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Veröffentlicht am 17.01.2021

Die Geschichten anderer Leute

Die Geschichte eines Lügners
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Romane über den Literaturbetrieb schätze ich sehr und Die Geschichte eines Lügners reiht sich gut ein. Die Handlung erstreckt sich über mehr als 25 Jahre.

Es ist zu Beginn des Romans 1988. Der preisgekrönte ...

Romane über den Literaturbetrieb schätze ich sehr und Die Geschichte eines Lügners reiht sich gut ein. Die Handlung erstreckt sich über mehr als 25 Jahre.

Es ist zu Beginn des Romans 1988. Der preisgekrönte 66jährige Schriftsteller Erich Ackermann lernt einen jungen Engländer namens Maurice Swift kennen. Er erzählt ihm einen Teil seiner Lebensgeschichte aus der Zeit des dritten Reichs. Das nutzt Maurice, um aus dieser Lebensbeichte einen reißerischen Roman zu machen.

Der Roman hat mehrere Teile, bei denen auch die Erzählperspektiven wechseln. Maurice wird aus Sicht der anderen gezeigt. Seine Perspektive wird erst ganz zum Schluß eingenommen.

Maurice wird durch die Außenperspektive als opportunistischer Schriftsteller stilisiert, der vor geistigen Diebstahl nicht scheut.
Schon komisch, schließlich ist John Boyne selbst nicht gerade zimperlich.
Das hat er in vorangegangenen Romanen bewiesen und auch hier, wenn er z.B. im zweiten Abschnitt den Schriftsteller Gore Vidal als handelnde Figur auftreten lässt. Tatsächlich wird Gore eine eindrucksvolle und respektable Figur.

Im dritten Abschnitt ist Maurice verheiratet und es wird aus Sicht seiner Frau, die eine ebenfalls Schriftstellerin ist, geschildert. Man ahnt, was kommen wird.

Fazit: Es handelt sich um einen leicht überzogenen, aber unterhaltsamen Roman!

Veröffentlicht am 16.01.2021

Der Winter des Missvergnügens

Ein englischer Winter
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Der französische Schriftsteller Thomas Reverdy lässt seinen Roman in England ab 1978 handeln und erwähnt viele Merkmale und Ereignisse der Zeit. Der Übergang der siebziger in die achtziger Jahre ist mit ...

Der französische Schriftsteller Thomas Reverdy lässt seinen Roman in England ab 1978 handeln und erwähnt viele Merkmale und Ereignisse der Zeit. Der Übergang der siebziger in die achtziger Jahre ist mit ein Thema des Buches. Das Leben wurde härter und weniger sozial. Dieser Bruch einer Ära wirkte sich bis heute aus.
Ein echtes Gefühl dieser Zeit und ihrer Stimmung stellt sich jedoch anfangs relativ wenig ein, später wird das deutlich besser und immerhin werden die Kapitel mit Bands und wichtigen Songtiteln versehen. Das bildet den Soundtrack des Romans und trägt dann doch einer zeitlichen Assoziation bei.
Ein auktorialer Erzähler erzählt in lapidaren Ton, der mir nicht gerade behagt. Aber das ist auch Geschmackssache. Eine gute Prise Humor entschädigt ein wenig.
Aber an dieser Erzählhaltung leidet auch die Figurenzeichnung teilweise. Candice, eine Fahrradkurierin und Jones, ein arbeitsloser Musiker sind keine schlechte Figuren, aber es dauert zu lange, bis man ihnen nahekommt.
Candice Temperament, ihre Leidenschaft und Engagement bei dem was tut, z.B. die Schauspielerei, gefallen mir gut. Sie ist klar die führende Figur im Roman.
Die fast spürbare Körperlichkeit der Beschreibungen gehören zur Stärke des Romans.
Auch die sozialkritische Komponenten des Buches sollte man nicht unterschätzen
Am Ende war ich mit dem Roman zufrieden.

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Veröffentlicht am 16.01.2021

Das Gewicht des Universums

Requiem
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Der kroatisch-bosnische Dichter Sead Mahmutefendić verfügt über sprachliche Kraft. Seine Sätze haben aber auch Eleganz und erzeugen starke Bilder.
Düstere Stimmungen und Selbstbefragung kennzeichnen die ...

Der kroatisch-bosnische Dichter Sead Mahmutefendić verfügt über sprachliche Kraft. Seine Sätze haben aber auch Eleganz und erzeugen starke Bilder.
Düstere Stimmungen und Selbstbefragung kennzeichnen die Gedichte dieses Bandes, das mit Requiem ein Langgedicht mit 16 Kapiteln hat sowie weitere für sich stehende Texte.
Die Gedichte verbindet die Atmosphäre und Schwermut.
Vieles ist nicht so einfach verstehen. Leider bietet das durchaus auch komplexe Vorwort wenig Hilfestellung. Als Leser muss man versuchen, sich einzufühlen.

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Veröffentlicht am 30.12.2020

Auf nach Neukaledonien

Miss Bensons Reise
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Das Buch ist gewohnte Kost von Rachel Joyce, also sehr amüsant und gute Unterhaltung, aber nicht ganz ernst zu nehmen.
Mit Margery Benson ist eine Frau mittleren Alters aufgebaut, die beschließt, ihr Leben ...

Das Buch ist gewohnte Kost von Rachel Joyce, also sehr amüsant und gute Unterhaltung, aber nicht ganz ernst zu nehmen.
Mit Margery Benson ist eine Frau mittleren Alters aufgebaut, die beschließt, ihr Leben drastisch zu ändern. Sie gibt ihren Job als Lehrerin auf und reist nach Neukaledonien auf der Suche nach einen Käfer. Dieses Vorhaben speist sich aus der Sehnsucht ihres Vaters, der schon in ihrer Kindheit starb.
Als Begleitung hat sie die junge, extrovertierte Miss Enid Pretty dabei.
Es ist 1950 und diese Zeit, in der der Krieg noch nicht lange zurückliegt, prägt Verhalten der Frauen und der Gesellschaft.

Die beiden Protagonistinnen sind sehr unterschiedlich und ergänzen sich daher gut. Margery ist eher zurückhaltend und zögerlich, aber sie hat ein Ziel. Und Enid ist chaotisch, aber doch durchsetzungsfähig.

Es gibt Passagen, die comicartig gestaltet sind, z.B. dass ein wirrer Mann namens Mundic die Frauen bis nach Neukaledonien verfolgt.
Das finde ich teilweise übertrieben.
Die leisen, ernsten Themen leiden unter dem lauten Wortwitz.

Der Stil von Rachel Joyce ist aber schon wie in ihrem Erfolgsroman Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry sehr lesbar. Die Buchseiten fliegen nur so dahin.

Veröffentlicht am 15.12.2020

Strahlung und Materie

Captain Future 09: Jenseits der Sterne
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Edmund Hamilton hat seine Serie konsequent vorangetrieben.
Diesmal überzeugt mich der Plot sofort und man erkennt natürlich Parallelen zu unserer momentanen Situation. Gesellschaftliche Unzufriedenheit ...

Edmund Hamilton hat seine Serie konsequent vorangetrieben.
Diesmal überzeugt mich der Plot sofort und man erkennt natürlich Parallelen zu unserer momentanen Situation. Gesellschaftliche Unzufriedenheit und massive Umweltprobleme.

Eine Gesellschaft in Gefahr. Ihre einzige Chance ist Captain Future, der im Auftrag der Regierung mit seinen Freund Otho auf den Merkur angekommen ist, um die Atmosphäre-Probleme zu lösen.
Curt Newton, so Futures bürgerlicher Name, weiß geschickt sich an die Menge zu wenden. Ich finde es gut, dass Edmund Hamilton seinen Helden mit Intelligenz ausgezeichnet hat.
Natürlich kommen auch die anderen Futuremen Simon und Grag vor.
Sie planen das Problem wissenschaftlich zu lösen, der zyklische Wechsel zwischen Strahlung und Materie.
Und los geht die Reise mit wieder einigen Abenteuern.

Viele Sätze sind übertrieben überborden, aber auch ausdrucksstark. Der Autor schafft es bildgewaltig zu schreiben und Welten entstehen zu lassen.

Auch diesmal hauen mich Cover und Illustrationen einfach um. Grandios!

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