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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.09.2022

Sieben Stimmen

Rombo
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Rombo von Esther Kinsky ist ein fein und genau geschriebenes Buch über zwei Erdbeben im Jahr 1978 in Italien.
Kinsky entwickelt eine sprachliche Poetik, die sich in einem prägenden Sound entlädt. Einerseits ...

Rombo von Esther Kinsky ist ein fein und genau geschriebenes Buch über zwei Erdbeben im Jahr 1978 in Italien.
Kinsky entwickelt eine sprachliche Poetik, die sich in einem prägenden Sound entlädt. Einerseits lässt sie sieben Figuren wie Zeitzeugen zu Wort kommen, andererseits bindet sie dazwischen Passagen ein, die die ländliche Umgebung, die Fauna und Flora betrachten. Aber auch die Stimmen der berichtenden Menschen, die zum Zeitpunkt der Beben überwiegend noch Kinder waren, werden melodiös und zu einem eigenständigen Motiv.

Mit der Zeit wiederholt sich aber viel und das Buch ist auch viel zu lang. Das nahm dem Buch für mich ein wenig, doch als Leseerlebnis bleibt es bestehen. Was auch bleibt ist die Bewunderung für die sprachliche Eleganz der Autorin.

Veröffentlicht am 05.09.2022

Die Floristin und die Soldatin

Die Kriegerin
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Sensibel erzählte Geschichte über zwei Frauen, die sich seit der gemeinsamer Bundeswehrzeit kennen und auch Jahre später freundschaftlich miteinander verbunden blieben.
Beide scheinen aber auch ihre Schwierigkeiten ...

Sensibel erzählte Geschichte über zwei Frauen, die sich seit der gemeinsamer Bundeswehrzeit kennen und auch Jahre später freundschaftlich miteinander verbunden blieben.
Beide scheinen aber auch ihre Schwierigkeiten zu haben. Das zeigt sich besonders bei Lisbeth, deren Perspektive der Roman folgt. Sie bricht aus ihrem bisherigen Leben aus und wird Floristin auf einem Kreuzschiff. Die Kriegerin hingegen zieht in gefährliche Einsätze in fernen Ländern.
Die Handlung lebt auch davon, dass man sich fragt, was mit ihnen los ist. Das hält den Leser bei der Stange.
Helene Bukowski schreibt konzentriert, der Text bleibt dennoch gut lesbar.
Es überzeugt auch, das zeitlich nicht linear erzählt wird. So wird erst im zweiten Teil geschildert, wie Lisbeth und die Kriegerin sich kennenlernten.
Es ist ein ergreifender, dicht erzählter Roman.

Veröffentlicht am 03.09.2022

Mein Leben ist Geschichte der Musik

Was bleibt, ist die Freude
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Manuel Vilas schreibt über sein Leben, über seine Frau und seine Söhne und über seine Reisen.
Sprechend sind die Namen. Seine Frau heißt Mo für Mozart. Die Söhne nennt Valdi und Bra, also nach Vivaldi ...

Manuel Vilas schreibt über sein Leben, über seine Frau und seine Söhne und über seine Reisen.
Sprechend sind die Namen. Seine Frau heißt Mo für Mozart. Die Söhne nennt Valdi und Bra, also nach Vivaldi und Brahms. Musik spielt eine große Rolle für den Autor.

Anfangs ist Manuel Vilas in Barcelona, aber schon bald führen ihn seine Erinnerungen und Reflexionen in die Vergangenheit zu verschiedenen Orten.
Die Kapitel sind kurz, dadurch entsteht etwas episodenhaftes.
Das Buch hat übrigens mit 400 Seiten einen ganz schönen Umfang. Das kann bei den vielen Kapiteln erschlagend wirken. Es empfiehlt sich ein häppchenweises Lesen.

Das Buch überzeugt durch seinen schönen Stil, der Rhythmus und Musikalität besitzt.

Veröffentlicht am 31.08.2022

Martha und Jimmy

Jahre mit Martha
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Jahre mit Martha, mit diesem Buchtitel und dem atmosphärischen Cover lockt das Buch zielsicher seine Leser an.
Der Erzähler ist ein kroatischstämmiger Mann namens Zeljko. Seine Erinnerungen gingen in die ...

Jahre mit Martha, mit diesem Buchtitel und dem atmosphärischen Cover lockt das Buch zielsicher seine Leser an.
Der Erzähler ist ein kroatischstämmiger Mann namens Zeljko. Seine Erinnerungen gingen in die Zeit, als er ein 15jähriger Junge war und Matha kennen lernte, eine verheiratete Frau mit Kind. Sie beginnen eine Liebesbeziehung.
Später geht er als Student nach München.
In München wird außerdem sein Professor sehr wichtig für ihn.

Martin Kordic beschreibt die problematische Beziehung zwischen dem Jungen und Martha einfühlsam und lässt sie sich wiedertreffen, als er in seinen zwanziger Jahren ist.
Zwischen ihnen ist eine große Verbundenheit.

Martin Kordic schafft auch einige gute Formulierungen über alltägliches und aus vielen Sätzen sieht man Zeljkos instabilen emotionalen Zustand.
Zeljkos Entwicklung und auch seine Irritierungen mit seiner Rolle als Kroate in Deutschland wird glaubhaft gezeigt. Ich mag den ruhigen Erzählfluss, in dem die Handlung treibt.

Veröffentlicht am 31.08.2022

Das Exil der Familie Dinkelspiel

Svendborg 1937
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Svendborg 1937 ist ein ruhiger, sensible und einfühlsam erzählter Roman über eine Familie jüdischer Abstammung, die in dieser schlimmen Zeit aus Deutschland nach Dänemark flüchteten. Sie werden von einer ...

Svendborg 1937 ist ein ruhiger, sensible und einfühlsam erzählter Roman über eine Familie jüdischer Abstammung, die in dieser schlimmen Zeit aus Deutschland nach Dänemark flüchteten. Sie werden von einer älteren Dame aufgenommen, genannt Tante.
Die Erzählperspektive wird überwiegend von der jüngsten Tochter Meret eingenommen. Das hat die Autorin Tanja Jeschke gut gewählt, den Meret ist eine genaue Beobachterin, z.B. Von ihrer älteren Schwester, die davon träumt, mit ihrem Freund nach Palästina auszuwandern oder auch darüber, wie die Tante reagiert.
Die Familie Dinkelspiel müssen sich mit ihrem Exil arrangieren. Sie sind eine intelligente Familie.
Es wird auch das Umfeld von Bertold Brecht, der in dieser Zeit ebenfalls da war, betrachtet.
Ich mag den ruhigen, genauen Stil der Autorin. Es stören mich auch gewisse Einschübe über Merkmale der Zeit nicht, die nicht direkt erzählerisch ausgeführt sind.
Entscheidend ist, dass eine Exilerfahrung nachvollziehbar erzählt wird.