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Veröffentlicht am 27.01.2024

Jack Unterweger

Austrian Psycho Jack Unterweger
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Austrian Psycho ist ein True Crime Buch von Malte Herwig, der mir als Handke-Biograph positiv aufgefallen war. Mit True Crime kenne ich mich nicht besonders aus, daher kannte ich den Mörder jack Unterweger ...

Austrian Psycho ist ein True Crime Buch von Malte Herwig, der mir als Handke-Biograph positiv aufgefallen war. Mit True Crime kenne ich mich nicht besonders aus, daher kannte ich den Mörder jack Unterweger auch nicht und lese hier zum ersten Mal von ihm, seinem Taten, seinem (angeblichen) Schreiben. Nach anfänglichen lireraischen Erfolgen setzten sich bekannte Schriftsteller für ihn ein und sein Lebenslang endet nach 16 Jahren.
Man erfährt, wie er nach seiner Freilassung durch seine Bücher Deckung fand und weiter morden konnte.
Der Kulturbetrieb hatte Jack Unterweger als Häfen-Poet gefeiert. Ich verstehe das als Warnung vor kritiklosen Akzeptieren und Großmachen von Blendern.
Malte Herwig hat eine etwas umständlichen Schreibstil gewählt, aber ansonsten mehr als ordentliche Arbeit geleistet. Das kurze Buch ist schnell durchgelesen.

Veröffentlicht am 27.12.2023

Kati und Severin

Die Butterbrotbriefe
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Kati und Severin

Das mit den Briefen ist eine originelle, ungewöhnliche Idee. Die Protagonistin Kati nutzt Briefe, um damit verschiedenen Menschen etwas mitzuteilen und einen Schlussstrich zu ziehen, ...

Kati und Severin

Das mit den Briefen ist eine originelle, ungewöhnliche Idee. Die Protagonistin Kati nutzt Briefe, um damit verschiedenen Menschen etwas mitzuteilen und einen Schlussstrich zu ziehen, zum Beispiel mit ihrem Exmann, ihrer früheren Lehrerin, dem Vater und anderen. Das hat einen therapeutischen Effekt bei ihr. Ich denke aber, das funktioniert mehr in einem Unterhaltungsroman als im wirklichen Leben.
Das Katis Leben an einem Scheidepunkt steht, wird aber glaubhaft vermittelt und eine große Erkenntnis über ihr Leben erwartet sie noch.
Hinzu kommt eine zweite Hauptfigur, Severin. Er lebt auf der Straße und trifft Kati zufällig. Mein weiß anfangs nicht, was ihm widerfahren ist. Früher war er Klavierstimmer und verhält sich überwiegend kultiviert. Auch das entspricht wohl kaum dem realen Bild Obdachloser.
Das Buch hat etwas von einem Märchen und ist auf Rührung ausgerichtet. Vielleicht etwas zu kalkuliert für meinen Geschmack.

Von Carsten Henn kannte ich Der Buchspazierer. Wer das mochte, wird auch mit Die Butterbrotbriefe etwas anfangen können.

Veröffentlicht am 16.11.2023

Ein freies Leben

In Wahrheit war es schön
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Ein Buch über Kindheit und Jugend eines Schweizers.
Es geht gleich mit ordentlich Tempo los, ohne dass der Autor erklärt, warum man sich gerade für sein Leben interessieren sollte. Davon abgesehen sind ...

Ein Buch über Kindheit und Jugend eines Schweizers.
Es geht gleich mit ordentlich Tempo los, ohne dass der Autor erklärt, warum man sich gerade für sein Leben interessieren sollte. Davon abgesehen sind einige Episoden ganz unterhaltsam.
Der Protagonist Carlo ist reichlich chaotisch.

Einen Bruch im Buch gibt es, wenn der Erzähler als junger Mann für einige Zeit nach Buenes Aires geht. Da gibt es einige gut gemachte Formulierungen.
Carlo hat ein paar zu viele Frauengeschichten, die doch letztlich belanglos bleiben. Das gibt ihm etwas oberflächliches.

Sprachlich war ich nicht sehr beeindruckt. Schlecht geschrieben ist es aber auch nicht.

Veröffentlicht am 27.08.2023

Übersetzerin der kosmischen Energien

Die Lügnerin
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Friedeman Karig hatte mit Dschungel schon einen ungewöhnlichen Roman geschrieben und der neue, Die Lügnerin, ist nicht zuletzt wegen der eigenwilligen Protagonistin Clara Konrad (so nennt sie sich jedenfalls) ...

Friedeman Karig hatte mit Dschungel schon einen ungewöhnlichen Roman geschrieben und der neue, Die Lügnerin, ist nicht zuletzt wegen der eigenwilligen Protagonistin Clara Konrad (so nennt sie sich jedenfalls) genauso aus dem Rahmen des üblichen fallend.
Clara arbeitet als Wahrsagerin. Ihr Umgang mit der Wahrheit ist entsprechend frei, doch was sie erzählt, könnte auch stimmen.
Als Zuhörer, und in diese Rolle gerät man als Leser, weiß man es nicht so genau und überlässt sich der Führung des Autors.
Man spürt die Erzählfreude von Friedeman Karig, doch wie schon im letzten Buch, herrscht das Gefühl vor, an kein Ziel zu kommen. Man bleibt am Buch, weil man herausfinden möchte, was die Hauptfigur umtreibt.
Am Anfang, als sie von einer Frau verfolgt wurde, glaubte man noch, ihr auf die Spur kommen zu können, doch der Verlauf der Geschichte wird immer unklarer. Das störte mich mit der Zeit.
Ganz gut gefallen haben mir aber die Passagen aus Claras Kindheit, mit ihrer Mutter und später mit ihrem schmierigen Chef Pavel oder mit Madame Iris Morgenstern.
Clara bleibt eine getriebene. Ich hätte mir ein Ende gewünscht, dass sie irgendwie wirklich befreit.

Veröffentlicht am 21.08.2023

Das dynamische Duo

Prophet
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Prophet ist der Debütroman von einem Autorinnen-Duo. Sin Blaché und Helen MacDonald. Für beide ist es der erste Roman. Aber Helen MacDonald hat schon Sachbücher geschrieben, zum Beispiel H wie Habicht. ...

Prophet ist der Debütroman von einem Autorinnen-Duo. Sin Blaché und Helen MacDonald. Für beide ist es der erste Roman. Aber Helen MacDonald hat schon Sachbücher geschrieben, zum Beispiel H wie Habicht. Das war ein sprachlich überragendes Buch. Ich hatte gehofft, mehr von dieser Sprachkraft würde sich auch in Prophet finden, aber der ist eher thrillermäßig normal geschrieben. Wobei Tempo und eine gewisse sprachliche Musikalität kann man dem Text zugestehen.
Es geht in Richtung Agententhriller mit phantastischen Einschlägen. Das Buch lebt mehr von seinen gegensätzlichen Hauptfiguren als von der merkwürdigen Story. Die Dialoge zwischen den Protagonisten Adam Rubinstein und Sunil Rao funktionieren durch eine gewisse Lakonie.
Es gibt eine Anziehungskraft zwischen ihnen.
Sie sind sehr unterschiedliche Charaktere. Adam Rubinstein ist zurückhalten, das manifestierte Nichts. Jedenfalls macht er so den Eindruck.
Sunil Rao hingegen ist impulsiv. Er ist kein richtig ausgebildeter Agent, aber vielfach begabt. Daher ergänzen sich die beiden gut.

Prophet ist nicht der schlechteste Thriller und nicht der beste. Wohl aber einer der ungewöhnlichsten.
Ihn als mittelmäßig zu bezeichnen, würde einige gute textliche Qualitäten nicht berücksichtigen. Daher sage ich, es ist ein mehr als ein passables Buch.