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Veröffentlicht am 11.02.2018

Der dreizehnte Pass

In eisiger Nacht
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Der dreizehnte Pass

„Die dreizehnte Frau, die Einzige, die nicht erfroren ist. In dieser Stadt gab es zehn Millionen Menschen. Und ich suchte nach nur einer Frau.“

Der englische Bestsellerautor Tony ...

Der dreizehnte Pass

„Die dreizehnte Frau, die Einzige, die nicht erfroren ist. In dieser Stadt gab es zehn Millionen Menschen. Und ich suchte nach nur einer Frau.“

Der englische Bestsellerautor Tony Parsons befasst sich im vierten Fall seiner Krimireihe um den Ermittler Max Wolfe mit dem brandaktuellen Thema „Menschenhandel“, dem derzeit einträglichsten Verbrechen und am schnellsten wachsenden Geschäftszweig der Welt.

Nachdem ein nachlässig abgestellter LKW mitten in Londons Chinatown Aufmerksamkeit erregt und ein Sondereinsatzkommando den Laderaum öffnet, bietet sich den Beamten ein Bild des Grauens: im Inneren des Kühllastwagens befinden sich elf tote Frauen, die zwölfte Überlebende erliegt kurz darauf ihren schweren inneren Verletzungen im Krankenhaus. Angesichts der Tatsache, dass im Führerhaus des Lastkraftwagens insgesamt dreizehn Pässe aufgefunden wurden, arbeitet die Polizei mit Hochdruck daran, die einzige Überlebende dieser Todesfahrt ausfindig zu machen. Die Ermittlungen führen die britische Polizei ins Rotlichtmilieu, wo aufgrund eines Hinweises in einem Lapdance-Club illegal ins Land gekommene Mädchen arbeiten sollen. Doch ein älterer, unscheinbar wirkender Chinese erregt ebenfalls die Aufmerksamkeit der Ermittler, und auch die Inhaberin eines der erfolgreichsten Prostitutionsringe der Stadt scheint mehr zu wissen, als sie der Polizei zu verraten bereit ist. Als der Aufenthaltsort des LKW-Fahrers ausfindig gemacht werden kann, entzieht sich dieser einer Einvernahme – und die Situation wird für die involvierten Beamten bald lebensgefährlich…
In Tony Parsons neuem Fall fungiert sein Protagonist Max Wolfe als Ich-Erzähler und rollt diesen verzwickten Fall von Menschenschmuggel nach und nach auf. Bereits im Prolog wird der Leser hautnah mit dem dramatischen Schicksal der zwölf Frauen konfrontiert, die im Inneren des Kühllastwagens eingeschlossen sind und langsam erfrieren. Dieser zutiefst erschütternden Szene folgt der Bericht von der Abfahrt des Lastkraftwagens bis zu dessen Ankunft im Herzen von London, wo das führerlose Gefährt schließlich von der Polizei geöffnet wird. Die anschließende Polizeiarbeit wird aus der Sicht des Kriminalbeamten Max Wolfe erzählt, der in enger Zusammenarbeit mit seiner Vorgesetzten Pat Whitestone und seinen beiden Kollegen Edie Wren und Billy Greene durch die Handlung führt.

Ich empfand den Schreibstil des Autors als leicht zugänglich und einnehmend und möchte zudem auf die gewählte Ausdrucksweise und den völligen Verzicht des Gossenjargons hinweisen – zwei Faktoren, die ich als überaus bereichernd empfand. Der ernsten und leider nur zu aktuellen Thematik dieses Buches war es geschuldet, dass der Spannungsbogen in diesem Buch konstant hoch blieb. Die Ermittlungen der Polizei bringen dem Leser die grauenhaften Hintergründe des Menschenhandels auf sehr anschauliche Art und Weise nahe. Die Einblicke ins Rotlichtmilieu zeigten desillusionierte und eingeschüchterte junge Mädchen, deren Träume von einer anständigen Arbeit und einem Neubeginn in einem westlichen Land brutal zerschmettert wurden. Tony Parsons schreibt über die Motivation der betroffenen Kraftfahrer, die sich an diesem einträglichen Geschäft beteiligen, er berichtet auch über den Voyeurismus von Passanten, die mit ihren Mobiltelefonen ungeniert grauenhafte Vorgänge dokumentieren und in der Öffentlichkeit verbreiten. In der Person des Max Wolfe und seinen beiden Kollegen zeigt er die Gefahr von Undercover-Einsätzen auf, bei denen die ermittelnden Polizeibeamten täglich ihr Leben aufs Spiel setzen.

Die handelnden Figuren dieses Buches waren sehr gut dargestellt, sie wirkten authentisch und in einigen kurzen Rückblicken erfährt man auch einiges über Ereignisse aus den Vorgängerbüchern. Max Wolfe wird als besonnener Mann dargestellt, der die Polizeiarbeit sehr ernst nimmt, zugleich aber versucht, auch seinem Privatleben gerecht zu werden. Die Liebe zu seiner sechsjährigen Tochter Scout und seinen Cavalier King Charles Spaniel namens Stan brachten ihm auf Anhieb viele Sympathiepunkte meinerseits ein. Die Person der Ermittlungsleiterin Pat Whitestone wird vielschichtig gezeichnet, indem die Hintergründe für ihre harte, unnachgiebige Haltung und ihr scheinbar versteinertes Herz nach und nach offenbart werden. Da „In eisiger Nacht“ mein erstes Buch des Autors ist, fehlt mir leider der Bezug zu den vorherigen Bänden dieser Reihe, speziell die Informationen zu den einzelnen Charakteren und ihrer Entwicklung. Edie Wren, die kleine rothaarige Irin aus London, war mir auf Anhieb sympathisch. Sie glänzt als Wolfes Kollegin zwar mit einem frechen Mundwerk, imponiert aber zugleich mit ihrem tapferen Handeln. Ebenso ans Herz gewachsen ist mir Edies Großmutter, die trotz beginnender Erinnerungslücken eine bezaubernde, herzliche alte Dame ist. Bei einigen Figuren dieser Handlung war mir längere Zeit nicht ganz klar, welche Rolle sie im Verlauf des Buches spielen, und ob ich sie zu den Protagonisten, oder eher zu den Antagonisten zählen soll. So konnte ich beispielsweise den gelassen wirkenden älteren Chinesen Keith Li, die hochklassige Londoner Geschäftsfrau Ginger Gonzalez und ein Mitglied der Familie Warboys nur sehr schwer einschätzen. Ich muss gestehen, dass Tony Parsons es doch tatsächlich gelungen ist, mich auf die Folter zu spannen und auf falsche Fährten zu führen. Im Gegensatz zu einigen anderen Rezensenten wurde ich von der Identität des Drahtziehers hinter all den bösen Machenschaften wirklich überrascht.

„In eisiger Nacht“ war für mich eine spannende, durch die Thematik jedoch auch äußerst dramatische und tief betroffen machende Lektüre. Die Geschichte des Menschenschmuggels, die hier beispielhaft durch eine fingierte Geschichte dargestellt wird, findet auf den Straßen dieser Welt permanent statt – und in der Dramatik des Todes sämtlicher Insassen eines Lastkraftwagens fand dies bereits seinen grauenhaften Höhepunkt im Sommer des Jahres 2015 in Österreich, was auch meine Hauptmotivation darstellte, dieses Buch zu lesen. Ich durfte durch diesen Kriminalroman einen neuen Spannungsautor für mich entdecken, dessen Schreibstil mir sehr gut gefallen hat und der mir mit diesem Buch eine sehr berührende und nachdenklich machende Thematik nahebrachte.

Ich möchte abschließend noch auf das Buchcover hinweisen, das aus meiner Sicht ausgezeichnet gelungen ist. Die schlichten, klaren Formen und die Farbgestaltung wirken elegant und äußerst anziehend - in einem Buchladen hätte ich dieses Buch aufgrund der Optik auf jeden Fall sofort zur Hand genommen. Einzig die Haptik fand ich anfangs etwas gewöhnungsbedürftig - ich hatte permanent das Gefühl, Sand auf dem Buch zu haben und versuchte automatisch, die vermeintlichen feinen Körner wegzuwischen ?


Veröffentlicht am 05.02.2018

MEHR ALS NUR EIN TRAUM...

Mehr als nur ein Traum
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ICH HABE EINEN TRAUM…

„Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der sie nicht wegen der Farbe ihrer Haut, sondern nach dem Wesen ihres Charakters ...

ICH HABE EINEN TRAUM…

„Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der sie nicht wegen der Farbe ihrer Haut, sondern nach dem Wesen ihres Charakters beurteilt werden.“ (Martin Luther King)

„Gott hat uns alle in einer wunderbaren Vielfalt geschaffen. Nur nehmen wir Menschen diese Vielfalt nicht zum Anlass, uns daran zu erfreuen, voneinander zu lernen und die Welt abwechslungsreich, schön und bunt zu gestalten, sondern wir lassen zu, dass Fremdartigkeit uns Angst macht, sogar abstößt und Misstrauen hervorruft.“ (Felicitas Jecklin)


Die talentierte Fotografin jüdischer Herkunft weiß, wovon sie spricht, denn ihre eigene Kindheit in Nazi-Deutschland war von Diskriminierung, Hass und Verfolgung geprägt. Die unvermutete Erbschaft eines Hauses in Wilkinson County, Mississippi, eröffnet Felicitas eine völlig neue Perspektive. Die chaotisch veranlagte und impulsive junge Frau kündigt ihren Job und verabschiedet sich von ihrer Freundin, um das Erbe in Übersee anzutreten. Aufgrund ihrer humorvollen und ehrlichen Art gewinnt Felicitas in ihrer neuen Heimat sehr rasch viele Sympathien, sie zeigt keinerlei Scheu, auf andere zuzugehen. Dass sie hierbei jedoch keinen Unterschied zwischen Menschen mit weißer und schwarzer Hautfarbe macht, ist in Zeiten der Rassentrennung in den Südstaaten vielen ein Dorn im Auge. Durch ihr Engagement nach dem Tod eines kleinen schwarzen Jungen zieht Felicitas die Aufmerksamkeit einer grausamen rassistischen Vereinigung auf sich, die eine Gleichberechtigung der Schwarzen mit aller Macht verhindern möchte. Die Gesetzeshüter vor Ort haben alle Hände voll zu tun, als die Ereignisse sich zuspitzen und die Übergriffe auf die schwarze Bevölkerung zunehmen. Und obgleich Sheriff John Johansen und Sheriff Landon Brown charmant und entgegenkommend scheinen, weiß Felicitas bald nicht mehr, wem sie noch trauen kann. Bei einer genaueren Überprüfung treten Ungereimtheiten in den Nachlasspapieren dieser Erbschaft zu Tage und Felicitas mutiert zum Spielball gefährlicher unbekannter Akteure.

Bereits im Prolog wird der Grundstein für einen gewissen Spannungsbogen gelegt. Eine Frau mittleren Alters wird im Spätsommer des Jahres 1961 unterwegs zu einem von Schwarzen bewohnten Dorf erschossen. Mit dem unerwarteten Erbe der Protagonistin Felicitas Jecklin steigt die Autorin in ihre Geschichte ein und begibt sich hierbei in das Jahr 1963. Sie zeichnet das Bild einer alleinstehenden und unabhängigen Fotografin, die äußerst vielschichtig und durch ihre traumatische Vergangenheit geprägt ist, aber dennoch vorurteilsfrei und offen auf andere zugeht. Ihre Hilfsbereitschaft und der mutige, selbstlose Einsatz für ihre Mitmenschen zeichnen sie als warmherzige und mitfühlende Frau aus. Mit der Person des Sheriffs Landon Brown präsentiert Elisabeth Büchle die männliche Hauptfigur ihres Buches. Der große, stattliche Mann ist schwer zu durchschauen und seine Motive und Handlungen gaben mir einige Male Rätsel auf. Die Charakterisierung der vielen Nebenfiguren ist der Autorin ebenso treffend gelungen wie jene ihrer Protagonisten. Meine besondere Zuneigung galt der lebenserfahrenen und zutiefst gläubigen Greisin namens Birdie sowie ihrer Enkeltochter Lily.

Die Handlung findet im Zeitraum zwischen 1961 und 1964 statt und wird in fünf Kapitel erzählt, wobei Elisabeth Büchle geschichtliche Hintergründe und historische Persönlichkeiten gekonnt mit der Handlung verbindet. Die Rassentrennung im Süden der USA wird ebenso thematisiert wie die Problematik der eskalierenden Prostitution und des Drogenkonsums in Südvietnam vor Ausbruch des Vietnamkrieges. Wie auch in den anderen Romanen der christlichen Bestsellerautorin Elisabeth Büchle hat in diesem Buch der Glaube an Gott eine wichtige Position inne. Speziell Birdie findet durch ihre Gebete, ihren unerschütterlichen Glauben, ihre gelebte Nächstenliebe und ihre Bereitschaft zur Vergebung stets die richtigen Worte für ihre Mitmenschen.

Fazit: Mit „Mehr als nur ein Traum“ ist der Autorin aus meiner Sicht ein faszinierender, sehr tiefgründiger Roman in wunderschönem Schreibstil und mit ungewöhnlich hohem Spannungsniveau gelungen. Die bildhafte Beschreibung der beeindruckenden Landschaft am Ufer des Mississippi und ausgezeichnet recherchierte historische Fakten, gepaart mit tiefen Emotionen und überzeugenden Figuren laden förmlich dazu ein, der Autorin in die Südstaaten zu folgen und ein mitreißendes Abenteuer an der Seite ihrer Protagonisten zu erleben.

Ich bedanke mich für ein grandioses Leseerlebnis und hervorragende Unterhaltung auf sehr hohem Niveau.

Veröffentlicht am 01.02.2018

Wirf dein Herz voraus, und spring hinterher!

Küstenträume
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Wirf dein Herz voraus, und spring hinterher!

„Ich lege dir ans Herz, was mir außer dir am wichtigsten ist: meinen Hof und meine Tanja, und ich weiß, dass beides bei dir in guten Händen ist. Ich umarme ...

Wirf dein Herz voraus, und spring hinterher!

„Ich lege dir ans Herz, was mir außer dir am wichtigsten ist: meinen Hof und meine Tanja, und ich weiß, dass beides bei dir in guten Händen ist. Ich umarme dich in Liebe, dein Onkel Henry.“

Der unvermutete Tod ihres geliebten Onkels Henry ist ein Schock für Judith Reimann. Die schlimme Nachricht erreicht die alleinerziehende Mutter einer achtjährigen naseweisen Tochter noch dazu in einer tristen Situation. Judith hat nicht nur ihre Anstellung in einem Biomarkt verloren, ihr wurde auch der Mietvertrag für die kleine Wohnung in Hannover gekündigt. Nach dem Erhalt eines Schreibens, in dem sie um ihre Anwesenheit bei der Testamentseröffnung aufgefordert wird, entschließt sie sich kurzerhand, nach Nordenham zu fahren.

Zur gleichen Zeit entdeckt die taffe Karrierefrau Tanja Merker, dass ihr Lebensgefährte sie schmählich hintergangen hat. Die Juristin kündigt ihren Job in einem Versicherungskonzern, zieht aus der gemeinsamen Wohnung aus und bucht kurzentschlossen einen Urlaub auf Sylt. Dort erreicht sie eine Briefnachsendung – auch Tanja wird zur Eröffnung von Heinrich Reimanns Testament geladen.

Durch die Testamentseröffnung wird das Leben der beiden Frauen vollständig auf den Kopf gestellt. Der gute Onkel Henry hinterlässt seinen Hof in Bördiek zu gleichen Teilen Judith und Tanja. Er macht jedoch zur Bedingung, dass die beiden mindestens vier Wochen lang auf dem Hof leben, und ihr Erbe ein Jahr lang nicht verkaufen dürfen. Was für die beiden Städterinnen zunächst unvorstellbar scheint, wird nach genauerer Betrachtung vorsichtig in Erwägung gezogen – und schließlich entscheiden Judith und Tanja sich für das vierwöchige Abenteuer in dem idyllischen kleinen Dorf mit seinen schrulligen und liebenswerten Bewohnern.

Marlies Folkens erzählt in ihrem Roman die wunderschöne und herzerwärmende Geschichte eines alten Mannes, der seinen Traum leben durfte und nach seinem Tod dazu beitragen möchte, dass sich auch die Träume jener Menschen erfüllen, die ihm am meisten am Herzen lagen. Die Protagonisten dieses Buches wurden sehr überzeugend dargestellt. Judith Reimanns ruhige, besonnene Art, ihr unscheinbares Äußeres und ihre Zurückhaltung stellen einen ziemlichen Kontrast zur ehrgeizigen und sportlichen Juristin Tanja dar. Tanja ist spontan, selbstbewusst und fühlt sich bereits ihr ganzes Leben lang als „Getriebene“. Die Person des liebevollen und herzlichen Heinrich Reimann wird dem Leser in Form von Rückblenden vorgestellt, während die anderen Nebenfiguren dieses Buches nach und nach auf dem Schauplatz der Handlung erscheinen. Marlies Folkens hat sich mit deren Charakterisierung ebenfalls große Mühe gegeben und ich war besonders der achtjährigen kleinen Tochter von Judith zugetan. Das eigensinnige und selbstbewusste kleine Mädchen mit dem feuerroten Haar, das vor nichts und niemanden Angst hat, zeigt einen für ihr Alter ungewöhnlichen Scharfsinn und übergroßes Einfühlungsvermögen - im Grunde war Anna meine ganz persönliche Protagonistin in diesem Buch. Gertrud Köhler ist eine typische liebenswerte Bewohnerin des kleinen Ortes Bördieks, ihr Tante-Emma-Laden stellt einen wichtigen Dreh- und Angelpunkt dar. Der Inhaber des benachbarten Hofes namens Jürgen Peters und der attraktive Christoph Janssen fungieren nicht selten als Retter in der Not, und letztendlich schaffte die Autorin es sogar, meine Sympathie für die redselige Plaudertasche Annegret durch ihre Hilfsbereitschaft und ihr riesengroßes Herz zu erwecken.

Der locker-leichte Schreibstil und der interessante Inhalt machten die Lektüre dieses Buches zu einem reinen Vergnügen, einzig der vermehrte Einsatz von Kraftausdrücken in diesem Buch hat mich gestört und stellt einen kleinen Kritikpunkt meinerseits dar.

Fazit: Der Roman „Küstenträume“ hält, was das verlockende Coverfoto mit dem idyllischen Haus vor einer malerischen Landschaft verspricht: der Leser taucht in eine Geschichte ein, in der es um die Erfüllung von Träumen geht, wo Menschen sich an Wegkreuzungen ihres Lebens befinden, und Entscheidungen getroffen werden müssen. Die Autorin fragt zu Recht: „Was ist mit den Wünschen, die man sich nicht mit Geld erfüllen kann?“ Eine wunderschöne Geschichte, die mir große Freude bereitet hat und die ich sehr gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 22.01.2018

Kennen wir uns selbst wirklich?

Wer du bist
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Kennen wir uns selbst wirklich?

„Das Enneagramm (von altgriechisch ἐννέα, ennea, „neun“, und γράμμα, gramma, „das Geschriebene“) bezeichnet ein neunspitziges esoterisches Symbol, das als grafisches Strukturmodell ...

Kennen wir uns selbst wirklich?

„Das Enneagramm (von altgriechisch ἐννέα, ennea, „neun“, und γράμμα, gramma, „das Geschriebene“) bezeichnet ein neunspitziges esoterisches Symbol, das als grafisches Strukturmodell neun als grundsätzlich angenommene Qualitäten unterscheiden, ordnen und miteinander in Beziehung setzen soll.“ So lautet die Erklärung von Wikipedia zu einem Ausdruck, der mir bislang nicht geläufig war.

Ian Morgan Cron und Suzanne Stabile befassen sich im vorliegenden Buch mit dem Enneagramm und stellen es mit starkem Bezug zum christlichen Glauben vor, als eine Typologie des Menschen, die aus der Antike kommt. Es soll den Menschen gemäß Autoren helfen zu verstehen, wer sie sind und wie sie ticken – warum sie auf die Welt so reagieren, wie sie es tun. In einem Zitat wird das sehr schön ausgedrückt: „Das Enneagramm steckt voller Weisheiten für Menschen, die sich nicht mehr selbst im Weg stehen und zu dem Menschen werden wollen, wie Gott ihn sich gedacht hat.“

Es gibt unzählige Bücher zum Thema „Persönlichkeitstypologie“, und ich habe auch schon einige davon gelesen. „Wer du bist“ stellt einen nützlichen Ratgeber dar, der einerseits dazu beitragen soll, den eigenen Typ zu bestimmen, andererseits jedoch auch Verständnis für andere zu erwecken, um seine Mitmenschen besser einschätzen und begreifen zu können.

Der anfangs etwas komplexe theoretische Inhalt wird durch den einnehmenden Schreibstil und zahlreiche praktische Beispiele mit zum Teil humorvollen Einlagen aufgelockert.

Die Autoren stellen auf insgesamt dreihundert Buchseiten, unterteilt in zwölf Kapitel, die neun verschiedenen Persönlichkeitstypen vor: Die Eins – der Perfektionist, die Zwei – der Helfer, Die Drei – der Leistungsmensch, die Vier – der Romantiker, die Fünf – der Forscher, die Sechs – der Loyale, die Sieben – der Enthusiast, die Acht – der Herausforderer und die Neun – der Friedliebende. Als zusätzliche Differenzierung werden sogenannte Dreiergruppen gebildet – die Bauch- oder Wut-Gruppe, die Herz- oder Gefühls-Gruppe und die Angst- oder Kopf-Gruppe. Die beiden Autoren erläutern zudem die dynamische Beziehung der unterschiedlichen Typen und thematisieren die einzelnen Stress- und Trostpunkte sowie die so genannten neun Wurzelsünden.

Die Ausführungen zu den einzelnen Persönlichkeitstypen waren hoch interessant, haben mir etliche neue Erkenntnisse beschert, mich zum Teil auch mit unbequemen Fragen konfrontiert und zum Nachdenken angeregt. Ich entdeckte zudem Übereinstimmungen bei einigen der dargestellten Typen mit Menschen aus meinem persönlichen Umfeld, konnte jedoch für mich selber keine eindeutige Zuordnung zu einem dieser neun Persönlichkeitstypen treffen. Ich sehe mich eher als Mischtyp, bei dem eine Vielzahl von Merkmalen von insgesamt fünf Typen in hohem Maße zutreffen, und nur bei zwei Typen kaum bis gar keine Übereinstimmungen vorlagen. Für interessierte Leser, die sich noch intensiver mit diesem Thema beschäftigen möchten, wird in diesem Buch zudem auf entsprechende Lektüre hingewiesen.

„Wer du bist“ stellt einen informativen und interessanten Ratgeber dar, der mir sehr gut gefallen hat und den ich gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 20.01.2018

Ein Wiedersehen auf Birch Heights

Die Rückkehr des Erben
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Ein Wiedersehen auf Birch Heights

Mit ihrer Neuerscheinung „Die Rückkehr des Erben“ setzt Nicola Vollkommer die Geschichte um die Familie Greenwold fort, die auf ihrem Landbesitz Birch Heights in der ...

Ein Wiedersehen auf Birch Heights

Mit ihrer Neuerscheinung „Die Rückkehr des Erben“ setzt Nicola Vollkommer die Geschichte um die Familie Greenwold fort, die auf ihrem Landbesitz Birch Heights in der Küstenidylle Cornwalls beheimatet sind. Im vorliegenden Band sind nicht mehr Lady Charlotte und Sir Jake Greenwold die Hauptpersonen, sondern Charlottes Halbbruder Eduard Forsythe-Drake.

Eduard, der uneheliche Sohn des selbst ernannten Erben Malcolm Forsythe-Drake, fristet bei seinem Vater in London ein elendes Dasein. Der dreizehnjährige Junge erfuhr in seinem bisherigen Leben nur Misshandlungen, Armut und Hunger. Als sein Vater stirbt, verspürt er nicht das geringste Bedauern über das Ableben seines Peinigers. Eduard wird im Armenhaus „Hoddington Place“ aufgenommen und avanciert zu einer Schachfigur in einem perfiden Spiel.

Auf Birch Heights führen Lady Charlotte und Sir Jake Greenwold mit ihrer Tochter Elinor ein sorgenfreies Leben. Obgleich das zehnjährige Mädchen beinahe blind ist, hält sie ihre gesamte Umgebung auf Trab. Elinor leidet unter ihrem schlechten Sehvermögen, sie legt ein träges, lustloses, missmutiges und leider allzu oft auch ein sehr aufsässiges Verhalten an den Tag. Einzig dem hartnäckigen Bestreben ihrer Mutter ist es zu verdanken, dass immer wieder Gouvernanten vorsprechen, um dem Mädchen Erziehung und Bildung zu vermitteln. Jede einzelne von ihnen wird jedoch von Elinor stets innerhalb kürzester Zeit in die Flucht getrieben.

Als eines Tages die zierliche, halb verhungerte und mittellose Marie auf dem Anwesen auftaucht und um Unterkunft und Arbeit bittet, wird ihr zunächst großes Misstrauen entgegengebracht. Doch die aufmüpfige Elinor öffnet sich dieser sanftmütigen Frau, und durch deren gebildete Sprache, die feine poetische Ausdrucksweise und ihre Fertigkeiten im Lesen und Schreiben erfüllt sie sämtliche Voraussetzungen für den Job als Erzieherin. Elinor blüht unter Maries Aufsicht buchstäblich auf. Mit dem Eintreffen eines Gastes aus London ziehen dunkle Wolken über Birch Heigths auf, und die gesamte Familie schlittert geradewegs auf eine Katastrophe zu…

Nicola Vollkommer hat ihre wunderschöne Geschichte aus dem Vorgängerbuch „Wie Möwen im Wind“ fortgesetzt und konzentriert sich nun im vorliegenden Buch auf Jakes und Charlottes Tochter Elinor sowie Charlottes Halbbruder Eduard. Malcolm Forsythe-Drake, der bereits im ersten Band eine Menge Unheil angerichtet hat, nimmt den Platz als Antagonist dieses Buches ein und führt seine Zerstörungsarbeit gemeinsam mit einem Komplizen fort. Durch die Person des Kindermädchens Marie und des scharfsinnigen und lebenserfahrenen Onkels Theodor bahnten sich zwei Nebenfiguren zielgerade ihren Weg in mein Herz. Durch die energische Bedienstete Franny, die der Familie Greenwold treu ergeben ist und sie mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zu schützen versucht, brachte Nicola Vollkommer eine höchst interessante, schillernde und manchmal eine Spur zu dominante Persönlichkeit in die Geschichte ein. Als äußerst sympathische Nebenfigur trat Frannys Freundin Lydia Earling in Erscheinung.

Die Geschichte beginnt mit einem zusammenfassenden Vorwort der Autorin, gewährt dem Leser Einblick in das Leben auf Birch Heights, und befasst sich anschließend mit den tragischen Lebensumständen der armen Bevölkerung Londons. Kinderarbeit, Ausbeutung und Elend werden thematisiert und die Grausamkeiten beschrieben, denen die schutzlosen Kinder in den Armenhäusern ausgeliefert waren. Nächstenliebe und Vergebung spielen in diesem Roman eine tragende Rolle. Der christliche Glaube hat ebenfalls einen bedeutenden Stellenwert inne, er wird vor allem das Ehepaar Greenwold und Lydia Earling vermittelt.

Fazit: „Die Rückkehr des Erben“ war eine wunderschöne, mit tiefen Emotionen versehene Geschichte und wartete mit einem einnehmenden Schreibstil und einen kontinuierlich steigenden Spannungsbogen auf.

Nach meiner Lektüre des Vorgängerbuches war dies bereits mein zweiter Roman der Autorin, der mich sehr gut unterhalten und mir ausgezeichnet gefallen hat.