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Veröffentlicht am 15.09.2016

Nervenkitzel an der walisischen Küste

Sturm über dem Meer
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„Roman“ steht auf diesem tollen Buch und das ist einerseits gut gewählt, aber andererseits verschweigt es ein bisschen, wie gut und packend der Inhalt ist. Im Detail: In den erzählerischen Part, in dem ...

„Roman“ steht auf diesem tollen Buch und das ist einerseits gut gewählt, aber andererseits verschweigt es ein bisschen, wie gut und packend der Inhalt ist. Im Detail: In den erzählerischen Part, in dem der Leser viel über Wales, seine Geschichte, seine Bewohner und wahre sowie fiktionale Vergangenheit erfährt, fließen sehr stimmig noch eine Krimigeschichte (die sich fast zum Thriller auswächst) und eine Lovestory mit ein.
Im Wesentlichen wechseln sich dabei zwei Handlungsstränge ab: Der von Sam Goodwin, die in der Gegenwart als Archäologin bedeutsame Funde an der walisischen Küste beim kleinen Ort Borth untersucht und der, in dem der Leser gut 60 Jahre in die Vergangenheit dieses Ortes reist und dabei Sams Großmutter Gwen als junge Frau und all ihre Bekannten, Freunde und ihren Mann kennenlernt.
Diesen Mann, Arthur, Sams Großvater, gibt es nur in diesen Abschnitten, ist er doch sechs Jahre nach der Hochzeit gestorben. Für Gwen und ihre drei Kinder zumindest, auch wenn die Umstände nie geklärt wurden und seine Leiche nie – im wahrsten Sinn des Wortes – auftauchte. Als Fischer, der er war, wurde angenommen, er sei auf stürmischer See ertrunken.

Behutsam enthüllt die Autorin durch Sams Arbeit und ihre Umtriebigkeit im Ort, was damals geschah und lässt Sam, die durch ihr plötzliches Auftauchen vieles im Ort durcheinanderbringt (so auch den kauzigen, aber sehr sympathischen Werftbesitzer Luke), in der Gegenwart langsam die Ereignisse von damals entrollen und die Puzzleteile der finsteren Geschichte, die Borth birgt, zusammensetzen. Wie im wahren Leben sind aber nicht alle damit glücklich und es kommt zu einigen Zwischenfällen.
So vielfältig die Leute eines Dorfes auch sein können, Constanze Wilken hat es geschafft, nahezu alle Facetten an Zwischenmenschlichem und unterschiedlichen Persönlichkeiten in die wenigen Bewohner von Borth und Umgebung zu legen, die es gibt. Nicht nur die Charaktere sind in sich stimmig (wenn man auch nicht alle ihre Überzeugungen teilen muss), auch die Landschaftsbeschreibungen und die geschichtlichen Exkurse zeugen davon, dass sich die Autorin einerseits in Wales selbst gut auskennt und auch vor umfangreicher Recherche nicht zurückschreckt.
Der Schreibstil ist locker und leicht, passt zu dem Erzählten und die Wechsel der Handlungsstränge bieten genug Kurzweil und Spannung, um das Buch nicht mehr aus der Hand legen zu wollen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zwischen Lächeln und Tränen

Der Tag, an dem Marilyn starb
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Dieser Roman schafft es, trotz des traurigen Themas, den Leser immer wieder zum Schmunzeln zu bringen. Oft deshalb, weil man sich in der einen oder anderen Figur selbst erkennt. Doch auch wer nicht – wie ...

Dieser Roman schafft es, trotz des traurigen Themas, den Leser immer wieder zum Schmunzeln zu bringen. Oft deshalb, weil man sich in der einen oder anderen Figur selbst erkennt. Doch auch wer nicht – wie Hauptfigur Ethie – seine Mutter verlor, als er noch ein Kind war, wird von ihren klaren und direkten Schilderungen zu Tränen gerührt. In diesem Teil des Buches, der in der Gegenwart spielt, beschreibt Ethie, wie ihre Familie, allen voran ihr Vater, mit diesem schweren Schicksalsschlag umgeht. Sie will wissen, was genau passiert ist, tut sich schwer, zu akzeptieren, dass ihre Mutter nie wieder nach Hause kommen wird. Und mitten in diese Trauerphase platzt ein unbekanntes asiatisches Mädchen, das immer ihr Haus beobachtet. Ethie geht zusammen mit ihrem Bruder Kipper dieser Fremden nach und stößt mit der Zeit auf ein vom Vater gut gehütetes Geheimnis.
Unterbrochen werden Ethies Schilderungen von Rückblenden in den zweiten Weltkrieg, in dem ihr Vater für Kanada in Asien stationiert war. Seine Erlebnisse dort lassen den Leser besser verstehen, warum er in der Gegenwart meist sehr abwesend ist und viel Alkohol trinkt. Außerdem erklären diese Jahre auch, woher das Mädchen kommt, das auf das Haus der trauernden Familie starrt.

Mit einer packenden Unverblümtheit und Direktheit schreibt Donna Milner den Großteil des Buches über sehr schlimme und schreckliche Tatsachen, doch sie schafft es, dass sie den Leser zwar berührt, aber nicht verschreckt. Während der Kriegsszenen weiß man als Leser, dass der Vater heimkehren wird, auch wenn ihm und seinen Kameraden noch so unmenschliche Dinge zustoßen. Und in der Gegenwart lässt die Autorin den Leser hoffen, dass die Familie alles hinbekommt, näher zusammenrückt und letztlich stärker aus alldem hervorgehen wird. Ab und zu rückt das Geheimnis um das fremde Mädchen dabei fast in den Hintergrund und man fühlt sich zwischen den Gefühlen der Familienmitglieder so hin- und hergerissen als würde man zwischen ihnen auf dem Sofa im Wohnzimmer sitzen.

Veröffentlicht am 13.04.2024

Unterwegs auf eigene Faust

Blutstunde
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Auch wenn Ermittler Alexander Blix von der Osloer Polizei sich schon in früheren Fällen (Blutzahl, Blutnebel, Bluttat, Blutnacht) nicht immer ganz exakt an alle Vorgaben gehalten hat, ist er in seinem ...

Auch wenn Ermittler Alexander Blix von der Osloer Polizei sich schon in früheren Fällen (Blutzahl, Blutnebel, Bluttat, Blutnacht) nicht immer ganz exakt an alle Vorgaben gehalten hat, ist er in seinem fünften Abenteuer noch etwas freier. Momentan arbeitet er nämlich nicht mehr als Polizist. Er arbeitet allerdings auch in keinem anderen Job.

Und gäbe es Emma Ramm nicht, würde er wohl auch sonst nicht viel tun. Die ehemalige Journalistin, die im Moment ebenso auf Jobsuche ist, vertieft sich in einen aktuellen Kriminalfall und ermittelt ein wenig auf eigene Faust. Damit lenkt sie nicht nur sich selbst von ihren eigenen Problemen ab, sondern schafft es auch, Blix dazuzuholen.

Parallel dazu nimmt ein Unbekannter mit Blix Kontakt auf, weil er etwas gestehen möchte. Wird dadurch etwa ein alter, ungelöster Fall geklärt, den Blix in seiner aktiven Zeit bearbeitet hatte?

Thomas Enger (Henning Juul-Reihe) und Jørn Lier Horst (William Wisting-Reihe) haben sich auch hier wieder für eine spannende und packende Fortsetzung der Blix-Ramm-Reihe zusammengetan. Die Fälle sind im Wesentlichen immer in jedem Band abgeschlossen, die Charaktere versteht aber am besten, wenn man alle Thriller chronologisch gelesen hat. “Blutstunde” ist klassisch gute Spannungsliteratur aus Skandinavien, wie sie viele Fans schätzen und lieben.

Veröffentlicht am 24.02.2024

Aus zwei mach eins

Catwatching
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Das Buch bietet eine Fülle an interessanten Informationen über unsere Stubentiger.
Es enthält auch viele schöne Fotos, die das Herz aller Katzenfreunde sicher erfreuen werden.

Am besten ist es, wenn ...

Das Buch bietet eine Fülle an interessanten Informationen über unsere Stubentiger.
Es enthält auch viele schöne Fotos, die das Herz aller Katzenfreunde sicher erfreuen werden.

Am besten ist es, wenn man immer wieder einzelne Kapitel daraus liest und dann gleich selber bei der eigenen Katze "Catwatching" betreibt.
Vieles sieht man dann auch bestätigt, nur hin und wieder denkt man: "Nein, meine Katze ist da gaaanz anders!"
Eine Antwort zur Frage "Warum trinken Katzen gern schmutziges Wasser?" könnte sein, dass es wie 'Römerquelle Emotion' für Katzen schmeckt.

Das vorliegende Buch ist jedoch nur eine Zusammenfassung zweier Bücher erschienen in den 1980er Jahren (damals noch ohne Fotos, jedoch mit Zeichnungen):

"Catwatching. Die Körpersprache der Katze" und
"Katzen. Ihr Mythos - Ihre Sprache - Ihr Verhalten"
wobei mehrere Kapitel aus diesen beiden weggelassen und dafür ein paar neue in das aktuelle Buch aufgenommen wurden.
Eventuell hängt das damit zusammen, dass eine knappere Version eher als Geschenk gekauft wird als zwei ausführlichere Bücher. Wer die älteren Bände nicht kennt, kann aber dennoch hier seine Freude an den Katzeninfos haben und bekommt ein paar witzige Anregungen.

Veröffentlicht am 30.09.2023

Grusel in der Isländischen Finsternis

NACHT
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Nur erfahrene Thriller-Leser und jene mit guten Nerven sollten dem Titel folgen und dieses Buch (auch) in der Nacht, oder wenn es draußen dunkel ist, lesen. Yrsa Sigurðardóttir bildet hier mit wenigen ...

Nur erfahrene Thriller-Leser und jene mit guten Nerven sollten dem Titel folgen und dieses Buch (auch) in der Nacht, oder wenn es draußen dunkel ist, lesen. Yrsa Sigurðardóttir bildet hier mit wenigen Charakteren ein fesselndes Setting. Eine Studentin, Sóldís, tritt ihre neue Stelle als Privatlehrerin und Hausmädchen auf einem abgelegenen kleinen isländischen Bauernhof an.

Doch dort leben keine “echten” Bauern, denn die Familie hat ihr Geld in Amerika gemacht. Die vier Personen isolieren sich auf dem Anwesen und auch die Töchter gehen nicht zur Schule.

Mit der Zeit findet Sóldís mehr über die Personen und ihre Stelle heraus. Sie ist nicht die Erste, die auf dem Hof arbeitet. Als dann immer öfter Dinge verschwinden und nicht mehr oder an anderer Stelle auftauchen, erscheint ihr der neue Job zunehmend als Falle…

Abwechselnd dazu begleiten wir die Polizei bei Ermittlungen auf eben jenem Hof. Beide Handlungsstränge laufen natürlich auf die Lösung zu, jedoch bremsen sie sich gegenseitig natürlich etwas aus. Das bringt manches Mal große Spannung, wobei der Strang der Ermittlungen nicht ganz so viel dazu beitragen kann wie die Rückblicke in die Vergangenheit rund um Sóldís.


“Nacht” ist nicht Teil einer Reihe und ebenso eigenständig wie “Schnee”. Die Autorin lässt jedoch Nebenfiguren auftreten, die Lesern von “Verschwiegen” und “Verlogen” kennen, einer Krimireihe von Eva Björg Ægisdóttir.