Profilbild von Booknaerrisch

Booknaerrisch

Lesejury Star
offline

Booknaerrisch ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Booknaerrisch über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.01.2018

eine packende Dystopie in einem beängstigenden Szenario!

Die zweite Finsternis
0

Zitate:
"Dieser Mann hatte Reaper getötet. Nicht nur diese drei, sondern vermutlich unzählige davor. Er trug Narben auf Gesicht und Händen, die deutlich zeigten, welchen Gegnern er sich bereits gestellt ...

Zitate:
"Dieser Mann hatte Reaper getötet. Nicht nur diese drei, sondern vermutlich unzählige davor. Er trug Narben auf Gesicht und Händen, die deutlich zeigten, welchen Gegnern er sich bereits gestellt hatte." Pos. 331

"Tag und Nacht schoben sich die Menschenmassen in gegenläufigen Strömen durch die Straßen von Philadelphia, ohne Anfang und ohne Ende, auf der Suche nach Kleidung, Nahrung, Zerstreuung." Pos. 1105
"Ohne die Plünderer würde all das in den Städten fehlen, die meisten dieser Dinge konnte man nicht mehr herstellen." Pos. 1189

Meinung:

Die Geschichte spielt in einer düsteren und gefährlichen Welt, in der Angst, Entbehrungen und Tod allgegenwärtig sind.
Das Leben wie wir es kannten, existiert nicht mehr. Die von den Reapern -echsenähnliche, gefährliche außerirdische Wesen- ausgehende Gefahr ist groß, denn außer den Auserwählten gibt es niemanden, der ihnen etwas entgegenzusetzen hätte.
Die Tatsache, dass die Reaper jede Absicht eines Menschen vorhersehen können, macht sie im Kampf nahezu unschlagbar, und so können ihnen eigentlich nur die Mönche etwas anhaben, indem sie ihre eigenen Gedanken abschirmen oder gar manipulieren.
Und so kommt es, dass in der ehemaligen USA nur noch 19 bekannte befestigte Städte existieren, die den Echsen und sonstigen Gefahren trotzen. Und eigentlich war das bisher auch gut, denn die letzten Angriffe liegen über 5 Jahre zurück. Doch plötzlich sind manche Städte nicht mehr erreichbar und die Angriffe häufen sich wieder. Und, als wäre das noch nicht schlimm genug, macht es auch den Anschein, als würde irgendeine unbekannte Macht sie steuern. Wie kann das sein? Und wer hätte etwas davon?

Ich glaube am meisten ist mir die von der Autorin erschaffene Atmosphäre aufgefallen. Sie ist rundum stimmig, düster und beängstigend. Die Gefahren, denen die Protagonisten im Laufe der Geschichte entgegentreten müssen, sind vielfältig und abwechslungsreich. Denn natürlich sind in einer derartigen Zivilisation die Reaper nicht die einzigen Gegner, wie man sich vorstellen kann...
Sie beschreibt ein Leben voller Angst, Hunger und einer Reduzierung auf das Nötigste in einem wirklich bildhaften Schreibstil, der es dem Leser ermöglicht, sich gut in die Trost- und Hoffnungslosigkeit einzufühlen.
Actionreiche Kämpfe -die auch mal recht blutig werden ;) -, politische Machtspiele und im Wechsel verfolgte Handlungsstränge runden das Bild perfekt ab, machen die Story spannend und fesseln von der ersten bis zur letzten Seite.

Besonders gut hat mir auch gefallen, dass man bei einigen der Hauptcharaktere im Handlungsverlauf deutliche Entwicklungen feststellen kann, die stimmig und somit sehr authentisch sind.
Und natürlich darf in einem derartigen Szenario auch die emotionale Komponente nicht zu kurz kommen ;) Hierbei muss ich jedoch sagen, dass keinesfalls zuviel Gefühl im Spiel ist. Es bleibt in einem adäquaten Maß und ist stellenweise auch von Entbehrungen geprägt, sodass es für mich nie unpassend erschien. Eine wirklich gelungene Mischung!

Eine empfehlenswerte Story über eine untergegangene Zivilisation, die mit allen Mitteln ums Überleben kämpft. Spannend, abwechslungsreich und sehr atmosphärisch!

Veröffentlicht am 20.01.2018

Definitiv ein kleines Schätzchen im Buchregal!

Wie ich dich sehe
0

Zitate:
"Eigentlich bin ich die ungekrönte Königin der Kunst, es mir am Arsch vorbeigehen zu lassen, was andere Leute über mich denken." Seite 12
"Klingt nach Footballspieler oder irgendeinem anderen Sportidioten. ...

Zitate:
"Eigentlich bin ich die ungekrönte Königin der Kunst, es mir am Arsch vorbeigehen zu lassen, was andere Leute über mich denken." Seite 12
"Klingt nach Footballspieler oder irgendeinem anderen Sportidioten. Aber das behalte ich erst mal nur als vorläufige Arbeitshypothese im Hinterkopf, während ich auf weitere Hinweise warte." Seite 16
"Die Kombination aus blinder Mensch, Treppenstufen und Autos jagt Sehenden höllische Angst ein, obwohl im Grunde kaum was passieren kann." Seite 20
"Vielleicht kann ich ja das Schöne vom Schlimmen trennen und wieder so erleben, wie es sich damals angefühlt hat, als das Glück noch pur war, bevor alles kaputtging..." Seite 106

Charakter:

Parker ist ein junges Mädchen, das die schwersten Schicksalsschläge einstecken musste, die man sich vorstellen kann.
Zuerst verlor sie bei einem Autounfall als Kind ihre Mutter, ihr Augenlicht und kurz nach dem 16. Geburtstag auch noch ihren Vater.
Doch statt zusammenzubrechen, wie man das erwarten würde, versucht sie stark zu sein und sich nicht unterkriegen zu lassen.
Für jeden Tag ohne Tränen gibt sie sich einen Stern, ihre blinden Augen bedeckt sie durch Augenbinden mit Dingen wie schwarzen Kreuzen oder lachenden Smileys über den Augen.
Aber kann sie diese Stärke auf Dauer aufrecht erhalten?


Meinung:

Gleich zu Beginn erfahren wir, dass Parker kürzlich ihren Vater verlor, aber auch, dass sie es sich trotz ihrer nutzlosen Augen nicht nehmen lässt, zu laufen.
Das Leben ist alles andere als einfach, denn abgesehen von ihren Verlusten, ist auch noch ihre Tante mit ihrer kompletten Familie zu ihr ins Haus gezogen. Man kann sich vorstellen,
dass das für ihren Cousin und ihre Cousine auch nicht gerade leicht war…
Und als wäre das alles noch nicht genug, taucht plötzlich ihr ehemaliger bester- und gleichzeitig Exfreund Scott durch eine Schulschließung wieder in ihrem Leben auf. Nach einer für Parker unheimlich großen Enttäuschung, ist er so ziemlich der letzte, den sie „sehen“ will.
Aber zum Glück sind da ja auch noch ihre Freundinnen Molly, Faith und Sarah, die ihr in mancher Situation zur Seite stehen.

Das erste was mir auffiel als ich das Buch in die Hand nahm, ist, dass der Titel auf dem Schutzumschlag zusätzlich in Brailleschrift vorhanden ist. Das fand ich süß, hätte mir jedoch noch besser gefallen, wenn die Kapitelüberschriften im Buch nicht nur in Braille gedruckt, sondern tatsächlich auch die entsprechende Prägung zu erfühlen gewesen wäre.
Durch die vorherrschende Ich-Perspektive, sowie den gelungenen Eindruck den wir aus Parkers Gefühls-und Gedankenwelt erhalten, fiel es mir als Leser unheimlich leicht, mich in den Charakter einzufühlen.
Gerade auch ihre sarkastische, impulsive und direkte Art macht viel Spaß, wenn sie diese in Konversationen mit ihren Freunden unter Beweis stellt. Sie möchte nicht wie eine hilfsbedürftige Behinderte behandelt werden, was sie durch ihr selbst erstelltes Regelwerk auch gut zum Ausdruck bringt J
Aber das ist noch lange nicht alles, was den Leser erwartet. Denn diese Geschichte ist definitiv tiefgründiger, als man auf den ersten Blick erwartet. So erleben wir zum Beispiel Parkers Emotionen, die oftmals einen in sich krassen Kontrast darstellen. Denn nicht selten wird natürlich ihr Selbstbewusstsein und ihre Stärke von Trauer und Verletzlichkeit überlagert. Ich gebe zu, dass ich einige Male zwischen Lachen und Tränchen hin- und hergerissen war ;)
Die Probleme denen Parker unter anderem im Alltag, aber auch im zwischenmenschlichen Bereich begegnen, lassen den Leser definitiv nicht kalt und schwingen bei mir auf jeden Fall noch nach. Gerade das Thema „Umgang mit Behinderten“ ist ja leider oftmals ein heikles und bereitet vielen Menschen Probleme.

Von mir bekommt "Wie ich dich sehe" jedenfalls eine klare Leseempfehlung, denn ihre Geschichte ist sowohl traurig sowie schön zugleich und schneidet im Kontext auch viele weitere ernste Themen wie Verlust, Enttäuschung und Misstrauen an, aber ebenso Freundschaft, Mut und Liebe.
Definitiv ein kleines Schätzchen im Buchregal!

Veröffentlicht am 19.01.2018

"Unwetter haben keine Angst" - eine gelungene Dystopie!

Die Perfekten
0

Zitate:
"Sie war anders. Sie war ein Ghost. Kein wirklicher Geist, sondern jemand, der im System keinen Platz hatte. Sie war nicht registriert, und wer keine Nummer hatte, existierte nicht. Es war verboten, ...

Zitate:
"Sie war anders. Sie war ein Ghost. Kein wirklicher Geist, sondern jemand, der im System keinen Platz hatte. Sie war nicht registriert, und wer keine Nummer hatte, existierte nicht. Es war verboten, nicht zu existieren." Seite 12
"Mein Bruder sagt, ich hätte Pech gehabt. Ich bin bloß eine Drei und werde niemals hier wegkommen." Seite 70
"Es gab nur sie und Storm. Zusammen waren sie eine Einheit, eine Einheit, füreinander bestimmt. Ein tobendes, unabhängiges Unwetter. Sie brauchte keine Freunde, keinen Lark. Nur Storm." Seite 127

Meinung:

Die Geschichte spielt in einer Welt, wie sie schlimmer kaum sein könnte. Die Menschen werden anhand ihrer Gene in 3 Klassen unterteilt, plus Untergruppen. Die Schönen, Intelligenten und Gesunden sind eine 1 oder 1+, die Mittelmäßigen bzw. Normalen sind eine 2 und die Kranken oder Verrückten sind eine 3. Und ihr könnt mir glauben, die 3er haben es nicht wirklich leicht. Oftmals werden sie selbst von ihren eigenen Familien verstoßen, damit deren Ansehen durch ein 3er nicht in Mitleidenschaft gezogen wird.

Rain ist ein Ghost. Geboren, ohne dass ihre Mutter eine Erlaubnis zur Fortpflanzung gehabt hätte, lebt sie ein Leben in den Schatten. Immer auf der Flucht vor den Sentinal, der Polizeiarmee der Gesegneten, und den Drohnen.
Denn sie ist als Ghost für ihre Mitmenschen die pure Gefahr! Die Gesegneten -die menschliche Elite- machen keine Unterschiede zwischen Ghosts und Rebellen. Für sie bringen beide nur Ärger, Tod und vor allem die Rote Seuche, vor der sich alle fürchten.
Lark ist zwar ein 1er, somit sollte sein Leben zwar leichter sein, dies trifft aber nur bedingt zu. Geboren in eine Mischehe -sein Vater ist „nur“ eine 2-, und einer 3er Schwester, bleiben ihnen viele Vorteile verwehrt. Das Geld ist knapp und da 3er keine medizinische Unterstützung bekommen, ist er gezwungen, Dinge zu tun, die er nicht will…

Dies war mein erstes Buch der Autorin, es wird jedoch nicht mein letztes gewesen sein. Nicht nur der Schreibstil ist sehr angenehm, auch die Details konnten mich überzeugen.
Die Welt, die Caroline Brinkmann kreiert, ist liebevoll erdacht. Man kann die Mühe, die sie sich gegeben hat, um ein rundes Bild zu erschaffen, deutlich spüren.
Die Geschichte spielt im Land Hope, das in 10 Zirkel unterteilt ist. Lark und Rain leben in Grey. Und ja, der Name ist Programm. Die Anwohner sind geplagt von Dreck und Smog, der stellenweise so ausgeprägt ist, dass ein Leben ohne Atemmaske nicht möglich ist.
Dementsprechend grau ist auch die Stimmung des Buches, die Ungerechtigkeiten und Gefahren sind da nur das letzte i-Tüpfelchen… Gewalt, die Lebensumstände im Allgemeinen, gefährliche Rebellen, Krieg an den Landesgrenzen und vielerlei unerwartete und vor allem gefährliche Wendungen sorgen dafür, dass die Atmosphäre auch durchgehend passend und vor allem spannend bleibt! Absolut keine Langeweile in Sicht ;)

Zeitlich gesehen, spielt das Geschehen in der Zukunft, was die Autorin zu einigen Erfindungen hat greifen lassen, die es heutzutage noch nicht gibt. Oder eben nicht in dem Maße. Die Wohnungen in Grey werden dauerhaft von DustBots gereinigt, es gibt MedBots zur medizinischen Versorgung, usw. Dies sind jedoch bei weitem nicht die einzigen Beispiele für die medizinischen und technischen Fortschritte. Unser Alltag, wie wir ihn kennen, stellt für die Menschen in Grey nur noch ein unverständliches Mysterium dar. Und wer zur Hölle ist bitte dieser seltsame Herr Weihnachten??? :D

Besonders witzig empfinde ich die Tatsache, dass man sich als Leser dabei ertappt, sich über diese harte und ungerechte Unterteilungen der Menschen aufzuregen. Ja, es ist bitter und wirklich unfair, aber ist es wirklich schlechter als in unserer realen Welt? Ist es nicht einfach nur anders?? Beim Lesen wird uns nur allzu deutlich bewusst, dass diese Trennungen und Unterscheidungen heute genauso existieren, jedoch basierend auf anderen Grundlagen…

Ich muss zugeben, dass ich mich beim Lesen stellenweise an Panem erinnert gefühlt habe, gerade was die Glitzerwelt der Gesegneten im Kontrast zu der Armut der meisten Zirkel betrifft. Auch die Idee mit den Cabmans zum Beispiel, den Helferlingen die ausschließlich ihrem Gesegneten zugeteilt sind, haben dieses Gefühl noch verstärkt. Aber auch, wenn ich an diesen Stellen schmunzeln musste, wirken sie jedoch keinesfalls abgekupfert, da sie perfekt zur Story passen und auch nicht übermäßig auftreten.

Für mich ist „Die Perfekten“ eine gelungene Dystopie voller Überraschungen, Ideenreichtum und fesselnden Lesestunden. Das Ende würde ja theoretisch eine Fortsetzung ermöglichen, ich bin jedenfalls gespannt!

Veröffentlicht am 19.01.2018

bewegend, bildgewaltig und tiefgründig

Und wenn die Welt verbrennt
0

Zitate:
"Stell dir einen Film nur mit Statisten vor. Das ist Langeweile.
Stell dir einen Film mit einer Hauptperson und sonst nur Statisten vor. Das ist Einsamkeit." Seite 21
"Kennst du das Gefühl, kleiner ...

Zitate:
"Stell dir einen Film nur mit Statisten vor. Das ist Langeweile.
Stell dir einen Film mit einer Hauptperson und sonst nur Statisten vor. Das ist Einsamkeit." Seite 21
"Kennst du das Gefühl, kleiner Käfer? Die Monster sind am größten, wenn man die Hand schon am Lichtschalter hat." Seite 41
"Vermissen - das ist körperlich, als hättest du einen Abdruck auf mir hinterlassen, wie eine Kuhle im Kopfkissen, nur dass die Kuhle wehtut." Seite 166

Meinung:

Zu dem Zeitpunkt, an dem Alisa und Felix sich kennenlernen, sind beide nicht vollständig. Alisa ist einsam, voller Trauer und sehr verletzlich, wohingegen Felix am liebsten tief hinter die Fassaden anderer Menschen sieht, da er sich selbst als unzulänglich empfindet. Relativ schnell hofft der Leser, dass sie vielleicht ihre gegenseitige Rettung bedeuten könnten, aber ist das überhaupt möglich, wenn einer ein tiefes und dunkles Geheimnis mit sich trägt von dem niemals jemand erfahren darf???

Bereits nach der Leseprobe war mir klar, dass Alisas und Felix´ Geschichte etwas Außergewöhnliches ist. Wer Ulla Schelers Debut "Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen" oder eine Rezension darüber gelesen hat, weiß, dass ihre Art zu schreiben etwas ganz Besonderes ist. Da ich es sowohl gelesen als auch geliebt habe, stand für mich außer Frage, dass ich wissen muss, ob sie das, was die Leseprobe verspricht, auch halten kann ;)
Und was soll ich sagen, ein weiteres Mal war es für mich quasi Liebe auf den ersten Blick. Erneut konnte sie mich mit ihrem tiefgründigen und poetisch anmutenden Schreibstil komplett in ihren Bann ziehen. Die Bilder, die sie zeichnet, die Gedanken der Charaktere -sowohl die glücklichen als auch die dunklen-, erschaffen eine Geschichte, die mich sowohl gefesselt, als auch berührt hat!
Selbst das Auswählen der Zitate war eine Qual für mich, da ich mich schon nach relativ kurzer Zeit nicht mehr entscheiden konnte, welche mir nun am Besten gefallen haben. Ich kann ja schlecht das ganze Buch abschreiben, oder? ;)

Generell muss man dazu sagen, dass das Tempo der Geschichte eher ruhig gehalten ist, es handelt sich definitiv nicht um einen actionreichen Kracher, bei dem ein Knall auf den anderen folgt.
Aber für meinen Geschmack brauchte es das auch nicht, denn die Autorin schafft es mit vielerlei emotionalen Dingen wie Liebe, Angst, Trauer und Träumen -zukünftige wie geplatzte- eine düstere und zugleich hoffnungsvolle Atmosphäre zu erschaffen, deren Anspannung die ganze Zeit anhält und uns mitfiebern lässt.
Einen großen Anteil daran trägt natürlich Alisas großes Geheimnis, das sich uns nur sehr langsam offenbart.
Auf dem Weg dahin habe ich selbst natürlich kräftig mitgerätselt und bin meinen Überlegungen nachgehangen, und dennoch habe ich diesbezüglich viele Überraschungen erlebt. Selbst, wenn ich eine bestimmte Wendung erahnen konnte, wurde sie letzten Endes dann doch wieder von etwas Unerwartetem abgelöst.

Besonders mag ich die Entscheidung, die Kapitel kurz und im Wechsel zwischen den beiden Protagonisten zu halten. So erfuhr ich so viel über die Beiden, dass ich mitleiden, mitfühlen, und einfach nicht damit aufhören konnte, an ihrer Geschichte teilhaben zu wollen. Zu intensiv nahmen mich ihre Beweggründe, Träume und Ängste gefangen.

Zu Beginn war ich unsicher ob es mir möglich sein würde, die selbe Faszination wie bei Ulla Schelers Debut zu entwickeln, aber doch, ich kann definitiv!
"Und wenn die Welt verbrennt" war für mich eine wirklich bewegende, bildgewaltige und tiefgründige Geschichte voll unterschiedlicher Emotionen, die mich hoffen lässt, dass schon bald ein neues Buch die Feder der Autorin verlassen wird!

Veröffentlicht am 19.01.2018

ein wahrer Genuss!

Scythe – Die Hüter des Todes
0

Zitate:
"Die Stimme des Besuchers verriet ihn. Volltönend und unausweichlich wie der dumpfe Ton einer eisernen Glocke, voller Zuversicht in die Fähigkeit, all jene zu erreichen, die erreicht werden sollten." ...

Zitate:
"Die Stimme des Besuchers verriet ihn. Volltönend und unausweichlich wie der dumpfe Ton einer eisernen Glocke, voller Zuversicht in die Fähigkeit, all jene zu erreichen, die erreicht werden sollten." Seite 12

"Kein Wunder, dass die Leute sich überschlugen, um einem Scythe in jeder erdenklichen Weise gefällig zu sein. Hoffnung im Schatten von Angst ist die stärkste Motivation auf der Welt." Seite 14
"In den Tagen vor dem Thunderhead bestimmten menschliche Arroganz, Eigeninteresse und endloses Gerangel die Gesetzgebung. Ineffizient. Unvollkommen. Verwundbar für alle möglichen Formen von Korruption." Seite 69

Meinung:

Citra und Rowan leben in einer Welt, die auf den ersten Blick recht vielversprechend wirkt. Hunger, Krankheit, ja, selbst der Tod wurde überwunden! Klingt gut, oder?
Leider ist es dann aber doch nicht ganz so rosig, denn wie sollen wir die Erde vor der totalen Überbevölkerung und den schwindenden Ressourcen schützen??
Und genau dafür gibt es die Scythe. Sie werden ausgebildet, um das Gleichgewicht zu wahren, indem sie Menschen „nachlesen“. Wer von einem Scythe erwählt und getötet wird, bleibt dann auch tot.
Als Citry und Rowan -unabhängig voneinander, denn sie kennen sich nicht- auf Scythe Faraday treffen, ahnen sie noch nicht, wie sehr sich ihr bisher bekanntes Leben für sie ändern soll.

Schon als ich das Cover zum ersten Mal sah, wusste ich, dass ich dieses Buch lesen MUSS!! Und das noch bevor ich den Klappentext gelesen habe, der mich dann endgültig komplett neugierig gemacht hat :)

Die Geschichte überzeugt mit einem Setting, dass so kraftvoll und durchdacht auf den Leser losgelassen wird, dass es eine wahre Freude ist.
Wir bekommen Einblick in das komplette Scythetum, ihre Regeln, ihre Prinzipien und Vorgehensweisen, jedoch nicht, ohne nicht auch den Schattenseiten zu begegnen. Denn wie wir alle wissen, lässt Macht nicht nur die besten Eigenschaften von uns in den Vordergrund treten…
Dies macht Neal Shusterman in einer derart düsteren und beklemmenden Weise, dass es sich manchmal so angefühlt hat, als wäre jeder „Mensch“ in akuter Gefahr, obwohl das ja bei der vorgegebenen Quantität an Nachlesen eigentlich gar nicht möglich ist :D
Atmosphärisch wirklich gelungen!

Auch mit der Ausarbeitung der Charaktere konnte der Autor mich auf ganzer Linie überzeugen. Nicht nur die beiden Protagonisten machen während ihrer Zeit mit den Scythe eine enorme Wandlung durch, die wirklich sehr spannend ist, auch der Einblick in unterschiedliche Scythecharaktere konnte mich komplett fesseln. Denn abgesehen von Grundregeln –es sollten zum Beispiel keine rassistischen Hintergründe bei der Auswahl der Nachzulesenden ersichtlich sein-, sind sie sowohl in der Wahl ihrer Opfer, als auch in der Art der Tötung frei.
Vor allem Scythe Faraday hat mich sehr beeindruckt, da er zwar ein gutes Stück weit konsequent und auch hart sein muss, aber gleichzeitig immer Wert auf Menschlichkeit legt. Ein Zwiespalt, der für mich unheimliches Potential hat, welches der Autor in meinen Augen auch komplett genutzt hat. Viele Teile der Geschichte leben von emotionalen und ethischen Widersprüchen, die einen nicht selten zum Grübeln bringen.

Und das Beste: Es ist nicht viel, denn diese Geschichte birgt keine Grundlage für Witz und Heiterkeit. Aber WENN dann mal etwas durchblitzt, werden wir mit einem recht schwarzen Humor belohnt, der perfekt zu dem Szenario passt :)

Für mich war „Scythe – Die Hüter des Todes“ ein wahrer Genuss! Und das nicht nur auf Grund des Könnens von Neal Shusterman, sondern auch durch die Andersartigkeit, mit der die Geschichte besticht. Einfach perfekt!