"Wedding People" war eine echte Überraschung und übertraf meine anfänglichen Erwartungen an eine absurd-komische Geschichte bei Weitem. Stattdessen tauchte ich in eine bitter-melancholische Erzählung ein, die sich erst später mit vereinzelten, humorvollen Dialogen im "Gilmore Girls"-Stil auflockerte. Dieses Buch ist weniger komisch, dafür umso erkennungsreicher und intensiver, weshalb ich ihm 4 von 5 Sternen verleihe.
Die Geschichte wird aus der personalen Perspektive von Phoebe erzählt. Sie reist in ein luxuriöses Hotel mit der Absicht, ihrem Leben ein Ende zu setzen, gerät jedoch unversehens in eine Hochzeitsgesellschaft. Die Handlung verwebt zwei Hauptstränge: Phoebes persönliche Entwicklung nach ihrem Selbstmordversuch und die komplexe Dynamik des Hochzeitspaares.
Phoebe, eine Literaturprofessorin in tiefer Depression, ist eine hervorragend charakterisierte, lebensechte und komplexe Figur. Wir begleiten sie auf ihrer schmerzhaften Reise, während sie sich von ihrer gescheiterten Ehe erholt und lernt, ihre eigenen Wünsche und Talente zu erkunden, anstatt sich stets den Erwartungen anderer unterzuordnen. Ihre inneren Monologe, gespickt mit literarischen und künstlerischen Anspielungen, zeugen von der Bildung der Autorin und verleihen der Erzählung eine zusätzliche Tiefe. Es ist faszinierend zu beobachten, wie Phoebe langsam beginnt, sich abzugrenzen und authentisch zu werden, ohne dabei in Klischees zu verfallen.
Die Braut, Lila, spielt dabei unwissentlich eine entscheidende Rolle. Phoebe traut sich, ihr gegenüber ganz sie selbst zu sein, und wird so immer tiefer in das Hochzeitsdrama und die familiären Verwicklungen hineingezogen. Dies ermöglicht uns Lesern, die Hintergründe und Entwicklungen des Brautpaares durch Phoebes Augen zu erleben.
Das Buch bietet tiefgründige Reflexionen über das Leben, Beziehungen und gesellschaftliche Konventionen. Es ist eine psychologisch hervorragend inszenierte Geschichte, die über die individuellen Schicksale hinaus auch eine Kritik an einer Gesellschaft formuliert, die Authentizität oft durch Konsum und überdrehte Events zu ersetzen versucht. Dabei gibt es kein Schwarz-Weiß, sondern vielschichtige Charaktere mit all ihren Schwächen, Bedürfnissen und Bewältigungsversuchen.
Auch wenn die anfänglichen Rückblenden zu Phoebes gescheiterter Ehe eine kleine Durststrecke darstellten, lohnt es sich, dranzubleiben. Sobald Phoebe tiefer in das Hochzeitsgeschehen eintaucht, steigt die Spannung wieder an. "Wedding People" ist nicht nur eine psychologisch und literarisch wertvolle Erzählung, sondern auch eine ziemlich gute Romanze, die durch ihre reflektierte und tiefgründige Darstellung emotionaler Verwirrungen überzeugt. Ein Buch, das man genießen und über das man nachdenken kann.