Profilbild von sommerlese

sommerlese

Lesejury Star
offline

sommerlese ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sommerlese über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.02.2018

Unterhaltsame Familiengeschichte, ich hatte mehr Landeskunde erwartet.

Frühstück mit Giraffen
0

Den Alltag hinter sich lassen und die Welt mit der Familie umrunden, genau das war Bettina Pohlmanns Traum und den hat sie von Dezember 2014 bis Mai 2015 verwirklicht. Welche großartigen Eindrücke, aber ...

Den Alltag hinter sich lassen und die Welt mit der Familie umrunden, genau das war Bettina Pohlmanns Traum und den hat sie von Dezember 2014 bis Mai 2015 verwirklicht. Welche großartigen Eindrücke, aber auch Pleiten und Erfahrungen sie dabei gemacht haben, hat sie in ihrem Buch zusammengefasst.



"Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen." Getreu diesem Motto berichtet Bettina Pohlmann von ihrer Weltreise, die sie mit ihrem Mann und den beiden Töchtern Antonia und Helen unternommen hat. Als Freiberufler und dank einer Finanzspritze der Eltern konnte sie sich diesen Traum erfüllen und nimmt den Leser mit ihrem charmanten Erzählstil mit auf die große Reise. Es geht kapitelweise geordnet zu den Destinationen dieser Weltumrundung. Sie starten in Süd-Afrika und enden ein halbes Jahr später in New York. Visuelle Eindrücke der Familie bekommt man dank einiger privater Urlaubsfotos und mit den an die Kapitel angehängten Buch- und Filmtipps bietet die Autorin weitere Vorschläge zu den entsprechenden Zielen an.



Tochter Antonia ist 9 Jahre alt, wurde vom Unterricht in der Schule befreit und hat die Auflage, ständig Reiseberichte zu verfassen. Diese lesen sich ganz niedlich und zeigen die Erlebnisse aus ihrer kindlichen Sicht.



Bettina Pohlmann ist viel gereiste Journalistin. Ihre Familien-Weltreise erzählt sie in einem leichten Plauderton, geht auf die kleinen und großen Dinge im Privatleben ein und bringt so dem Leser ihre Reise ganz nah. Man ist fast selbst mit dabei, wenn sie auf den Cook-Inseln tolle Traumstrände erlebt und dort die Unterwasserwelt beschreibt. Doch auch die giftigen Schlangen und Fische erwähnt sie und man bekommt einen umfassenden Eindruck von den Gefahren so einer Reise, insbesondere wenn kleine Kinder mitreisen.


Am Anfang geht es um die Organisation der Reise. Was ist wichtig, was muss beachtet werden und traut man sich so eine lange Reise mit Kindern überhaupt zu? Ich mag ihre humorvolle Erzählweise und ihre verschiedenen Erfahrungen nahmen mich interessiert mit und ich konnte der Familie auf ihrer Reise lange folgen. Irgendwann allerdings wurde die Lektüre doch eine Aneinanderreihung diverser Erlebnisse, die mich durch die personelle Distanz nicht mehr so aufmerksam durch die gesamte Reise trugen.

Viel Persönliches erhält hier Raum, vom Sterben ihrer Mutter, was sehr eindringlich erzählt wird, bis hin zu den Toilettengängen mit den Mädchen. Nicht alles interessiert und vieles verliert sich in der Massen an Vorkommnissen.



Auch berichtet sie von ihren Sorgen mit Übergepäckskosten bei Flügen oder den Unterkünften. Das sind jedoch echte Luxusprobleme im Verhältnis zu manch armen Völkern wie zum Beispiel in Kambodscha. Diese Menschen haben existenzielle Probleme und Weltreisen klingen in dem Kontext schon fast dekadent.


Von den persönlichen Erlebnissen erfährt man viel, man merkt die Begeisterung Bettina Pohlmanns und ihrer Familie auf der Reise. Land und Leuten kommt man nur bedingt näher, wobei die besuchten Schauplätze, Tiere und Vorkommnisse unterhaltsam erzählt werden. Mich hätten noch mehr sachliche Informationen zu Kulturen, Landesbesonderheiten und Sehenswürdigkeiten interressiert.


Dieses Buch bringt unterhaltsame Einblicke bei der Verwirklichung eines Reisetraums und zeigt den Mut und den Erlebniswillen dieser Familie.
Mir fehlt zeitweise etwas Tiefgang und etwas mehr beschreibende Landeskunde.

Veröffentlicht am 01.02.2018

Leichter Gute-Laune-Roman

Der kleine Teeladen zum Glück
0

In der Valerie Lane führen fünf Freundinnen ihre kleinen Läden und immer Mittwochs treffen sie sich nach Feierabend zum gemeinsamen Plaudern, Naschen und Tee trinken. Dazu gehören neben der introvertierten ...

In der Valerie Lane führen fünf Freundinnen ihre kleinen Läden und immer Mittwochs treffen sie sich nach Feierabend zum gemeinsamen Plaudern, Naschen und Tee trinken. Dazu gehören neben der introvertierten Laurie mit ihrem Teeladen, Keira mit ihrer Chocolaterie, Susan, das graue Mäuschen mit dem Wollgeschäft, die impulsive Orchid mit ihrem Geschenkshop und schliesslich Ruby mit dem Antiquitätengeschäft.



Laurie ist 32 Jahre und bis über beide Ohren verliebt. Ihr Schwarm Barry ist ihr Teelieferant und sie traut sich nicht, ihm zu sagen, wie gern sie ihn hat. Erst ihre Freundinnen bringen die Sache ins Rollen. Doch Laurie ist ein schwieriger Fall und dann taucht auch noch ihr Ex-Mann Peter auf.

Obwohl Laurie ihren Laden allein führt, kommt sie mir nicht wie eine erwachsene Frau vor. Sie ist recht unbeholfen, unheimlich schüchtern und ihre Gedanken wirken häufig voller Selbstmitleid.

Ihre Beziehung zu Barry ist vorhersehbar, doch sie zieht sich in die Länge.


Am besten gefällt mir die Vorstellung dieser romantischen Strasse, ich würde gern dort an den vielfachen Teesorten schnuppern, einen Tee trinken, ein paar Pralinen naschen, die neusten Strickwaren bewundern und im Antiquariat von Ruby stöbern. Es sind genau diese kleinen gemütlichen Läden, die ihr besonderes Flair verbreiten und mit ihnen ihre interessanten Inhaberinnen.

Sie sind füreinander da, haben aber auch ein Herz für andere und immer ein offenes Ohr. Ihre Treffen sind für alle eine Stunde des Wohlfühlens, sie bilden fast eine kleine Familie. Ich mag ihre Freundschaft und ihren Zusammenhalt, allerdings bleiben die Gesprächsthemen recht oberflächlich. Echter Tiefgang ist hier nicht zu erwarten. Es ist trotzdem ein echter Wohlfühlroman für schöne Lesestunden.




Leichter Gute-Laune-Roman über Liebe, Freundschaft und mit wunderschöner Teeatmosphäre.

Veröffentlicht am 23.01.2018

Etwas schwächerer Band der Reihe

Pettersson und Findus. Pettersson zeltet
0

Eigentlich sucht Pettersson auf dem Dachboden nur sein Angelzeug, dabei stolpert er über eine grüne Rolle, sein Zelt. Das kennt Findus nicht und wird neugierig, bis Pettersson mit ihm auf eine Zelttour ...

Eigentlich sucht Pettersson auf dem Dachboden nur sein Angelzeug, dabei stolpert er über eine grüne Rolle, sein Zelt. Das kennt Findus nicht und wird neugierig, bis Pettersson mit ihm auf eine Zelttour mit Wandern und Angeln geht. Und dann wollen auch noch alle 10 Hühner mitkommen. Na, das kann ja was werden!

Dieses Buch ist wieder sehr lustig aufgemacht ist, die Tour der Buchhelden wird doch nicht so abenteuerlich wie geplant und man hat hier seinen Spaß an den aufdringlichen Hühnern, die unbedingt mitzelten möchten. Aber es geht in diesem Band auch um Angst und böse Träume im Dunklen. Da taucht zum Beispiel ein riesengroßer Hecht auf und Findus denkt, das Zelt sei ein Monster. Gerade kleine Kinder werden danach nicht unbedingt zelten wollen.

Am lustigsten sind die verrückten Hühner, sie sind wieder mit liebevollen Details illustriert und die vielen kleinen Mucklas erinnern an Wimmelbilder und bringen Kindern viel Anschauungsmaterial zum Entdecken und Lachen.

Bei dieser Geschichte werden Kinder merken, das nicht immer alles so läuft wie es geplant ist.
Petterssons Hühner wollen unbedingt mit auf den Ausflug, daher wird eben nur geangelt und Findus zeltet im eigenen Garten. Das erinnert mich an kleine Geschwister, die auch immer das wollen was den Großen versprochen wird. Rücksichtnahme unter Geschwistern ist auch ein Lernprozeß.

Auch wenn dies einer der schwächeren Bände der Reihe ist, so machen die Bilder mit den lustigen Hühnern wieder Spaß. Man sollte jedoch mit den Kindern über ihre Angst oder Rücksichtnahme auf andere sprechen.

Veröffentlicht am 12.01.2018

Luisa und die Selbstverteidigung

Irgendwas mit Liebe
0

Die Strafverteidigerin Luisa wird überfallen und besucht daraufhin einen Selbstverteidigungskurs. Dieser wird vom Ex-Cop Iljas durchgeführt und zwischen ihnen ist nicht nur die berufliche Abneigung vorhanden. ...

Die Strafverteidigerin Luisa wird überfallen und besucht daraufhin einen Selbstverteidigungskurs. Dieser wird vom Ex-Cop Iljas durchgeführt und zwischen ihnen ist nicht nur die berufliche Abneigung vorhanden. Doch nach anfänglichen Schwierigkeiten kommt es zwischen ihnen zu einem emotionalen Funkenflug.

Dieser Roman ist mein erstes Buch von Jana Herbst und ich habe unterhaltsame Stunden mit ihrem Buch verbracht.

Jana Herbst lässt die Geschichte aus der Sicht ihrer Protagonistin Luisa erzählen und dadurch bekommt man als Leser sehr nahe an die Story heran und erlebt die Gefühle und Gedanken aus nächster Nähe.

Die Figuren Luisa und Iljas kommen beide mit unterschiedlichem Lebenshintergrund daher, doch wie man weiß, ziehen sich Gegensätze auch an.

Luisa ist eine erfolgreiche Juristin mit Business-Kleidung und Highheels, Iljas ein muskelbepackter Typ mit Sweatshirt und Jeans, der seinen Dienst bei der Polizei quittiert hat und sich jetzt für bedrängte Frauen einsetzt.

Zunächst sind beide noch auf Konfrontationskurs, aber dann fliegen zwischen ihnen die Funken und es entwickeln sich leidenschaftliche Gefühle füreinander. Können ihre Gefühle ihre persönlichen Ansichten überwinden?


Jana Herbst gibt der Liebesgeschichte Zeit sich zu entwickeln. Einen entscheidenden Anteil an der Handlung hat aber auch die kriminelle Ermittlung von Luisas Überfall. Dadurch kommt ordentlich

Spannung in die Geschichte und man erlebt noch mehrere gefährliche Situationen und sogar Drohbriefe für Luisa, bei denen Iljas schon häufig der Retter in letzter Minute ist.

Witzig ist die Rolle von Luisas Hobby, dazu möchte ich aus Spoiler-Gründen nicht mehr verraten.

Die Schreibweise ist locker und nicht allzu anspruchsvoll, vor allem haben mich einige vulgäre Begriffe aus dem Mund von Luisa gestört. Solche Begriffe passen einfach nicht in den Jargon einer Strafverteidigerin. Auch der selbstgewählte Zusatz-Name von Iljas (Arschtreteter) passt nicht zu einem Mann mit Selbstverteidigungskurs.

Mir hat die Mischung aus Wortgefechten, Liebesspiel und Krimianteilen gut gefallen.
Immer wieder geraten Luisa und Iljas durch ihre Gegensätze aneinander und dennoch ziehen sie sich fast magisch an.
Das ist schon fast klischeemäßig, aber es gibt der Handlung das gewisse Etwas.


Eine leichte, aber prickelnde Lektüre mit einer unterhaltsamen Mischung aus Humor, Spannung und Erotik für entspannende Lesezeit.

Veröffentlicht am 14.11.2017

Ein erschreckende Zukunftsvision wird hier interessant erzählt.

Leere Herzen
0

Die Autorin zeigt ein düsteres Bild einer Zukunftsvision von Deutschland und setzt ihre Protagonistin Britta in den Mittelpunkt. Britta ist desillusioniert, hat eine kleine Familie, ein Eigenheim und betreibt ...

Die Autorin zeigt ein düsteres Bild einer Zukunftsvision von Deutschland und setzt ihre Protagonistin Britta in den Mittelpunkt. Britta ist desillusioniert, hat eine kleine Familie, ein Eigenheim und betreibt eine Praxis für Psychotherapie. Gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Babak eröffnet Britta eine Heilpraxis für Suizidprävention, die Brücke. Dort betreuen sie suizidgefährdete Personen und vermitteln sie an Organisationen wir Green Peace oder Daesh für medienwirksame Selbstmordattentate.
Die politische Lage in Deutschland ist folgende: Angela Merkel musste ihren Posten für Regula Freyer von der BBB (Besorgte BürgerBewegung) räumen, die die Freiheiten der Bürger immer weiter einschränkt.


Dieses Buch zeigt ein Gedankenspiel, eine politische und gesellschaftliche Annahme, die sich gegen die bestehende Ordnung auflehnt. Es geht um Gefühlslosigkeit, Gleichgültigkeit und Geschäftemacherei. Hier wird mit bestehender Politik und Gesellschaftsansichten abgerechnet, es werden Entwicklungen aufgezeigt, die mit Gewalt und Terror regelrecht spielen. Wird unsere Zukunft so aussehen? Werden wir die Gefahr, die sich in der Gesellschaft anbahnen könnte, beherrschen und abwenden können? Dieser Roman macht nachdenklich, verwirrt aber auch mit der scheinbaren Gleichgültigkeit der Protagonistin, die ihren Profit aus der Absicht von Selbstmördern zieht.
Das Buch ist großartig geschrieben, es gibt Denkanstösse und hinterfragt unsere bestehende Situation von Politik und Gesellschaft.



Der Roman entwickelt sich von bloßer Unterhaltung weiter über Gesellschaftskritik zu einem echten Spannungsroman. Brittas Leben, ihre Gefühle, Sorgen und Ängste bekommt man durch innere Monologe hautnah serviert. Von anfänglicher besorgender Zukunftsvision geht es über in einen politisch gefärbten Thriller. Es scheint eine Mahnung zu sein, sich nicht gedankenlos weiter in unserem Gesellschaftsleben treiben zu lassen. Die Gefahr von Machtübernahme und Bedrohung besteht immer.

Mir hat gut gefallen, wie differenziert die wenigen Figuren dargestellt werden. Man kann sich von ihnen ein Bild machen und erkennt das Potential der jeweiligen Charaktere. Manche sind nicht nur für sich selbst eine Gefahr. Sie sind Empty Hearts.


Dieses Buch zielt ab auf eine Zukunfts-Vision. Wer gern zukunftsträchtige Literatur liest und sich mit Politik beschäftigt, für den ist dieser Roman genau richtig.