Faszinierende Persönlichkeit
Die kleinen Lügen der Ivy LinIch habe das Buch gerade erst zu Ende gelesen und bin noch etwas überrascht von den letzten Wendungen der Geschichte, die nochmal eine ganz neue Perspektive gegeben haben. Diese letzten Seiten waren auch ...
Ich habe das Buch gerade erst zu Ende gelesen und bin noch etwas überrascht von den letzten Wendungen der Geschichte, die nochmal eine ganz neue Perspektive gegeben haben. Diese letzten Seiten waren auch definitiv mein Highlight, da die Geschichte meiner Meinung nach durchaus die ein oder andere Länge hat, die durchaus hätte gekürzt werden können, ohne dass es der Geschichte einen Abbruch getan hätte. Aber fangen wir von vorne an:
Ivy Lins Geschichte wird hauptsächlich chronologisch erzählt und erstreckt sich von ihrer Kindheit bis in ihre späten 20er. Schon früh im Buch zeichnet sich ab, dass Ivy Lin irgendwie "anders" ist: anders als ihre Familie, anders als ihre Mitschüler*innen. Sie will dazugehören, ein typisches amerikanisches Mädchen sein und mehr noch: sie will wohlhabend sein, kultiviert, gebildet. Und dafür tut sie einiges. Von Anfang an ist Ivy ein Charakter, dessen Motive man als Leser durchaus nachvollziehen kann, die aber mehr Mitgefühl als wirkliche Sympathie weckt. Das tut der Geschichte aber sogar gut, sorgt dies doch für eine gewisse Faszination und Spannung. Die Frage, die man als Leser beantwortet haben möchte, ist: erreicht sie ihr Ziel? Oder durchschaut man ihre Lügen vorher?
Die Lügen, die hier bereits im Titel des Buchs stecken, sind meiner Meinung nach hauptsächlich welche, die Ivy sich selbst erzählt. Sie zieht jedoch ihr komplettes Umfeld dort mit hinein und begibt sich dabei nicht nur ein Mal auf vollständiges Glatteis. Dieses Auf und Ab von Lügen und Suchen nach der Wahrheit machen zwar Spaß - aber nicht auf knapp 500 Seiten. Für mich hätte das Buch durchaus noch ein paar Kürzungen vertragen können, die das Buch dann insgesamt rasanter und dynamischer gemacht hätten. Die Zitate auf dem Cover schüren zudem hohe Erwartungen, denen die Geschichte nicht gänzlich gerecht werden kann.
Dennoch insgesamt für mich ein lesenswertes Debüt mit vielschichtigen Charakteren und tatsächlich der ein oder anderen Wendung, die man nicht erwartet hat.