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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.01.2018

Okapi – oder die Eigenheiten von Menschen

Was man von hier aus sehen kann
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„Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky ist ein wunderbarer Roman und zugleich sehr einnehmender Roman über den menschlichen Eigensinn und den Rückzug aus dem eigenen Leben. Ein kleines Dorf ...

„Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky ist ein wunderbarer Roman und zugleich sehr einnehmender Roman über den menschlichen Eigensinn und den Rückzug aus dem eigenen Leben. Ein kleines Dorf im Westerwald, hier lebt Luise mit ihren Eltern und der Großmutter Selma. Als die Großmutter von einem Okapi träumt, versetzt sie damit die Dorfbewohner in Angst und Schrecken, denn der Traum bedeutet, dass innerhalb von 27 Stunden jemand sterben wird, aber niemand weiß, wen es treffen wird. So nutzt jeder die verbleibenden Stunden wie er meint, sie für sich am besten zu nutzen, einige igeln sich in ihren Häusern ein, andere versuchen, reinen Tisch zu machen und gestehen eine heimliche Liebe, was im Endeffekt teilweise paradox ist, denn sollte nur der eventuell bevorstehende Tod dazu in der Lage sein, oder ist es nicht vielmehr auch logisch?
Ein wunderbarer Roman, Menschen mit Marotten, skurrile Menschen, Menschen wie du und ich. Der Schreibstil ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, doch wenn man sich eingelesen hat, fließt alles ineinander, ein wenig Poesie, ein wenig Philosophie. Dennoch auch ein schlichter Roman, der eben durch die scheinbare Einfachheit besticht, ein Roman, originell, warmherzig, ein wenig kauzig aber auch tiefsinnig, den der Leser mal mit einem lachenden aber auch mit einem traurigen Auge liest.

Veröffentlicht am 08.01.2018

spannend und eindrucksvoll

Altenstein
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Julie von Kessels Roman "Altenstein" erzählt die Geschichte der Adelsfamilie von Kolberg von den Wirren der letzten Kriegswochen in Ostpreußen bis in das Jahr 2005. Im Winter 1944/45 geht es ums nackte ...

Julie von Kessels Roman "Altenstein" erzählt die Geschichte der Adelsfamilie von Kolberg von den Wirren der letzten Kriegswochen in Ostpreußen bis in das Jahr 2005. Im Winter 1944/45 geht es ums nackte Überleben, und wenn man, wie Agnes von Kolberg, gleich zehn Kinder aus drei Ehen allein durchfüttern muss, dann ist es mit Liebe und Fürsorge nicht getan, denn ihr Mann ist gefallen und sie muss sich alleine mit den Kindern durchschlagen. So bildet Agnes die Bezugsperson, sie strahlt eine schon fast unheimliche Macht aus, die ihre Kinder über den Tod hinaus vereinnahmt. Die Familie flüchtet in den Westen, muss das Gut Altenstein aufgeben und hat es nicht leicht, wieder Fuß zu fassen. Agnes, dominant und sehr fordernd, manchmal auch recht arrogant, beeinflusst das Leben ihrer Kinder sehr stark, besonders Konrad, ihr jüngster Sohn tut sich sehr schwer im Leben….
Der Roman ist flüssig geschrieben, die verschiedenen Handlungsstränge der Vergangenheit und Gegenwart wechseln einander ab, jeder der handelnden Personen hat einen eigenen sehr individuellen Charakter, verschiedene Perspektiven wechseln einander ab, der Leser erfährt immer so viel, dass er sich in die Person hineinversetzen kann. Zum Ende laufen die Handlungsstränge eigenwillig aber dennoch harmonisch ineinander und der Leser erlebt den langsamen aber stetigen Niedergang derer von Kolbergs hautnah mit.
Für einen Debütroman sprachlich sehr ausgefeilt und sicherlich nicht unbedingt leicht zu lesen aber spannend und aus dem Leben erzählt.

Veröffentlicht am 06.01.2018

Geheimnisvolle Liebe

Weil mein Herz sich nach dir sehnt
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Vor der malerischen Kulisse Neuseelands spielt der Roman von Kate Dakota. Dort trifft Randy Hall, ein einheimischer Fotograf eines Abends auf die geheimnisvolle Ava und völlig ungeplant haben die beiden ...

Vor der malerischen Kulisse Neuseelands spielt der Roman von Kate Dakota. Dort trifft Randy Hall, ein einheimischer Fotograf eines Abends auf die geheimnisvolle Ava und völlig ungeplant haben die beiden einen One-Night Stand. Umso verblüffter ist Randy am nächsten Morgen, als er Ava wiedertrifft, als Seismologin eines Forscherteams, das Randy fotografisch in den Tongario-Nationalpark begleiten wird, doch Ava gibt sich auf einmal unnahbar und Randy spürt intuitiv, das sie Geheimnisse hat und vieles vor ihm zu verbergen sucht…
Ich habe bereits den Roman „Für dich bis ans Ende der Welt“ gelesen, ein Roman, der mir außerordentlich gut gefallen hat. Schnell war ich wieder mitten drin im Geschehen, Randy, der im ersten Roman einer der Nebencharaktere war, wird nun zum Protagonisten. Eine Rolle, die ihm Kate Dakota in ihren einmaligen Art und Weise auf den Leib geschrieben hat, ein Mann, seine seinen Beruf und vor allen Dingen seine Heimat Neuseeland liebt, mit einem starken Beschützerinstinkt und sehr intuitiv. Der Leser begegnet außerdem Nana wieder, seiner Großmutter, die ebenso herzlich wie unkompliziert ist und die beiden liefern sich witzige und teilweise sehr hitzige Wortgefechte, die die Geschichte wunderschön abrunden.
Der Roman ist in zwei unterschiedliche Erzählstränge unterteilt, mal schreibt die Autorin aus Randys Sicht, mal aus der Sicht von Ava. Ava ist eine Frau, die ein schreckliches Erlebnis hatte, ist zu Beginn ein wenig introvertiert, öffnet sich dann nach und nach, als sie spürt, dass von Randy keine Gefahr ausgeht. Die Geschichte um Ava ist in meinen Augen ein wenig zu Fantasy geprägt, was mir persönlich nicht sehr gut gefallen hat.
Der Roman ist flüssig und leicht lesbar geschrieben und man spürt bei der Beschreibung einzelner Gegenden Neuseelands, dass die Autorin sich diesem Land sehr verbunden fühlt. Spannend und fesselnd geschrieben, berührt die Geschichte den Leser emotional und punktet mit zwei sehr starken Protagonisten. Der von Beginn an aufgebaute Spannungsbogen hält bis zum Schluss die Spannung hoch. Die Charaktere erhalten Raum, um sich zu entwickeln und zu reifen.
Kate Dakota hat einen wundervoll kurzweiligen, emotionalen Roman geschrieben, der mir kurzweilige Lesestunden beschert hat, einzig der Fantasy-Part hat mein Lesevergnügen etwas getrübt.

Veröffentlicht am 04.12.2017

Emotionale Schicksale dreier Frauen

Das saphirblaue Zimmer
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Klappentext: Drei Frauen in bewegten Zeiten und ein Schicksal, das sie alle verbindet ...
Manhattan 1945: Die junge Ärztin Kate Schuyler und ihr Patient, der verletzte Soldat Cooper Ravenal, fühlen sich ...

Klappentext: Drei Frauen in bewegten Zeiten und ein Schicksal, das sie alle verbindet ...
Manhattan 1945: Die junge Ärztin Kate Schuyler und ihr Patient, der verletzte Soldat Cooper Ravenal, fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Doch wer ist die Frau auf dem Bild in Coopers Amulett, die wie Kate aussieht? Als sich die beiden langsam näher kommen, finden sie heraus, dass ihre Familien seit Generationen durch ein tragisches Schicksal verbunden sind, das vor allem das Leben der Schuyler-Frauen bestimmt und seinen Anfang im »saphirblauen Zimmer« nahm. Dieses besondere Zimmer soll sich in einem großbürgerlichen Haus an der Upper East Side befinden und könnte auch Kate und Cooper vor ungeahnte Entscheidungen stellen …
Ein sehr bewegender Roman über die unterschiedlichen Schicksale dreier Frauen, so verschieden aber dennoch so sehr ähnlich.
Die drei Autorinnen, Beatriz Williams, Karen White und Lauren Willig haben einen sehr interessanten, flüssig und vor allen Dingen sehr spannenden Roman geschrieben, mit völlig unterschiedlichen Protagonistinnen, deren unterschiedliche Schicksale zu Beginn des Romans anscheinend wenig Gemeinsamkeiten aufweisen, dass alle miteinander verknüpft sind, erfährt der Leser erst nach und nach. Alle drei Epochen der unterschiedlichen Erzählstränge greifen harmonisch ineinander.
Drei starke Frauenpersönlichkeiten, immer wieder aufgefordert, sich zu beweisen, ihr Schicksal zu meistern, sich damit auseinander zu setzen, werden von dem Autorentrio hervorragend in Szene gesetzt, nachvollziehbar, mit Tragik und Romantik im ausgewogenen Verhältnis.

Veröffentlicht am 13.11.2017

spannende Familiensaga

Die Frau im hellblauen Kleid
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Klappentext: Wien. Marianne Altmann, einst ein gefeierter Filmstar, ist schockiert, als sie von Plänen ihrer Tochter Vera erfährt. Diese möchte einen Film über ihre Familie drehen. Marianne fürchtet, dass ...

Klappentext: Wien. Marianne Altmann, einst ein gefeierter Filmstar, ist schockiert, als sie von Plänen ihrer Tochter Vera erfährt. Diese möchte einen Film über ihre Familie drehen. Marianne fürchtet, dass nun auch die Abgründe der Familie ans Tageslicht kommen...

Die junge Käthe Schlögel, Tochter eines Gemüsehändlers in Wien, möchte unbedingt zum Theater, ihre Eltern, einfache Menschen, halten nichts von den hochfliegenden Plänen ihrer Tochter, also muss sie heimlich zum Vorsprechen, in dem hellblauen Kleid, das ihre Freundin für die geschneidert hat. Für Käthe wird ein Traum wahr, sie bekommt eine kleine Rolle und schafft es, mit ihrer natürlichen Ausstrahlung und ihrem Talent zum Liebling des Wiener Theaters zu werden. Bald spricht man in Prag und dann in Berlin von ihr und großartige Auftritte folgen und Käthe begründet damit die Altmann-Dynastie, fortgeführt von Marianne und Vera. Da Vera längst nicht so erfolgreich ist, wie ihre Großmutter und Mutter, plant sie für sich eine Dokumentation über die Altmanns, mit ihrer Tochter Sophie in der Hauptrolle, doch lange gehütete Geheimnisse von Käthe und Marianne lassen die Altmanns nicht mehr zur Ruhe kommen….
Dieser Generationenroman von Beate Maxian hatte mich von dem schlichten einfachen Cover und dem Klappentext sofort angesprochen. Die Autorin schreibt flüssig und zugleich spannend, die geschichtlichen Hintergründe zu Zeiten des Nationalsozialismus wirken authentisch und sehr gut recherchiert, ebenso wie die bildhaften Beschreibungen von Wien und Prag. Sehr fesselnd war auch die Beschreibung der UFA Zeit in Berlin, als Käthe wie am Fließband Filme drehte, um sich und vor allen Dingen auch ihre Familie zu schützen, denn Käthes Schwager und Ehemann waren im Widerstand aktiv.
Der Roman nimmt den Leser mit auf eine Zeitreise in die Zeit der 30iger Jahre, berührt, die Schilderungen sind sehr emotional, so spannend, dass man als Leser den Roman kaum mehr aus der Hand legen möchte.
Eine spannende und zugleich berührende Familiensaga, mit viel geschichtlichem Potential, gut eingebunden in ein Familiengeheimnis, interessanten und teilweise starken Frauen, ein Roman, der mich sehr gut unterhalten hat.