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Veröffentlicht am 31.07.2022

Bericht eines ganzen Lebens

Violeta
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Der neue Roman der chilenischen Erfolgsautorin Isabll Allende erzählt das ganze Leben einer Frau bzw. es ist Violeta selbst, die als alte Frau ihre Erlebnisse in einen Bericht verfasst.
Sie ist 1920 geboren ...

Der neue Roman der chilenischen Erfolgsautorin Isabll Allende erzählt das ganze Leben einer Frau bzw. es ist Violeta selbst, die als alte Frau ihre Erlebnisse in einen Bericht verfasst.
Sie ist 1920 geboren zur Zeit der Spanischen Grippe und ist in der Gegenwart 2020 mitten in der Corona-Pandemie. Diese beiden Pandemien bilden die Klammer, in der die Geschichte gefasst wird.
Schauplatz ist vermutlich überwiegend das chilenische Patagonien, genau wird das nicht gesagt. Teilweise hält Violeta sich auch in den USA auf.

Es gibt Abschnitte im Roman, die sehr fesseln, z.B. die Schilderungen um das Leben von Violetas Gouvernante Miss Taylor.
Überhaupt ist der erste Teil des Romans für mich der stärkste.
Es gibt aber auch Passagen, die ziemlich überzogen sind. Isabel Allende ist keine Autorin, die Klischees vermeidet.
Violeta ist eine leidenschaftliche Frau, die auf ihre Unabhängigkeit und Eigenständigkeit beharrt, zwei Kinder bekommt und auch geschäftlich erfolgreich wird. Sie trägt den Roman durchgängig, lässt aber bei der Darstellung eines ganzen Jahrhunderts doch viel weg.

Der Roman überzeugt durch seine Erzählform und dem erzählerischen Abdecken eines großen Zeitraums.

Veröffentlicht am 31.07.2022

Kantige Hauptfigur, der den Roman aus der Masse herausragen lässt

Terra Alta
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Terra Alta ist ein harter, spanischer Krimi. Im Mittelpunkt steht der Polizist Melchor Marin, der in Terra Alta in einem brutalen Doppelmord ermittelt.

Melchor ist ein ungewöhnlicher Typ. Er stammt als ...

Terra Alta ist ein harter, spanischer Krimi. Im Mittelpunkt steht der Polizist Melchor Marin, der in Terra Alta in einem brutalen Doppelmord ermittelt.

Melchor ist ein ungewöhnlicher Typ. Er stammt als Sohn einer Prostituierten aus ärmlichen Verhältnissen in Barcelona und hat eine kriminelle Vergangenheit.
Die Entscheidung, Polizist zu werden, hatte er, als er im Gefängnis durch Literatur zu einem Bewusstseinswechsel bewegt wurde.
Er wird als Polizist schließlich von Barcelona in die katalanische Region Terra Alta versetzt. Dort lernt er die Bibliothekarin Olga kennen.
Diese Beziehung wird detailliert und stark beschrieben.

Javier Cercas Roman hat mich als Krimi nicht vollständig überzeugt, sehr wohl aber als Porträt eines Mannes, der sein Leben ändert.

Veröffentlicht am 25.07.2022

Die Suche nach der Herkunft

Beifang
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Aus Anlaß des Verkaufes seines eigentlich ungeliebten Elternhauses beginnt der Protagonist Frank Zimmermann über seine Familiengeschichte nachzuforschen.
Sein Vater Otto hat nie viel erzählt und bleibt ...

Aus Anlaß des Verkaufes seines eigentlich ungeliebten Elternhauses beginnt der Protagonist Frank Zimmermann über seine Familiengeschichte nachzuforschen.
Sein Vater Otto hat nie viel erzählt und bleibt weiterhin schweigsam. Otto wuch mit vielen Geschwistern in Armut, manchmal Gewalt durch den Vater Wilfried und harter Arbeit im Ruhrgebiet auf.
Diese Situation prägte die ganze Familei.Die Hauptfigur sucht seine weit verstreuten Verwandten auf, um mehr zu erfahren. Manche kennt er aber kaum oder gar nicht und einfach ist die Recherche nicht.

Bei dem Buch klingt eine Bitterkeit mit, die den Ton prägt.
Aber ich kann das verstehen, auch warum es der Hauptfigur so wichtig ist, mehr zu erfahren.

Eine Rolle im Roman spielt auch Franks Beziehung zu seinem eigenen Sohn Vincent. Zwischen ihnen ist ein Gefühl der Entfremdung entstanden, da Vincent bei der von Frank lange getrennten Mutter aufwuchs.
Dazu kommt noch Franks schwierige Beziehung zu Marfie, verheiratet ist.

Mit Beifang ist Martin Simons ein interessanter Roman um eine problematische Familiengeschichte gelungen.

Veröffentlicht am 23.07.2022

Nina und Sarah

Unter Strom
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Tom Kummer setzt auch mit seinen neuen Roman seinen versteckt (auto)biografischen Ansatz fort.
Der Stil ist also ähnlich wie in seinem letzten Buch "Von schlechten Eltern", das sehr überzeugt hatte.

Nina, ...

Tom Kummer setzt auch mit seinen neuen Roman seinen versteckt (auto)biografischen Ansatz fort.
Der Stil ist also ähnlich wie in seinem letzten Buch "Von schlechten Eltern", das sehr überzeugt hatte.

Nina, so hieß Tom Kummers 2014 verstorbene Frau. In diesem Buch lebt Nina.

Zur Handlung: 1997 lässt Nina Tom zurück in den USA und reist zurück in die alte Heimat Schweiz, zu Besuch zu ihrer besten Freundin Sarah.
Sarah ist eine Aktivistin ohne Furcht und seit langer Zeit in Nina verliebt.
Ninas Gemütszustand ist verdüstert, sie steht unter Strom.

Die stilistischen Mittel des Romans funktionieren weil man beim Lesen spürt, wei wichtig dem Autor seine Geschichte und seine Figuren sind.
Tom Kummer erzeugt viel Atmosphäre und einen Sound, den man sich als Leser nicht entziehen kann.

Veröffentlicht am 20.07.2022

Ellis und die Albreys

Some Mistakes Were Made
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Some mistakes were made ist die Geschichte von Ellis, die in instabilen Verhältnissen aufgewachsen ist und den Albreys einer befreundeten Nachbarsfamilie in Indiana.
Ellis ist 10 Jahre alt, als sie sich ...

Some mistakes were made ist die Geschichte von Ellis, die in instabilen Verhältnissen aufgewachsen ist und den Albreys einer befreundeten Nachbarsfamilie in Indiana.
Ellis ist 10 Jahre alt, als sie sich mit dem gleichaltrigen Easton anfreundet und da ihre Mutter oft abwesend ist und der Vater sogar gelegentlich im Gefängnis, schließt sie sich immer mehr Eastons Familie an.
Die Handlung wechselt dann zwischen der Gegenwart und den Vergangenheitsteilen, in denen sie langsam älter wird.
Fast jedes Jahr ihres Alters wird beschrieben und wird zur Orientierung des Lesers vor den Kapiteln angegeben. Dadurch wird eine Entwicklung gezeigt.
Ellis emotionale Lage wird durch ihre Gedanken deutlich und für den Leser gut nachvollziehbar.
Einerseits ist da die Scham der Armut ihrer Familie und der Zuneigung, die sie zu Easton gefasst hat. Es ist auch eine Frage der Zugehörigkeit.
Der Roman hat neben der sozialkritischen und romantische Komponente auch viel Wortwitz, insbesondere zwischen Ellis und Eastons Brüder, die sich oft frotzeln und kappeln.

Die amerikanische Schriftstellerin Kristin Dwyer hat eine gut lesbaren, geschickten Stil. Dabei ist sie sprachlich ansprechend.