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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2022

Mein Leben ist Geschichte der Musik

Was bleibt, ist die Freude
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Manuel Vilas schreibt über sein Leben, über seine Frau und seine Söhne und über seine Reisen.
Sprechend sind die Namen. Seine Frau heißt Mo für Mozart. Die Söhne nennt Valdi und Bra, also nach Vivaldi ...

Manuel Vilas schreibt über sein Leben, über seine Frau und seine Söhne und über seine Reisen.
Sprechend sind die Namen. Seine Frau heißt Mo für Mozart. Die Söhne nennt Valdi und Bra, also nach Vivaldi und Brahms. Musik spielt eine große Rolle für den Autor.

Anfangs ist Manuel Vilas in Barcelona, aber schon bald führen ihn seine Erinnerungen und Reflexionen in die Vergangenheit zu verschiedenen Orten.
Die Kapitel sind kurz, dadurch entsteht etwas episodenhaftes.
Das Buch hat übrigens mit 400 Seiten einen ganz schönen Umfang. Das kann bei den vielen Kapiteln erschlagend wirken. Es empfiehlt sich ein häppchenweises Lesen.

Das Buch überzeugt durch seinen schönen Stil, der Rhythmus und Musikalität besitzt.

Veröffentlicht am 31.08.2022

Martha und Jimmy

Jahre mit Martha
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Jahre mit Martha, mit diesem Buchtitel und dem atmosphärischen Cover lockt das Buch zielsicher seine Leser an.
Der Erzähler ist ein kroatischstämmiger Mann namens Zeljko. Seine Erinnerungen gingen in die ...

Jahre mit Martha, mit diesem Buchtitel und dem atmosphärischen Cover lockt das Buch zielsicher seine Leser an.
Der Erzähler ist ein kroatischstämmiger Mann namens Zeljko. Seine Erinnerungen gingen in die Zeit, als er ein 15jähriger Junge war und Matha kennen lernte, eine verheiratete Frau mit Kind. Sie beginnen eine Liebesbeziehung.
Später geht er als Student nach München.
In München wird außerdem sein Professor sehr wichtig für ihn.

Martin Kordic beschreibt die problematische Beziehung zwischen dem Jungen und Martha einfühlsam und lässt sie sich wiedertreffen, als er in seinen zwanziger Jahren ist.
Zwischen ihnen ist eine große Verbundenheit.

Martin Kordic schafft auch einige gute Formulierungen über alltägliches und aus vielen Sätzen sieht man Zeljkos instabilen emotionalen Zustand.
Zeljkos Entwicklung und auch seine Irritierungen mit seiner Rolle als Kroate in Deutschland wird glaubhaft gezeigt. Ich mag den ruhigen Erzählfluss, in dem die Handlung treibt.

Veröffentlicht am 31.08.2022

Das Exil der Familie Dinkelspiel

Svendborg 1937
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Svendborg 1937 ist ein ruhiger, sensible und einfühlsam erzählter Roman über eine Familie jüdischer Abstammung, die in dieser schlimmen Zeit aus Deutschland nach Dänemark flüchteten. Sie werden von einer ...

Svendborg 1937 ist ein ruhiger, sensible und einfühlsam erzählter Roman über eine Familie jüdischer Abstammung, die in dieser schlimmen Zeit aus Deutschland nach Dänemark flüchteten. Sie werden von einer älteren Dame aufgenommen, genannt Tante.
Die Erzählperspektive wird überwiegend von der jüngsten Tochter Meret eingenommen. Das hat die Autorin Tanja Jeschke gut gewählt, den Meret ist eine genaue Beobachterin, z.B. Von ihrer älteren Schwester, die davon träumt, mit ihrem Freund nach Palästina auszuwandern oder auch darüber, wie die Tante reagiert.
Die Familie Dinkelspiel müssen sich mit ihrem Exil arrangieren. Sie sind eine intelligente Familie.
Es wird auch das Umfeld von Bertold Brecht, der in dieser Zeit ebenfalls da war, betrachtet.
Ich mag den ruhigen, genauen Stil der Autorin. Es stören mich auch gewisse Einschübe über Merkmale der Zeit nicht, die nicht direkt erzählerisch ausgeführt sind.
Entscheidend ist, dass eine Exilerfahrung nachvollziehbar erzählt wird.

Veröffentlicht am 30.08.2022

er war so exaltiert, because er hatte Flair.

Spitzweg
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Eckhart Nickels Spitzweg ist ein Roman über Kunst und Gesellschaft, der mich im Ansatz an frühe Bücher Hermann Hesses erinnert, z.B. Demian. Es spielt im Schulmilieu.
Auch hier trifft der Icherzähler als ...

Eckhart Nickels Spitzweg ist ein Roman über Kunst und Gesellschaft, der mich im Ansatz an frühe Bücher Hermann Hesses erinnert, z.B. Demian. Es spielt im Schulmilieu.
Auch hier trifft der Icherzähler als Schüler einen anderen, der ihn beeindruckt.
Carl ist selbstbewusst, leicht elitär, manchmal auch exaltiert.
Dritte im Bund ist Kerstin.

Eckart Nickel hat seinen eigenständigen Ton, zu dem viel Wortwitz gehört.
Das Buch ist amüsant und ausgefallen, meistens interessant.
Allerdings zerfasert die Handlung mit der Zeit und die anfängliche Spannung lässt nach. Dafür gibt es einen Stern Abzug.

Veröffentlicht am 18.08.2022

Der junge Herr

Die Autobiographie des Giuliano di Sansevero
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Mit "Ein junger Herr aus Neapel" beginnt die 5teilige Autobiographie des Giuliano di Sansevero, die in den sechziger Jahren entstanden ist und den Lebensweg Giuliano di Sansevero zeigt. Es zeigt z.B. ...

Mit "Ein junger Herr aus Neapel" beginnt die 5teilige Autobiographie des Giuliano di Sansevero, die in den sechziger Jahren entstanden ist und den Lebensweg Giuliano di Sansevero zeigt. Es zeigt z.B. seine Internatszeit in einem Benedikterkloster ab ca. 1903.
Später kehrt er auf das elterliche Anwesen zurück und bekommt Privatlehrer. ca. 20 jahre vergehen.

Man merkt, dass das Buch aus den sechziger Jahren stammt, aber das ist ja nicht negativ.
Direkt dramatisch oder handlungsreich wird es nicht, aber die Beschreibungen sind detailliert und ansprechend.
Nicht alles konnte mich gleichermaßen interessieren. Manchmal scheint mir derr Junge bzw. junger Mann zu passiv. Er ist aber offensichtlich eher der abwartende und beobachtende Typ.

Ein schön gestaltetes Buch. Die Übersetzung ist von Moshe Kahn und kommt mir passend vor.
Es dürfte eine literarische Herausforderung werden, vielleicht alle 5 Bände zu lesen. Lohnenswert wäre es sicher.