Nicht mein Fall
GallantIch muss als erstes vorausschicken, dass ich Gallant schon einmal auf Englisch gelesen habe und es sich somit um ein Reread handelt. Beim ersten Mal konnte mich die Geschichte jedoch bedauerlicherweise ...
Ich muss als erstes vorausschicken, dass ich Gallant schon einmal auf Englisch gelesen habe und es sich somit um ein Reread handelt. Beim ersten Mal konnte mich die Geschichte jedoch bedauerlicherweise nicht überzeugen und ich dachte, dass es vielleicht an falschen Erwartungen lag. Deshalb wollte ich der Geschichte mit dem deutschen Hörbuch eine zweite Chance geben, da ich dieses Mal ja wusste, was auf mich zukommt. Doch leider hatte ich auch beim zweiten Versuch die gleichen Kritikpunkte und ich hätte wohl einfach auf mein erstes Bauchgefühl hören sollen, dass das Buch einfach nichts für mich ist.
Im Buch wird die Geschichte von Olivia Prior erzählt, die mit knapp zwei Jahren von ihrer Mutter in einem Waisenhaus ausgesetzt wurde und seither dort lebt. Das einzige, was ihr von ihrer Mutter geblieben ist, ist ihr Tagebuch, das Olivia immer wieder durchliest und als Teenager beinahe schon in- und auswendig kennt.
Eines Tages erhält sie einen mysteriösen Brief eines Verwandten, der sie bittet nach Hause - nach Gallant - zu kommen. Dort angekommen erwartet sie aber nicht die herzliche Begrüssung, die sie nach all den Jahren erwartet hätte. Ihre Verwandten zeigen sich verschlossen und geheimnisvoll. Doch das bringt Olivia nicht dazu, wieder zu verschwinden, sondern macht sie nur noch neugieriger, dem Geheimnis von Gallant und dem Verschwinden ihrer Eltern auf die Spur zu kommen...
Der Plot klingt an und für sich eigentlich sehr vielversprechend und bietet gerade durch die mysteriösen Geheimnisse eine Grundlage für eine spannende Erzählung. Ich bin allerdings mit dem langatmigen Schreibstil überhaupt nicht klargekommen. Und das war bei beiden Leseversuchen der Fall. Die Geschichte lebt letztendlich von einem sehr ruhigen Erzählstil mit langsamem Tempo und besticht vor allem durch einen blumigen, beschreibenden Schreibstil, der leider so gar nicht meins war. Ich bin eher Typ Leserin, die durch die Handlung gefesselt und bei der Stange gehalten werden will. Aber Gallant bietet genau das Gegenteil und ist damit eher etwas für Leser:innen, die einen atmosphärischen Erzählstil mit bedeutungsschwangeren Umschreibungen zu schätzen wissen. Und das bin ich bedauerlicherweise nicht.
Diese geheimnisvolle, magische Welt rund um (oder in?) Gallant hätte viel Potenzial gehabt, aber leider blieb die Erzählung letztendlich zu vage, als dass ich richtig in sie hätte eintauchen können. Es ist kein Buch, bei dem am Ende alle offenen Fragen geklärt werden, indem ein grosser "Aha-"Moment auftaucht. Obschon man am Ende etwas mehr über das Verschwinden von Olivias Eltern weiss, blieben mir zu viele Fragen offen und die ganze Handlung hat sich für mich nicht ganz abgeschlossen angefühlt.
Positiv hervorheben möchte ich trotzdem, dass ich ein grosser Fan der Autorin bin und ich bewundere sie dafür, dass sie mit jedem Buch (oder Buchreihe) etwas ganz Neues schaffen will. Keines ihrer Bücher liest sich wie das andere und das rechne ich ihr hoch an. Aber natürlich bedeutet es auch, dass einem nicht jedes ihrer Bücher gleich gut gefallen kann. Und Gallant hat einfach nicht meinen persönlichen Lesegeschmack getroffen.
Zum Schluss noch kurz zur Sprecherin: Ich fand ihre Stimme und Erzählweise sehr angenehm und sehr passend zum Inhalt des Buches. Von ihr würde ich jederzeit weitere Hörbücher hören.
Fazit:
Gallant ist ein Buch, das weniger durch eine spannende Handlung, sondern vielmehr durch einen ruhigen, blumigen Erzählstil mit sehr langsamen Erzähltempo besticht. Leser:innen, denen bedeutungsschwangere Umschreibungen und eine düstere Atmosphäre ausreicht und die (im Gegensatz zu mir) nicht unbedingt einen fesselnden Plot benötigen, kommen hier voll auf ihre Kosten. Mein Cup of Tea war es jedoch nicht. Ich bin viel zu ungeduldig für solche Bücher und brauche Action.