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Veröffentlicht am 13.12.2019

Ich bin begeistert

Der Lehrmeister (Faustus-Serie 2)
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Was war ich froh, dass Oliver Pötzsch, den ich als Autor sehr schätze, sich des Themas Johann Faust angenommen hat. Als einfaches Mädel vom Land und ohne Abitur war es mir schon lange ein Dorn in der Leserseele, ...

Was war ich froh, dass Oliver Pötzsch, den ich als Autor sehr schätze, sich des Themas Johann Faust angenommen hat. Als einfaches Mädel vom Land und ohne Abitur war es mir schon lange ein Dorn in der Leserseele, dass ich die Geschichte nur durch Erzählungen rudimentär kannte. Nein, ich habe das Stück von Goethe nicht gelesen. Und ja, ich kann deshalb natürlich das Original nicht mit dem Roman vergleichen. Für mich aber hat Pötzsch alles richtig gemacht. Ich habe genau bekommen, was ich mir auch schon im ersten Band erhofft hatte.

Raffiniert verwebt der Autor Fakten und Personen des 16.ten Jahrhunderts mit der Fiktion des Gauklers Dr. Johann Faust, der mit einer Prise Fantasy auch als Zauberer durch die deutschen Lande reist. Wie in der bekannten Vorlage ist auch hier das Böse auf der Welt und macht den Menschen und Faust das Leben schwer. Philosophische, religiöse und weltliche Fragen der Gesellschaft spielen ebenso eine Rolle wie die ganz profane, ob es möglich ist Gold herzustellen. Letztere führt dazu, dass in einer Art historischem Roadmovie Faust und seine Freunde auf der Flucht sind vor denen, die die Formel zum Reichtum in die Hände bekommen wollen.

Meiner Meinung nach schafft Oliver Pötzsch es hervorragen, die Versatzstücke von Goethe in einen doch ganz eigenen Kontext zu bringen und einen Roman zu schreiben, der bestens unterhält und einen unheimlichen Lesesog entwickelt. Die 800 Seiten fliegen nur so dahin.

Ich bin auch von zweitem Band dieser Reihe begeistert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.09.2019

Noch besser als die Vorgänger

Sterbekammer
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„Sterbekammer“ ist Frida, zum dritten Mal. Was, sie kennen Frida noch nicht? Dann wird es aber höchste Zeit. Sollten Sie ein Krimifan sein, der Wert auf authentische und sympathische Hauptdarsteller legt ...

„Sterbekammer“ ist Frida, zum dritten Mal. Was, sie kennen Frida noch nicht? Dann wird es aber höchste Zeit. Sollten Sie ein Krimifan sein, der Wert auf authentische und sympathische Hauptdarsteller legt und einen spannenden Kriminalfall, der ist bei der Reihe von Romy Fölck um die junge Kriminalerin Frida Paulsen und den altgedienten Kommissar Bjarne Haverkorn genau richtig.

Wieder ist die Geschichte voll ländlich-nordischem Lokalkolorit und das Privatleben der zwei Ermittler wird diesmal gehörig durcheinandergewirbelt und in ganz neue Bahnen gelenkt. Aber keine Sorge, die Autorin verliert dabei nie den Crime aus den Augen. Im Gegenteil ist es diesmal ein Kriminalfall, der den Leser sehr erschüttert und in einen menschlichen Abgrund zerrt und der dennoch anders ist, als andere Fälle, denn diesmal geht es um eine Frau, die vor 10 Jahren spurlos verschwunden ist, und von der plötzlich und unerwartet im Keller eines Toten Spuren auftauchen, die den Schluss zulassen, dass sie vor Kurzem noch gelebt hat, ja vielleicht sogar noch immer irgendwo gefangen gehalten wird. Die Jagd nach der Wahrheit und den Tätern ist also diesmal auch eine voller Hoffnung, dass zumindest für das letzte Opfer ein glückliches Ende möglich wäre. Aber nur, wenn Frida und Bjarne den Fall schnell genug lösen und die Frau finden können.

Die ersten beiden Teile dieser Krimireihe waren spannend und sehr unterhaltsam. Aber Teil Drei hat sie noch getoppt. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Die Abschnitte aus der Sicht des Opfers waren trotz ihrer Kürze so berührend, dass man zu schlucken hatte und der Autorin für ihre einfühlsame Erzählweise großes Lob zollen muss. Die zwei Ermittler sind mir sowieso schon ans Herz gewachsen und es hat mich gefreut, dass sie diesmal beide auf ihre Weise auch mal Glück haben durften. Das kommt in Kriminalromanen oft zu kurz und depressive Kommissare gibt es auch schon genug, finde ich.

Es gibt derzeit keine deutsche Krimiserie, die ich lieber empfehlen möchte. Und es freut mich, dass die Reise mit Frida und Bjarne noch eine ganze Weile weitergehen wird. „Sterbekammer“ ist ein richtiger Pageturner mit Herz und Verstand und jeder Menge Spannung. Ich kann ihn nur jedem unbedingt empfehlen. (Und aus profunder Quelle habe ich erfahren, dass auch eine Verfilmung derzeit im Gespräch ist. Das würde mich sehr freuen.)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Figuren
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 16.09.2019

wunderbar

Der Gesang der Flusskrebse
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"Der Gesang der Flusskrebse" hallt in meinem Kopf wohl noch länger nach. Wenn ich das Cover anschaue, spüre ich die Melancholie und die Traurigkeit in der Geschichte. Und ich fühle mich wieder ...


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"Der Gesang der Flusskrebse" hallt in meinem Kopf wohl noch länger nach. Wenn ich das Cover anschaue, spüre ich die Melancholie und die Traurigkeit in der Geschichte. Und ich fühle mich wieder wunderbar berührt und bereichert. Wer nach einem besonderen Buch sucht, der ist hier genau richtig.

Zu viel möchte ich zum Plot nicht erzählen. Der Klappentext verrät schon einiges. Ein Mädchen lebt in der einsamen Wildnis der Sümpfe, wächst zu einer wunderschönen jungen Frau heran und eines Tages wird sie des Mordes bezichtigt. Das wäre es kurz und knapp. Aber dahinter steckt so viel mehr. So viel Gefühl und Dramatik.

Die Autorin Delia Owens findet für die Gefühle der Protagonisten aber auch für die Landschaftsbeschreibungen und die Tierdarstellungen wundervolle, magische Worte, die mich in eine fremde Welt entführt haben. Eine, in der der Mensch nur ein kleines Rädchen ist, ein Teil eines großen rauen und grandiosen Ganzen. Ein Kind trotzt der Einsamkeit und der Gesellschaft und lebt dort, wo nur Krebse, Muscheln und Vögel zuhause sind. Im Einklang mit der Natur, von den Menschen missverstanden und abgelehnt. Die wenigen, die sie in ihr Herz schauen lässt, sind fasziniert von ihrer Stärke und Authentizität. Aber sie bleibt ihnen allen auch seltsam fremd und obwohl sie über eine strahlende Intelligenz verfügt, fällt es ihr schwer, mit ihren Mitmenschen zu kommunizieren, denn in der Einsamkeit hat sie nur den Umgang mit den Tieren gelernt, versteht aber die Zeichen der Menschen nicht.

Im letzten Abschnitt nimmt die Frage, ob sie den Mann wirklich getötet hat, einen großen Raum ein. Aber es ist eigentlich kein Kriminalfall und im Endeffekt geht es darum auch gar nicht. Am Schluss, wenn alle Fragen beantwortet sind, spürt man als Leser, dass die Geschichte viel tiefer geht und die eigene Seele berührt hat.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Pageturner

Messer (Ein Harry-Hole-Krimi 12)
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Wieder mal muss mit Harry Hole durch ein tiefes tiefes Tal. Vielleicht sein schlimmster Absturz, denn dieser geht diesmal einher mit einem großen persönlichen Verlust. Das wirft ihn persönlich so um, dass ...

Wieder mal muss mit Harry Hole durch ein tiefes tiefes Tal. Vielleicht sein schlimmster Absturz, denn dieser geht diesmal einher mit einem großen persönlichen Verlust. Das wirft ihn persönlich so um, dass man überrascht ist, dass er zumindest beruflich noch so gut wie immer funktioniert. Durch diesen Fokus versucht er, den inneren Teufeln zu entkommen. Wenigstens für eine kurze gnädige Zeit, denn ich kann mir gar nicht vorstellen, dass er nach diesem Fall hier noch jemals der Alte sein wird.

Ich schätze Nesbo u.a. auch deshalb, weil seine Kriminalromane immer für ein paar überraschende Wendungen gut sind. Hier enttäuscht er auch diesmal seine Leser nicht aber man muss sehr aufmerksam am Ball bleiben, damit man die trickreichen Feinheiten auch wirklich genießen kann.

Auf der Jagd nach einem Serientäter gibt Harry Hole diesmal das Letzte und sein alter Feind, der Alkohol macht ihm das Leben schwer. Ich kenne kaum einen literarischen Kommissar, der weniger zum Helden taugt, wie Harry. Und gerade dafür liebe ich ihn und auch wenn es nichts hilft, würde ich ihm wünschen, dass Nesbo ihm mal wieder eine Auszeit von seiner Sucht gönnt.

Ein Pageturner vom Feinsten.

Veröffentlicht am 23.08.2019

Verratenes Land

Verratenes Land
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Marshall McEvan macht seinem Vornamen alle Ehre, denn der Journalist stochert in seiner Heimatstadt in ein Wespennest, als er nachhakt, warum sein alter Freund und Archäologe Buck Ferris ermordert wurde. ...

Marshall McEvan macht seinem Vornamen alle Ehre, denn der Journalist stochert in seiner Heimatstadt in ein Wespennest, als er nachhakt, warum sein alter Freund und Archäologe Buck Ferris ermordert wurde. Und am Ende ist er es, der für das Gute und für die Wahrheit kämpfen muss, denn in Mississippi herrscht ein korrupter Altherren-Clan über das Land und beugt Recht und Ordnung um den Preis des Geldes und der Macht.

Greg Iles gehört inzwischen zu meinen Favorits im Thriller-Genre. Ich mag die Art, wie er mit beißendem Sarkasmus und brutaler Ehrlichkeit seine Helden in einen Überlebenskampf schickt, in dem die Grenzen zwischen Schwarz und Weiß schon mal verwischen und die Vorstellung, die Bösen könnten gute Freunde von Donald Trumps sein, gar nicht so abwegig scheint. Am Ende ist Iles mal wieder ein Garant für Spannung und einen fulminanten und auch etwas blutigen Showdown. Mir hat es sehr gut gefallen.