Platzhalter für Profilbild

leserattebremen

Lesejury Profi
offline

leserattebremen ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit leserattebremen über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.01.2018

Spannend und überraschend sachlich

Origin
0

Robert Langdon ist zurück und wird wieder einmal magisch angezogen von der Katastrophe. Sein Freund und Computerwissenschaftler Edmund Kirsch hat ihn nach Bilbao eingeladen zur Präsentation einer großen ...

Robert Langdon ist zurück und wird wieder einmal magisch angezogen von der Katastrophe. Sein Freund und Computerwissenschaftler Edmund Kirsch hat ihn nach Bilbao eingeladen zur Präsentation einer großen neuen Erfindung, eher einer Erkenntnis über die Menschheit. Die Vertreter der Religionen fühlen sich bedroht, denn Kirsch hat ihnen vorab die Möglichkeit gegeben, sich vor seiner großen Vorstellung darauf vorzubereiten, dass er ihnen die Existenzgrundlage entziehen wird. Doch Kirsch bekommt keine Möglichkeit mehr, seine Erkenntnisse bekannt zu machen und so ist es sein Freund Langdon, der darum kämpft, alles veröffentlichen zu können. Natürlich nicht ohne eine hübsche Frau an seiner Seite, wie es sich für Dan Browns Romane gehört.
Ich war sehr skeptisch, was „Origin“ von Dan Brown anging, denn die bisherigen Romane waren zwar immer spannend, mir aber auch häufig zu stark auf Verschwörungstheorien und mordenden Sekten basierend. Doch dieser Roman hebt sich diesbezüglich positiv von seinen Vorgängern ab. Zwar spielt auch hier die katholische Kirche eine unvermeidbare Rolle, doch diese ist weit sachlicher und neutraler als bisher. Die Grundidee der Zukunftsforschung und der möglichen Entdeckung von Edmund Kirsch fand ich außergewöhnlich, sie spielt mit einer äußerst existentiellen Frage, aufgrund derer sich seit Jahrtausenden Götterglauben und Schöpfungsmythen in allen Kulturen entwickelt haben: Wo kommen wir her? Wer hat uns geschaffen oder wie sind wir entstanden? Und noch viel spannender die Frage: Wie geht es weiter, wo führt das alles hin. All dies geht Dan Brown durch Robert Langdon verhältnismäßig sachlich an, wodurch das Buch deutlich gewinnt. Mein Favorit des Romans war jedoch eindeutig Winston. Was es mit ihm auf sich hat, sollte jedoch jeder Leser für sich selbst herausfinden.

Dan Browns neuer Kassenschlager „Origin“ besticht durch eine neue Sachlichkeit und bleibt dennoch so spannend wie die bisherigen Romane, für mich eine positive Überraschung.

Veröffentlicht am 08.03.2018

Spannende Story mit schwachem Schluss

Das Flüstern der Insel
0

Alice und Chris führen eine glückliche Ehe, sie haben eine Tochter und Alice ist erneut schwanger. Doch kurz nach einem Anruf von Chris, dass er auf dem Heimweg von einer Geschäftsreise in Yale ist, erreicht ...

Alice und Chris führen eine glückliche Ehe, sie haben eine Tochter und Alice ist erneut schwanger. Doch kurz nach einem Anruf von Chris, dass er auf dem Heimweg von einer Geschäftsreise in Yale ist, erreicht Alice ein Anruf der Polizei: Ihr Mann ist tödlich verunglückt, doch nicht in der Nähe von Yale, sondern auf einer ganz anderen Strecke. Was hat ihr Mann dort gemacht und warum hat er sie angelogen? Die Frage, die Alice ihrem Mann jetzt nicht mehr stellen kann, lässt sie nicht los und die Nachforschungen beginnen, ihr Leben zu bestimmen.
„Das Flüstern der Insel“ von Daniel Sánchez Arévalo beginnt sehr spannend. Durch den Tod von Chris hat Alice keinen richtigen Ansatz, um die Lösung für sein Geheimnis herauszufinden und beginnt mit einer fast planlosen Suche. Das ganze Buch dreht sich um diese Suche und beschreibt sehr mitreißend, wie Alice in einen wahren Sog gezogen wird in der Hoffnung, der Lösung näher zu kommen. Dem ordnet sie alles unter, ihr ganzes Leben kreist nur noch um die Frage, was das Geheimnis von Chris war. Dabei entwickelt sie fast manische Züge, was einen als Leser sehr fesselt. Für mich stand mehr die Entwicklung von Alice als Protagonistin im Vordergrund als die Frage, was Chris eigentlich gemacht hat, was aber auch überraschend gut zu dem Buch passte. Die Idee und die Geschichte haben mir wirklich gefallen, umso enttäuschender war der sehr lapidare Schluss, der gar nicht zu dem großartigen Buch passen wollte.
Daniel Sánchez Arévalo hat mit „Das Flüstern der Insel“ einen spannenden Thriller geschrieben, der leider am Ende stark an Kraft verliert. Mir war das Ende dann doch einfach zu simpel, um mich überzeugen zu können.

Veröffentlicht am 23.02.2018

Äußerst kurzweilig

Mieses Karma
0

Kim Lange hat alles erreicht, was sie wollte: Sie ist verheiratet, hat eine wunderbare kleine Tochter und als Moderatorin ist sie so erfolgreich, dass sie den Deutschen Fernsehpreis bekommt. Doch als sie ...

Kim Lange hat alles erreicht, was sie wollte: Sie ist verheiratet, hat eine wunderbare kleine Tochter und als Moderatorin ist sie so erfolgreich, dass sie den Deutschen Fernsehpreis bekommt. Doch als sie plötzlich stirbt, teilt Buddha ihr mit, dass ihr vermeintlich wunderbares Leben vor allem zu einem geführt hat, nämlich jeder Menge miesem Karma. Und so muss sie sich zunächst als Ameise durch Leben quälen, während sie dabei zusehen kann, wir ihre Freundin Nina sich an ihren Mann heranmacht. Wütend beschließt sie, ab sofort nur noch gutes Karma zu sammeln und sich auf der Reinkarnationsleiter so weit nach oben zu arbeiten, dass sie wieder als Mensch mit ihrer Familie leben kann.
David Safiers Roman ist äußerst unterhaltsam und kurzweilig geschrieben, egal ob Kim als Ameise, als Meerschweinchen oder Hund durchs Leben wandert, ihr Blick auf die Welt ist immer geprägt von ihrer tierischen Perspektive. Besonders witzig wird dies durch die Fußnoten, die von den Erlebnissen von Casanova berichten, den sie als Ameise kennen lernt und dem sie hilft, durch gutes Karma zum Säugetier zu werden und wieder voll und ganz als verführender Frauenheld zu leben.
An einigen Stellen hätte ich mir vielleicht noch eine stärkere Selbstreflexion der wiedergeborenen Kim Lange gewünscht, etwas, das über „Ich will aber meine Familie zurück“ hinausgeht. Schließlich geht es der auch ohne sie ziemlich gut, sogar ihre Mutter hat ihre Alkoholsucht bekämpft. Vielleicht wäre das für dieses Buch aber auch zu ernst gewesen, legt David Safier hier doch besonders viel Wert auf die leichte Fröhlichkeit und Unterhaltsamkeit, mit der die Geschichte einhergeht. Mir hat das Buch alles in allem sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 23.02.2018

Schöne Geschichte

Wunschkonzert
0

Stella Wundermann ist bei einer kleinen Plattenfirma zuständig für die Künstlerverträge, sie hat eine kleine Wohnung in Hamburg und eine anstrengende Mutter in Bremen. Eigentlich verläuft ihr Leben in ...

Stella Wundermann ist bei einer kleinen Plattenfirma zuständig für die Künstlerverträge, sie hat eine kleine Wohnung in Hamburg und eine anstrengende Mutter in Bremen. Eigentlich verläuft ihr Leben in geregelten Bahnen, mit den Reeperbahnjungs hofft sie, bald einen großen Coup unter Vertrag nehmen zu können und ihre Karriere weiter voranzutreiben. Doch plötzlich erklärt ihr Chef, dass die Firma an einen Konkurrenten verkauft wird und ihr neuer Vorgesetzter schickt alle Mitarbeiter zwecks Teambuilding in eine Jugendherberge in der Lüneburger Heide. Mit dabei ist auch Martin, ihr größter Konkurrent, der auch noch ärgerlich gut aussieht. Und dabei geht ihr der Sänger der Reeperbahnjungs, Tim Lievers, auch nicht aus dem Kopf....
Dem Schwesternpaar mit dem Pseudonym Anne Hertz ist mit ihrem neuen Roman „Wunschkonzert“ wieder ein unterhaltsames Buch gelungen. Die Geschichte ist interessant, warmherzig geschrieben und kurzweilig zu lesen. Das liegt vor allem an der Hauptfigur Stella, die einige Kilos an seelischem Ballast mit sich rumschleppt, zum Beispiel die Erinnerung an ihren Vater, der sie mit sechs Jahren verlassen hat, worüber sie nie hinweg gekommen ist. In der Jugendherberge sieht sich plötzlich konfrontiert mit all ihren Macken und Kontrollticks, die ihren Kollegen schon länger auf die Nerven gehen. Und über all dem schwebt ihre ständige Angst, ihren Job zu verlieren. Kein Wunder also, dass Stella zu einer Vielzahl unüberlegter Entscheidungen neigt. Als Leser kann man sich sehr gut in Stella einfühlen und ihr durch die Geschichte folgen, man freut sich mit ihr und man leidet mit ihr. Ein sehr schönes Buch für diese dunklen, nassen Wintertage.

Veröffentlicht am 05.06.2018

Nicht so stark wie gewohnt

Die Frauen am Fluss
0

England 1922: Irene flieht nach einer gescheiterten Affäre aus London in die Ehe mit Alistair und in den kleinen Ort Slaughterford. Dort lebt sie sich nur schwer ein, doch als ihr Ehemann brutal ermordet ...

England 1922: Irene flieht nach einer gescheiterten Affäre aus London in die Ehe mit Alistair und in den kleinen Ort Slaughterford. Dort lebt sie sich nur schwer ein, doch als ihr Ehemann brutal ermordet wird, sieht sie sich gezwungen, sich mit dem Dörfchen auseinanderzusetzen. Gemeinsam mit dem Stallmädchen Pudding, deren Bruder des Mordes verdächtigt wird, macht sie sich auf die Suche nach dem wahren Täter – und wühlt so auch die Vergangenheit vieler Dorfbewohner auf.
„Die Frauen am Fluss“ ist der neueste Roman der Erfolgsautorin Katherine Webb und meiner Meinung nach leider einer der schwächeren. Zwar ist die Geschichte an sich spannend, die Figuren waren mir jedoch zu flach und einfach nicht gut genug beschrieben, um sich mit ihnen identifizieren zu können. So blieb das Gefühl, völlig in die Geschichte eintauchen zu können und mitgerissen zu werden, leider aus. Die Auflösung fand ich zwar sehr überraschend, aber auch schwierig, denn man muss am Ende vieles einfach hinnehmen, was nicht mehr logisch erscheint. Mir persönlich war die ganze Geschichte mit diesem Schluss zu künstlich und nicht glaubwürdig. Die Figur der Irene hätte wahrscheinlich viel zu berichten und ihre Auseinandersetzungen mit Alistairs Tante Nancy hätten viel Potential geboten, um die Charaktere ausführlich darzustellen, doch die Chance hat die Autorin leider nicht genutzt. Viel zu oft enden die Dispute damit, dass eine Person nach wenigen Worten den Raum verlässt, ohne dass viel deutlich geworden ist.
Katherine Webbs Roman „Die Frauen am Fluss“ hat mir von der Idee und der Handlung ganz gut gefallen, die Charakterisierungen des Figuren ist aber auf der Strecke geblieben, dadurch konnte der Roman mich nicht so mitreißen wie andere Romane der Autorin.