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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.02.2018

Da wäre mehr drin gewesen

Zorn - Vom Lieben und Sterben
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Die Kommissare Zorn und Schröder sind zurück und müssen wieder in einem Mordfall ermitteln. Nachdem die Leiche eines Jugendlichen auftaucht, der mit einem Draht geradezu enthauptet wurde, muss das ungewöhnliche ...

Die Kommissare Zorn und Schröder sind zurück und müssen wieder in einem Mordfall ermitteln. Nachdem die Leiche eines Jugendlichen auftaucht, der mit einem Draht geradezu enthauptet wurde, muss das ungewöhnliche Pärchen aktiv werden und macht sich auf die Suche nach dem grausamen Mörder. Als es wenig später auch noch ein Freund des ersten Opfers tot aufgefunden wird, scheint sich ein System zu zeigen. Will der Mörder etwa die gesamte Clique umbringen?
Mit Zorn und Schröder hat Stephan Ludwig sehr eigenwillige Ermittlerpersönlichkeiten geschaffen, die einen als Leser mehr als einmal fast in den Wahnsinn treiben. Wie kann man nur so antriebslos und lahm durchs Leben stolpern wie Hauptkommissar Zorn, der mehr als einmal beschrieben wird, wie er am Schreibtisch sitzt, die Füße hochgelegt und Löcher in die Luft starrt? Sein Kollege Schröder wurde gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen und verbirgt, wie angeschlagen seine Gesundheit eigentlich noch ist und will allen beweisen, dass er wieder fit ist. Die Kombination der beiden bietet eine durchaus interessante und unterhaltsame Grundlage für diese Geschichte.Vom Verlag als „Thriller“ betitelt, würde ich es eher als etwas trägen Krimi beschreiben, die Spannungskurve verläuft eher flach und der Nervenkitzel hält sich in Grenzen. An vielen Stellen hatte ich das Gefühl, der Story fehlt das Tempo, zu wenig treibt die Handlung voran und so dümpelt die Geschichte -wie der Hauptkommissar Zorn selber auch- eher sanft vor sich hin. Das Buch lässt sich zwar gut lesen, baut aber meiner Meinung nach zu sehr darauf, dass die Hauptcharaktere den ganzen Plot tragen, wodurch der Mordfälle und die Täterkonstruktion nicht gut genug durchdacht und beschrieben sind. Alles ist etwas zu einfach und zu platt, so dass die Spannung sich nicht hält.
Alles in allem ein lockerer, gut lesbarer Krimi, der einen leider nicht wirklich mitreißt.

Veröffentlicht am 23.02.2018

Leider etwas ziellos

Elsas Küche
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Elsa liebt ihr Restaurant „Tulpe“ in der ungarischen Kleinstadt Délibàb und sie mag ihre Affäre mit dem Küchenchef, der sie aber keine besondere Bedeutung gibt. Als der sie jedoch verlässt, weil sie ihn ...

Elsa liebt ihr Restaurant „Tulpe“ in der ungarischen Kleinstadt Délibàb und sie mag ihre Affäre mit dem Küchenchef, der sie aber keine besondere Bedeutung gibt. Als der sie jedoch verlässt, weil sie ihn nicht heiraten will, wird ihr klar, wie wenig sie in ihrem Leben eigentlich hat und beschließt, einen berühmten Restaurantkritiker in ihr Restaurant zu bekommen und stürzt sich in die Arbeit. Doch statt voranzukommen, scheint ihr Leben immer mehr im Chaos zu versinken.
Elsa ist eine sehr eigene Protagonistin, sie ist selbstbezogen und karriereorientiert, ohne an andere Menschen zu denken oder auf ihre Umwelt Rücksicht zu nehmen. Einige Zwischenfälle zwingen sie aber einzusehen, dass sie so nicht wirklich weitermachen kann. Ein Unfall mit einem der Roma-Kinder, die immer vor ihrem Lokal betteln, bringt sie schließlich dazu, sich wirklich einmal um jemanden zu sorgen. Dennoch ist der Roman kein ernster Selbstfindungsroman, sondern ein chaotisch-lustiger Bericht über eine Frau, die anscheinend immer den längsten Weg ans Ziel nimmt, ohne es zu merken. Die Figurenkonstellation bietet schon viele Möglichkeiten für Komik und ist unterhaltsam.
Leider hatte ich beim Lesen ein wenig das Gefühl, dass der Witz und die Situationskomik immer nur angerissen werden und dann bleibt der Spaß wieder auf der Strecke. Mir war nicht ganz klar, was der Autor eigentlich wollte. Wollte er eine Komödie schreiben? Einen Gegenwartsroman über eine Mittvierzigerin auf der Suche nach dem Sinn des Lebens? Ein Beziehungsdrama? So ist es leider nichts richtig geworden und das Buch lässt einen etwas unbefriedigt zurück.

Veröffentlicht am 23.02.2018

Spannend, aber etwas speziell

Einmal durch die Hölle und zurück
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Pietro Brwna, ein ehemaliger Mafiakiller, arbeitet und einem Decknamen als Arzt an Bord eines Kreuzfahrtschiffs- so gut es eben geht mit einem sehr fragwürdigen Universitätsabschluss und einer Weiterbildung ...

Pietro Brwna, ein ehemaliger Mafiakiller, arbeitet und einem Decknamen als Arzt an Bord eines Kreuzfahrtschiffs- so gut es eben geht mit einem sehr fragwürdigen Universitätsabschluss und einer Weiterbildung in Zahnheilkunde per Youtoube-Videos. Doch mit diesen halbwegs entspannten Leben ist es vorbei, als er für einen amerikanischen Milliardär gemeinsam mit der Paläontologin Violet Hurst auf die Jagd nach einem Seeungeheuer geschickt wird. Als sie herausfinden, dass dort in letzter Zeit bereits vier Menschen zu Tode gekommen sind, machen sie sich auf die Suche nach den vermeintlichen Mördern- denn an ein Seeungeheuer glauben sie beide nicht.
„Einmal durch die Hölle und zurück“ ist zweite Roman von Josh Bazell, sein Debüt „Schneller als der Tod“ stand lange auf den Bestsellerlisten und ist der inhaltliche Vorläufer zu diesem Krimi. Doch auch ohne Kenntnis des ersten Romans kann man der Handlung problemlos folgen. Der Stil des Autors ist äußerst unterhaltsam und hebt sich positiv von den meisten bekannten Krimiautoren ab, er ist sehr direkt, teilweise fast brutal und gleichzeitig unterlegt mit einer Menge bitterbösem schwarzem Humor. So wird die anfänglich etwas alberne Jagd nach einem Seeungeheuer gemäß Nessie in Schottland schnell zu einem spannenden Krimi mit höchst eigenartigen Charakteren, wie beispielsweise den Organisator dieser Abenteuertour Reggie Trager, dessen Motive ziemlich fragwürdig scheinen. Pure wissenschaftliche Neugier scheint es nicht zu sein, die ihn zu dieser Reise an den See treibt. Und auch der ein oder andere Prominente begibt sich mit auf die Suche nach dem Urzeitmonster, was beim Leser für einige Lacher sorgen dürfte.
„Einmal durch die Hölle und zurück“ ist ein gutes Buch für jeden, der keinen klassischen Krimi mit klarer Rollenverteilung sucht, sondern der von einem Buch neben Spannung auch Witz und eine gewisse Einzigartigkeit erwartet. Das ist Josh Bazell definitiv gelungen.

Veröffentlicht am 10.01.2018

Es wäre mehr drin gewesen

Das Glück an Regentagen
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Als Mae erfährt, dass ihr Verlobter, angeblich erfolgreicher Geschäftsmann, sie nur belogen hat und mit dem Geld seiner Investoren auf und davon ist, wirft sie dies völlig aus der Bahn. Sie sucht Zuflucht ...

Als Mae erfährt, dass ihr Verlobter, angeblich erfolgreicher Geschäftsmann, sie nur belogen hat und mit dem Geld seiner Investoren auf und davon ist, wirft sie dies völlig aus der Bahn. Sie sucht Zuflucht bei ihren Großeltern in einem Haus am St. Lorenz- Strom, um wieder zu sich zu finden. Doch zu Hause angekommen muss sie feststellen, dass ihre Großeltern gar nicht mehr so glücklich zusammenleben wie gedacht und dass ihre Großmutter sich höchst seltsam verhält. Als dann auch noch ihre Jugendliebe Gabe wieder im Ort auftaucht, der sie vor Jahren über Nacht verlassen hat, ist das Chaos perfekt. Wie soll Mae hier jemals wieder zur Ruhe kommen?
„Das Glück an Regentagen“ handelt eigentlich von zwei Geschichten, einmal von der Geschichte von Maes Großmutter LIlly und dann von Mae selbst. Beide Geschichten sind unweigerlich miteinander verbunden und sehr traurig, denn beide haben einen großen Verlust zu überwinden. Lilly tut dies äußerst pragmatisch, was ihr auch viele Vorwürfe einbringt. Leider habe ich an keiner Stelle wirklich Zugang zu den Figuren gefunden. Die Geschichten haben mir zwar gut gefallen, konnten mich jedoch nicht berühren und Mae habe ich an viele Stellen einfach furchtbar naiv gefunden, ihre Großmutter wirkte sehr egoistisch, auch wenn sie Mae geliebt hat. Für einige ihrer Handlungen ist mir jedoch bis zum Schluss die Intention einfach nicht klar geworden, für mich hingen die Geschichten immer ein wenig am seidenen Faden, waren oft nicht hundertprozentig schlüssig oder nachvollziehbar. Dies lag auch daran, dass die Figuren für mich zu flach waren, gerade Maes Großvater George, der das Potenzial zu einer eindrucksvollen Persönlichkeit hatte, bleibt nach dem Romanbeginn sehr leer, seine Reaktion auf die Geschehnisse wirkt völlig überzogen, da sie dem Leser gar nicht richtig erklärt wird.
Trotz der schönen Idee konnte Marissa Stapley mich mit ihrem Roman „Das Glück an Regentagen“ nicht wirklich erreichen, ich fand die Story stellenweise zäh und zu konstruiert. Sehr schön fand ich jedoch die Idee, jedes Kapitel mit einem Spruch zu überschreiben, wie man die langen Regentage am St. Lorenz-Strom am besten rumkriegen könnte- Tipps von Maes Mutter für ihre Tochter.

Veröffentlicht am 23.02.2018

Als Krimi enttäuschend

Toter geht´s nicht
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Henning Bröhmann ist Kommissar, aber nicht aus Leidenschaft oder Überzeugung, sondern weil man das halt so macht im Vogelsberg, wenn der Vater schon Polizeipräsident war. Eigentlich läuft sein Leben ganz ...

Henning Bröhmann ist Kommissar, aber nicht aus Leidenschaft oder Überzeugung, sondern weil man das halt so macht im Vogelsberg, wenn der Vater schon Polizeipräsident war. Eigentlich läuft sein Leben ganz bedächtig dahin, zwei Kinder, eine Ehefrau und wenig wirklich kriminelle Fälle bei der Arbeit. Doch dann überschlägt sich in seinem Leben alles, seine Frau lässt ihn mit den Kindern allein, fährt auf unbestimmte Zeit weg und gleichzeitig wird beim örtlichen Faschingsumzug ein Mann erschlagen. Eindeutig zuviel auf einmal für den lethargischen Kommissar, der sich selbst unbeschwert als „Memme“ bezeichnet und dem Leser langatmig erläutert, wo der Unterschied zwischen „memmen“ und „sich selbst bemitleiden“ liegt.
Leider konzentriert sich der Autor in diesem humorvoll angelegten Regionalkrimi so stark auf die familiären Probleme mit der pubertären Tochter und den anderen Eltern im basisdemokratischen Kindergarten Schlumpfloch, dass der Mord völlig in den Hintergrund gerät. Dieses Verhältnis verschiebt sich im Verlauf der Geschichte noch ein wenig, hat mich aber grundsätzlich enttäuscht. Ich hatte eigentlich einen Krimi mit lustiger Hintergrundgeschichte erwartet, es war aber eher eine etwas anstrengende Familiengeschichte mit Mord im Hintergrund. Erst am Ende des Buches kommt die Ermittlung endlich in Fahrt und es passiert etwas jenseits von Bröhmanns „Ach ich kann nicht und ich weiß doch auch nicht was ich hier tue...“
Das Buch ist leicht zu lesen und hat einige unterhaltsame Stellen, so dass ich nicht grundsätzlich davon abraten würde das Buch zu lesen. Eine Krimi sollte man jedoch auf keinen Fall erwarten, wenn man nicht enttäuscht werden will.