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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.04.2024

Ernüchternd

Um jeden Preis
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Ins unermessliche steigende Gehälter und Ablösesummen, Vereine die von Scheichs und Oligarchen aufgekauft werden und Sender, die sich für ihre Abo-Modelle fürstlich entlohnen lassen. Christoph Biermann ...

Ins unermessliche steigende Gehälter und Ablösesummen, Vereine die von Scheichs und Oligarchen aufgekauft werden und Sender, die sich für ihre Abo-Modelle fürstlich entlohnen lassen. Christoph Biermann erzählt in seinem Buch, wie sich der Fußball über die Jahre hinweg immer mehr zum reinen Kommerz hin entwickelt hat, wie aus einer Sportart eine Industrie wurde. Es ist eine interessante Zusammenfassung der Entwicklung seit den 1990er Jahren bis heute, die viel Hintergrundwissen liefert und an vielen Stellen sehr ernüchternd ist. Was macht den modernen Fußball aus? Was sind die Gründe für die Entwicklungen in den letzten Jahrzehnten? Biermann macht eine Bestandsaufnahme, hinterlegt seine Aussagen mit Zahlen und Fakten. Damit das Ganze nicht zu trocken wird, gibt es viele Anekdoten und skurrile Geschichten. So ist das Buch zwar eher nüchtern geschrieben, aber auch sehr kurzweilig und unterhaltsam zu lesen. Fazit Eine auf den Punkt gebrachte Beschreibung, wie aus einer Sportart eine Ware der Unterhaltungsindustrie wurde, die sich immer mehr von den Fans entfremdet.

Veröffentlicht am 28.02.2024

Der Wahnsinn!

Survivor
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Der Klappentext lässt einen normalen Thriller vermuten, aber die Story bietet viel, viel mehr. Ich möchte nicht spoilern, also nur so viel: was ihr bekommt ist kein herkömmlicher Thriller, sondern eine ...

Der Klappentext lässt einen normalen Thriller vermuten, aber die Story bietet viel, viel mehr. Ich möchte nicht spoilern, also nur so viel: was ihr bekommt ist kein herkömmlicher Thriller, sondern eine postapokalyptische Geschichte mit Horror-Elementen. Damit hätte man gerne werben können, für mich hätte es das ohnehin große Interesse am Buch nochmal gesteigert!

Nun aber zum Buch selbst: Was für ein irrer Ritt! CJ Tudor legt ein Wahnsinnstempo vor! Sie hält sich nicht mit Vorgeschichten oder einer Einführung auf, sondern beginnt gleich mitten in der Handlung, man ist ab Seite 1 voll dabei und es gibt bis zum Ende kaum Zeit um Atem zu holen.

Abwechselnd begleiten wir Hannah, Meg und Carter in einer Story, die einen komplett ans Buch fesselt. Dabei wurde ich lange Zeit extrem gut an der Nase herumgeführt, bis ich dann endlich kapiert habe WAS da eigentlich abläuft. Schon lange konnte mich ein Plottwist nicht mehr so begeistern!

Einziger Wehrmutstropfen: Die Übersetzung ist vereinzelt etwas seltsam geraten, z.B. sind manche Adverbien überflüssig, was mich beim Lesen an mehreren Stellen kurz irritierte. Auch die Bezeichnung „finsterer Tann“ anstatt „Wald“ kommt so übermäßig oft vor, dass es irgendwann zu nerven beginnt.

Fazit
Spannung pur, ein toller Schreibstil, einige Verstrickungen und noch mehr Wendungen. CJ Tudor ist ein wirklich außergewöhnlicher Thriller gelungen, bei dem man beim Lesen nur so durchs Buch fliegt!

Veröffentlicht am 17.02.2024

Ein sehr gelungener Perspektivwechsel

James
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„Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ kennt wohl jeder: ein abenteuerlustiger Junge reißt von zuhause aus, schippert mit einem Floß den Mississippi hinunter und meistert, begleitet vom entlaufenen Sklaven ...

„Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ kennt wohl jeder: ein abenteuerlustiger Junge reißt von zuhause aus, schippert mit einem Floß den Mississippi hinunter und meistert, begleitet vom entlaufenen Sklaven Jim, viele brenzlige Situationen. Percival Everett wechselt nun die Erzählperspektive und macht Jim vom Neben- zum Hauptcharakter.

Jim kann Lesen und Schreiben, doch vor den Weißen spielt er den dummen, es wäre zu gefährlich wenn sie wüssten wie gebildet er ist. Er spricht zwei Sprachen: das herkömmliche Englisch und die „Sklavensprache“, eine spezielle Ausprägung des Südstaatenenglisch, die im 19. Jahrhundert von den Schwarzen gesprochen wurde und immer zur Anwendung kommt, wenn ein Weißer in Hörweite ist. Das lässt sich natürlich nicht direkt ins Deutsche übertragen, ich finde aber der Übersetzer hat hier einen großartigen Job gemacht. Ich bin auch froh, dass sich der Verlag entschieden hat, bestimmte Wörter nicht durch Sternchen zu ersetzen und stattdessen den damaligen Sprachgebrauch ungeschönt wiederzugegeben.

Inhaltlich finden sich viele Szenen aus Huckleberry Finn wieder, man hat dabei aber nie das Gefühl eine Nacherzählung des Klassikers in der Hand zu halten, vielmehr ist es ein Puzzleteil, das das Bild komplettiert. Wo Mark Twain einen Abenteuerroman geschrieben hat, ist Percival Everetts Buch ein gesellschaftskritisches Werk, das Themen wie Sklaverei und Rassismus schonungslos und ungeschönt behandelt. Trotz des ernsten Themas bringt der Autor aber auch Humor und feine Situationskomik unter, etwa wenn Jim sich unfreiwillig einer Gruppe von Blackface-Sängern anschließt, also Weiße die stereotypierte Schwarze darstellen. Selbst hier darf er nicht er selbst sein, sondern muss sich als geschminkten Weißen ausgeben.

Fazit
Dass ich ein Buch in wenigen Tagen verschlinge kommt selten vor, doch Percival Everett hat es mit seiner mitreißenden Erzählweise geschafft, dass ich sein Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte. Er erzählt mit viel Feingefühl, an manchen Stellen ist es zwar keine leichte Kost, aber definitiv lesenswert!

Veröffentlicht am 10.02.2024

Beste Unterhaltung

Allmen und die Libellen
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Das war er nun, mein erster Suter! Und endlich mal kann ich sagen: die Begeisterung für den Autor kann ich absolut nachvollziehen!

Mit knapp 200 Seiten ist es kein besonders langes Buch, kommt ohne allzu ...

Das war er nun, mein erster Suter! Und endlich mal kann ich sagen: die Begeisterung für den Autor kann ich absolut nachvollziehen!

Mit knapp 200 Seiten ist es kein besonders langes Buch, kommt ohne allzu viel Nervenkitzel und Gewalt aus und die Krimihandlung ist an sich auch nicht besonders originell. Dass ich trotzdem bestens unterhalten wurde liegt daran, wie großartig Martin Suter erzählen und Protagonisten erschaffen kann.

Wobei Allmen ja eigentlich nur ein Taugenichts und Müßiggänger ist, aber eben so sympathisch geschrieben, dass man gemeinsam mit ihm entsetzt darüber ist, wenn die Gläubiger mal wieder die Forschheit besitzen, an die Bezahlung der Schulden zu erinnern.

Besonders gefallen hat mir Suters elegante Sprache, er fordert den Leser, aber überfordert nie. Mit viel Humor erzählt er wie Allmen sich einfallsreich durch die gehobenen Schweizer Kreise mogelt. Etwas über der Mitte begann die Handlung zwar ganz langsam etwas abzuflachen, aber genau dann gab es neue Entwicklungen, die der Geschichte eine frische Dynamik gaben.

Fazit
Eine toll erzählte Geschichte mit ausgefeilten, etwas schrägen Charakteren. Das muss man mögen, ich fand es super und freue mich nun richtig auf die nächsten Bände! Der Auftakt hat nämlich schon sehr vielversprechend angedeutet, wie es weitergeht.

Veröffentlicht am 02.02.2024

Ein toller und sehr verständlicher Einblick

Sind wir allein im Universum?
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Lisa Kaltenegger ist eine vielfach ausgezeichnete Astronomin und Astrophysikerin, ihr Forschungsgebiet umfasst schon seit Jahren die Suche und Erforschung von erdähnlichen Planeten.

Anders als der Titel ...

Lisa Kaltenegger ist eine vielfach ausgezeichnete Astronomin und Astrophysikerin, ihr Forschungsgebiet umfasst schon seit Jahren die Suche und Erforschung von erdähnlichen Planeten.

Anders als der Titel es vermuten lässt, beschäftigt sie sich in ihrem Buch nicht alleine mit der Frage, ob wir allein im Universum sind. Die Autorin kombiniert geschickt Grundlagen der Astrologie und Astrophysik mit dem aktuellsten Stand der Forschung. So stellt sie die Planeten unseres Sonnensystems kurz vor, erklärt wie sich Himmelskörper bewegen, zeigt Methoden wie Planeten und Sterne entdeckt werden können und vieles mehr.

Die Inhalte sind dabei sehr angenehm in kurze Abschnitte gegliedert, dadurch fühlt man sich nicht erschlagen und kann bei Bedarf auch mal nur Häppchenweise Lesen. Die anspruchsvollen Inhalte sind verständlich erklärt, ergänzt werden die Texte durch Grafiken, die auch komplexe Zusammenhänge super darstellen.

Fazit
Ein anspruchsvolles Thema, super verständlich aufbereitet und erklärt! Mit hat der Einblick in die Welt der Astronomie sehr gut gefallen.