Der Titel könnte von Agatha Christie stammen, aber natürlich ist das Absicht. Das beliebte Motiv vom „Buch im Buch“, die Verschachtelung von mehreren Mordfällen, Motiven und Alias-Personen, all das ist ...
Der Titel könnte von Agatha Christie stammen, aber natürlich ist das Absicht. Das beliebte Motiv vom „Buch im Buch“, die Verschachtelung von mehreren Mordfällen, Motiven und Alias-Personen, all das ist geschickt gemacht und es ist ein Genuss, eine Matrioschka-Story nach der anderen beim Lesen zu öffnen. Atticus Pünd, der Gentleman-Detektiv bleibt charakterlich blass im Gegensatz zu den unsympathischen Verdächtigen, die allesamt Dreck am Stecken haben. Niemand ist in diesem Reigen unschuldig, nicht einmal die Opfer. Und so ermittelt Susan Ryland, die es eigentlich besser wissen müsste, als sich noch einmal im Dunstkreis des zu Recht verstorben, diabolischen Autors Alan Conway aufzuhalten, erneut. Und diesmal ist sie selbst verdächtig. Wer hat Elliot Crane ermordet? Für LeserInnen, die gerne auf altmodische Art knobeln, Anagramme sexy finden und einen guten Plot zu schätzen wissen, sind die Marble Hall Murders ein Muss.
Ich habe für diesen Roman, der sich liest wie ein Report, deutlich länger gebraucht, als ich dachte. Das liegt vor allem daran, dass der Inhalt schwer verdaulich und die Schreibweise eher nüchtern ist. ...
Ich habe für diesen Roman, der sich liest wie ein Report, deutlich länger gebraucht, als ich dachte. Das liegt vor allem daran, dass der Inhalt schwer verdaulich und die Schreibweise eher nüchtern ist. Ich war schon zwei Mal in Sri Lanka, beide Male als Touristin, ohne große Ahnung von den politischen Verhältnissen im Land. Was mir aber auffiel, war die Stimmung verhaltener Aggression in der Bevölkerung. Ich lernte bei meiner ersten Reise nur den singhalesischen Teil kennen, denn es war damals verboten den tamilischen Teil zu bereisen. Über Politik wurde nicht gesprochen. Es war von den“ bösen Rebellen“ die Rede, den berüchtigten Tigers. Ich habe erst viel später verstanden wie sehr der Bürgerkrieg und die wechselnde Besatzung die wunderbar fruchtbare, unglaublich schöne Insel verwüstet haben. Inzwischen habe ich eine Ahnung. Der brennende Garten, im Original „brotherless nights“ gab mir ein Verständnis für die tamilische Seite. Die Autorin bezeugt den Schrecken der tief patriarchalisch geprägten Auseinandersetzung zwischen Rebellen und Regierung aus feministischer Sicht. Wie wohltuend ein weiblicher Blick auf die Geschichte ist! Die Rolle Indiens und der Vereinten Nationen werden gestreift. Die Vorgeschichte bleibt bis auf die Aussage, dass die Tamilen von der britischen Besatzung bevorzugt wurden, fast unerwähnt.
Die Lektüre hat mir ein Verständnis für den schier unlösbaren Konflikt vermittelt, sich beim Kampf um Freiheit, Unabhängigkeit und Gerechtigkeit auf eine Seite stellen zu müssen. Meiner Ansicht nach ist es der Autorin außergewöhnlich gut gelungen zu vermitteln, dass kein noch so großes Ziel alle Mittel rechtfertigt und dass es letztlich immer darum geht, für sich persönlich integre Entscheidungen zu treffen. Kein Soldat ist unschuldig, wenn er den Abzug drückt, kein Mensch sollte gegen seine Überzeugung handeln.
Ich bin sehr froh, den Roman gelesen zu haben und wünsche mir, dass er eine große Reichweite bekommt. Es brauchte ein wenig Zeit, aber nachdem ich mich auf den distanzierten Blick der Autorin eingelassen habe, der es wahrscheinlich erst ermöglicht auf derart schlimme Geschehnisse zu blicken, ohne zu hassen oder einfach zu kollabieren, fand ich den Text unglaublich berührend.
griseldis2000
Mein erster Roman von der Autorin, aber sicher nicht mein letzter. Ich fand es sehr eindrücklich wie sie es vermochte, mich mitzunehmen in eine Glaubenswelt der Anbetung ( Lobpreisung) und ...
griseldis2000
Mein erster Roman von der Autorin, aber sicher nicht mein letzter. Ich fand es sehr eindrücklich wie sie es vermochte, mich mitzunehmen in eine Glaubenswelt der Anbetung ( Lobpreisung) und Verehrung. Die Geschwister Ben und Esther, deren Eltern sie zu diesem „ seligen“ Leben erzogen haben, tun sich aus unterschiedlichen Gründen schwer mit der „heiligen Gemeinschaft“ der Freikirche. Ben hadert mit einer Sexualität, die er so nicht haben sollte und Esther spürt deutlich die zugrundeliegende zutiefst frauenfeindliche Haltung der Kirche, die es ihr nicht ermöglicht, sich frei zu entfalten.
Dazu noch ein Instagram-Prediger (den ich mir vorstelle wie Ken von Barbie) wie er bigotter nicht sein könnte.
Es ist wirklich quälend, wie gut Gehirnwäsche wirkt, vor allem auf junge Menschen. Dennoch konnte ich nachempfinden, dass exzessives Gebet und klare Regeln zu tranceartigen Erlebnissen, Endorphinausschüttung und enger Gemeinschaft führen können. Aber der Preis ist viel zu hoch. Besonders gruselig fand ich Hannah, Esthers Busenfreundin, die anscheinend direkt dem Roman „ Die Frauen von Stepford“ entsprungen ist.
„Monstergott“ hat eine klare Sprache und eine Botschaft: Vertrau dir selbst!
Ich fand das sehr lesenswert.
Tochter-Mutter-Geschichten gibt es viele. Hier spielen die Themen Heimat und Identität, Altern und Demenz eine tragende Rolle. Der Roman umfasst mehrere fast schwebende Zeitebenen und ist dennoch geradlinig ...
Tochter-Mutter-Geschichten gibt es viele. Hier spielen die Themen Heimat und Identität, Altern und Demenz eine tragende Rolle. Der Roman umfasst mehrere fast schwebende Zeitebenen und ist dennoch geradlinig erzählt. Tochter und Mutter kranken an schwer fassbaren Symptomen, resultierend aus einer Art Heimatlosigkeit. Die Japanerin Keiko, die Mutter, mittlerweile alt und immer mehr der Demenz verfallen, wirkt rührend kindlich und bedürftig. Die Tochter, nach mehreren Geburten, ausgebrannt und depressiv, möchte eigentlich nur fort von all den Problemen der Mutter, ist aber so stark mit ihr verbunden, dass es ihr selbst gar nicht mehr bewusst ist. Ungeduld, Ablehnung und Verschmelzung, bilden die Art Pattex- Beziehung, die toxisch wirken kann.
Auf ihrer Reise nach Japan, zurück in eine Vergangenheit, deren Bedeutung für die Tochter zunehmend als prägend erkannt wird, findet sich die Liebe wieder ein. Das ist es, was den Roman so berührend macht. Das Verständnis dafür, wie wir geworden sind, was wir sind. Und das Verzeihen.
Ein schöner Text, der in mir noch nachschwingt.
Romina ist eine Romni, aber bei der Polizei, Jaques ist kein Franzose, aber ein schlimmer Finger, Toba ist ein Dieb, aber ein Ehrenmann und Beate hat einfach kein Glück mit den Männern. Mit diesem Personal ...
Romina ist eine Romni, aber bei der Polizei, Jaques ist kein Franzose, aber ein schlimmer Finger, Toba ist ein Dieb, aber ein Ehrenmann und Beate hat einfach kein Glück mit den Männern. Mit diesem Personal serviert der Autor in seinem 4. Kriminalroman eine Berliner Weiße mit ordentlich Schuss. Die Welt der Ganoven, Diebe, Schläger, Kleingartennazis und die einer Alt-Charlottenburger Kunstblase, Wir tanzen mit Friedrich Merz, heizen den Kotti rauf und runter nach Neukölln und sogar in die Neunziger mit hämmerndem Gabba-Techno voll auf Pille geht der wilde Ritt. Mir hat es gut gefallen, auch wenn am Ende vieles schiefgeht. Von Romina und Toba möchte ich gerne mehr hören. Warum der Roman Skin City heißt, hat sich mir nicht erschlossen, aber macht nichts. Gute, schnelle Unterhaltung, ein wenig Berlin Noir und das Cover ist richtig schick.