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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.07.2025

Kühl, klug, kompromisslos: Quinn Schreiber

Academy of Lies (Band 1) - Anatomie einer Verschwörung
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Quinn Schreiber hat mit 8 Jahren ein Spenderherz bekommen. Sie weiß: So ein Herz hält vielleicht zehn Jahre, wenn man Glück hat. Doch anstatt sich davon unterkriegen zu lassen, beginnt sie, sich intensiv ...

Quinn Schreiber hat mit 8 Jahren ein Spenderherz bekommen. Sie weiß: So ein Herz hält vielleicht zehn Jahre, wenn man Glück hat. Doch anstatt sich davon unterkriegen zu lassen, beginnt sie, sich intensiv mit dem Tod zu beschäftigen. Nicht, weil sie ihn besiegen will, sondern weil sie ihn verstehen möchte. In einem Tagebuch sammelt sie seit Jahren Todesursachen, analysiert sie und erklärt sie sachlich.

Jetzt schreibt sie sich an der renommierten, elitären Schreiber-Akademie ein, mitgegründet von ihrem Großvater. Auch ihr Bruder studiert dort bereits im zweiten Jahr und scheint in etwas Geheimes verwickelt zu sein. Doch das ist erstmal Nebensache, denn gleich zu Beginn wird Quinn Zeugin eines Mordes. Und zwar an niemand Geringerem als dem neuen Direktor der Akademie.

Quinn hat einen klaren, fast sterilen und emotionslosen Blick auf alles (außer ihren Bruder). Was sie zu einer gut geeigneten Medizinstudentin macht, aber vermutlich würde sie keine gute Ärztin werden. Ihre Art fand ich total spannend, weil sie viele Fragen aufwirft: Darf man sich mit dem Tod abfinden, obwohl man noch lebt? Muss man deshalb aufhören, das Leben zu genießen? Diese Fragen stellt sich nicht nur Quinn, auch ihr Bruder bringt sie ins Spiel.

Toll fand ich, dass Quinn sich im Laufe der Geschichte subtil weiterentwickelt, ohne sich dabei untreu zu werden. Ihr Bruder, der schon auf dem Klappentext erwähnt wird, bleibt lange eher im Hintergrund. Erst gegen Ende wird es um ihn richtig spannend. Deshalb würde ich ihn im Klappentext vielleicht gar nicht extra hervorheben.


Die Atmosphäre der Akademie, die geheimnisvolle Verbindung, das medizinische Wissen
Die Akademie, die Verbindung, das medizinische Wissen und die dunkle Atmosphäre schaffen natürlich Spannung und die besagte Dark Academia Stimmung. Zwar empfand ich bei der Handlung zwischendurch ein Plateau, für das rasante Ende, aber wenn man in mehreren Teilen denkt ist das vielleicht durchaus sinnvoll.

Ein besonderer Thriller mit einer starken Idee, spannender Umsetzung und einer Hauptfigur, die so ganz anders ist als der typische Ermittler*innen.

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Veröffentlicht am 26.05.2025

Düster, dicht und meist durchdacht

Schloss der Lügen
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„Eldridge Hall war auf Lügen gebaut“ – so beginnt der Roman und sofort wird klar, wie brüchig und vielschichtig dieses Lügengebäude ist. Allein deshalb finde ich den deutschen Titel viel treffender als ...

„Eldridge Hall war auf Lügen gebaut“ – so beginnt der Roman und sofort wird klar, wie brüchig und vielschichtig dieses Lügengebäude ist. Allein deshalb finde ich den deutschen Titel viel treffender als den englischen A Multitude of Dreams, denn er bringt das zentrale Thema auf den Punkt: Schein und Wahrheit.
Die Geschichte spielt in einer düsteren, abgeschotteten Welt: Das Königreich Goslind wurde vor Jahren von der Mori Roja, der tödlichen Pest, heimgesucht. Seitdem herrscht auf Eldridge Hall ein bizarrer Alltag: streng geregelt, vollkommen abgeschirmt von der Außenwelt. Niemand verlässt das Schloss, niemand schaut nach draußen. Was passiert, wenn die Vorräte zur Neige gehen, bleibt ungewiss.


Im Mittelpunkt stehen zwei Figuren, deren Fokus kapitelweise wechselt : Prinzessin Imogene, die im goldenen Käfig lebt, und Nico, der draußen überlebt hat, immun gegen die Pest. Als er beginnt, seine Vergangenheit und die offizielle Version der Geschichte zu hinterfragen, stößt er auf eine verstörende Wahrheit: Neben Toten und Überlebenden gibt es auch Wiedergeborene: Mittlerweile blutsaugende Kreaturen.

Eine große Lüge, die mit einer geheimen Identität verknüpft ist, wird recht früh enthüllt, aber ihr voller Umfang entfaltet sich erst nach und nach, was den Spannungsbogen abrundet. Ich habe einige Kritiken gelesen, die den Plot als unlogisch oder unausgewogen bezeichnen, das konnte ich persönlich nicht so nachvollziehen. Klar, manches hätte etwas ausführlicher erklärt werden können, etwa die Herkunft und Natur der Wiedergeborenen, aber insgesamt fand ich die Spannung gut gehalten.
Besonders positiv fand ich, dass das Buch auch gesellschaftlich relevante Themen anspricht, etwa soziale Ungleichheit und Antisemitismus. Das verleiht der Geschichte Tiefe, ohne aufgesetzt zu wirken. Auch der Umgang mit Liebesbeziehungen war für mich erfrischend anders: Es läuft nicht sofort auf die eine große, vorhersehbare Liebe hinaus. Die Figuren begegnen mehreren Menschen, mit denen etwas möglich wäre. Logisch, denn in einer Welt, die von Angst und Isolation geprägt ist, steht Romantik nicht an erster Stelle.
Zugegeben: Ohne den Fantasy-Aspekt hätte mir das Buch vielleicht noch besser gefallen, gleichzeitig wären dann aber auch die Monster, und damit die große, spannende Bedrohung, weggefallen.

Fazit: Wer Geschichten mag, die in einer mittelalterlich angehauchten, düsteren Welt spielen, gerne mit Fantasy-Elementen, aber auch ernsten Themen und glaubwürdigen Figuren, dem*der kann ich Eldridge Hall wirklich empfehlen. Ein Buch, das mehr ist als eine typische Liebesgeschichte und dabei nicht nur an der Oberfläche bleibt. Außerdem ist es ein recht geschlossenes Ende, weil nicht, wie sonst auch gerne üblich, auf eine Trilogie hingearbeitet wird.

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Veröffentlicht am 10.05.2025

Für Zeitreise-Fans

A Spark of Time - Rendezvous auf der Titanic
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Eigentlich reist Lilly nur durch die Zeit, um das Antiquariat ihres Vaters am Laufen zu halten. Klingt vernünftig – schließlich muss ja jemand die alten Schätze finden, die wohlhabende Familien längst ...

Eigentlich reist Lilly nur durch die Zeit, um das Antiquariat ihres Vaters am Laufen zu halten. Klingt vernünftig – schließlich muss ja jemand die alten Schätze finden, die wohlhabende Familien längst verloren glaubten. Doch als ihr Vater wegen hoher Spielschulden in ernsthafte Schwierigkeiten gerät, nimmt Lilly einem besonders riskanten Auftrag an. Sie reist allein auf die Titanic, vier Tage, bevor das Schiff untergeht. Und als wäre das nicht schon dramatisch genug, verliebt sie sich dort auch noch in Ray. Eine Liebe, die eigentlich keine Zukunft haben kann …

Zeitreisen sind erzählerisch echt knifflig, weil man sie nicht einfach nur mit Magie erklären kann, schließlich spielt echte Geschichte eine Rolle. Aber genau das ist hier gut gelungen: Die historischen Details rund um die Titanic wirken glaubwürdig und gut recherchiert. Obwohl man natürlich weiß, dass die Titanic sinken wird, verliert sie wohl niemals an Spannung.
Was Damien Belmont bzw. Ray betrifft: Auch er kann durch die Zeit reisen, allerdings fand ich seine Beweggründe weniger überzeugend. Sein Vater wird zu sehr als Antagonist, als “Ober-Bösewicht” dargestellt, während Damien in eine Märtyrer-Rolle gerät. Lillys Perspektiv fand ich daher viel authentischer, es erzählen aber beide abwechselnd.

Wer Gwendolyn und Gideon aus Rubinrot mochte, wird hier auf jeden Gall Parallelen entdecken: Auch hier wird klar, dass Liebe durch alle Zeit nicht gerade hilft, wenn man eine Mission zu erfüllen hat.

Eine klare Empfehlung für alle, die Zeitreise-Stories mit Romantik, Spannung und einem Hauch Geschichte lieben – besonders Fans von Rubinrot werden hier auf ihre Kosten kommen!

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Veröffentlicht am 30.03.2025

Zwischen Realität und Fantasie – Ein Buch über die Magie des Erzählens

Die Bibliothek der Wahren Lügen
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Oskar liest im Deutschunterricht seine eigene Geschichte vor – doch statt Applaus erntet er Spott. Selbst die Lehrerin findet kein gutes Wort für seinen Text. Als wäre das nicht genug, wird er an seinem ...

Oskar liest im Deutschunterricht seine eigene Geschichte vor – doch statt Applaus erntet er Spott. Selbst die Lehrerin findet kein gutes Wort für seinen Text. Als wäre das nicht genug, wird er an seinem 14. Geburtstag, dem letzten Schultag vor den Ferien, wie jedes Jahr Opfer eines gemeinen Streichs: Seine Mitschüler bewerfen ihn mit Wasserbomben, diesmal gefüllt mit Wein.
Was Oskar zu diesem Zeitpunkt nicht ahnt: Genau dieses belächelte Schreibtalent wird ihm den aufregendsten Sommer seines Lebens bescheren. Der renommierte Autor Simon Bruma lädt ihn zu einem Schreibwettbewerb ein und nimmt ihn unter seine Fittiche. Oskar nutzt die Gelegenheit, um seinem schwierigen Zuhause zu entfliehen, wo ihn sein Stiefvater schikaniert.
Brumas Anwesen ist wie geschaffen für angehende Schriftsteller: imposant, ein wenig verlassen, mit einer großen Bibliothek und altmodischem Charme. Doch neben Bruma selbst gibt es dort noch eine weitere Herausforderung – seine scharfzüngige Tochter November, die sich ständig in Oskars Schreibprozess einmischt. Erst nach und nach begreift er den wahren Grund: Seine Geschichte soll November retten, denn sie ist krank.
Während er schreibt, gelangen die beiden in eine Fantasiewelt, in der sie sich dem Bösen stellen müssen. Nur wenn sie diese überstehen, gibt es vielleicht auch Hoffnung für die reale Welt …
Dieser Roman ist eine Liebeserklärung an das Lesen, Schreiben und die Kraft von Geschichten. Durch unterschiedliche Schriftarten wird deutlich, in welcher Welt man sich gerade befindet – ein Konzept, das an Die unendliche Geschichte von Michael Ende erinnert. Wie Bastian Balthasar Bux findet auch Oskar Trost in Büchern, bis er schließlich selbst Teil einer Geschichte wird.
Mich persönlich hat vor allem der reale Erzählstrang fasziniert – die Fantasiewelt wirkte auf mich stellenweise unübersichtlich. Besonders spannend fand ich hingegen die Reflexion über den Schreibprozess und die Macht guter Geschichten. Novembers bissige Kritik, wenn Oskar sich mit plötzlichen magischen Wendungen aus der Affäre ziehen will, sorgt für herrlich amüsante Momente.
Das Ende wird sicher nicht jedem und jeder gefallen, aber für mich war es ein stimmiger, bittersüßer Abschluss dieser Verschmelzung zweier Welten.
Ein tolles Buch für alle, die Die unendliche Geschichte lieben und sich von der Magie des Erzählens verzaubern lassen möchten.

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Veröffentlicht am 01.08.2024

Schöner Graphic Novel, der viele Themen aufmacht

Bloom
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Ari ist auf der Hochzeit seiner Schwester und hört lieber seine eigene Musik, bis sie ihn zur Seite zieht, um ein ernstes Gespräch mit ihm zu führen. Sie ist der Meinung, dass er nicht einfach mit seiner ...

Ari ist auf der Hochzeit seiner Schwester und hört lieber seine eigene Musik, bis sie ihn zur Seite zieht, um ein ernstes Gespräch mit ihm zu führen. Sie ist der Meinung, dass er nicht einfach mit seiner Band nach Baltimore abhauen kann, denn die Familienbäckerei braucht ihn. Dies ist das große Dilemma in Aris Leben: der Druck, den familiären Erwartungen hinsichtlich der Bäckerei gerecht zu werden, während er gleichzeitig seinen eigenen Traum verfolgen möchte. Doch was ist sein eigener Traum? Die Lösung für das Problem mit der Bäckerei scheint in Sicht, als Hector in die Stadt kommt. Er pausiert gerade seine Kochausbildung und liebt es zu backen. Sie arbeiten zusammen und kommen sich näher, doch so einfach, wie es klingt, ist es nicht.

Ari als Figur gefällt mir, aber er ist nicht besonders sympathisch. Figuren müssen das auch nicht immer sein, aber da Hector so ein lieber und verständnisvoller Typ ist, verstehe ich nicht ganz, was er an Ari findet. Ari ist launisch, weiß noch nicht, was er will, aber will definitiv nicht, was seine Eltern wollen. Und dann sind da noch Aris Freunde: Es wird mehrfach deutlich, dass die Freunde, die gleichzeitig Aris Bandmitglieder sind, keine guten Freunde sind. Hector spricht es selbst auch an. Das Problem wird in der Geschichte immer wieder thematisiert, aber nie wirklich weiter ausgearbeitet, da fehlte mir ein wenig der rote Faden.
Das Setting der Bäckerei ist hervorragend. Man sollte das Buch nicht mit leerem Magen lesen, da es einen hungrig macht. Hector ist, wie gesagt, der Ruhepol der Geschichte. Vielleicht gefällt mir deswegen die Dynamik zwischen den beiden Protagonisten doch ein wenig. Man merkt, wie viel Liebe und Arbeit in die Zeichnungen geflossen sind; der Graphic Novel ist wirklich schön aufbereitet. Inhaltlich bleibt er jedoch etwas oberflächlich, obwohl er das Gegenteil zu erreichen versucht.
Insgesamt ist es aber eine süße Geschichte, und ich würde gerne wissen, wie es mit den beiden weitergeht.

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