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Veröffentlicht am 17.09.2025

Tolle Dystopie

2081
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Wenn man so viele Dystopien, in so kurzer Zeit liest, stumpft man ein bisschen ab. Die Zutaten ähneln sich: kaputte Welt, unterdrückendes System, rebellische Figuren. Konnte mich 2081 von A. L. Schüttler ...

Wenn man so viele Dystopien, in so kurzer Zeit liest, stumpft man ein bisschen ab. Die Zutaten ähneln sich: kaputte Welt, unterdrückendes System, rebellische Figuren. Konnte mich 2081 von A. L. Schüttler trotzdem begeistern? Ja, durchaus.

Die Geschichte spielt in einer Zukunft, in der die Erde durch die Klimakatastrophe unbewohnbar geworden ist. Die Menschheit hat sich in unterirdische Litho-Asylums gerettet: Tunnelsysteme, die Schutz bieten, aber auch gnadenlos den sozialen Status widerspiegeln. Der scheinbar einzige Ausweg: die Flucht zum Mars. Doch auch dort kein Zuckerschlecken, sondern neue (alte) Probleme. Die Gesellschaft ist in Sektoren unterteilt, streng reguliert, scheinbar perfekt, bis Gaia, unsere Hauptfigur, beginnt, hinter die Fassaden zu blicken.

Was wie ein Neuanfang wirkt, entpuppt sich als System mit alten Fehlern in neuem Gewand. A. L. Schüttler verbindet aktuelle Themen wie Klimakrise, soziale Ungleichheit, Kontrolle und Überleben zu einer düsteren, aber klugen Zukunftsvision. Es geht nicht nur ums große Ganze, sondern um das Menschliche im System: Angst, Macht, Anpassung, Hoffnung, oder das, was noch davon übrig ist.

Das Buch nimmt sich Zeit, seine Welt aufzubauen. Es gibt verschiedene Zeitstränge und Perspektiven, die sich langsam zu einem Gesamtbild fügen. Anfangs etwas sperrig, aber je tiefer man eintaucht, desto spannender wird es. Besonders gelungen: die Darstellung der Marsgesellschaft, strukturiert, durchdacht, aber auch nicht alles eitel Sonnenschein.

2081 ist fordernd, nachdenklich und streckenweise bedrückend. Es stellt nicht die großen Antworten in den Raum, sondern die richtigen Fragen. Das Finale ist klug, stimmig und genau richtig. Wie gesagt, nur der Einstieg war etwas zäh, ansonsten aber gut gelungen. Fans von (SciFi) - Dystopien können bedenkenlos zugreifen.

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Veröffentlicht am 05.09.2025

Hommage an die Actionhelden der 80er und 90er

Leichte Beute
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Leichte Beute ist ein kompromissloser Actionthriller mit starkem Setting und hohem Tempo, der bestens unterhält, aber bei der Figurenzeichnung hinter seinen Vorgängern zurückbleibt.

Ich habe schon die ...

Leichte Beute ist ein kompromissloser Actionthriller mit starkem Setting und hohem Tempo, der bestens unterhält, aber bei der Figurenzeichnung hinter seinen Vorgängern zurückbleibt.

Ich habe schon die ersten beiden Bände verschlungen, jetzt war ich gespannt, ob Band 3 da mithalten kann. Die Antwort: Ja, kann er! Auch wenn dieser Teil deutlich anders funktioniert als seine Vorgänger. Oliver Gross selbst beschreibt ihn als Hommage an die Actionhelden der 80er und 90er, wie Stallone, Schwarzenegger und Co. Und genau so liest er sich auch. Rasant, kompromisslos, actionlastig. Lukas Keller wird wieder in einen Fall gezogen, bei dem es um nicht weniger geht als Menschenhandel, Prostitution und eine skrupellose Organisation, deren Boss „Die Klinge“ heißt und von Rumänien aus operiert. Als die Journalistin Ronda Jeremies bei einer Recherche verschwindet, bittet ihre Kollegin Sophie Marx Keller um Hilfe und der gerät mitten hinein in einen Albtraum. Die Handlung zieht sofort an, das Tempo bleibt hoch, die Spannung ebenso.

Die schweren Themen werden dabei nicht plump erzählt, sondern mit dem nötigen Feingehfühl. Gleichzeitig kracht die Action ordentlich und man merkt dem Stil an, dass hier Stallone, Willis & Co. klar Pate standen. Für Fans von klassischen Actionthrillern ist das ein Volltreffer. Aber: Bei all dem Tempo bleiben die Figuren diesmal leider auf der Strecke. Weder Keller noch die Nebenfiguren bekommen die Tiefe, die ich aus den Vorgängern kenne. Das ist schade, denn genau das hat die Reihe bisher ausgemacht. Und dennoch: Der Schreibstil ist stark, das Setting überzeugend und die Story spannend bis zur letzten Seite.

Ein Thriller, der wie gemacht ist für eine Verfilmung, der sich irgendwo zwischen Bourne und Rambo einreihen würde. Und auch wenn ich mir für einen möglichen Band 4 wieder mehr Charakterzeichnung wünsche, hatte ich dennoch richtig Spaß mit diesem Buch. Absolut lesenswert, vor allem für Fans temporeicher Actionstreifen der 80er und 90er Jahre.

Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension, schaut dort gern mal vorbei: https://buchkomet.wordpress.com/2025/09/05/leichte-beute-eine-hommage-an-die-actionhelden-der-80er-und-90er/

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Veröffentlicht am 19.08.2025

Solider Krimi

Schöner Schein
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„Schöner Schein“ von Pia Wala hat mich direkt nach Eggenburg katapultiert, ein kleines, charmantes Örtchen mit mittelalterlicher Kulisse und genau der richtigen Portion „Hier ist doch was faul“. Und ja, ...

„Schöner Schein“ von Pia Wala hat mich direkt nach Eggenburg katapultiert, ein kleines, charmantes Örtchen mit mittelalterlicher Kulisse und genau der richtigen Portion „Hier ist doch was faul“. Und ja, da ist auch was faul. Beim gemütlichen Mondscheinkino stirbt ein Arzt mitten im Film, und ehe man sich versieht, steckt Anna, Ex-Polizistin und jetzige Bäckerin mit Spürsinn, wieder mitten in einem Mordfall.

Ich bin hier ohne Vorkenntnisse in den zweiten Band eingestiegen, aber das hat super funktioniert. Die Autorin baut das Vorwissen dezent ein. Der Mix aus leichten Cozy-Crime-Vibes und düsterer Spannung funktioniert wunderbar. Anna backt morgens ihre Kipferl, aber nachmittags hängt sie schon in Ermittlungen drin, entdeckt Spuren, die kein Zufall sein können, und legt sich mit alten Kollegen an, die von ihrer „Ermittlung“ natürlich wenig begeistert sind.

Das Setting ist dabei besonders gelungen: Die Kleinstadt mit ihren netten Fassaden, aber tief sitzenden Geheimnissen, das ist treffend eingefangen. Wer selbst aus einem kleinen Ort kommt, weiß: Man grüßt freundlich, aber jeder weiß (fast) alles über jeden. Genau das bringt Pia Wala wunderbar rüber. Die Stimmung ist ruhig, der Kriminalfall solide gestrickt, logisch aufgebaut und spannend erzählt, auch wenn das Ende für mich jetzt keine komplette Überraschung war.

Nun kommt aber mein persönlicher Knackpunkt: Ich bin gerade etwas krimimüde. Vielleicht hat mir deshalb hier und da der gewisse Kick gefehlt, das Unerwartete, das, was einen nochmal richtig überrascht. Dafür folgt mir der Krimi einfach zu sehr den bekannten Pfaden. Das ist meckern auf hohem Niveau, klar, aber so richtig umgehauen hat es mich nicht.

Trotzdem: Wer Lust auf einen ruhigen, atmosphärischen Krimi mit kleinstädtischem Tiefgang hat, sollte sich „Schöner Schein“ definitiv mal näher anschauen.

8/10

Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension: https://buchkomet.wordpress.com/2025/08/19/rezension-schoner-schein-zwischen-geback-und-leichen/

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Veröffentlicht am 13.07.2025

Hoffentlich nur Fiktion

Berlin Südwärts
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Was, wenn plötzlich alles zusammenbricht? In Berlin Südwärts von Andrea Fiorillo versinkt Berlin im Mai 2027 in Dunkelheit. Ein Blackout legt die Stadt lahm, doch schnell wird klar: Das ist kein technischer ...

Was, wenn plötzlich alles zusammenbricht? In Berlin Südwärts von Andrea Fiorillo versinkt Berlin im Mai 2027 in Dunkelheit. Ein Blackout legt die Stadt lahm, doch schnell wird klar: Das ist kein technischer Defekt, sondern der Beginn eines globalen Krieges. Kommunikation bricht ab, Orientierung schwindet, das Leben, wie wir es kennen, existiert nicht mehr.

Inmitten dieses Zusammenbruchs begleiten wir Lukas, Marie und Matthias – drei junge Menschen, die sich zu Fuß auf den Weg nach Süden machen, Richtung Italien, in der Hoffnung auf Sicherheit und ein Überleben. Was sie unterwegs erwartet: zerstörte Städte, brennende Landstriche – aber auch Menschlichkeit, Vertrauen, Nähe.

Fiorillo erzählt keine typische Endzeit-Story. Hier geht es nicht um Helden oder Gewaltorgien, sondern um das, was uns im Kern ausmacht, wenn alles andere wegfällt. Besonders berührend: die leise, zärtliche Dreiecksbeziehung zwischen den drei Figuren, in der queere Identität und emotionale Offenheit ganz selbstverständlich mitschwingen.

Gerade in einer Zeit, in der sich die weltpolitische Lage täglich zuspitzt – Ukrainekrieg, Iran-Israel-Konflikt, Spannungen rund um Taiwan – liest sich dieser Roman wie ein Mahnmal mit literarischem Tiefgang. Die Katastrophe, die Fiorillo beschreibt, fühlt sich nicht futuristisch, sondern unangenehm möglich an. Und genau deshalb trifft das Buch so sehr. Es ist keine dystopische Spekulation, sondern ein erschütternd realistisches „Was wäre, wenn?“ – verbunden mit der Frage: Was bleibt von uns, wenn alles fällt?

Der Schreibstil überzeugt mit Klarheit und Poesie, auch wenn einzelne Szenen ein bisschen aus der Tonalität rutschen. Aber für ein Debüt ist das bemerkenswert rund. Wer keine Lust auf plattes Endzeit-Geballer hat, sondern nach echtem Tiefgang sucht, kann bedenkenlos zugreifen. Und beim Lesen hoffen, dass es Fiktion bleibt.

9/10

Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension: https://buchkomet.wordpress.com/2025/07/13/berlin-sudwarts-eine-rezension-uber-hoffnung-und-menschlichkeit/

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Veröffentlicht am 04.07.2025

Toller Thriller

Der Riss
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Wer denkt, Science-Fiction sei nur was für „Nerds“, wird hier eines Besseren belehrt. Der Riss ist Sci-Fi, ja – aber einer von der klugen Sorte. Aktuelle Themen wie KI, Simulationstheorie und digitale ...

Wer denkt, Science-Fiction sei nur was für „Nerds“, wird hier eines Besseren belehrt. Der Riss ist Sci-Fi, ja – aber einer von der klugen Sorte. Aktuelle Themen wie KI, Simulationstheorie und digitale Kontrolle treffen auf einen Plot, der sich wie ein Thriller liest und dabei trotzdem Tiefgang hat.

Im Zentrum: Flynn Darkster, einer der besten Hacker der Welt. Er hackt das Pentagon (wie man das halt so macht), wird erwischt und bekommt statt Knast ein verlockendes Angebot von einer geheimen Organisation. Die will herausfinden, ob unsere Realität überhaupt real ist oder nur perfekt simuliert. Klingt erstmal nach Matrix? Ja, erinnert daran, aber Brandhorst macht was Eigenes draus.

Das Schöne: Man muss kein Technikprofi sein, um reinzukommen. Klar, es geht um Quantenkram, neuronale Netzwerke und Simulationstheorie, aber alles wird so erklärt, dass man folgen kann. Und falls es doch zu wild wird – hinten im Buch gibt’s ein Glossar, das wirklich hilft. Besonders gelungen: die Welt, in der das Ganze spielt. Ein Zukunftsszenario, das bitter real wirkt. Klimakatastrophen, Pandemien, Überwachung – fühlt sich fast schon nach Jetzt an. Wer Serien wie Black Mirror oder Devs feiert, wird hier vieles wiedererkennen.

Die Figuren? Reduziert auf das Wesentliche. Flynn ist ein starker Hauptprota, menschlich, zynisch, wütend: ein Typ, mit dem man gerne mitgeht. Und auch die Nebenfiguren funktionieren, ohne dass sich der Roman darin verliert. Sprache und Erzähltempo sind auf den Punkt. Klar, im Mittelteil gibt’s ein paar Strecken, die etwas kompakter hätten sein dürfen, aber insgesamt bleibt das Ding spannend und klug bis zum Ende.

Fazit: Der Riss ist keine leichte Kost, aber auch kein verkopftes Nerd-Buch. Es ist ein intelligenter, spannender Roman, der unterhält und gleichzeitig richtig gute Fragen stellt: Was ist real? Wer kontrolliert wen? Und wie frei sind wir eigentlich noch? Für alle, die mitdenken und mitfiebern wollen.

8/10

Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension: https://buchkomet.wordpress.com/2025/07/04/technologie-und-philosophie-in-der-riss-ein-thriller-von-brandhorst/

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