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Veröffentlicht am 14.11.2020

Gefühlvoll, aber auch vorhersehbar

All das Ungesagte zwischen uns
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CoHos Bücher sind für mich immer ein bisschen so wie Überraschungseier: Ich weiss nie so genau, welches Thema in ihrem nächsten Buch enthalten ist und bin dementsprechend immer sehr gespannt, was mich ...

CoHos Bücher sind für mich immer ein bisschen so wie Überraschungseier: Ich weiss nie so genau, welches Thema in ihrem nächsten Buch enthalten ist und bin dementsprechend immer sehr gespannt, was mich erwartet. Obwohl sie hauptsächlich im Young Adult und/oder New Adult Genre schreibt, liest sich keines ihrer Bücher, wie das andere. Und so war es auch hier wieder der Fall.

Fangen wir mit dem Positiven an: Wie immer ist es der Autorin gelungen, mich sehr schnell mit ihrem flüssigen, angenehmen und gefühlvollen Schreibstil einzufangen. Ich lese einfach unglaublich gerne CoHos Bücher, denn die Seiten fliegen nur so dahin und man kann sich von ihren Geschichten einfach berieseln lassen, ohne dass einen das Lesen Anstrengung kostet.

Das Buch wird aus zwei Perspektiven erzählt, einmal aus der Sicht von Morgan - die auf Mitte Dreissig zugeht - und einmal aus Sicht ihrer 16-jährigen Tochter Clara. Wie man unschwer an den Altersangaben erkennen kann, war Morgan selbst gerade mal im Alter von Clara, als sie Mutter geworden ist. Und seither ist sie mit dem Baby Daddy Chris zusammen, den sie später auch geheiratet hat. Als weitere Nebencharaktere bleiben noch Morgans Schwester Jenny und deren Jugendfreund Jonah zu erwähnen, den Jenny vor einigen Monaten wiedergetroffen hat und kurze Zeit später schwanger von ihm geworden ist.

Während die Geschichte so anfängt, als hätten wir es mit einer Bilderbuchfamilie zu tun, wird dieses Bild schon bald erschüttert. Nach einem tragischen Unfall müssen einige der Charaktere nicht nur mit dem Tod ihrer Geliebten umgehen, sondern auch schockierend feststellen, dass sie Jahre lang eine Lüge gelebt haben und nun vor einem Scherbenhaufen stehen, den die Verstorbenen hinterlassen haben.

Leider muss ich so ominös bleiben, um nicht zu viel von der Handlung vorweg zu nehmen, aber man muss trotzdem kein Sherlock Holmes sein, um herauszufinden, was passiert sein könnte - zumindest erging es mir beim Lesen so, dass mir relativ bald klar war, was Sache ist. Aber das ist auch gar nicht so schlimm, denn es geht nicht darum, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, sondern um zu beobachten, welche Folgen und Konsequenzen das alles nach sich zieht. Dabei steht vor allem die Mutter-Tochter-Beziehung im Fokus der Handlung, die auf eine harte Probe gestellt wird. Und der Grund dafür ist im Buchtitel enthalten: Die Entscheidung, vieles Ungesagt bleibenzulassen, führt zu Konflikten zwischen Morgan und Clara, die vermutlich viel eher geklärt hätten können, wenn die beiden ehrlich miteinander gewesen wäre.

Claras Perspektive liest sich wie ein klassischer und stellenweise schon sehr kitschiger Jugend-Liebesroman, was mir manchmal etwas too much war und ich irgendwie auch irritierend gefunden habe, wenn man bedenkt, dass zwei ihrer wichtigsten Bezugspersonen vor kurzem verstorben waren. Ich kann verstehen, dass sie Vieles überspielt, vor allem ihrer Mutter gegenüber, aber gerade in den Kapiteln, die aus Claras Sicht erzählt wurden, haben mir die Beschreibungen der stillen Momente gefehlt, in dem sie alleine gewesen ist und schlicht und ergreifend getrauert hat. Es kam mir fast vor, als hätten sie die Todesfälle absolut kaltgelassen und als hätte sie ihr Leben so weitergelebt wie vor dem Schicksalsschlag. Und das fand ich einfach unglaubwürdig. Das hätte man sicher ein bisschen realistischer beschreiben können, und stattdessen ein bisschen auf die kitschige Schiene verzichten können, die CoHo für Clara gewählt hat.

Morgans Perspektive hat mir schon besser gefallen und ehrlich gesagt hätte ich die ganze Geschichte am liebsten nur aus ihrer Perspektive gelesen, weil mir der zugrunde liegende moralische Konflikt, die vielen jahrelang unterdrückten Gefühle und insgesamt das Drama, das ihr Handlungsbogen geboten hat, viel besser gefallen hat. Claras Kapitel haben mich eher im Lesefluss gestört und ich war froh, wenn ich wieder zu Morgan zurückkehren und Einblick in ihre Gefühlswelt bekommen konnte.

Insgesamt enthält die ganze Geschichte zwar einiges an Drama und vor allem Morgans Szenen haben mir viele Gänsehautmomente beschert, aber gleichzeitig war das meiste auch sehr vorhersehbar und hat stellenweise ein bisschen konstruiert gewirkt. Die Grundidee hätte mir sehr gut gefallen, aber ich hatte den Eindruck, dass in diesem Buch nicht das ganze Herzblut von CoHo steckt und die Geschichte dadurch an vielen Stellen eher oberflächlich geblieben ist, obwohl nur alleine das moralische Dilemma viel Potenzial für mehr Tiefe geboten hätte. Das Buch hat auf mich ein bisschen lieblos gewirkt, so als hätte die Autorin unter Zeitdruck gestanden, als sie es geschrieben hat.

Fazit:
Für Fans von Colleen Hoover ist ihr neustes Buch natürlich ein Muss! Einmal mehr überrascht uns die Autorin mit einer dramatischen und stellenweise auch emotionalen Geschichte, die durch einen tragischen Unfall ausgelöst wird, durch den langjährig gehütete Geheimnisse ans Licht kommen. Das Buch wird abwechselnd aus Sicht einer Mutter und ihrer Tochter erzählt, wobei mir der Handlungsstrang der Tochter etwas zu kitschig war und ich lieber etwas mehr vom moralischen Dilemma ihrer erwachsenen Mutter gelesen hätte. Insgesamt kann die Autorin jedoch einmal mehr mit ihrem fesselnden und gefühlvollen Schreibstil überzeugen, wobei ich dieses Mal das Gefühl hatte, dass nicht ihr ganzes Herzblut in der Geschichte gesteckt hat und vieles etwas schnell abgehandelt wurde, das meiner Meinung nach Potenzial für mehr Tiefgang geboten hätte. Nichtsdestotrotz hat CoHo mir wieder ein paar kurzweilige Lesestunden beschert. Und da sie zu meinen Lieblingsautorinnen gehört, drücke ich ein Auge zu und runde meine Bewertung auf 4 Sterne auf.

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Veröffentlicht am 26.08.2020

Und wieder eine ungüstige Unterbrechung der Story

Muse of Nightmares - Das Erwachen der Träumerin
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! Achtung, enthält Spoiler zu den vorherigen Bänden der Reihe !

Nach dem sehr schockierenden und spannenden Ende des letzten Bandes der Strange the Dreamer Reihe, war ich sehr gespannt darauf, wie sich ...

! Achtung, enthält Spoiler zu den vorherigen Bänden der Reihe !

Nach dem sehr schockierenden und spannenden Ende des letzten Bandes der Strange the Dreamer Reihe, war ich sehr gespannt darauf, wie sich die Story weiterentwickeln würde. Besonders da Sarai überraschend gestorben und Minya sich als scheinbar bösartiger herausgestellt hat, als man es anfangs vermutet hatte. Der Klappentext zu dieser Fortsetzung sagt eigentlich sehr wenig darüber aus, was uns im Buch erwartet und hält viel Raum für Spekulationen bereit. Und vielleicht hätte mir das eine Warnung sein sollen, denn nachdem ich diesen Band "2.1" oder "2A" gelesen habe, steht die Story noch fast immer am gleichen Punkt, wie vor diesem Buch.

Die Handlung in diesem Buch fokussiert sich vor allem auf die Mesarthim, die sich noch immer in ihrem Versteck in luftiger Höhe befinden, nachdem der drohende Sturz der Zitadelle verhindert werden konnte. Sarai und ihre Geschwister fürchten sich vor Minyas nächsten Handlungen und mit einer List gelingt es einigen der Mesarthim Minya zu überwältigen und sie in einen Schlafzustand zu versetzen. Dadurch gewinnen sie zwar Zeit, ohne aber wirklich einen Plan zu haben, wie sie nun vorgehen sollen. Da Minya nun schläft, bleibt nur Sarai übrig, die sie mittels ihrer Gabe in ihren Träumen besuchen will, um so im besten Fall eine Wesensveränderung bei ihr zu erreichen. Doch was Sarai in diesen Träumen erlebt, zeigt ein anderes Bild der Ereignisse aus der Vergangenheit, die die Mesarthim bisher geglaubt haben und lässt einige Fragen offen, was damals wirklich geschehen ist...

Natürlich ist der grosse Pluspunkt dieses Buches wieder Taylors wundervoller, bildhafter und fantastischer Schreibstil. Man muss es ihr einfach lassen, dass sie ein Händchen für fantasievolle Ideen hat, die sehr innovativ und nicht von anderen Fantasy-Romanen abgekupfert wirken. Dennoch hat mir in diesem Buch die Spannung gefehlt und ich hatte nie das Bedürfnis, unbedingt weiterlesen zu müssen, weil das Erzähltempo sehr gedrosselt wird und die Handlung nur schleppend vorankommt. Ausserdem war ich etwas verwirrt über den Fortlauf von Sarais Schicksal. Nachdem sie vor kurzem verstorben ist, hatte ich erwartet, dass ihr Tod einen grösseren Einfluss auf die weitere Story haben würde. Wäre zu Beginn dieses Buches nicht erwähnt worden, dass ihr lebloser Körper und ihr nach wie vor quicklebendiger Geist nun getrennt sind, wäre mir vermutlich gar nicht mehr eingefallen, dass sie eigentlich tot ist, denn sie konnte sich nach wie vor mit den anderen Mesarthim unterhalten und auch ihr Liebesspiel mit Lazlo problemlos fortsetzen. Mir hat sich da der Sinn nicht ganz erschlossen, weshalb sie überhaupt sterben musste, weil es letztendlich nur minimale Auswirkungen auf die Handlung hatte - zumindest bisher. Oder aber, ich habe etwas nicht richtig verstanden, dann dürft ihr mich gerne darüber aufklären.
Die Ausflüge in Minyas Träume fand ich ganz interessant, weil sie einige Fragen aufgeworfen haben, auf die in diesem Band aber nicht vertiefter eingegangen wurde - ich hoffe, das folgt im zweiten Teil noch.
Ausserdem gab es auch eine Art Nebenerzählung mit zwei Charakteren, die neu eingeführt wurden. Für mich waren allerdings nicht diese beiden neu eingeführten Mädchen aufschlussreich, sondern eher der Umstand, dass durch ihren Handlungsstrang erläutert wurde, sie Mesarthim zu ihren besonderen Gaben kommen. Einen direkten Zusammenhang mit dem Hauptplot konnte ich allerdings noch nicht ausmachen, ich hoffe auch hier, dass sich dich Verknüpfung im finalen Band aufklären wird.

Insgesamt hielt dieser Band einige interessante Hintergrundinformationen zu den Mesarthim, ihrem tragischen Schicksal und ihren besonderen Gaben bereit - mehr nicht. Spannende Action hat man dieses Mal leider vergeblich gesucht. Und ich glaube, das ist nicht die Schuld der Autorin, sondern des deutschen Verlages. Und damit komme ich auch direkt wieder zu meinem Hauptkritikpunkt an der deutschen Übersetzung: Ich finde es nach wie vor eine Fehlentscheidung, dass die ursprüngliche Dilogie in vier Teile unterteilt wurde, weil ich den Eindruck habe, dass der Handlungsfluss und die von der Autorin ursprünglich geplante Aufteilung zwischen der Vermittlung von Hintergrundinformationen und spannenden Plot Twists komplett zerstört wurde. Da sich der Spannungsbogen bekannterweise immer mehr steigert, wirkt sich das natürlich ungünstig auf eine weitere Unterteilung der ursprünglichen zwei Bücher aus, denn so verteilt sich der Grossteil der Spannung immer auf die zweite Hälfte (bzw. im Deutschen auf Band 1.2 bzw. 1B oder 2.2 bzw. 2B), was zur Folge hat, dass mich Band 1.1 und 2.1 beide Male als Einzelwerke nicht vollends überzeugen konnten, weil die Handlung eher ruhig und unspektakulär verläuft und sich die Spannung erst gegen Ende hin aufbaut.

Fazit:
Nach einem überraschenden Tod im vorgängigen Band, geht es mit der Erzählung rund um die Mesarthim in diesem Buch weiter. Der Fokus liegt vor allem auf Hintergrundinformationen dieser blauen Wesen, ihren Schicksalen, ihren besonderen Gaben und weniger auf spannender Action und überraschenden Plot Twists, wie es in Band 1.2 der Fall gewesen ist. Dies ist vermutlich erneut der ungünstigen Aufteilung der deutschen Übersetzung geschuldet. Da mich die Handlung dieses Mal nicht so richtig packen konnte, gibt es von mir für diesen deutschen Einzelband 3.5 Sterne und ich hoffe, dass mich das Finale wieder mehr überzeugen kann. Insgesamt aber nach wie vor eine ganz besondere, fantasievolle Reihe mit einer ganz innovativen Idee als Grundlage, die die Reihe vor allem aufgrund von Taylors wundervollem, bildhaften Schreibstil lesenswert macht.

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Veröffentlicht am 01.08.2020

Solider Reihenauftakt mit kleineren Schwächen

Kill the Queen
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Nachdem ich vor einigen Jahren bereits die Mythos Academy Reihe der Autorin verschlungen habe, habe ich mich mit "Kill the Queen" an den Reihenauftakt ihrer neuen Fantasy Reihe "Die Splitterkrone" gewagt, ...

Nachdem ich vor einigen Jahren bereits die Mythos Academy Reihe der Autorin verschlungen habe, habe ich mich mit "Kill the Queen" an den Reihenauftakt ihrer neuen Fantasy Reihe "Die Splitterkrone" gewagt, die sich (im Gegensatz zu Mythos Academy) an ältere Leserinnen richtet und nicht im Young Adult Genre verankert ist. Das war mir allerdings zu Beginn gar nicht bewusst, sondern wurde mir erst während dem Lesen klar, nachdem ich einige Unterschiede zu üblichen YA Fantasy Reihen bemerkt habe.

Estep entführt uns in diesem Buch ins Königreich Bellona, in dem wir die Protagonistin Everleigh näher kennenlernen, die seit dem tragischen Tod ihrer Eltern am königlichen Hof lebt. Dort ist sie aufgrund ihrer scheinbar fehlenden magischen Fähigkeiten bislang eher unscheinbar geblieben. Doch was niemand weiss, ist der Umstand, dass Everleigh in Wahrheit eine magische Gabe besitzt, die sie bisher versteckt gehalten hatte. Diese Gabe ist es auch, die sie vor dem tödlichen Anschlag von Prinzessin Vasilia rettet, als diese eines Tages die Königin und all ihre Verbündeten umbringt, um selbst Herrscherin über Bellona zu werden.
Everleigh bleibt nichts anderes übrig, als zu flüchten. Auf ihrer Flucht ändert sie ihren Namen und taucht bei einer Gruppe von Gladiatoren unter, die nichts davon ahnen, dass Everleigh - die sich neu Evie nennt - eine der wenigen Zeug
innen ist davon ist, was wirklich am königlichen Hof geschehen war. Und dieses Wissen bringt sie in grosse Gefahr...

Bereits im ersten Viertel des Buches ist mir positiv aufgefallen, dass sich die Autorin allem Anschein nach viele Gedanken um das Worldbuilding gemacht hat, auf dem die Story ihrer Reihe beruht. Estep benennt die wichtigsten Länder ihrer Welt und wie die Beziehungen zwischen den einzelnen Königreichen untereinander aussehen. Dabei schafft sie es, ein gutes Mittelmass zu finden, damit man sich als Leserin in der Welt zurechtfinden kann, es aber auch nicht in ein Infodump ausartet. Diese Hintergrundinformationen werden schliesslich geschickt in die Handlung eingeflochten, indem man durch die verschiedenen Bündnisse und Feindschaften der einzelnen Königreiche die Motive der einzelnen Charaktere - natürlich insbesondere die der Antagonisten - nachvollziehen kann. Ergänzt wird das umfangreiche Worldbuilding durch eine Reihe an Charakteren, die ebenfalls im ersten Teil der Geschichte eingeführt werden. Allen voran natürlich unsere Protagonistin Everleigh.

Wer nun fürchtet, dass dies nach einer trockenen Einleitung in die Reihe klingt, den kann ich beruhigen. Denn neben diesen Informationen legt Estep ein ordentliches Erzähltempo an den Tag, so dass bereits im ersten Teil der Geschichte mehr passiert, als ich es von so manch anderen Young Adult Fantasy Reihen im Ganzen gewohnt war. Viele der sorgfältig eingeführten Charaktere müssen bereits im ersten Drittel des Buches ihr Leben lassen, was ich - trotz der tragischen Ereignisse - mal herrlich erfrischend gefunden habe. Und dies war dann auch der Punkt, an dem ich mich gefragt habe, wieso dieses Buch so aus den ganzen YA Fantasyromanen heraussticht, die ich in letzter Zeit gelesen hatte. Eine kurze Recherche auf Goodreads hat dieses Rätsel schnell gelöst: Es handelt sich um ein Fantasyroman für Erwachsene und die Protagonistin war als Endzwanzigerin bereits deutlich älter, als ich angenommen hätte. Dies legte mir die Vermutung nahe, dass ich vielleicht wirklich dem YA Fantasy Genre allmählich entwachse.

Nach diesem aufregenden Einstieg in die Geschichte wird der Fokus auf Everleighs Flucht zu den Gladiatoren gelegt, bei denen sie als "Evie" eine Charakterentwicklung durchmacht, im Wissen, dass sie in grosser Gefahr schwebt, falls Vasilia von ihrem Überleben erfährt. Auch in der weiteren Handlung werden immer wieder neue Charaktere eingeführt und mit Lucas Sullivan natürlich auch ein männlicher Protagonist, der als Love Interest dienen soll. Doch auch hier wurde ich positiv überrascht, wie wenig Raum die Romantik in diesem Buch einnimmt. Die sich entwickelnden Gefühle wurden subtil in die Handlung eingefügt, ohne dass sie dem eigentlichen Plot Platz geraubt hätten.

Nichtsdestotrotz gibt es aber bei all dem Lob auch einige Schwächen, die das Buch in meinen Augen aufgewiesen hat. Zum einen wären da einige "Deus ex machina" Momente zu nennen, die leider auf Kosten der Spannung gegangen sind und dafür gesorgt haben, dass man nie wirklich um die Protagonistin bangen musste. Statt solcher vorhersehbarer Ereignisse, hätte ich mir viel lieber einige überraschende Plot Twists gewünscht, die leider ausgeblieben sind, dafür aber glaubwürdiger gewirkt hätten.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Protagonistin Everleigh bzw. Evie. Sie hat auf mich leider ein bisschen wie eine "Mary Sue" gewirkt - also ein Charakter, der nicht wirklich Schwächen aufweist. Ich hatte nie wirklich das Gefühl, dass sie sich an irgendeiner Stelle in der Handlung wirklich bemühen musste, damit sie das erreicht, was sie sich wünscht. Irgendwie hat sich immer alles ganz "praktischerweise" so gefügt, dass sie glimpflich davongekommen ist, indem sie irgendein Ass aus dem Ärmel gezogen hat, was dann wiederum genau als ein solcher "Deus ex machina" Moment zu werten war. Hier hätte ich mir ein bisschen mehr Charaktertiefe gewünscht, indem Everleigh auch mal bei irgendeinem Vorhaben gescheitert wäre und sie eben nicht so perfekt ist, dass es schon unglaubwürdig erscheint. Hinzu kommt, dass ich allein aufgrund der Charakterbeschreibung niemals darauf gekommen wäre, dass Evie bereits auf die Dreissig zugeht.

Insgesamt konnte mich das Buch aber ganz gut unterhalten, auch wenn sich die Handlung in einem schon sehr vorhersehbaren Showdown geendet hat, der kaum Überraschungen bereitgehalten hat. Ich hoffe, Estep kann sich in der Fortsetzung noch steigern und mich im zweiten Band (noch) mehr vom Hocker hauen.

Fazit:
"Kill the Queen" ist der Reihenauftakt zu Jennifer Esteps neuer "Splitterkrone" Fantasy Reihe, der uns Leser
innen in eine Welt voller Magie entführt. Mit einem ausgeklügelten Worldbuilding und vielen unterschiedlichen Charakteren mich die Autorin von ihrer neuen Reihe überzeugen. Der Plot ist sehr actiongeladen und konnte mich gut unterhalten, er lässt durch viele "Deus ex machina" Momente aber leider wenig Spielraum für Überraschungen zu und verläuft stellenweise schon etwas vorhersehbar. Insgesamt aber ein solider Reihenauftakt, der Lust auf mehr macht. Von mir gibt es 3,5 Sterne und eine Leseempfehlung für Fans des Fantasy Genres, die mal dem typischen Young Adult-Schema entfliehen wollen.

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Veröffentlicht am 22.06.2020

Ein interessantes Worldbuilding, das mehr geboten hätte

Four Dead Queens
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Four Dead Queens war mal wieder eines dieser Young Adult Fantasy Bücher, um das ich bereits nach dem Erscheinen des englischen Originals herumgeschlichen bin. Als ich dann gesehen habe, dass die deutsche ...

Four Dead Queens war mal wieder eines dieser Young Adult Fantasy Bücher, um das ich bereits nach dem Erscheinen des englischen Originals herumgeschlichen bin. Als ich dann gesehen habe, dass die deutsche Übersetzung nicht lange auf sich hat warten lassen, musste ich es einfach lesen.

Der Einstieg in die Geschichte ist mir sehr leicht gefallen. Das ist einerseits dem angenehmen, flüssigen Schreibstil der Autorin zu verdanken, andererseits aber auch der sehr verständlichen Einführung in das Worldbuilding, dessen Regeln wir bereits vor Beginn der eigentlichen Handlung erfahren. Es geht um Quadra, ein Land, das in vier Königreiche aufgeteilt ist und von vier verschiedenen Königinnen regiert wird, die gemeinsam in einem Palast leben. Die vier Reiche könnten nicht unterschiedlicher sein: In Archia steht das schlichte Leben und der Ackerbau im Vordergrund, in Toria der Handel an der Küste, in Ludia das Vergnügen, Kunst und Musik und in Eonia die neusten Technologien und das fortschrittliche Leben. Damit hat die Autorin eine sehr interessante Grundlage geschaffen, die viel Potenzial gehabt hätte, das Land mit seinen vielen Unterschieden näher zu beleuchten.

Die Story wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Auf der einen Seite lernen wir das Palastleben durch die Augen der vier Königinnen näher kennen und erfahren, dass jede von ihnen ein Geheimnis hat. Auf der anderen Seite wird die Handlung abwechselnd aus der Sicht der Protagonistin Keralie erzählt, die aus Toria stammt und sich durch mehr oder weniger zwielichtige Geschäfte durchs Leben schlägt. Ihr neuster Auftrag ist es auch, der ihren Handlungsstrang mit dem der vier Königinnen verbindet. Nachdem sie dem aus Eonia stammenden Boten Varin Erinnerungschips gestohlen hat, erfährt sie nicht nur, dass die vier Königinnen ermordet wurden, sondern wird durch dieses Wissen selbst teil des Mordkomplotts und schwebt in Lebensgefahr. Mit der Unterstützung von Varin versucht sie sich aus dem Schlamassel zu befreien und die Sache aufzuklären, doch nach und nach muss Keralie feststellen, dass es sich um eine grössere Verschwörung handelt, als sie zunächst angenommen hat.

Ich muss leider zugeben, dass mich der Plot letztendlich nicht ganz so packen konnte, wie es ich es nach der Einführungen des interessanten Worldbuildings erhofft hatte. Vermutlich lag es einfach daran, dass es sich um einen Einzelband handelt und das die Möglichkeiten für die Ausführlichkeit eines Plots einschränkt. Ich hatte das Gefühl, dass dadurch das Potenzial, das die vier unterschiedlichen Königreichen geboten hätten, nicht voll ausgeschöpft werden konnte. Bis auf Eonia, deren Technologie für den Plot eine Relevanz hat, werden die anderen drei Königreiche nur am Rande erwähnt und man erfährt nicht wirklich etwas darüber, was es bedeutet, in den jeweiligen Königreichen zu leben.
Das Erzähltempo ist sehr flott und dadurch rast man nur so durch die Geschichte. Das hat das Lesen einerseits sehr kurzweilig gemacht, aber auch dazu geführt, dass die Protagonisten nie lange an einem Ort verweilen. Die Geschichte fokussiert sich weniger auf die Entwicklung der Charaktere, sondern vielmehr auf das Vorantreiben des Plots.
Keralie war mir als Protagonistin sympathisch, ebenso wie die vier Königinnen, über die ich gerne noch mehr erfahren hätte. Varin war okay, blieb aber bis zuletzt eher blass. Insgesamt blieb aber verständlicherweise aufgrund der begrenzen Seitenzahl zu wenig Zeit, die Charaktere ausführlich auszuarbeiten, ohne dass es auf Kosten des Plots gegangen wäre.

Fazit:
Four Dead Queens ist eine Young Adult Fantasy Geschichte, die mit einem interessanten Worldbuilding und einem spannenden, actiongeladenen Plot punktet. Dennoch wurde in meinen Augen nicht das volle Potenzial ausgeschöpft, das die Idee grundsätzlich geboten hätte. Dieser Einzelband ist als kurzweilige Lektüre für zwischendurch zu empfehlen, gerade wenn man nicht unbedingt Wert auf Charakterentwicklung, sondern eher auf eine spannende Handlung legt. Von mir gibt es 3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 22.05.2020

Unterhaltsam & gut recherchiert

Vielleicht solltest du mal mit jemandem darüber reden
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Gleich vorneweg muss ich zugeben, dass ich bei diesem Buch voreingenommen war. Und das deshalb, weil ich denselben Beruf ausübe wie die Autorin. Aber genau aus diesem Grund war ich gerade so gespannt auf ...

Gleich vorneweg muss ich zugeben, dass ich bei diesem Buch voreingenommen war. Und das deshalb, weil ich denselben Beruf ausübe wie die Autorin. Aber genau aus diesem Grund war ich gerade so gespannt auf dieses Buch, das schon lange auf meiner Wunschliste gestanden hat.

Lori Gottlieb hat eine beachtliche und abwechslungsreiche Karriere hinter sich. Ursprünglich war sie TV-Produzentin bei mehreren berühmten amerikanischen Fernsehserien, bis sie aufgrund ihrer Recherche für eine Arztserie mit der Arbeit von echten Ärzten in Berührung gekommen ist und gemerkt hat, dass sie selbst gerne in diesem Bereich tätig sein wollte. Aus diesem Grund hat sich Gottlieb dazu entschlossen, ihren ursprünglichen Beruf an den Nagel zu hängen und Medizin zu studieren. Eine mutige Entscheidung, wenn man bedenkt, dass sie damals bereits in ihren 30ern war (wenn ich es richtig in Erinnerung habe). Während des Medizinstudiums hat sie dann aber gemerkt, dass sie sich doch eher für Psychologie interessiert und ihr Fachgebiet noch einmal gewechselt, bis schliesslich in der Psychotherapie gelandet ist. Das alles hat sie noch dazu als alleinerziehende Mutter unter einen Hut gebracht.

Gottlieb hat bereits mehrere Bücher geschrieben und dieses hier befasst sich einerseits mit Patientinnengeschichten aus ihrer Tätigkeit als Psychotherapeutin, und andererseits mit Anekdoten aus ihrer eigenen Therapie, die sie nach einer Trennung von ihrem Ex-Freund in Anspruch genommen hat. Dabei ist die Autorin erfrischend ehrlich und zögert auch nicht damit, ihre eigenen Schwächen in den Mittelpunkt zu stellen, was ich äusserst sympathisch fand. Denn ich habe manchmal auch den Eindruck, dass Patientinnen den Eindruck haben, wir Therapeutinnen seien eine Art Übermensch, die immer alles im Griff haben. Und das dem nicht so ist und jeder Mensch mal professionelle Hilfe in Anspruch nehmen kann und sollte, finde ich eine sehr wichtige Botschaft.

Das Buch ist insgesamt sehr unterhaltsam geschrieben und bereits nach wenigen Kapiteln habe ich mich in vielen Szenen wiedererkannt, die Gottlieb aus ihrer beruflichen Tätigkeit beschrieben hat. Sehr positiv fand ich, dass ich das erste Mal ein Sachbuch aus dem Bereich der Psychotherapie gelesen habe, das wirklich sehr gut recherchiert war und adäquat abbildet, was in der Therapie vor sich geht und welche Theorien in den Behandlungen herangezogen werden, weil sie evidenzbasiert sind. Bis auf einen kleinen Schnitzer, bei dem zwei Begriffe nicht ganz richtig übersetzt wurden (es heisst ich-dyston und ich-synton und nicht ich-syntonisch und ich-dystonisch), war ich wirklich erfreut über das realistische Bild unserer psychotherapeutischen Arbeit, das Gottlieb hier dargestellt hat. Bei vielen ihren Aussagen musste ich sogar schmunzeln, weil sie genauso gut von mir stammen könnten.

Nichtsdestotrotz gab es aber auch ein, zwei Schwächen, die ich an dieser Stelle erwähnen muss. Das war zum einen der fehlende rote Faden, der dazu geführt hat, dass ich gegen Ende des Buches allmählich ein bisschen mein Interesse an der Handlung verloren habe. Vielleicht ist aber mein Interesse auch dadurch verflogen, weil mir so vieles bekannt vorkam und es für mich deshalb weniger "aufregend" ist, einen Einblick in die Arbeit einer Psychotherapeutin zu bekommen. Da kann ich natürlich nicht mit Sicherheit beantworten. Bei mir hat aber dieses Gefühl, dass ich unbedingt weiterlesen möchte, gefehlt.
Ein weiterer kleiner "Kritik"punkt bezog sich bei mir auf die therapeutische Arbeit von Gottlieb, hinter der ich nicht immer ganz stehen konnte. Obwohl sich der narzisstische John zu meinem Lieblingspatienten aus dem Buch entwickelt hat (und das wahrscheinlich deshalb, weil er mir in meiner praktischen Tätigkeit bisher selbst schon so oft begegnet ist), war ich manchmal erstaunt darüber, was Gottlieb ihm alles durchgehen lässt. Würde mich ein Patient mit einer Prostituierten vergleichen, zu der er jede Woche hingeht, oder mir sagen, dass ich "Fick-Mich"-Stiefel trage, dann hätte ich ihn schon längst damit konfrontiert, dass mir das zu weit gehen würde. Und das darf man bei Narzissten trotz ihrer leichten Kränkbarkeit auch mal machen ;).

Eine letzte Überlegung, die bei mir entstanden ist, war die Frage, inwiefern sich dieses Buch negativ auf Gottliebs Arbeit auswirken könnte. Ich finde es gut und wichtig, dass sie darauf hingewiesen hat, dass wir Therapeut
innen selbst alles andere als perfekt sind und es auch für uns gilt, dass wir "vielleicht mal mit jemandem darüber reden sollte", aber gleichzeitig verrät sie doch sehr viel Privates über sich, dass ihre ganzen Patientinnen lesen können. Mir persönlich wäre damit ehrlich gesagt nicht sehr wohl. Aber das ist wahrscheinlich eher eine Entscheidung, die sie für sich persönlich treffen musste.

Fazit:
In "Vielleicht solltest du mal mit jemandem darüber reden" erzählt Lori Gottlieb aus ihrer beruflichen Tätigkeit als Psychotherapeutin und teilt gleichzeitig Anekdoten mit uns, als sie sich selbst nach einer Trennung in eine Therapie begeben hat. Das Buch ist erfrischend ehrlich und schildert auf sehr realitätsgetreue Weise die Arbeit von uns Psychotherapeut
innen. Wer einen Einblick in diese Tätigkeit bekommen will, ist hier richtig. Obwohl das Buch kurzweilig ist, hat mir aber insgesamt ein roter Faden gefehlt, der mich dazu gebracht hätte, das Buch unbedingt weiterlesen zu wollen. Dennoch ein empfehlenswertes Buch, dem ich 3.5 Sterne vergeben kann.

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