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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.08.2025

Was ist das für ein Ende?

Heimat
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Ich muss zugeben, ich habe erst vor einiger Zeit von den sogenannten TrafWifes erfahren. Als ich mir ein Instagram Profil einer dieser selbsternannten TrafWifes anschaute, dachte ich erst, dass es sich ...

Ich muss zugeben, ich habe erst vor einiger Zeit von den sogenannten TrafWifes erfahren. Als ich mir ein Instagram Profil einer dieser selbsternannten TrafWifes anschaute, dachte ich erst, dass es sich um Satire handelt. Um so überraschter, ja regelrecht schockiert war ich, als es sich als absolut wahr herausstellte. Schockiert, weil es so fern meiner eigenen Einstellung zu Rollenbildern und Lebenswünschen verläuft.

Im Buch wird die Tradwife von Karolin verkörpert und als Leserin fragte ich mich öfter, ist sie jetzt wirklich Tradwife und/der AFD-Symphatisantin oder ist sie gefangen in einer Rolle, in die sie bestimmte Lebensumstände hineingezwungen haben? Die Protagonistin Jana, eine Zugezogene, verfällt Karoline bzw. ihrer Lebensweise. Ich konnte mich in Jana hineinversetzen, obgleich ich sie nur in Ansätzen verstehen konnte. Der Wunsch nach Zugehörigkeit, das schlechte Gewissen den eigenen Kindern gegenüber, eine unglückliche Beziehung & das alles kann die eigene Einstellung beeinflussen, dass ist mir bewusst.

Ich habe 'Heimat' gern gelesen. Hannah Lühmanns Schreibstil machte es mir auch sehr leicht. Und doch spürte ich eine Fremdheit mit dem Thema und es kam.mir.n8cn5 ganz auserzählt vor.
Womit ich aber wirklich hadere, ist das Ende. Das war mir irgendwie zu offen, zu weird oder böse, zu sehr Hollywood.
Da bleiben zu viele Fragen.

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Veröffentlicht am 20.12.2024

Beschaulich, mystisch, raue Wirklichkeit

Von Norden rollt ein Donner
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Erst nachdem ich den Autor Markus Thielemann beim Shortlist-Abend in Berlin erleben durfte, weckte sein Roman mein Interesse. Die Folge war natürlich, dass Schäfer Jannes vor meinem inneren Auge aussah ...

Erst nachdem ich den Autor Markus Thielemann beim Shortlist-Abend in Berlin erleben durfte, weckte sein Roman mein Interesse. Die Folge war natürlich, dass Schäfer Jannes vor meinem inneren Auge aussah wie der Autor. Das war dem Lesen nicht abträglich, vermutlich jedoch nicht im Sinne des Autors.

Ich ließ mich also ein, auf das Setting einer Schäferfamilie in der Lüneburger Heide. Die Beschreibung von beidem, dem Schäfer-Dasein und der Heide, hatte etwas romantiersierendes aber gleichzeitig auch etwas sehr Raues. Ich wollte unbedingt dabei sein, inmitten dieser berühmten Landschaft, inmitten der Schafe.
Der Wolf passte mir dabei gut ins Bild. Eine ähnliche Debatte um den Wolf gibt es in den Brandenburger Wäldern. Als Tierliebhaberin, die beruflich nichts vom Wolf zu befürchten hat, fällt es mir leicht, die Errungenschaft anzuerkennen, dass sich Wolfsrudel wieder in Deutschland heimisch fühlen. Aber gerade beim Lesen des Buches verstehe ich die Sorgen der Landwirte und Schäfer sehr wohl. Einfühlsam und wie mir scheint scharf beobachtet, beschreibt Thielemann die Menschen in seinem Buch. Die Kontroversen und Kompromisse, lassen selbst die ungehobeltsten Naturen symphatisch wirken. Erst nach und nach wird klar, dass Jannes unbewusst einem Familiengeheimnis auf der Spur ist. Dieses Geheimnis liegt wie ein Nebel über der ganzen Heide.

Trotz einiger spannender Szenen, hatte ich aber Schwierigkeiten mit dem Buch. Die Sprache war bildreich und klug, daran lag es nicht. Aber das Lesen war so, wie man sich die Schäferei ausmalt - beschaulich und laaaangsam.

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Veröffentlicht am 01.12.2025

Nicht dass, was ich erwartet habe

Die Assistentin
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Nun gebe ich doch auch noch meinen Senf zu diesem Buch dazu. Ich gehöre zu den Leser*innen, die '22 Bahnen' und 'Windstärke 17' wirklich gerne gelesen, ja geradezu verschlungen haben. Kürzlich habe ich ...

Nun gebe ich doch auch noch meinen Senf zu diesem Buch dazu. Ich gehöre zu den Leser*innen, die '22 Bahnen' und 'Windstärke 17' wirklich gerne gelesen, ja geradezu verschlungen haben. Kürzlich habe ich auch die Verfilmung von '22 Bahnen' geschaut und war begeistert. So gut gespielt, vor allem Laura Trinke als Alkoholkranke Mutter hat uns sehr beeindruckt. Aber alle Charaktere waren durchweg gut besetzt.

Natürlich waren meine Erwartungen an Caro Wahls neues Buch hoch. Ich freute mich wieder auf großen Lesegenuss, auch wenn mich das Thema tatsächlich nur so semi interessiert hat. Ich habe 'Die Assistentin' begonnen und nach kurzer Zeit angebrochen, um es später dann doch zu beenden.
Ich wollte es mögen und ich mag Caro Wahl nach wie vor. Ich mag es,.wie sie ihren Weg geht und sagt, was sie denkt und fühlt. Das Buch hat mir aber leider nicht gefallen. Die so oft erwähnten ständigen Wiederholungen und Vorwegnahmen, waren am Anfang noch irgendwie Unterhaltsam, störten meinen Lesefluss mit der Zeit immer mehr.
Auch inhaltlich kann ich der Protagonistin nicht immer so recht folgen, wobei das kein Kritikpunkt ist, denn natürlich darf sie anders ticken als ich. Es fällt mir persönlich nur schwer, Geschichten zu lesen, in denen ich so gar keinen Sympathie-Anhaltspunkt finde.

Das Gebaren und die Machtstrukturen des Chefs finde ich jedoch gut umgesetzt und dieses toxische Verhalten hat mich wütend gemacht und teilweise sprachlos gemacht.

Nach dem Lesen des Buches, stelle ich mir die Frage, ob der Stil des Buches absichtlich so gewählt wurde, absichtlich eher schlecht, um zu zeigen, dass es keine hochwertige Literatur bedarf, um Erfolg zu haben. Wobei es natürlich dem widerspricht, was wir oft als Bestseller in den Buchläden sehen. Qualität und Erfolg gehen in der Kunst nicht immer einher.

Ich werde ganz sicher auch weitere Bücher von Caro Wahl lesen und hoffe aber, dass es dann wieder Geschichten zum Eintauchen sind.

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Veröffentlicht am 18.10.2025

Hmm, schwierig

Das Beste sind die Augen
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"Es muss schön sein, sich so sicher zu fühlen, dass man keine Angst haben muss, nachts allein unterwegs zu sein oder in das falsche Auto zu steigen."

Was für ein Trip war dieses Buch. Als feministischer ...

"Es muss schön sein, sich so sicher zu fühlen, dass man keine Angst haben muss, nachts allein unterwegs zu sein oder in das falsche Auto zu steigen."

Was für ein Trip war dieses Buch. Als feministischer Horror würde es deklariert. Neuland für mich und gleichzeitig meines erstes Buch von Kiwi Space, dem neuen Imprint des Kiwi Verlags.

Da ist Ji-Won eine junge Frau, die gerade ihr Studium beginnt. Sie lebt gemeinsam mit ihrer Schwester Ji-hyun bei ihrer Umma. Umma leidet immer noch unter der Trennung von Papa und es wird sich durch das ganze Buch ziehen, dass sie sich nur über die Beziehungen zu Männern definieren kann.

Und so tritt irgendwann George auf den Plan. Ein Mann, der rassistisch und ableistisch redet und handelt, sich selbst aber als den großen Gönner ansieht. Ji-Won durchschaut schneller als ihr lieb ist. Mehr will ich nicht Spoilern, nur dass blaue Augen zu einer sehr dramatischen Obsession führen.

Das Buch liest sich leicht weg. Als Horror würde ich es nicht bezeichnen, aber ich w.ofand fast durchweg Abneigung und Ekel. Abneigung vielen Charakteren gehenüber, vor allem die Männer sind ein Fach widerwärtig und Ekel gegenüber drastischen, kriminellen Handlungen.

"Das beste sind sie Augen" ist auf jeden Fall ein Buch, dass nicht so schnell verblasst und das nachwirkt. Es birgt viel Diskussionspotenzial. Der Feminismus, der hier beworben wird, ist für mich nur in Ansätzen erkennbar. Die Geschichte soll provozieren. Das ist klar. Und doch bleibt da so ein Unbehagen, was mir das Buch brutzeln soll. Ist es reine Unterhaltung oder ist es ein Aufruf bzw. Aufschrei?

Ihr seht, ich habe Redebedarf.

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Veröffentlicht am 04.10.2025

Eine Gratwanderung zwischen Genialität und Ekel

Gym
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Ich gebe es zu, ich war eine dieser typischen Fitness-Studio-Karteileichen. Die Beiträge wurden regelmäßig bezahlt, aber spätestens nach drei Monaten, sah man mich im Studio eher kaum noch.

Nach dem ersten ...

Ich gebe es zu, ich war eine dieser typischen Fitness-Studio-Karteileichen. Die Beiträge wurden regelmäßig bezahlt, aber spätestens nach drei Monaten, sah man mich im Studio eher kaum noch.

Nach dem ersten Drittel dieses Buches wollte ich sofort los und mich wieder anmelden und ich checkte gleich mal wieder vegane Proteinquellen.

Die namenlose Ich-Erzählerin macht es mir von Anfang an schwer sie zu mögen und dennoch hat sie etwas, dass mich in ihren Bann zieht. Als sie den Job im Mega Gym annimmt, ist klar, dass sie irgendwas zu verbergen hat, irgendwas ist schief gelaufen im Leben aber Verena Kessler schafft es, die Spannung zu halten und nur tröpchenweise Informationen preiszugeben, bis wir den großen Knall komplett erfahren.

Auf diesem Weg wird das Gym zu einer Obsession. Ich will nicht zu viel spoilern, aber der Weg hat mich lachen und staunen lassen, aber erieß mich auch angewidert meinen zukünftigen Fitness-Studio Vertrag überdenken.

Die Charaktere rund um die Erzählerin sind herrlich gezeichnet, ich hatte direkt Bilder im Kopf. Da ist der selbsternannte Feminist und Studio Chef Ferhat. Şeyda, seine in dem ganzen Fitness-Potpourri so normale Schwester mit Tochter Lila. @ijustwannaswet Swetlana, Fitness Instructor und Millie die 18jährige liebenswerte Thekenkraft.

Irgendwie wirkt anfangs noch alles wie eine smarte Fitness-Familie aber die Vergangenheit der Erzählerin und die Lügen, in die sie sich verstrickt, sorgen noch für einiges an Witz und Trouble.

Der Aufhänger könnte nämlich nicht Comedy-affiner sein. Um den Job im Gym zu bekommen und gleichzeitig ihren nicht ganz so fitten Körper zu erklären, erfindet die Protagonistin einfach mal eine frischgebackene Mama-Rolle mit Baby. Die Unterhaltung ist vorprogrammiert.

Wer jetzt aber eine leichte Komödie erwartet, den muss ich enttäuschen. Freunde des schwarzen Humors kommen da mehr auf ihren Geschmack.

Ich habe das Buch vor zwei Monaten gelesen und überlege immer noch, ob ich es genial oder einfach nur drüber finde. Wenn ihr wissen wollt, was die billable hour ist und wer zu den High Performern gehört lest das Buch. Ich garantiere euch zudem, dass ihr richtig Lust auf sportliche Cocktails bekommt. Wer möchte nicht gern einen Muscle Hustle oder einen Bunny Booster trinken.

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