Profilbild von Lieblinglesen

Lieblinglesen

Lesejury Star
offline

Lieblinglesen ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lieblinglesen über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.07.2025

Arche Noah heutzutage?

Arche Boa
0

Mit starken Reimen und tollen Illustrationen präsentiert dieses Bilderbuch die Problematik des Klimawandels kindgerecht und dazu - bei allem Ernst - mit einer gehörigen Portion Humor, bzw. Ironie.

Zwölf ...

Mit starken Reimen und tollen Illustrationen präsentiert dieses Bilderbuch die Problematik des Klimawandels kindgerecht und dazu - bei allem Ernst - mit einer gehörigen Portion Humor, bzw. Ironie.

Zwölf (bedrohte) Tiere, die vorher ausgewählt wurden, versuchen in einem Wettbewerb, in dem sie ihre Verfolgung und Bedrohung möglichst überzeugend darstellen sollen, den begehrten Platz auf der „Arche Boa“ zu bekommen, um zu überleben.

Die Wahl wäre wohl sehr schwer geworden, wenn nicht der Regenwurm eingegriffen und allen anwesenden Menschen klar gemacht hätte, dass alle zusammen überleben müssen und das Schützen einer einzelnen Tierart fast gar nichts bringt, sondern nur „Die wunderschöne Welt im Ganzen!“ (S. 58).

Angelehnt an die Erzählung der Arche Noah, auf der ja auch alle Tierarten gerettet wurden, wird die Arche hier nun zum helfenden Zufluchtsort.

Das Buch umfasst starke 64 Seiten, auf denen sich meistens auf einer Seite der gereimte Text und auf der anderen ein Bild dazu befindet. Die Reime werden von kleineren Zeichnungen begleitet. Auf jeder Textseite ist ein Satz oder Satzteil in anderer Schrift in Großbuchstaben und in Farbe abgedruckt, um ihn besonders hervorzuheben und eindrücklich zu machen
(z. B. „EIN ZITTERN GING DURCHS PUBLIKUM.“ S. 34 oder „AM STRAND LIEGT ZU VIEL MÜLL HERUM:“ S. 39).

Die Zeichnungen haben klare Umrandungen. Die Tiere sind vermenschlicht und leicht verniedlicht, eher „auf lustig gemacht“ dargestellt, was junge Leser bestimmt ansprechen wird. Die Farben sind denen, die die Tiere auch in der Natur haben, angeglichen, ansonsten sind die Bilder bunt gehalten. Sie unterstreichen den Text auf eine ganz besonders intensive Art und Weise und lassen die Lesenden durch die Mimik und Gestik der Tiere, aber auch durch ihre Details mit den Tieren mitfühlen (z. B. der schwitzende Eisbär, der Pinguin, der ein Plastiknetz um den Fuß hat, der Frosch mit Krücken, u. v. m.)

Dieses Bilderbuch bringt jedem, der es liest, die Problematik des Klimawandels und des Artensterbens auf „leichte“ Art und Weise nahe, ohne den Ernst der Lage zu beschönigen.

Sehr empfehlenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.06.2025

Bis zum Ende spannend!

Lauter kleine Lügen
4

Kate Kemp legt mit ihrem ersten Roman über die Bewohner einer kleinen Vorortstraße in Canberra, Australien, die mit einem Mord in ihren eigenen Reihen konfrontiert sind, eine spannende Glanzleistung hin. ...

Kate Kemp legt mit ihrem ersten Roman über die Bewohner einer kleinen Vorortstraße in Canberra, Australien, die mit einem Mord in ihren eigenen Reihen konfrontiert sind, eine spannende Glanzleistung hin. Die Handlung spielt Ende der 70er Jahre und bringt das Zeitgefühl sehr gut herüber.

Der auktoriale Erzähler stellt die Geschichte oft aus der Sicht von Tammy, eines zwölfjährigen Teenager-Mädchens dar, aber, wenn nötig auch aus der Sicht anderer Personen. Dies ist eine erfrischende, ungewöhnliche Perspektive, denn Tammy versucht die Dinge auf ihre Weise zu ergründen und agiert dabei noch sehr kindlich. Sie erforscht darüber hinaus nebenbei Ameisen als ihr Sommerprojekt und schreibt darüber Tagebuch. Diese „Tagebucheinträge“ sind zwischen den Kapiteln abgedruckt und bereichern mit ihren Anspielungen den Roman.

Die Figuren und ihre Beziehungen untereinander sind komplex und teilweise sehr subtil beschrieben, die Straße mutet fast wie eine Dorfgemeinschaft an. Mit Rückblenden wird die Geschichte spannend und vielschichtig erzählt, so dass die Lesenden bis zum Ende mitfiebern. Dabei werden gesellschaftsrelevante Themen der Zeit (,die auch heute noch aktuell sind), wie Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Homophobie, Fremdenhass/angst, Transsexualität, aber auch Ehe und Freundschaft von der Autorin in ihre Erzählung gekonnt miteingebaut.

Was für ein geniales Buch! Toller Schreibstil, fein ausgefeilte Figuren, sehr gutes Zeitkolorit! Es hat mich bis zum überraschenden Ende vollständig gefesselt!

  • Einzelne Kategorien
  • Handllung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Handlung
Veröffentlicht am 06.06.2025

Immer weiter buddeln!

Der kleine Gärtner
0

Oma Riedel liebt ihren Garten und arbeitet gerne darin. Deswegen will sie auch den Maulwurf, der immer solche Haufen aufwirft, nicht bei sich dulden, bis ihre Enkelin sie eines Besseren belehrt.

In ihrem ...

Oma Riedel liebt ihren Garten und arbeitet gerne darin. Deswegen will sie auch den Maulwurf, der immer solche Haufen aufwirft, nicht bei sich dulden, bis ihre Enkelin sie eines Besseren belehrt.

In ihrem wunderschönen Bilderbuch wirbt die Autorin um Verständnis für die kleinen Gärtner, die Maulwürfe, die oft als unerwünscht angesehen werden.

Auf meist großen, doppelseitigen Bildern in leicht gedämpften Farben erzählt sie die Geschichte von Oma Riedel, die den Maulwurf aus ihrem Garten vertreiben möchte, bis sie von ihrer Enkelin Charlie eines Besseren belehrt wird.

Charlie berichtet ihr, wie Maulwürfe leben und wie nützlich sie sind, und das Buch zeigt dazu, wie die Oma sich das alles vorstellt. Dabei sind die Illustrationen über den Maulwurf vermenschlicht dargestellt, z. B. hat er in ihrer Vorstellung eine Laterne, eine Gitarre, Bücher und sogar einen Herd mit Ofen. Das tut der Information über ihn aber keinen Abbruch, da der Text klar bei einer sachlichen Beschreibung des tierischen Lebens bleibt. Eher wird der Maulwurf bei den jüngeren Lesenden damit Sympathiepunkte sammeln.

So verbindet die Autorin und Illustratorin geschickt die Anliegen eines Sachbuches mit denen der Geschichte eines Bilderbuches.

Am Ende des Werkes folgt noch ein längerer Informationstext über den Maulwurf. Auf der letzten Seite und der hinteren Buchklappe als Doppelseite ist noch ein etwas überlebensgroßer Maulwurf mit Beschriftungen und Erklärungen zu seinen Organen und Gliedmaßen aufgezeichnet. Diese Informationsseiten runden das Ganze gekonnt ab.

Ein sehr zu empfehlendes Buch, um Kinder (und Erwachsene) über ein einheimisches, oft verkanntes Tier aufzuklären und es so zu schützen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.03.2025

Das Mädchen und der Bär

Pearly Everlasting
0

In diesem außergewöhnlichen Roman beschreibt die Autorin vor der unwirtlichen, atemberaubenden Natur der Wälder Kanadas Anfang des 20. Jahrhunderts das gemeinsame Aufwachsen eines Mädchens und eines Schwarzbären, ...

In diesem außergewöhnlichen Roman beschreibt die Autorin vor der unwirtlichen, atemberaubenden Natur der Wälder Kanadas Anfang des 20. Jahrhunderts das gemeinsame Aufwachsen eines Mädchens und eines Schwarzbären, die seit ihrer Geburt in derselben „Wiege“ lagen.

Die Autorin lässt ihre fiktive Geschichte auf den Memoiren des Naturfotografen William Lyman Underwood basieren, der 1903 in Maine eine Frau traf, die ihren weiblichen Säugling zusammen mit einem Bärenjungen stillte.

Pearly Everlasting (zu Deutsch: Silberimmortelle, eine weißblühende Blume) und Bruno sind unzertrennlich und wie Geschwister und sie werden beide von ihrer Familie (Vater, Mutter und Schwester Ivy) geliebt. Der Vater ist Koch in einem Holzfällerlager, die Mutter versorgt den Haushalt und alle Wunden und Krankheiten der Waldarbeiter mit ihren Naturheilkünsten.

So wachsen die beiden ziemlich wild und entfernt von der Zivilisation auf. Als sie sechzehn Jahre alt sind, sterben im Winter Mutter und Schwester und der Vater verletzt sich schwer. Die Spannung der Geschichte steigt, als der Neffe des neuen Campaufsehers, die Bruno beide nicht leiden konnten, die Chance nutzt und Bruno unter falschen Beschuldigungen wegschaffen lässt.

Pearly macht sich durch den Schnee und die Wälder alleine auf die Suche nach ihm. Dieses Erlebnis wird ihnen alles abverlangen.

In ruhigen Bildern lässt die Autorin die Geschichte vor den geistigen Augen der Lesenden entstehen, man sieht die unberührte, unwirtliche Natur und das karge Leben der Protagonisten förmlich und friert in den harten Wintern mit. Dennoch sind diese Menschen in ihrer Armut zufrieden und bilden eine sich unterstützende Gemeinschaft. Pearly und Bruno geht es gut.

Die spürbare Angst und Verzweiflung setzen erst nach dem schrecklichen Winter und Brunos Entführung ein. Auf ihre Suche muss sich Pearly der Welt außerhalb des Holzfällercamps stellen und viele neue, teilweise gefährliche Situationen meistern. Dabei findet sie nicht nur Bruno, sondern auch sich selbst.

Die Beschreibungen der Autorin haben mich sehr berührt. Das Festhalten an der Hoffnung, dem Guten und der Liebe trotz allerhärtester Lebensbedingungen wird hier in ruhigen, poetischen Bildern und Worten ein Denkmal gesetzt.

Ein wunderbares Buch, ein Lesegenuss!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.03.2025

Mamas dürfen schlafen

Wenn Mama Fuchs schläft
0

Der kleine Fuchs ist irritiert: Er ist aufgewacht und Mama schläft noch! Die Sonne scheint, es gibt kein Frühstück und die Höhle ist auch nicht aufgeräumt! Was ist nur los mit Mama?

Zuerst versucht der ...

Der kleine Fuchs ist irritiert: Er ist aufgewacht und Mama schläft noch! Die Sonne scheint, es gibt kein Frühstück und die Höhle ist auch nicht aufgeräumt! Was ist nur los mit Mama?

Zuerst versucht der kleine Fuchs Mama Fuchs aufzuwecken. Als das misslingt, wird es ihm in der Höhle schnell zu langweilig. Draußen trifft er andere Tiere, denen er erzählt, dass Mama schläft, und bekommt die erstaunlichsten und haarsträubendsten Erklärungen, warum das wohl so ist. Diese machen ihm Angst, bis er den weisen Uhu trifft, der ihn beruhigt. Liebevoll erklärt er ihm, warum Mama Fuchs einfach mal schlafen muss.

Mit liebevollen, naturgetreuen, farbigen Zeichnungen begleitet die Illustratorin den Text. Die Hintergründe (Wiese, Himmel, Höhle, etc.) sind verwaschen, beim Fell erkennt man „jedes“ Haar. Dabei sind die Bilder verschieden groß, über eine Doppelseite bis mehrere kleine auf einer Seite. Oft nehmen sie mehr Raum ein als der Text, bei den kleinen Zeichnungen halten sie sich mit ihm die Waage. Die kleinen Bilder sind dabei besonders interessant, erzählen sie doch jedes Mal eine Geschichte in der Geschichte.

Die Illustrationen erzählen oft mehr als der Text, aber teilweise erzählt der Text auch mehr als sie. So bleibt genug Spielraum, um die eigenen Gedanken schweifen und entdecken zu lassen.
Für Kinder ist diese Geschichte interessant, weil sie „ihre Welt“ mit der schlafenden und nichts-tuenden Mama auf den Kopf stellt und die Reaktion des kleinen Fuchses sie vielleicht neu nachdenken und handeln lässt.

Für Mütter (Eltern) offenbart sie eine tiefere Wahrheit, denn sie lässt sich eins zu eins ins Menschenleben übertragen: Auch Mütter (Eltern) brauchen mal eine Pause und sind deswegen keine „Rabeneltern“, denn auch Kinder können (eine kleine) Verantwortung übernehmen!

Ein sehr liebevoll gestaltetes und geschriebenes Bilderbuch für Kinder und Eltern!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere