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Maimouna19

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.07.2025

Wenn nichts mehr ist wie es mal war

Muldental
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Der Schauplatz von Daniela Kriens Kurzgeschichten ist das Muldental, eine ländliche Gegend in Ostdeutschland. Die Geschichten, die nur selten ein Happy End haben, erzählen von Menschen, deren Leben, wenn ...

Der Schauplatz von Daniela Kriens Kurzgeschichten ist das Muldental, eine ländliche Gegend in Ostdeutschland. Die Geschichten, die nur selten ein Happy End haben, erzählen von Menschen, deren Leben, wenn auch nicht unmittelbar, durch die politische Wende beeinflusst wurde. Es ist eindrucksvoll, wie es der Autorin gelingt, dem Leser die Lebens-und Gedankenwelt der Menschen Ostdeutschlands in der Wendezeit nahezubringen - wie es sich anfühlen muss, wenn auf einmal das ganze Leben über den Haufen geworfen wird und man sich in einer neuen, unsicheren Welt zurechtfinden muss, in der nichts mehr ist wie es war.
Eigentlich bin ich kein Fan von Kurzgeschichten, da ich aber Daniela Krien als Autorin sehr schätze und alle ihre Romane mit Begeisterung gelesen habe, führte kein Weg an „Muldental“ vorbei.
Und ich wurde nicht enttäuscht: da einige Charaktere in mehreren der Geschichten auftauchten, fühlte es sich überhaupt nicht nach Kurzgeschichte an. Die Geschichten sind überzeugend, manchmal beklemmend, aber mit viel Empathie erzählt, die Charaktere sind authentisch und glaubhaft.
Ein sehr intensives, kraftvolles Buch, sprachlich als auch inhaltlich überzeugend. „Muldental“ wird noch lange nachwirken!

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Veröffentlicht am 01.07.2025

Intensive Geschichte

Irgendwann werden wir uns alles erzählen
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1990 in einem kleinen Dorf in Thüringen. Hier lebt die 16-jährige Maria bei ihrem Freund Johannes und dessen Familie auf deren Hof. Sie schwänzt die Schule, liest stattdessen lieber in ihren Büchern und ...

1990 in einem kleinen Dorf in Thüringen. Hier lebt die 16-jährige Maria bei ihrem Freund Johannes und dessen Familie auf deren Hof. Sie schwänzt die Schule, liest stattdessen lieber in ihren Büchern und hilft auf dem Hof. Eines Tages lernt sie den 40-jährigen Henner vom Nachbarhof kennen, der im Dorf als Sonderling verschrien und dem Alkohol sehr zugeneigt ist. Die beiden fühlen sich seltsam voneinander angezogen und beginnen eine heimliche Beziehung, die durch teilweise übergriffiges, gewalttätiges Verhalten geprägt ist.
Erzählt wird die Geschichte von Maria als Ich-Erzählerin. Dadurch kann man sich gut in sie hineinversetzen und ihre Gedanken und Gefühle verstehen und nachvollziehen.
Nebenbei erfährt man auch so einiges über die Stimmung in der Wendezeit. Einerseits herrscht Aufbruchsstimmung, neue Chancen tun sich auf, anderseits ist da aber auch viel Unsicherheit, wie es weitergehen wird, manche Menschen bleiben auf der Strecke.
„Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ ist nicht das erste Buch, das ich von Daniela Krien lese, auch wenn es ihr Debütroman ist. Ihr Erzählstil ist so intensiv, kraftvoll und schnörkellos, wie ich es auch aus ihren anderen Büchern kenne.
Ich habe das Buch gern gelesen, einmal mehr hat mich Daniela Krien sprachlich als auch inhaltlich überzeugt!

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Veröffentlicht am 01.07.2025

Sollte in keinem Bücherschrank fehlen

Einfach Literatur
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Welch glückliche Fügung, dass sich Klaus Willbrand und Daria Razumovych kennengelernt haben! Einerseits zeigt es, dass eine gemeinsame Leidenschaft – die Literatur – generationsübergreifend sein ...

Welch glückliche Fügung, dass sich Klaus Willbrand und Daria Razumovych kennengelernt haben! Einerseits zeigt es, dass eine gemeinsame Leidenschaft – die Literatur – generationsübergreifend sein kann, andererseits wäre dieses wunderbare Buch sonst nie erschienen. Dank dieser durch die Literatur entstandenen Freundschaft erfahren wir hier von dem Leben eines außergewöhnlichen Menschen, der sich mit 5 Jahren das Lesen selbst beigebracht hat und den die Literatur dann Zeit seines Lebens nicht mehr losgelassen hat. Persönliche Anekdoten, Begegnungen mit Vertretern der Literaturwelt (Autoren und Verleger), eine Karriere als Buchhändler, Sortimenter, Verleger, Antiquar – so schön, zu lesen wie erfüllend, wenn auch nicht immer einfach, ein Leben sein kann, dass man ganz seiner Leidenschaft widmet und um so viel bereichernder als nur dem schnöden Mammon nachzujagen. Und natürlich gibt es auch viele Buchtipps, bekannte, aber auch eher unbekannte Werke der Weltliteratur aus dem deutschsprachigen, angloamerikanischen und französischen Raum. Klaus Willbrand erhebt nicht den Anspruch, einen vollständigen Überblick über die Weltliteratur zu geben, er teilt sein Wissen bzw. die Werke, die ihn geprägt und begleitet haben.
Dank Daria Razumoviychs flüssigen, leicht lesbaren Schreibstils ist ein Buch herausgekommen, das den Leser auf vergnügliche, unterhaltsame Weise durch die Literatur führt, auch wenn man kein Literaturwissenschaftler ist.
Der Titel hält, was er verspricht: eine Einladung, sich mit Literatur zu beschäftigen. Es macht so richtig Lust, auch mal wieder einen Klassiker der Weltliteratur in die Hand zu nehmen. „Einfach Literatur – eine Einladung“ erhält einen festen Platz in meinem Bücherregal und ich werde mit Sicherheit hin und wieder darin herumblättern, um mich bei der Buchauswahl inspirieren zu lassen.

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Veröffentlicht am 05.06.2025

Manipulation und die Unzuverlässigkeit von Erinnerungen

Sag mir, was ich bin
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Deena lernt auf einem Kostümfest in Philadelphia den um einige Jahre älteren Lucas kennen, sie werden schnell ein Paar und bekommen eine Tochter, Ruby. Ihre Schwester Nessa und ihre Freundin Molly misstrauen ...

Deena lernt auf einem Kostümfest in Philadelphia den um einige Jahre älteren Lucas kennen, sie werden schnell ein Paar und bekommen eine Tochter, Ruby. Ihre Schwester Nessa und ihre Freundin Molly misstrauen Lucas von Anfang an und ihr erster Eindruck bestätigt sich schnell. Lucas gelingt es, die labile Deena, die auch mit Depressionen zu kämpfen hat, völlig zu beherrschen und auch den Kontakt zu ihrer Familie weitestgehend zu unterbinden. Nach einigen Jahren schafft es Deena, sich aus dieser toxischen Beziehung zu befreien, sie zieht mit Ruby zu ihrer Schwester Nessa. Doch eines Tages verschwindet Deena spurlos und Lucas zieht mit Ruby in die ländliche Abgeschiedenheit von Vermont. Hier wächst sie mehr oder weniger abgeschirmt mit ihrem Vater und ihrer Großmutter auf. Erst als die Behörden aufmerksam werden, muss Lucas sie in eine Schule gehen lassen. Er kontrolliert sie auf Schritt und Tritt, will immer wissen, wo sie ist und was sie macht. Er unterbindet Freundschaften so weit wie möglich, erlaubt nur eingeschränkte Mediennutzung und erzählt ihr nichts über ihre Mutter. Kontakt zur Familie ihrer Mutter gibt es überhaupt nicht.
Deenas Schwester Nessa glaubt nicht, dass Deena ihre Tochter einfach im Stich gelassen hat, sie ist fest davon überzeugt das Lucas für ihr Verschwinden verantwortlich ist und sie getötet hat. Auch über die Jahre gibt sie nicht auf, Lucas den Mord an Deena doch noch beweisen zu können und Ruby seinem Einfluss zu entziehen.
Die Geschichte ist großartig erzählt, durch verschiedene Perspektiven (die Handlung wird aus Sicht von Ruby und Nessa erzählt) und Zeitsprünge wird eine unglaubliche Spannung erzeugt.
Nach und nach ergibt sich das Bild einer toxischen und gewalttätigen Beziehung zwischen Deena und Lucas. Neben Manipulation geht es auch um Wahrnehmung und die Unzuverlässigkeit von Erinnerungen. Ruby spürt, dass irgendetwas in ihrer Familie nicht stimmt, kann aber dank der Manipulation ihres Vaters nicht festmachen, was es ist.
Dieser Roman ist so intensiv und fesselnd geschrieben, ich konnte nicht aufhören, zu lesen. Sehr eindringlich, psychologisch dicht – einfach klasse. Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 03.06.2025

außergewöhnlicher, absolut spannender Krimi

HEN NA E - Seltsame Bilder
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HEN NA E – Seltsame Bilder‘ ist ein Krimierlebnis der anderen Art und kommt ganz ohne Polizei oder Ermittlerduo aus. In der Geschichte entdecken zwei Journalisten einen unheimlichen Blog und versuchen, ...

HEN NA E – Seltsame Bilder‘ ist ein Krimierlebnis der anderen Art und kommt ganz ohne Polizei oder Ermittlerduo aus. In der Geschichte entdecken zwei Journalisten einen unheimlichen Blog und versuchen, dem Geheimnis dahinter auf die Spur zu kommen.
Nach dem ersten Kapitel war ich leicht verwirrt, da das zweite Kapitel auf den ersten Blick nichts mit der vorherigen Geschichte zu tun hat. Doch je weiter ich gelesen habe, hat sich die Handlung nach und nach zusammengefügt und ein Gesamtbild ergeben.
Trotz der erstaunlich ruhigen Erzählweise wurde eine absolut packende und fesselnde Spannung erzeugt. Der Aufbau des Romans mit Zeichnungen, bildlichen Erklärungen lädt geradezu ein, mitzurätseln und zu analysieren, so dass ich mich als Leserin als Teil des Geschehens fühlte. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, so hat es mich gepackt.
Es ist wirklich ein Buch, das in keine Schublade passt – außergewöhnlich und eigenwillig, einfach genial. Ein echtes Highlight, dass sich von der Masse abhebt. Ich fiebere jetzt schon dem Erscheinen des nächsten Buches von Uketsu (HEN NA IE - Das seltsame Haus) entgegen.

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