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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.07.2025

Starker Anfang, starkes Ende – dazwischen ein bisschen Leerlauf

Himmelerdenblau
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Vor zwanzig Jahren verschwand Julie spurlos. Ihre Familie hat sich von diesem Schicksalsschlag nie erholt. Zum Jahrestag des Verschwindens rollt ein True-Crime-Podcast den alten Fall neu auf – was nicht ...

Vor zwanzig Jahren verschwand Julie spurlos. Ihre Familie hat sich von diesem Schicksalsschlag nie erholt. Zum Jahrestag des Verschwindens rollt ein True-Crime-Podcast den alten Fall neu auf – was nicht bei allen Beteiligten auf Zustimmung stößt. Besonders Julies Vater Theo, der zunehmend unter Demenz leidet, rückt durch seine Beteiligung an der Recherche in den Mittelpunkt.
Was mich direkt angesprochen hat, war die ungewöhnliche Erzählweise: Neben den Perspektiven der verschiedenen Figuren fließen auch Podcast-Folgen ein, die sich stilistisch vom Rest abheben. Besonders gelungen fand ich die Kapitel aus Theos Sicht – sprachlich spürbar von seiner Krankheit geprägt. Das war teils rührend, teils fordernd beim Lesen, aber definitiv ein literarischer Kniff, der im Gedächtnis bleibt.
Bei der Figurenzeichnung hatte ich ein gemischtes Leseerlebnis: Daniel, eine war für mich sehr greifbar. Seine Wut, seine Einsamkeit – das kam an. Sophia, Julies Schwester, blieb für mich eher blass, auch wenn ihre Überforderung nachvollziehbar geschildert wird. Und bei Theo hatte ich das Gefühl, viel zu sehen, aber wenig zu fühlen.
Besonders spannend fand ich die Auseinandersetzung mit True-Crime-Formaten. Wie viel Verantwortung tragen Podcaster, wenn sie reale Fälle aufarbeiten? Welche Grenzen sollte man nicht überschreiten – vor allem dann, wenn die Betroffenen gar nicht um Öffentlichkeit gebeten haben?
Was mir allerdings gefehlt hat, war der Thrill. Für einen Thriller war die Spannung über weite Strecken eher verhalten, und manche Abschnitte wirkten etwas langatmig. Erst im letzten Drittel nimmt die Geschichte richtig Fahrt auf – dann aber mit einem starken, überraschenden Finale.
Fazit: „Himmelerdenblau“ ist kein klassischer Pageturner, sondern ein fein komponiertes Drama mit Krimi-Elementen. Stilistisch einprägsam, emotional ambivalent – und mit einem Schluss, der nachwirkt. Für mich ein gutes Buch, das sich Zeit lässt, um dann doch Eindruck zu hinterlassen.

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Veröffentlicht am 16.07.2025

Eine Treppe voller Erinnerungen – starke Idee, aber zu viel auf einmal

Treppe aus Papier
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Das farbenfrohe Cover von "Treppe aus Papier" erinnert an ein kunstvolles Gemälde. Auf den ersten Blick scheinen Titel und Bild nicht recht zusammenzupassen, da keine Treppe dargestellt ist. Doch bei genauerem ...

Das farbenfrohe Cover von "Treppe aus Papier" erinnert an ein kunstvolles Gemälde. Auf den ersten Blick scheinen Titel und Bild nicht recht zusammenzupassen, da keine Treppe dargestellt ist. Doch bei genauerem Hinsehen lässt sich ein Zusammenhang herstellen: Die "Treppe aus Papier" könnte symbolisch für die Verbindung zwischen den vielen verschiedenen Räumen und Geschichten im Haus stehen. Der Titel ist gut gewählt, da das Buch von den unterschiedlichen Menschen erzählt, die im Haus leben – und die Treppe all diese Leben und Erinnerungen wie auf Papier festhält.
Erzählt wird die Geschichte aus der ungewöhnlichen Perspektive der Treppe selbst, die Einblicke in die Wohnungen und das Leben ihrer Bewohner*innen gibt. Im Mittelpunkt stehen Nele, die mit ihren Eltern und ihrem Hund Balu im vierten Stock wohnt, sowie die neunzigjährige Irma. Irma hilft Nele beim Lernen für die anstehende Geschichtsklausur, woraufhin Nele ein wachsendes Interesse an der Zeit des Nationalsozialismus entwickelt. Auch das Haus selbst und seine Vergangenheit während der NS-Zeit werden thematisiert.
Besonders gut gefällt mir der bildhafte, greifbare Schreibstil, der die Geschichte lebendig wirken lässt. Die Sprache schafft es, Atmosphäre zu erzeugen und Bilder im Kopf entstehen zu lassen, was das Lesen sehr angenehm macht.
Obwohl das Buch eine spannende und wichtige Thematik aufgreift, wirkt es stellenweise überfrachtet: Es werden zahlreiche Nebenhandlungen eingeführt, die im Rahmen der relativ kurzen Geschichte nicht ausreichend vertieft werden. Dadurch entsteht ein etwas unstrukturierter Eindruck, der es mir schwer gemacht hat, emotional in die Geschichte einzutauchen.

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Veröffentlicht am 19.04.2025

Zwischen Geige und Gefühlschaos

Verliebt in Stockholm
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Nachdem mir der erste Band der Reihe ausgesprochen gut gefallen hat, war meine Vorfreude auf dieses Buch groß. Ich hatte mir erneut eine gefühlvolle, sommerlich-leichte Liebesgeschichte erhofft – doch ...


Nachdem mir der erste Band der Reihe ausgesprochen gut gefallen hat, war meine Vorfreude auf dieses Buch groß. Ich hatte mir erneut eine gefühlvolle, sommerlich-leichte Liebesgeschichte erhofft – doch leider konnte dieser Roman meine Erwartungen nur bedingt erfüllen.
Das Cover vermittelt den Eindruck, als würde uns eine atmosphärische Geschichte in der schwedischen Hauptstadt erwarten. Tatsächlich spielt Stockholm aber kaum eine Rolle – bis auf einige Straßennamen bleibt die Stadt eher Kulisse als aktiver Schauplatz. Auch das sommerliche Flair, das Titel und Klappentext versprechen, stellt sich nur ansatzweise ein.
Erzählt wird abwechselnd in zwei Zeitebenen: Mira, eine junge Geigerin, erleben wir sowohl in der Gegenwart als auch in Rückblenden vierzehn Jahre zuvor. Diese Struktur bringt zwar Abwechslung, erschwert aber teilweise den Zugang zur Geschichte – vor allem, da Mira als Hauptfigur nicht durchgängig sympathisch wirkt. Ihre Unentschlossenheit zwischen dem karrierefixierten Alessandro und dem bodenständigen William wirkt oft konstruiert und ließ mich emotional eher unbeteiligt zurück. Die Beziehung zu Alessandro ist von Anfang an von einem Ungleichgewicht geprägt, mit deutlichen toxischen Mustern – nachvollziehbar, aber wenig berührend. Auch die Verbindung zu William bleibt aufgrund der vielen Rückblenden recht blass; das erwartete Knistern wollte sich bei mir nicht einstellen.
Der Schreibstil ist insgesamt eher sachlich gehalten, wodurch die emotionale Tiefe der Geschichte zusätzlich verloren geht. Zudem sorgen familiäre Schicksalsschläge und dramatische Entwicklungen für eine eher bedrückende Grundstimmung – von Wohlfühlatmosphäre kann hier kaum die Rede sein.
Ein Roman, der stellenweise unterhalten kann, insgesamt aber hinter dem zurückbleibt, was Cover, Titel und Klappentext versprechen.

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Veröffentlicht am 17.03.2025

Spannende Ansätze, aber nicht alle überzeugen

Die Tochter des Serienkillers
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"Die Tochter des Serienkillers" überzeugt mit einem flüssigen Schreibstil und kurzen Kapiteln, die das Lesen angenehm und zügig machen. Besonders gelungen ist die Nähe zur Protagonistin Jenny – zumindest ...

"Die Tochter des Serienkillers" überzeugt mit einem flüssigen Schreibstil und kurzen Kapiteln, die das Lesen angenehm und zügig machen. Besonders gelungen ist die Nähe zur Protagonistin Jenny – zumindest über weite Strecken. In ihrer Ehe mit Mark spürt man eine spürbare Distanz, die sich auch sprachlich niederschlägt, was gut zur Atmosphäre passt.
Die Geschichte wirft viele spannende Fragen auf und spielt geschickt mit Verdächtigungen und Wendungen. Einige Ideen sind dabei wirklich stark, doch nicht alle werden konsequent durchdacht. Besonders Jennys "Blackouts" wirken in der Darstellung nicht immer schlüssig, und gerade im letzten Abschnitt flacht die Spannung merklich ab. Die Auflösung ist weitestgehend logisch, dennoch hätten sich einige Charaktere weiterentwickeln können, um das Finale emotional packender zu gestalten.
Der Prolog und Epilog tragen wenig zur eigentlichen Geschichte bei, und auch manche angedeuteten Enthüllungen bleiben ohne wirklichen Mehrwert. Besonders schade ist, dass einige vielversprechende Ansätze – etwa die psychologische Tiefe der Figuren oder die Thriller-typischen Rätsel – nicht vollständig ausgereizt wurden.
Insgesamt ist Die Tochter des Serienkillers ein solider Thriller mit spannenden Momenten, aber auch Schwächen in der Umsetzung. Wer gerne psychologische Thriller mit vielen falschen Fährten liest, könnte hier dennoch auf seine Kosten kommen.
Bewertung: ⭐⭐⭐⭐ (3,5 aufgerundet auf 4)

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Veröffentlicht am 09.02.2025

Fesselnder Anfang – zäher Schluss

Bis die Sonne scheint
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Das Cover von "Bis die Sonne scheint" passt hervorragend zur entspannt-naiven Haltung des Ich-Erzählers Daniel, dessen Sicht auf das Leben äußerst gut und nachvollziehbar dargestellt wird. Auch der Klappentext ...

Das Cover von "Bis die Sonne scheint" passt hervorragend zur entspannt-naiven Haltung des Ich-Erzählers Daniel, dessen Sicht auf das Leben äußerst gut und nachvollziehbar dargestellt wird. Auch der Klappentext liefert einen gelungenen Einstieg in das vielschichtige Umfeld, in dem die Geschichte spielt.

Besonders interessant ist die Erzählstruktur, die abwechselnd Daniels persönliche Erlebnisse und die familiären Hintergründe seiner Eltern beleuchtet. Daniel deutet immer wieder an, dass er sich anders fühlt – eine Zerrissenheit zwischen kindlichem Denken und dem allmählichen Erwachsenwerden, die sehr authentisch herausgearbeitet wird. Im Gegensatz dazu bleiben seine Eltern über das ganze Buch hinweg in ihrer Naivität und in der Unfähigkeit, sinnvoll mit Geld umzugehen, gefangen. Dies verleiht der Erzählung eine zusätzliche, kritische Dimension.

Der Spannungsbogen wird zu Beginn sehr gut aufgebaut, sodass die ersten zwei Drittel des Buches mit Begeisterung verfolgt werden können. Im späteren Verlauf verliert die Handlung jedoch an Klarheit: Die Erzählweise wirkt zäh, die zeitliche Struktur ist schwer nachvollziehbar, und der Spannungsbogen flacht deutlich ab. Zudem fehlt ein schlüssiges und gelungenes Ende, was den Gesamteindruck abschwächt.

Insgesamt handelt es sich um eine unterhaltsame und gut lesbare Geschichte, die jedoch langfristig nicht nachhaltig im Gedächtnis bleibt.

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