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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.09.2025

Düster und spannend

Der Trailer
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In dem packenden Auftakt der neuen Thriller-Trilogie von Linus Geschke geht es um den Vermisstenfall Lisa Martin. Sie verschwand 2011 bei einem Trip in Belgien und wurde zuletzt in Camp Donkerbloem in ...

In dem packenden Auftakt der neuen Thriller-Trilogie von Linus Geschke geht es um den Vermisstenfall Lisa Martin. Sie verschwand 2011 bei einem Trip in Belgien und wurde zuletzt in Camp Donkerbloem in den Ardennen gesehen. Die Hamburger Kommissarin Frieda Stahnke setzt mit ihrer Teilnahme an einem True-Crime-Podcast eine Kettenreaktion in Gang, denn der verurteilte Stalker Wout Meertens hört den Podcast und ein Fremder, der bereit ist, zu töten. Der Kölner Wout war zu Lisas Verschwinden im Camp Donkerbloem und weiß mehr darüber, aber er will nicht mit der Polizei sprechen. Wout ist ein anstößiger Charakter und meist umgeben von dem kraftstrotzenden Türken Tayfun. Ausgerechnet der redet ihm ins Gewissen und so kommen Frieda und Wout irgendwann zusammen, obwohl sie sehr unterschiedliche Gründe haben, um herauszufinden, was mit Lisa Martin geschah.

Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, wobei mir Wout am meisten im Gedächtnis geblieben ist. Es ist ein widersprüchlicher Mensch, der nicht aus seiner Haut kann, aber sich glücklich schätzten darf, weil er Freunde hat, die ihm beistehen. Mir hat gefallen, dass die Charaktere es einem nicht zu leicht machen, sie zu mögen. Die Atmosphäre ist düster, obwohl Camp Donkerbloem ein ganz normaler Campingplatz ist, der allerdings ein Geheimnis hat. Der Schreibstil ist flüssig und man bleibt dran, weil man wissen will, wie es endet.
Insgesamt ein spannender Thriller, der vor allem realistisch wirkt und zum Ende den Nervenkitzel erhöht. Der Twist hat mich überrascht. Die Auflösung musste ich erstmal durchdenken - hier war aber die Danksagung des Autors hilfreich, es besser nachzuvollziehen. Spannender Thriller, der schon mal vorgelegt hat für die kommenden zwei Fortsetzungen.

Veröffentlicht am 07.09.2025

Gefährliche Suche nach der Wahrheit

Whisperwicks – Die Suche nach den Flüsterflammen
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Der elfjährige Benjamiah lebt in einem verschlafenem Dörfchen und ist ein wissbegieriger Leser wissenschaftlicher Bücher, der am liebsten seiner Großmutter im »Es war einmal« Buchladen hilft. Ausgerecht ...

Der elfjährige Benjamiah lebt in einem verschlafenem Dörfchen und ist ein wissbegieriger Leser wissenschaftlicher Bücher, der am liebsten seiner Großmutter im »Es war einmal« Buchladen hilft. Ausgerecht er, für den Magie und Wunder nicht existieren, erlebt ein fantastisches Abenteuer in einer fremden Welt. Glücklicherweise wird er in Winkelwald von dem freundlichen Hansel als Gast aufgenommen und ist von dessen Schicksal um seinen vermissten Sohn berührt. Gemeinsam mit seiner Tochter Elizabella macht sich Benjamiah auf die Suche nach den vier Flüsterflammen, um das Verschwinden ihres Zwillingsbruders Edwin aufzuklären.

Die Parallelwelt Winkelwald ist mysteriös und ganz schön düster - die Atmosphäre unheimlich und melancholisch. Die finstere Mythologie des dunklen Zeitalters fesselt Benjamiah, der in einem Buch darüber liest, um die Welt und die grausame Herrschaft der Witwe zu verstehen. Es gibt riesige Straßenlabyrinthe, die sich nicht kartografisch darstellen lassen. Menschen kehren nicht nach Hause zurück, weil sie sich verlaufen haben. Sich ohne Hilfe zurechtzufinden, ist unmöglich. Mechanische Pferde an Kutschen gespannt, navigieren die Menschen, die es sich leisten können, durch die Stadt, während die Gehängten Männer sich frei bewegen können, um die Einhaltung der Gesetze sicherzustellen. Farben sind kostbar und selten in dieser Welt. Ein interessanter Weltenbau für Fantasyfans, der neue Ideen einbringt und gleichzeitig Fragen aufwirft.

Benjamiah ist selbstlos und mutig, als er Elizabell ein Versprechen gibt und sich in große Gefahren stürzt, während ungewiss ist, ob er jemals wieder nach Hause kommen wird. Doch er gibt die Hoffnung nicht auf, einen Weg aus Winkelwald in seine Welt zu finden, wobei sein Glaube an Logik und Vernunft auf die Probe gestellt wird. Elizabella lässt sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen. Ihre Verbissenheit, ihr großer Mut und ihre bedingungslose Liebe sind beachtlich und glaubhaft dargestellt. „Edwin war nicht bloß ihr Zwillingsbruder - er war auch ihr bester Freund.“
Es geht außerdem um familiären Zusammenhalt, der auch durch die drohende Scheidung von Benjamiahs Eltern und seine Ängste davor thematisiert wird. Auch Freundschaft, Selbstfindung und Vertrauen verleihen der Geschichte und den Protagonisten mehr Tiefe. Die Dynamik zwischen Benjamiah und Elizabella wandelt sich im Verlauf. Widerwillig nimmt Elizabella Hilfe an, doch die beiden ergänzen und helfen sich. Erwähnenswert sind auch die vereinzelten ganzseitigen Schwarz-Weiß-Illustrationen, die eindrucksvoll die Vielseitigkeit der Suche zeigen, die die Kinder an ganz unterschiedliche Orte führt.

Die Suche ist spannend und flüssig geschrieben und birgt Rätsel, Gefahren und große Herausforderungen, während sie gleichbleibenden Mustern folgt, denen sich die Kinder, mithilfe der magischen Seelenpuppen und einem magischen Gegenstand, allein stellen müssen. Ich hätte mir lediglich gewünscht, dass die Story etwas dichter erzählt wird. Außerdem schwingt immer mal wieder Humor durch - davon hätte ich mir mehr gewünscht.
Es gibt keinen Cliffhanger, was mir gefällt, denn die Handlung ist abgeschlossen, obwohl eine Fortsetzung geplant ist. Und die überraschenden Wendungen hat sich Autor Jordan Lees in seinem Debüt für den emotionalen Schluss aufgespart, die nochmal ein ganz anders Licht auf das Buch werfen, was mir besonders gefallen hat.

Eine abenteuerlich magisches Debüt für Kinder ab 11 Jahren und Erwachsene, die es originell, düster, emotional und spannend mögen. Für mich reicht das Debüt an Cornelia Funke oder Philip Pullman nicht heran, aber es ist eine lesenswerte Fantasygeschichte, die spannend unterhält und mitreißt.

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Veröffentlicht am 01.09.2025

Überraschend anders

Rewitched
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Als moderne Hexe könnte man denken, dass Belladonna Blackthorns Leben voller Magie ist, aber tatsächlich ist ihr Alltag in der Londoner-Menschenwelt ziemlich gewöhnlich. Sie arbeitet in einem Buchladen, ...

Als moderne Hexe könnte man denken, dass Belladonna Blackthorns Leben voller Magie ist, aber tatsächlich ist ihr Alltag in der Londoner-Menschenwelt ziemlich gewöhnlich. Sie arbeitet in einem Buchladen, den sie eigentlich schön längst leiten könnte, und bildet mit ihrem Kater Jinx und ihrer besten Freundin Ari eine Wohngemeinschaft, wobei Ari nichts von ihren Kräften ahnt. Belle hat ihre magischen Fähigkeiten vernachlässigt und keinen Kontakt zu anderen Hexen. Für sie ist es weniger ein Privileg, sondern eine Last, die sie vor anderen geheim halten muss. Umso besorgter ist sie, als sie bei einer traditionellen Hexenratsversammlung vor dem Hexenzirkel anlässlich ihres dreißigsten Geburtstag, beweisen soll, dass sie in den letzten fünfzehn Jahren, seit sie ihre Fähigkeiten erhalten hat, eine würdige Hexe war - da ihr ansonsten ihre Kräfte entzogen werden.
Ihre missliche Lage verschärft sich und bald muss Belle zwischen ihrem Nicht-Hexen-Leben, ihrer Magie und einem bedrohlichen Gefahr jonglieren, um die anstehenden Prüfungen zu Halloween zu bestehen und ihre Magie zu retten.
Die cozy Fantasie mit mystischen Vibes, der anfangs gemütliche Herbststimmung und der reduzierten Stil ist genau das, was ich mir erhofft hatte. Nicht erwartet hätte ich, dass es so spannend und wendungsreich werden würde. Alles baut sich in einem langsamen Erzähltempo auf, dann überschlagen sich die Ereignisse und es stellt sich die Frage, wer Gut und wer Böse ist.
Die Lovestory ist viel nebensächlicher als erwartet und da ist der Funke bei mir leider überhaupt nicht übergesprungen, obwohl ich es mag, wenn die Charaktere sich nur langsam näher kommen, fehlte mir der Aufbau ehrlicher Nähe und ich konnte nicht nachvollziehen, warum Belle ihrem ominösen Love Interest gegenüber so misstrauisch und streitsüchtig war. Logische Schwächen und Widersprüche finden sich auch in anderen Bereichen. Dafür gibt es Tropes im Buch, die gelungener sind und auch zu Herzen gehen, wie eine überraschend magische Teamarbeit, Zusammenhalt und Verbundenheit oder der dramatische Zeitdruck bis zum großen Finale.

Belles emotionale Entwicklung fand ich nahbar, aber nicht immer glaubhaft dargestellt. Auch wenn manches vorhersehbar ist, ist es unterhaltsam, ihre Lernprozesse mitzuverfolgen. Ich konnte bei ihren Herausforderungen mitfiebern und mich über ihre Erfolge freuen. Allerdings hat Belle mich auch zur Verzweiflung gebracht, weil sie sich das Leben selbst so schwer gemacht hat und einfach keine Hilfe annehmen will.

Für mich hätte es noch eine Portion mehr Humor, Magie und cozy Buchladen-Vibes sein dürfen. Außerdem gab es Momente im Buch, da war mir die Handlung zu konstruiert, plump und fantasielos - ja, hat mich sogar geärgert oder ich fand es höchst fragwürdig. Die Auflösung konnte mich nur teilweise überraschen, aber ich fühlte mich insgesamt trotzdem wohl, mochte die intensive Atmosphäre, die geweckten Emotionen und die Mischung aus Spannung, Alltagsabenteuer, Freundschaft und düsterer Bedrohung.

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Veröffentlicht am 31.07.2025

So darf es nicht enden?!

Gestern waren wir unendlich
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Die Liebesgeschichte von Louis und Henry ist eine queere New-Adult-Romance mit großer emotionaler Wucht und tiefgreifenden Existenzfragen.

Louis und Henry sind seit über drei Jahren ein glückliches Paar, ...

Die Liebesgeschichte von Louis und Henry ist eine queere New-Adult-Romance mit großer emotionaler Wucht und tiefgreifenden Existenzfragen.

Louis und Henry sind seit über drei Jahren ein glückliches Paar, das gerade einen Streit hat. Trotzdem begleitet Louis seinen Freund auf dessen Familienfeier. Doch es gibt keine Versöhnung, denn auf dem Heimweg kommt es zu einem Autounfall, bei dem Henry vor Louis Augen stirbt. Louis erwacht und erlebt diesen schicksalshaften Tag immer wieder, während Henry sich an nichts erinnert.

Jedes dramatische Sterben ist aufwühlend beschrieben - man leidet mit und wünscht sich ein gutes Ende für die beiden. Denn Louis kann nicht akzeptieren, dass es so enden soll und ergreift jede Chance, seinen Freund zu retten. Er ist zutiefst erleichtert, ihn wiederzusehen, nachdem er vor seinen Augen gestorben ist, später enttäuscht, frustriert, traurig und verzweifelt - es ist eine wilde Achterbahn der Gefühle, der man sich beim Lesen nicht entziehen kann. Zudem ist es sehr nachvollziehbar, was Louis durchlebt und wie er sich verhält. Die Rückblicke in die Anfänge der Beziehung geben der Romance noch mehr Tiefe und man verliert sein Herz an Louis und Henry, die aus verschiedenen Sichtweisen erzählen.
Sehr bedeutsam ist das Gespräch zwischen Louis und Henrys Großmutter Grandma Leanne. Meine liebste Stelle, denn sie greift alles auf, wofür die Geschichte steht und regt zum Nachdenken an.
Dem Genre ist es wohlmöglich geschuldet, dass einige Wiederholungen und Klischees vertreten sind, obwohl die Botschaft bereits klar ist. Das war ermüdend, aber verzeihbar, weil das Gesamtkonzept mich so mitgerissen und berührt hat.

Ich würde „Gestern waren wir unendlich“ allen empfehlen, die schreckliche Angst davor haben, Menschen zu verlieren, die sie lieben. In meinen Augen ist es eine tröstliche Geschichte, die nicht zwingend Taschentücher braucht, und ich gehöre zu denen, die das Ende mögen.

Veröffentlicht am 22.07.2025

Hommage an Jane Austen

Jane Austen – Stolz und Leidenschaft
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«Jane Austen - Stolz und Leidenschaft», geschrieben von Maxine Wildner, erzählt in fiktionaler Form das Leben der britischen Schriftstellerin Jane Austen, die 1775 bis 1817 lebte und deren Werke zu den ...

«Jane Austen - Stolz und Leidenschaft», geschrieben von Maxine Wildner, erzählt in fiktionaler Form das Leben der britischen Schriftstellerin Jane Austen, die 1775 bis 1817 lebte und deren Werke zu den Klassikern der englischen Literatur gehören, obwohl sie zu Lebzeiten weder reich noch besonders berühmt war. Der Roman erinnert an die Filmbiografie «Becoming Jane» aus dem Jahr 2007.

Zu Beginn des Romans, lebt die 20-jährige Pfarrerstochter mit ihren Geschwistern und Eltern im ländlichen Steventon in der Region Hampshire, als sie, als junge ledige Frau im heiratsfähigen Alter, unter die Haube gebracht werden soll. Zwei Anträge lehnt sie ab, denn Jane hat ihr Herz bereits an den irischstämmigen Tom Lefroy verloren. Doch das Schicksal ist ihr nicht gewogen und so gilt ihre Leidenschaft fortan dem Schreiben.

„Das Mädchen, dass so gern Geschichten von Liebesschmerz und Liebesglück zu Papier bringt, gibt es nicht mehr. Du bist eine junge Frau und spürst all das im eigenen Herzen, was bisher nur deine Romanfiguren fühlten.“

Es gibt authentische Einblicke in das Familienleben der Austens, bei denen die wertschätzende Vater-Tochter-Beziehung deutlich wird und die Unterstützung, die Jane von ihrer Familie erhielt, um ihren Traum zu erfüllen. Ich konnte mir eine anschauliche Vorstellung davon machen, wie Jane Austen wohlmöglich Inspiration für ihre Romane fand und wie eng ihr Leben mit ihren Romanfiguren verknüpft war, in dessen Gesellschaft sie sich weniger einsam fühlte. Der Roman zeigt, wie beschwerlich der Weg als Schriftstellerin für sie war, an welchen Orten sie lebte und welche Bekanntschaften sie inspirierten, wer ihr ein Vorbild war und warum Jane Austen die fortschrittliche Haltung einnahm, nur aus wahrer Liebe zu heiraten, die damals unüblich war.

Es entsteht eine wunderbare Geschichte, die mich in die Vergangenheit entführt und berührt hat, in der Jane Austen für ihre Werke gewürdigt wird und die Anerkennung erhält, die sie zu Lebzeiten verdient gehabt hätte. Sie ist in diesem Werk keine tragische Figur ihrer eigenen Liebesgeschichte, sondern eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die geschätzt und geliebt wurde.

Leider trübt gleich auf der ersten Seite ein Jahreszeiten-Fehler in der Überschrift (nicht bei allen Ausgaben) und auch das, durch eine künstliche Intelligenz geschaffene, Cover den ersten Eindruck. Was ich im Roman außerdem vermisst habe, waren Hinweise auf die regen Briefwechsel, die Jane unterhielt - mit ihrer Schwester Cassandra beispielsweise, ihrer großen Liebe zu Büchern oder das sie 1802 einen Heiratsantrag annahm und dann doch ablehnte. Es gibt noch weitere Unterschiede zu der realen Lebensgeschichte von Jane Austen, weshalb für mich trotzdem ein unvollständiges Bild von ihr entstand. Ihr Porträt zeigt jedoch ihre gute Beobachtungsgabe, ihren scharfen Verstand und ihre Sprachbegabung.

Anrührend erzählt, ist es weniger eine Biografie von Jane Austen, vielmehr eine fiktive literarische Kompositionen ihrer Romane, die auf ihre Person übertragen wurde und sowohl einfühlsames Gesellschaftsporträt als auch mitreißendes Melodrama ist. Der Schreibstil verschmilzt gekonnt mit den Klassikern von Jane Austen und lässt einen völlig eintauchen. Besonders gelungen fand ich die Schreibprozesse, bei denen man Jane über die Schulter sieht und in kurze Szenen ihrer Romane schlüpft. Eine Empfehlung für alle, die Fans von den Dialogen in «Stolz und Vorurteil» sind.

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