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Veröffentlicht am 05.06.2025

Ein wundervolles Buch!

Wort für Wort
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Den Namen Hero zu tragen, kann ein echter Fluch sein. Dieser Meinung ist zumindest Hero Jean Rodriguez, die sich überhaupt nicht wie eine Heldin fühlt und bezweifelt, dass sie sie jemals in sich finden ...

Den Namen Hero zu tragen, kann ein echter Fluch sein. Dieser Meinung ist zumindest Hero Jean Rodriguez, die sich überhaupt nicht wie eine Heldin fühlt und bezweifelt, dass sie sie jemals in sich finden wird. Wie gerne wäre sie heroisch. Vor allem dann, wenn ihr Mitschüler Aria mal wieder von Rufus Brutalus, dem größten Schultyrann, gemobbt wird. Aria geht erst seit kurzem in ihre Klasse. Er ist aus dem Iran nach Australien geflüchtet und ein ziemliches Rätsel. Er hat freundliche Augen und manchmal ein verschmitztes Lächeln, aber keine Worte. Aria spricht nie. Dennoch freunden sich Hero und ihre beste Freundin Jaz mit ihm an. Als sie eines Tages erfahren, dass ausgerechnet ihr stummer neuer Freund ein preisgekrönter Poet ist, können sie es kaum glauben. Und mehr noch: Aria möchte unbedingt bei einem Poerty-Slam auftreten. Denn tief in ihm schlummert eine Geschichte, die erzählt werden möchte. Hero und Jaz sind sofort bereit, Aria bei der Suche nach seiner Stimme zu helfen. Ob sie wohl erfolgreich sein werden?

Ich habe es nun schon mehrmals in meinen Rezensionen geschrieben und kann es gar nicht oft genug erwähnen: Der Woow Books Verlag ist für mich immer ein Garant für herausragende Kinderbücher. In meinem Regal steht mittlerweile eine breite Palette an echten Schätzchen, die einfach „Woow“ sind. Und „Wort für Wort“ bildet da definitiv keine Ausnahme. Bereits das tiefblaue Cover mit seinen schimmernden Elementen begeistert auf Anhieb und die Geschichte dahinter steht dem in nichts nach.

Die im Iran geborene Autorin Maryam Master präsentiert hier einen außergewöhnlichen Kinderroman, welcher kongenial von Isabel Abedi ins Deutsche übersetzt wurde. Wort für Wort entfaltet sich hier eine Reinste-Achterbahnfahrt-Geschichte, die fesselt, berührt, schockiert, unheimlich gut unterhält und lange nachklingt.

Obwohl die Erzählung nur etwas über 200 Seiten umfasst, behandelt sie eine Vielzahl an wichtigen und teils schweren Themen, ohne überladen, bedrückend und hoffnungslos zu wirken. Neben Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Zusammenhalt und Poesie thematisiert Maryam Master auch Mobbing, psychische Erkrankungen, selektiver Mutismus, Krieg, Flucht und Verlust. Dies tut sie auf eine so bewundernswerte Weise, vor der man nur den Hut ziehen kann: Eindringlich und realistisch, aber auch mit jeder Menge Leichtigkeit, Sensibilität und überraschend viel Humor. Sie zeigt uns, wie heilsam und machtvoll Worte, Liebe und Freundschaft sein können und dass es sich lohnt, nach vorne zu schauen und niemals aufzugeben.
Die Charaktere sind allesamt hervorragend getroffen. Vielfältig, teils ziemlich schräg und überaus liebenswert. Im Fokus stehen die drei besten Freund*innen Hero, Aria und Jaz, die unterschiedlicher kaum sein könnten, aber zusammen unschlagbar sind: Die vermeintlich mutlose und wunderbar selbstironische Hero, die die Heldin in sich entdeckt. Der stumme, aber nicht wortlose Aria, der seine Stimme findet. Und Jaz (mein persönliches Highlight), deren selbstbewusste und erfrischende Art man einfach lieben muss. Das Buch wird abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Hero und Aria geschildert. Während Heros Kapitel einem öfters ein Schmunzeln entlocken (ihre Selbstironie habe ich beim Lesen richtig gefeiert), kommen Arias Erzählungen oft sehr erschütternd daher und gehen ans Herz.
Die Spielereien mit dem Schriftbild runden das Ganze perfekt ab und dass man nebenbei auch noch einiges über die persische Kultur lernt, ist das i-Tüpfelchen obendrauf.

Fazit: „Wort für Wort“ ist eine schmerzlich-schöne Geschichte über die Macht der Worte und die heilende Kraft der Freundschaft. Ein großartig erzählter Kinderroman für alle ab 11 Jahren! Berührend, ehrlich, einfühlsam und trotz ernster Themen herrlich leicht und unterhaltsam. Ich habe dieses Buch von den ersten Worten an geliebt. Es war mein erstes Werk von Maryam Master und sicherlich nicht mein letztes. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 04.06.2025

Ein großartiger Kindercomic!

Der Zahn
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Wenn es eins gibt, wovor es Mila so richtig graust, dann sind das Vampire. Ihr Zimmer ist daher vampirfreie Zone. Lange Knoblauchketten und Vampire-verboten-Poster schmücken ihre Wände, nur so fühlt sie ...

Wenn es eins gibt, wovor es Mila so richtig graust, dann sind das Vampire. Ihr Zimmer ist daher vampirfreie Zone. Lange Knoblauchketten und Vampire-verboten-Poster schmücken ihre Wände, nur so fühlt sie sich sicher. Vor dem Schulausflug ins Gruselkabinett ist ihr daher ziemlich mulmig zumute, obwohl ihr bester mutiger Freund Niklas sie begleitet. Leider kriegt die blöde Alina und ihre coole Clique spitz, wie leicht man Mila einen Schrecken einjagen kann und beginnen sich über sie lustig zu machen. Einzig ihre Klassenkameradin Karla bekommt ein schlechtes Gewissen und freundet sich mit Mila an. Was aber niemand ahnt: Karla ist in Wahrheit ein Vampirkind! Doch dann fällt ihr eines Tages plötzlich ein Zahn aus, dem ein neues, sehr langes und ziemlich spitzes Exemplar folgt: Ein Blutsaugerzahn! Karla ist alles andere als begeistert. Nicht nur, dass ihr neuer Zahn total auffällig ist – ihre Eltern, die bezüglich des Vampirseins äußerst engstirnig sind, wollen sie fortan auf die Vampir-Akademie schicken. Karla möchte aber gar nicht auf dieses Internat, weit weg von ihren Freunden. Wobei sich allerdings auch die Frage stellt, ob diese überhaupt noch mit ihr befreundet sein wollen, wenn sie ihnen ihr großes Geheimnis verrät.

Auf das Comic-Debüt von Ayşe Klinge habe ich mich gefreut, seit ich es zum ersten Mal in der Verlagsvorschau sah. Nach einer etwas längeren Wartezeit als ursprünglich geplant war es diesen Monat endlich soweit und ich wurde definitiv nicht enttäuscht. Schon das Cover ist ein Volltreffer und es verspricht auch wirklich nicht zu viel.

Ayşe Klinge legt mit „Der Zahn“ einen wunderbaren Kindercomic vor, der definitiv nicht nur an Halloween begeistert und auch für Erwachsene unbedingt lesenswert ist. Mit lebendigem Strich und voller warmen Humor erzählt sie von der außergewöhnlichen Freundschaft zwischen einem Mädchen mit Vampirphobie und einer echten Vampirin. Dabei gelingt es ihr gekonnt, Gruselspaß mit Tiefgang zu verbinden. Auf eine kindgerechte und leichtfüßige Weise behandelt sie eine Vielzahl von Themen wie Ängste, Mobbing, Ausgrenzung, Ablehnung, Familienkonflikte und das Anderssein. Die Geschichte rund um Karla und Mila zeigt, wie wichtig es ist, Vorurteile und eingefahrene Denkmuster zu hinterfragen und Fehler einzugestehen. Sie ermutigt dazu, über den Tellerrand zu schauen und dem Unbekannten offen und verständnisvoll zu begegnen. Es ist einfach toll zu sehen, wie sich Mila und Karla anfreunden und wie Mila schließlich noch den Mut findet, ihre Ängste zu überwinden und für ihre neue Freundin einzustehen.

Auch optisch ist dieser Comic ein richtiges Highlight! Ayşe Klinges Illustrationen sind kräftig bunt koloriert, die Figuren unheimlich liebenswert und ausdrucksstark gezeichnet. Der Textanteil ist recht gering gehalten, die Bilder sprechen oft für sich. An vielen Stellen kommt die Geschichte auch über mehrere Panels hinweg ganz ohne Sprechblasen aus, sodass sie – trotz ihrer stolzen über 200 Seiten – ideal für Lesemuffel und Leseanfänger geeignet ist.

Fazit: Ayşe Klinge präsentiert hier einen großartig erzählten und illustrierten Kindercomic ab 8 Jahren, in dem so viel mehr steckt als nur herrlicher Vampirgrusel. „Der Zahn“ ist ein Plädoyer für mehr Offenheit und Toleranz gegenüber dem vermeintlich Andersartigen. Eine warmherzige und witzig-turbulente Freundschaftsgeschichte für Leser*innen jeden Alters. Ich bin begeistert von diesem Comic-Debüt, meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 01.06.2025

Ein wunderschönes Bilderbuch über wahres Glück und die Bedeutung von Freundschaft

Glücksbringer
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Als Jule auf dem Gehweg einen kleinen Ring findet, ist sie sich sofort sicher, dass er etwas ganz Besonderes ist. Leider verliert sie ihn am Tag des Schulausflugs. Wenig später wird er von Ella gefunden, ...

Als Jule auf dem Gehweg einen kleinen Ring findet, ist sie sich sofort sicher, dass er etwas ganz Besonderes ist. Leider verliert sie ihn am Tag des Schulausflugs. Wenig später wird er von Ella gefunden, die darauf hofft, dass er ein Glücksring ist. Glück kann sie nämlich gerade sehr gut gebrauchen, denn sie hat ihre Brotdose zu Hause vergessen. Tatsächlich taucht nur wenig später ihr Vater auf – mit ihrer Brotdose! Sie zögert danach keine Sekunde, den kleinen Glücksbringer an Tom weiterzugeben, der ebenfalls dringend Hilfe braucht. So wandert der Ring von einem Kind zum nächsten und bringt ihnen allen Glück. Am Ende erkennen sie aber, dass das ganze Glück gar nicht vom Ring kam, sondern dass sie selbst die Glücksbringer waren, weil sie füreinander da waren und ihre Liebe und Freundschaft miteinander geteilt haben.

Hierbei handelt es sich um den siebten und leider auch letzten Teil der Wunderbare-Wesen-Reihe, bei der die Chronologie nicht relevant ist. Jeder Band ist in sich abgeschlossen und kann einzeln gelesen werden.
Nach meiner großen Begeisterung für die sechs Vorgänger, konnte ich das nächste Bilderbuch von Annika Klee und Stella Eich kaum erwarten. Schon das Cover verzaubert wieder auf den ersten Blick (ich liebe es!) und löst wahre Glücksgefühle in einem aus. Das, was sich dahinter verbirgt, steht dem jedoch in nichts nach.

Erneut entführt uns das Autorin-Illustratorin-Duo in die Wunderbare-Wesen-Klasse und gibt uns allen eine herzerwärmende, wertvolle Botschaft mit auf den Weg. Dieses Mal steht allerdings nicht nur ein Kind im Fokus, sondern mehrere. Viele alte Bekannte aus den vorherigen Büchern bekommen hier noch einmal ihren Auftritt, was einfach eine großartige Idee ist, um diese Reihe würdig abschließen. Gemeinsam mit Jule, Ella und Co. erleben wir ein weiteres kleines Alltagsabenteuer voller großer Glücksmomente. In liebevoll-melodischen Reimen erzählt Annika Klee die Geschichte von dem Ring, die uns zeigt, was wahres Glück bedeutet und dass es nichts Schöneres im Leben gibt als gute Freunde, mit denen man sein Glück teilen kann.

Absolut bezaubernd sind auch wieder die zarten, pastellfarben Illustrationen von Stella Eich. Gewohnt ausdrucksstark, vielfältig und voller Detailliebe untermalen sie das Erzählte perfekt und laden zum Träumen und Wohlfühlen ein.

Fazit: „Glücksbringer“ ist eine herzerwärmende Vorlesegeschichte ab 4 Jahren über die Bedeutung von Freundschaft und das Glück, das in uns allen steckt. Ein wunderschön gereimtes und illustriertes Bilderbuch, das einfach glücklich macht und daran erinnert: Geteiltes Glück ist doppeltes Glück. Mich haben Annika Klee und Stella Eich mal wieder komplett verzaubert, ich kann auch das Finale der wunderbaren Wunderbare-Wesen-Reihe jedem nur ans Herz legen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 01.06.2025

Ein bezauberndes Bilderbuch über das erste Verliebtsein!

Ludiduh und die Liebe
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Ludwig ist unheimlich in Marie aus seiner Klasse verliebt. Immer wenn er an sie denkt, wird ihm ganz kribbelig im Bauch, allein schon ihr Name ist wie Magie. Marie aber scheint ihn gar nicht zu bemerken ...

Ludwig ist unheimlich in Marie aus seiner Klasse verliebt. Immer wenn er an sie denkt, wird ihm ganz kribbelig im Bauch, allein schon ihr Name ist wie Magie. Marie aber scheint ihn gar nicht zu bemerken - als wäre er für sie unsichtbar. Ludwig würde sie so gerne mal ansprechen, aber er traut sich einfach nicht. Als die Sitzordnung in der Klasse geändert werden soll, sieht er seine Chance gekommen. Endlich könnte er neben Marie sitzen! Er nimmt all seinen Mut zusammen und möchte sich Marie zeigen. Als der große Zauberer Ludiduh zaubert er vor ihrem Haus und hofft, dass sie seiner Show zuschaut. Doch oje, sie hat von seiner Vorstellung gar nichts mitbekommen. Bedrückt geht Ludwig nach Hause. Und begegnet auf seinem Weg Marie...

Dies ist bereits der sechste Teil der „Wunderbare Wesen“ – Reihe, deren Bände immer von Kindern derselben Klasse handeln. Jeder Band ist jedoch in sich abgeschlossen und unabhängig lesbar.
Ich habe den Jupitermond Verlag erst vor kurzem für mich entdeckt und mich sofort in sein großartiges Programm verliebt. Vor allem die Bücher von Annika Klee und Stella Eich haben mein Herz im Sturm erobert. Und „Ludiduh und die Liebe“ bildet da definitiv keine Ausnahme.

In jedem Band greift das Erfolgsduo ein anderes wichtiges Thema auf. Wie schon der Titel verrät, widmen sich die beiden dieses Mal dem ersten Verliebtsein. In gewohnt zauberhaft melodischen und gefühlvollen Reimen erzählt Annika Klee von der Magie der ersten kindlichen Liebe und den großen Gefühlen, die damit einhergehen wie Zuneigung, Sehnsucht, Aufregung, Schüchternheit, Zweifel, Mut und Euphorie. Dabei steht überwiegend Ludwig im Fokus, der nur noch an seine Mitschülerin Marie denken kann. Sein Emotionschaos ist in jeder Zeile spürbar und geht richtig zu Herzen. Man fühlt und fiebert mit ihm mit und wünscht ihm so sehr, dass Marie seine Gefühle erwidert. Ob es für die beiden ein Happy End gibt, müsst ihr schon selbst herausfinden. Marie mag ihren Klassenkameraden jedenfalls auch ziemlich gerne, so viel sei schon mal verraten.
Dieses Bilderbuch lädt Kinder dazu sein, über die Facetten der Liebe nachzudenken und bietet viele Gesprächsanlässe. Darüber hinaus erinnert es uns daran, dass Liebe schön, zugleich aber auch sehr herausfordernd sein kann, dass es sich aber immer lohnt, mutig zu sein und an sich selbst zu glauben.

Stella Eich hat die Geschichte mal wieder wunderschön bebildert. Ihre meist großflächigen Illustrationen sind ausdrucksstark und detailverliebt und in zarten Pastelltönen gehalten. Sie untermalen das Erzählte perfekt und zeigen neben Ludwig und Marie auch ihre vielfältige Klasse, darunter alte Bekannte wie Ella, die im Rollstuhl sitzt, oder den schwarzen Jungen Tayo.

Wie üblich wird beim Kauf des Buches eine gemeinnützige Organisation unterstützt. Diesmal ist es der Tierschutzverein Würzburg e.V.. Eine ganz tolle Sache, die die Begeisterung für dieses Schätzchen nur noch großer werden lässt.

Fazit: „Ludiduh und die Liebe“ ist eine liebevolle und herzerwärmende Geschichte über den Zauber der ersten Schmetterlinge im Bauch. Ein wunderbar gereimtes und illustriertes Bilderbuch ab 4 Jahren, das Kinder und Erwachsene gleichermaßen begeistert. Ich bin richtig verliebt in dieses Buch – wer die Wunderbare Wesen-Reihe von Annika Klee und Stella Eich noch nicht kennt, sollte das unbedingt noch ändern. Ich kann sie jedem nur ans Herz legen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 29.05.2025

Ein wunderschönes und ganz besonderes Kinderbuch!

Lisa mit einem Herz drum rum
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Lisa weiß, dass sie anders ist. Und sie weiß, dass es für Vera nicht leicht ist, ihre Zwillingsschwester zu sein (weil sie ihr das ständig sagt). Vera ist cool, mutig, lustig und fröhlich und Lisa ist ...

Lisa weiß, dass sie anders ist. Und sie weiß, dass es für Vera nicht leicht ist, ihre Zwillingsschwester zu sein (weil sie ihr das ständig sagt). Vera ist cool, mutig, lustig und fröhlich und Lisa ist nichts davon. Sie ist peinlich, feige, langweilig und traurig. Also das genaue Gegenteil von Vera. Während sich alle Mädchen in der Klasse für Jungs interessieren, verbringt Lisa lieber Zeit mit ihrem Kaninchen Hypatia oder flüchtet sich in die Welt der Mathematik. Denn Zahlen versteht sie, im Gegensatz zu Worten. Obwohl ihr ständig Dinge einfallen, die sie sagen könnte, spricht sie nicht. Sogar vor ihrer Schwester fällt es ihr oft schwer, ein Wort herauszubringen. Sie weiß, dass die anderen sie deswegen für seltsam halten und wünscht sich manchmal, einfach etwas normaler zu sein. Zum Glück hat sie Papa, der ihre Liebe für die Mathematik teilt. Von ihm erfährt sie von der Fibonacci-Folge, die sich quasi überall in der Natur beobachten lässt. Ihr Leben wird eines Tages urplötzlich auf den Kopf versteht, als ihr Klassenkamerad Jonas ihren Namen in sein Heft kritzelt und mit einem Herz umkreist. Jonas mit dem blauen Kapuzenpullover, der noch der Einzige in der Klasse zu sein scheint, der sie ein bisschen versteht. War das Herz nur ein Versehen? Oder ein Streich? Es ähnelt ja schon sehr einem Po. Ist Lisa für Jonas vielleicht einfach nur ein Pups? Lisa möchte unbedingt die Wahrheit herausfinden. Doch dafür muss sie über ihren Schatten springen.

Bei einem Blick in die Vorschau des Thienemann-Esslinger Verlags ist mir „Lisa mit einem Herz drum rum“ sofort ins Auge gesprungen. Das Cover verzauberte mich auf Anhieb und der Klappentext tat dann sein Übriges. Es war mein erstes Werk von Kjersti A. Skomsvold (übersetzt von Ina Kronenberger) und sicherlich nicht mein letztes.

Die norwegische Autorin Kjersti A. Skomsvold hat hier einen außergewöhnlichen Kinderroman geschaffen, der so voller Gegensätze steckt wie Lisa und ihre Zwillingsschwester Vera. Ruhig und gleichzeitig kraftvoll. Kurzweilig, aber mit viel Tiefgang. Schmerzlich und schön zugleich. Melancholisch und voller Hoffnung. Lisa ist eine Protagonistin, mit der man sich direkt identifizieren kann, vor allem Schüchterne und Mathefans. Sie ist anders und auf ihre Art einzigartig, was dazu führt, dass sie heraussticht und aneckt, ausgegrenzt und gemobbt wird. Obwohl ihr lauter Dinge einfallen, die sie sagen könnte, spricht sie in der Schule kein Wort. Sie hat sich ihre eigene kleine Welt geschaffen, in der sie sich wohlfühlt – aber nicht unantastbar ist. Man spürt nur zu deutlich, dass die spottenden und höhnischen Kommentare ihrer Mitschüler*innen und das Verhalten ihrer Schwester sie sehr verletzen und verunsichern. Halt findet Lisa bei ihrem Kaninchen Hypatia und in Zahlen. Die Fibonacci-Folge, die auf eine leicht verständliche Weise erklärt wird, zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch und hat nicht nur eine tröstliche Wirkung, sondern bringt auch etwas Lehrreiches mit sich.

Obwohl einige ernste Themen angesprochen werden wie Mobbing, Ausgrenzung, Schuldgefühle und selektiver Mutismus herrscht durchweg eine angenehme Atmosphäre. Die Autorin beschreibt das Ganze mit viel Feingefühl und Wärme und bisweilen auch ziemlich humorvoll. Die kindliche Erzählperspektive ist einfach wunderbar getroffen. Man kann sich richtig gut in Lisa hineinversetzen, fühlt und leidet mit ihr mit, muss über ihre Gedankengänge des öfteren aber auch mal sehr schmunzeln.
Auch die Themen Freundschaft, das erste Verliebtsein, der Glaube an sich selbst und Familienbeziehungen haben in der Geschichte ihren Platz gefunden. Es ist wundervoll zu sehen, wie sich Lisa und ihr Klassenkamerad Jonas näherkommen und wie unsere junge Heldin schließlich noch den Mut findet, über sich hinauszuwachsen.
Die gelegentlichen liebevollen schwarz-weiß Illustrationen von Olivia Vieweg, die an manchen Stellen auch als ganzseitiger Comic daherkommen, setzen das Erzählte gekonnt in Szene und runden das Leseerlebnis perfekt ab.

Fazit: „Lisa mit einem Herz drum rum“ ist ein ganz besonderes Kinderbuch ab 9 Jahren über das Anderssein und die Suche nach Akzeptanz und Zugehörigkeit. Eine wunderschön erzählte Geschichte mit einer starken leisen Heldin, die Mut macht und bestärkt. Berührend, bittersüß, manchmal auch überraschend witzig und mit ganz viel Herz. Mich hat dieses Büchlein sehr bewegt und begeistert, ich kann es jedem, egal ob Jung oder Alt, nur empfehlen.

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