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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.07.2023

Gleichförmig erzählt

Schönwald
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Philpp Oehmkes Buch Schönwald ist ein dichter, komplex angelegter Familien- und Gesellschaftsroman, der sich dem Thema Vergangenheitsbewältigung nähert.
Sprachlich und stilistisch ist der Roman handwerklich ...

Philpp Oehmkes Buch Schönwald ist ein dichter, komplex angelegter Familien- und Gesellschaftsroman, der sich dem Thema Vergangenheitsbewältigung nähert.
Sprachlich und stilistisch ist der Roman handwerklich gut, aber doch ziemlich konventionell gemacht.
Das führt dazu, dass der Roman nicht aus der Masse ähnlicher Bücher herausragt.
Schon das Cover, welches wirklich schön gezeichnet ist, lässt den Leser im unklaren. Man denkt, der Roman spielt in einer anderen Zeit. Dem ist aber nicht so. Die Handlung zeigt eine Familie und spielt sich heutzutage ab. Leider blieb mir das ganze überwiegend fremd. Es spielt sich alles in einer erstaunlichen Gleichförmigkeit ab. Höhepunkte oder Spannungsmomente gibt es kaum. Auch eine Leistung des Autors, einen Leser auf über 500 Seiten so auf Distanz zu halten.
Die Figurenentwicklung und -führung ist auch eher durchschnittlich und so fällt auch meine Gesamtbewertung des Buches aus.

Veröffentlicht am 26.07.2023

Der Prozess

Laufendes Verfahren
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Kathrin Röggla hatte schon ein Theaterstück über den NSU-Prozess gemacht, jetzt folgt der Roman.
Über den Ablauf und Inhalt des NSU-Prozess erfährt man nicht so viel, da muss man Kenntnisse darüber schon ...

Kathrin Röggla hatte schon ein Theaterstück über den NSU-Prozess gemacht, jetzt folgt der Roman.
Über den Ablauf und Inhalt des NSU-Prozess erfährt man nicht so viel, da muss man Kenntnisse darüber schon mitbringen.
Röggla zeigt unabhängige Zuschauer aus der Mitte der Gesellschaft. Erzählt wird in einer Wir-Form. Daher haben die erzählenden Figuren kein eigenes Profil, aber ihr Blick auf das geschehen lässt einen allgemeinen Eindruck zu. Und es gibt die Figuren in der Zuschauerumgebung des Wir. Da ist z.B. Bloggerklaus, Omagegenrechts und ähnliche skurrile Figuren.
Durch die gediegene Erzählform gelingt es Kathrin Röggla Ironie und Leichtigkeit in den ernsten Stoff hinauszubringen. Teilweise finde ich das sehr interessant, streckenweise bleibe ich aber auch ratlos.
Immerhin bekommt man einen Eindruck, wie dieser entscheidende Prozess auf die Zuschauer wirkte.

Veröffentlicht am 25.07.2023

20 Schriftsteller, die wandern

Von Wegen und Umwegen. Betrachtungen über das Leben zu Fuß
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Von Wegen und Umwegen – Betrachtungen über das Leben zu Fuß
so der lange deutsche Titel. Der Originaltitel Where My Feet Fall
Going for a Walk in Twenty Stories erscheint mir geschmeidiger.
Themenanthologien ...

Von Wegen und Umwegen – Betrachtungen über das Leben zu Fuß
so der lange deutsche Titel. Der Originaltitel Where My Feet Fall
Going for a Walk in Twenty Stories erscheint mir geschmeidiger.
Themenanthologien haben die Gefahr, die Autoren einzuschränken, aber auch den Vorteil, ein breites Spektrum an Eindrücken über ein Thema zu versammeln.
Duncan Minshull, der auch das Vorwort geschrieben hat, wählte originell die Autoren aus. Von sehr großen Namen bis zu bei uns nicht ganz so bekannten.
Es geht los mit dem großen Richard Ford, gefolgt von Tim Parks.
Erster richtiger Höhepunkt ist für mich die Story Skiddaw von A.L.Kennedy. Ihre Prosa hat immer noch Frische und Ironie.
Dann kommen aber auch so einige langweilige Geschichten.
Ein spätes Highlight ist Kamila Shamsie mit Raus aus dem Käfig. Sie wandert mit Freundinnen in Karachi, Pakistan.
Es empfiehlt sich, die Geschichten dosiert zu lesen. Dann wirkt es am besten.

Veröffentlicht am 24.07.2023

Elitäre Bruderschaft der Künste

Vertrauensübung
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Vertrauensübung zeigt eine Reihe von Schauspielschüler, ganz zentral Sarah und David, und ihren übergriffigen Lehrer Mr. Kingsley. Der Lehrer wird überall als charismatisch bezeichnet, ich halte ihn aber ...

Vertrauensübung zeigt eine Reihe von Schauspielschüler, ganz zentral Sarah und David, und ihren übergriffigen Lehrer Mr. Kingsley. Der Lehrer wird überall als charismatisch bezeichnet, ich halte ihn aber für eine schwache Figur, kaum mehr als nur angedeutet,
Der Romanbeginn ist anscheinend in den frühen Achtziger Jahren angelegt, es gibt aber kaum ein Zeitgefühl. Die Autorin meidet Verweise wie z.B. auf die Popkultur dieser Zeit.
Susan Choi macht dann einiges mit Erzählperspektiven. Das wirkt zu angestrengt.
Der Roman ist kein einfaches Buch, der Aufwand ist groß. Einige exzellent erzählte Passagen entschädigen dafür.

Der Originaltitel lautet Trust exercise. Susan Choi hat damit den National Book Award gewonnen.

Veröffentlicht am 17.07.2023

Schwestern

Elternhaus
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Ute Manks Elternhaus erzählt von 3 Schwestern im mittleren Alter. Die Eltern werden langsam älter und krank.
Ute Mank arbeitet gut heraus, wie unterschiedlich die Schwestern sind.
Sie heißen Sanne, Petra ...

Ute Manks Elternhaus erzählt von 3 Schwestern im mittleren Alter. Die Eltern werden langsam älter und krank.
Ute Mank arbeitet gut heraus, wie unterschiedlich die Schwestern sind.
Sie heißen Sanne, Petra und Gitti

Sanne hängt sich rein, alles für die Eltern zu machen. Dafür hat sie oft einen Zorn, dass die anderen nichts machen.
Sie denkt auch oft, dass sie als Knd härter von den Eltern behandelt wurde als ihre Schwestern, weil sie die älteste ist.
Petra ist zurückhaltender und die jüngste, Gitti, ist selbstbewusst und macht immer ihr eigenes Ding.
Der schwelende Konflikt zwischen den Schwestern ist spürbar, aber er entlädt sich nicht. Stattdessen ziehen sie sich mehr in sich selbst zurück, besonders auch Sanne, die sich plötzlich überfordert fühlt.

Fazit: Gute Ansätze, aber unspektakulär. Man hätte mehr daraus machen können.