gegeben hat.

Welch ein tolles Buch. Jessie Burton hat eine ganz eigene Art, den Ton zu treffen. In manchen Kapiteln liest man eine dramatische Familiengeschichte, in manchen könnte man fast den Eindruck bekommen, man hat einen Spannungsroman vor sich. Es ist sehr berührend mitzulesen, wie Rose der Geschichte ihrer Mutter nachgeht. Dabei beginnt Rose nicht nur, ihrer Mutter näher zu kommen, sondern auch sich selbst. Wer ist ihre Mutter und wo ist sie? So wie sie der verschwundenen Mutter auf die Spur kommt, so kommt Rose viel mehr sich selbst auf die Spur. Es ist erfrischend wie sich die Wendungen dieses auf zwei Zeitebenen angesiedelten Romans gerade nicht auf ausgetretene Pfade begeben. Ein überraschendes, mitreißendes und äußerst lesenswertes Buch.

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Veröffentlicht am 28.02.2020

Das lange Auge

Zauberklingen - Die Klingen-Saga
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Mal wieder hat sie einen Anfall und ihre Vertraute Isern holt sie zurück und hilft ihr wieder auf die Beine. Was hat Rikke gesehen? Wird die Zukunft so sein? Rikke muss zurück zu ihrem Vater - ein Weg, ...

Mal wieder hat sie einen Anfall und ihre Vertraute Isern holt sie zurück und hilft ihr wieder auf die Beine. Was hat Rikke gesehen? Wird die Zukunft so sein? Rikke muss zurück zu ihrem Vater - ein Weg, der Gefahren birgt. Inzwischen wartet Leo dan Brock auf eine Gelegenheit zu kämpfen. Doch seine Mutter hält ihn immer wieder zurück, sie ist eine kluge Frau, sie hat aber auch Angst um ihren einzigen Sohn. Derweil spinnt Savine dan Glokta in Adua ihre Intrigen und schiebt Geschäfte an. Sie ist eine Frau mit Macht und es ist nicht zu übersehen, sie ist die Tochter des Erzlektors Sand dan Glokta.

Mal wieder kann man eintauchen in die Klingenwelt. Man muss nicht alle Romane kennen, die in dieser Welt angesiedelt sind, wahrscheinlich macht es aber Sinn die ersten Bände gelesen zu haben. Nichtsdestotrotz handelt es sich bei diesem Band um den Start einer neuen Trilogie aus der Welt der Klingen. Der Fortschritt hat Einzug gehalten, immer mehr Fabriken werden gebaut, immer mehr Menschen verlieren ihren Rückhalt. Sie haben das Land verlassen, sie wurden durch Steuereintreiber enteignet, sie gingen in die Fabriken bis ihre Arbeitsplätze von Maschinen eingenommen wurden. Es herrscht Elend und es braut sich etwas zusammen. An den Rändern der Welt gibt es immer wieder Scharmützel und in der Mitte werden die Fäden gezogen.

Schon nach den ersten Sätzen ist man wieder angekommen in der Klingenwelt. Die Sprache des Autors, die auch in der Übersetzung nicht verloren geht, macht einen großen Teil des Reizes dieses Buches aus. Joe Abercrombie haut einem die Handlung mit deutlichen Worten um die Ohren und es ist eine Freude und Erleichterung, dass die Kinder mal beim Namen genannt werden. Die handelnden Personen sind so menschlich, die Schlechten ein wenig gut, die Guten ein wenig schlecht und allen nimmt man ab, dass sie eben sind wie sie sind. Manchmal wähnt man sich im Schlachtengetümmel, manchmal in Gefangenschaft. Zarte Gefühle gibt es nur wenige, doch sie bilden gerade den schönsten Kontrast zu den anderen mitunter recht brutalen Szenen. Die Klingen-Saga sollte man wirklich nicht verpassen.

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Veröffentlicht am 25.01.2020

Februar 1973

Tod im Februar
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Der Polizist Harry McCoy ist wieder im Dienst. Und sofort wird er zu einem Mordfall gerufen. Auf einem Hochhaus wurde die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Sein Anblick ist nicht leicht zu ertragen. ...

Der Polizist Harry McCoy ist wieder im Dienst. Und sofort wird er zu einem Mordfall gerufen. Auf einem Hochhaus wurde die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Sein Anblick ist nicht leicht zu ertragen. Bei dem Opfer handelte es sich um einen aufstrebenden Fußballspieler, der mit der Tochter eines bekannten Glasgower Unterweltbosses verlobt war. Dieser taucht schließlich mit seinem Anwalt bei der Polizei auf und präsentiert eine doch erstaunliche Geschichte. McCoy müssen es sich zu Aufgabe machen, Wahrheit und Lüge zu trennen. Der Hintergrund der Tat muss ans Licht.

In den 1970ern angesiedelt gestalten sich die Ermittlungen der Beamten herrlich old school. Harry McCoy hat mit diesem Fall seinen zweiten Auftritt. Und hier ist er noch dabei, die Auswirkungen der vorherigen Untersuchung zu überwinden. Gleichzeitig muss er sich mit seiner eigenen Vergangenheit befassen, was sich als sehr schmerzhaft erweist. Bei seiner Kindheit muss es ein Kraftakt gewesen sein, zu einen vielleicht etwas ruppigen, aber doch angesehenen Mitglied der Gesellschaft zu werden. So ganz allerdings kann McCoy seine Vergangenheit nie verleugnen. Und der aktuelle Fall erweist sich als verzwickt, denn hinter der vermeintlichen Lösung steckt doch mehr.

Für das Verständnis dieses Verbrechens ist die Kenntnis des ersten Bandes nicht vonnöten, doch dieser zweite Band macht so neugierig, dass der erste auf den Merkzettel kommt. Kalt, düster und mit ein paar nassen Schneeflocken garniert - das beschriebene Wetter entspricht ungefähr der Stimmung. Da wird der Frust beim Bearbeiten des Falles schon mal mit einem Bier oder auch etwas Härterem runtergespült. Und doch bleibt McCoy am Ball, wissend, dass die Polizei manchmal nur Schlimmeres verhindern kann und mitunter nichtmal das. Dabei entwickelt sich die Handlung ausgesprochen flott und auch wenn manches relativ früh klar scheint, so gibt es doch immer wieder Überraschungen. Und der Glaube an den ehrlichen Bullen wird zwar etwas strapaziert, geht aber zum Glück nicht ganz verloren. Bleibt zu hoffen, dass dies nicht der letzte Auftritt von McCoy ist. Auf Englisch ist der Monat März zumindest schon erreicht.

Veröffentlicht am 23.01.2020

Nulldiät

Im Netz des Lemming
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Der Sohn vom Lemming hat einen neuen Schulfreund. Ben und Mario sind ein Herz und eine Seele, deren Social Media Sprech sie nur selbst verstehen. Der Lemming kommt sich doch alt vor. Freundlich wie er ...

Der Sohn vom Lemming hat einen neuen Schulfreund. Ben und Mario sind ein Herz und eine Seele, deren Social Media Sprech sie nur selbst verstehen. Der Lemming kommt sich doch alt vor. Freundlich wie er ist, bietet er dem Mario an, ihn auf dem Heimweg ein Stück zu begleiten. Und wie die meisten Jungen seines Alters spielt Mario an seinem Handy. Bis er nach dem Lesen eines Posts erbleicht, an der Haltestelle aus der Bahn stürzt und bei der nächsten Gelegenheit von einer Brücke springt. Der Lemming kann nicht fassen, was gerade gesehen ist und mindestens ebenso fassungslos ist er über das, was als nächstes geschieht.

Die schöne neue Welt der Social Media Plattformen und Kanäle, was hat sie nicht alles versprochen. Freiheit, Love, Peace und Happyness, Und nun? Ein kleiner Junge bringt sich um, nachdem einen Post gelesen hat. Und über den Lemming bricht ein Shitstorm und eine Welle von Verdächtigungen herein, die sich gewaschen hat. Wie Harpyien wirken die Aktivitäten dieses Molochs Internet. Lemming und sein Bekannter Chefinspektor Polivka stehen der Entwicklung zunächst hilflos gegenüber. Immer ist das Netzgerücht schneller. Wie sollen sie bloß herausfinden, wer letztlich ein Kind in den Tod getrieben hat und noch andere Untaten verursacht hat.

Dieses Buch enthält einige Wahrheiten, die man zwar nicht wissen möchte, denen man sich als wenigstens einigermaßen mündiger Bürger stellen sollte. Zwar haben es der Lemming und sein Kumpel Polivka manchmal etwas leicht beim Entschlüsseln der Rätsel, doch die Hintergrundinformation, die der Roman zum Zustand unserer Gesellschaft bietet, hat es in sich und sollte Satz für Satz, Wort für Wort gelesen werden. Man kann an der Schlechtigkeit der Welt verzweifeln, sich wieder und wieder wünschen, dieses vermaledeite Worldwideweb gehörte abgeschafft oder mindestens eine ordentliche Nettikette wäre zwingend. Vergessen die Verbreiter dieser miesen Auswüchse des Netzes etwa, dass sie es mit Menschen zu tun haben? Man sollte sich doch immer fragen, ob man selbst so behandelt werden möchte. Denn, was du nicht willst, dass man dir tu´, das füg auch keinem andern zu. Etwas, dass wohl jeder beherzigen könnte, bevor er irgendwelche hirnlosen Garstigkeiten vom Stapel lässt. Dieser Roman ist durchaus herzig und humorvoll, aber auch bitterböse und der Autor hält der heutigen Gesellschaft einen Spiegel vor.