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Regina1960

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Veröffentlicht am 01.11.2025

Wie zwei alte Kassettenbänder dein ganzes Leben verändern können

Großmutters Geheimnis
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“Großmutters Geheimnis“ vom dänischen Autor Benjamin Koppel hat mir insgesamt betrachtet gut gefallen, mich emotional bewegt und dabei gefühlsmäßig durch eine Berg- und Talfahrt geführt. Da war auf den ...

“Großmutters Geheimnis“ vom dänischen Autor Benjamin Koppel hat mir insgesamt betrachtet gut gefallen, mich emotional bewegt und dabei gefühlsmäßig durch eine Berg- und Talfahrt geführt. Da war auf den 488 Seiten alles dabei – Begeisterung, Bestürzung, Fragezeichen, zum Abschluss des Buches leichte Enttäuschung über das Ende. Erzählt wird auf zwei sich abwechselnden Zeitebenen, Gegenwart und Vergangenheit. Stilistisch für mich geschickt gemacht vom Autor, von Seite zu Seite wurde der Roman für mich immer spannender durch sich zusammenfügende einzelne Puzzleteile zum großen Ganzen. Wir schreiben zum einen das Jahr 2015. Musiker Alexander lebt mit seiner Partnerin Gry in Kopenhagen. Unerfüllt blieb bislang ein Kinderwunsch, daher unterzieht sich Gry einer Fertilitätsbehandlung in einer Spezialklinik. Alexanders Mutter Lillian, einst erfolgreiche Sängerin, verhält sich im Privatleben ebenso divenhaft wie einst auf der Bühne. Mischt sich in das Privatleben ihres Sohnes ein, Intimsphäre und Empathie scheinen Fremdworte für sie zu sein, körperlich wie emotional war sie so gut wie nie präsent in Alexanders Kindheit. Sein alkoholkranker Vater Knud hat nur am Rande einer eher unglückliche Randfigur gespielt. Alexander ist zwar als Musiker mit einer Band erfolgreich, dennoch nicht wirklich zufrieden mit seinem Leben. Dies äußert sich durch Angstzustände, Depressionen, Selbstzweifel und Schuldgefühle, die er durch Konsum von Alkohol und Drogen versucht zu ersticken. Dann findet er überraschend bei einer Aufräumaktion im Haus seiner Mutter besprochene Bänder seiner ihm bis dahin unbekannten Großmutter Ruth. Und mit diesem Fund wird der Leser dann in die Vergangenheit katapultiert, der Inhalt der Bänder hat später tiefgreifende Folgen auf die gesamte Familiendynamik. Die Bänder wirken wie eine große Lebensbeichte, auf ihnen berichtet die Großmutter über ihr bewegtes Leben, angefangen von einer behüteten Kindheit in einer Musikerfamilie, über ihre Ausbildung zur Opernsängerin bis hin zur Deportation in das von den Nazis errichtete Ghetto Theresienstadt , wo ihr nur die Liebe zur Musik die Kraft gibt zu überleben. Die Musik ist die gemeinsame Sprache, die „Tonart“, die Alexander und sie verbindet. Immer mehr Geheimnisse werden sukzessive gelüftet durch Ruths Erzählungen, Alexander besucht sie sogar noch in New York, wo sie mit stolzen 96 Jahren in einem jüdischen Pflegeheim lebt. Als Leserin wurde ich mitgenommen auf die Reise des Erkennens und Verstehens, umso enttäuschter war ich dann allerdings vom Ende, wo es sich der Autor für meine Begriffe dann etwas zu einfach macht, da hätte ich mehr Leidenschaft erwartet. Dennoch hat das Buch mir durchaus gefallen, es hat meine Neugierde und die Spannung auf den ersten dreihundert Seiten sehr hoch gehalten, und auch den Blick zugewandt auf eine dunkle Seite Deutscher Geschichte. Für unrealistisch habe ich es allerdings befunden, dass alte Traumata, die sich über Generationen hinweg weitervererben, nur durch das Hören von zwei Kassetten auflösen. Sicherlich ist die Aufarbeitung der Familiengeschichte ein erster Schritt in die richtige Richtung auf dem Weg zur eigenen Heilung. Dass sich allerdings so schnell nahezu alle Probleme auf einmal lösen scheinen, war für mich schlichtweg realitätsfern. Daher ein Stern weniger von mir.

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Veröffentlicht am 18.09.2025

Offen, bewegend, persönlich

Inside
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Ich bin ein leidenschaftlicher Tennisfan, und mir entgeht wohl selten ein Match, das im TV übertragen wird. Dabei interessieren mich auch immer wieder die Kommentare von Boris Becker, die für ...

Ich bin ein leidenschaftlicher Tennisfan, und mir entgeht wohl selten ein Match, das im TV übertragen wird. Dabei interessieren mich auch immer wieder die Kommentare von Boris Becker, die für mein Empfinden immer sehr ehrlich, zutreffend und fundiert sind. Daher war ich ganz besonders neugierig auf sein neues Buch „Inside“, das von seiner Zeit in den zwei britischen Gefängnissen Wandsworth und Huntercombe handelt. Im April 2022 war er wegen des Vorwurfs von Insolvenzstraftaten zu 30 Monaten Haft verurteilt worden, von denen saß er insgesamt 7 Monate hinter Gittern. Ich wurde nicht enttäuscht, im Buch gibt sich Becker offen und reflektiert, und die Dinge, die mich interessierten aus seinem Leben, habe ich auch auf den gut 345 Seiten gefunden. „Inside“ ist gut zu lesen, abwechselnd wird von der Zeit hinter Gittern und dem Privatleben erzählt. Wie konnte es dazu kommen, dass ein so gefeierter deutscher Tennisstar so tief gefallen ist? Er, der zig Trophäen mit nach Hause nehmen konnte und Millionen verdiente, endete quasi mit null Euro in der Tasche in englischen Gefängnissen? Mehr als einmal macht er dafür seinen frühen Ruhm und den Sieg des Wimbledon-Turniers im Alter von nur 17 Jahren mit verantwortlich. Er ist der Überzeugung, wäre er nicht so früh so erfolgreich gewesen, wären die Dinge anders gelaufen. Boris Becker gibt dabei auch Fehler zu, die er in seinem Leben gemacht hat, wenngleich er gleichzeitig immer wieder betont, „Er habe es eben für zwei Wochen versäumt, seinem Insolvenzverwalter Vermögenswerte anzugeben und habe Geld aus der Insolvenzmasse für Unterhalt, Miete und die Kosten einer Knieoperation verwendet. Das kann in meiner Position jedem passieren", so Becker. Alles verloren, und doch wieder auf Kurs, so würde ich es einmal bilanzieren. So schwer die Zeit auch temporär im Gefängnis war – unangenehme Wärter, schreiende Mitinsassen, schimmelige Zellen, dubiose Häftlinge - so war es für Boris gleichzeitig auch ein Neuanfang. Im Gefängnis konnte er neue Freundschaften schließen, er hat das Buch geschrieben, mit Lilian scheint er die perfekte Frau an seiner Seite zu haben, die ihn in der wohl schwersten Zeit seines Lebens nicht hat fallen gelassen und mit der er nochmal Vaterfreuden genießen wird, und auch nach der vorzeitigen Entlassung aus der Haft steht er wieder in Lohn und Brot, kommentiert bei Turnieren, und präsentiert sich wieder im Rampenlicht. Die schwere Zeit hat ihm allerdings auch aufgezeigt, welche Freunde die wahren sind . Mir hat gut gefallen, wie ehrlich und schonungslos Boris Becker dieses Buch geschrieben hat, es hat meine Erwartungen erfüllt. Ich gebe für das Buch auf jeden Fall eine klare Leseempfehlung, ich habe es sehr gerne gelesen, und ich bin um einige Informationen rund um den Menschen Boris reicher. Auch der Blick hinter die Gefängnismauern war durchaus interessant. Manche Zustände, die er beschreibt, hätte ich so nicht erwartet. Aber aus diesem Grund wollte ich es ja lesen. Der Buchtitel „Inside“ ist für mein Empfinden perfekt gewählt, und dass Becker „Gesicht“ auf dem Cover zeigt, ebenfalls.

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Veröffentlicht am 15.08.2025

Ein tolles Buch für Kids ab 11 mit warmherziger Botschaft

PS: Du bist ein Geschenk! (PS: Du bist die Beste! 6)
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Was für ein wunderschönes Buch für Kids ab 11 Jahren! Mit „P.S.: Du bist ein Geschenk“ hat das Autorinnen-Duo Nathalie Buchholz und Inka Vigh ein wunderschönes, einem Tagebuch ähnelndes, Lesewerk ...


Was für ein wunderschönes Buch für Kids ab 11 Jahren! Mit „P.S.: Du bist ein Geschenk“ hat das Autorinnen-Duo Nathalie Buchholz und Inka Vigh ein wunderschönes, einem Tagebuch ähnelndes, Lesewerk geschaffen für diese Altersgruppe. Es ist bereits der sechste Band der Buchreihe "P.S“, die die Geschichte der Freundschaft von Emma und Lore erzählt. Ich kannte die Reihe nicht, und durfte den sechsten Band vorab lesen, und war schlichtweg begeistert. Mich interessierte die mir unbekannte Serie, da meine Enkeltochter genau in diesem Alter ist, sich ihr Leseverhalten und ihre Gedankenwelt doch nun stark gewandelt haben. Da sie sehr gerne liest, und immer wieder Bücher auf ihrer Wunschliste ganz oben stehen, möchte ich unbedingt immer auf dem Laufenden bleiben. Mit dieser Buchreihe scheint man auf jeden Fall gut beraten zu sein. Die Aufmachung und der Schreibstil, das Layout als auch die Themen sind genau das, was ein Kind in diesem Alter bewegt. Bunt präsentiert sich das Buch, herausgegeben bei arsEdition, handlich, und vom Format her in etwa dem eines Tagebuches entsprechend. Über die 224 Seiten bin ich nur so „geflogen“, denn das Buch ist wahrlich eine spannend gestaltete, künstlerische Reise. Es werden zuhauf verschiedene Layouts und Schriftarten eingesetzt, was für Lebendigkeit sorgt, aber gleichsam auch für eine persönliche Note sorgt – so, als ob man in ganz persönlichen Aufzeichnungen stöbert. Das wird unterstrichen durch handschriftlich wirkende Elemente, Skizzen, niedliche Zeichnungen, farbenfrohe Illustrationen und Graphiken, Selbst das Cover wird mit einer roten Schleife optisch verziert und, als „Geschenk“ präsentiert. Weitere Besonderheit sind die eingestreuten Rezepte, die das Werk zusätzlich bereichern und den herzlichen Charakter des Buches unterstreichen. Diese kleinen Überraschungen sorgen dafür, dass es sich nicht nur um ein Buch zum Lesen handelt, sondern auch um eines, das zum Mitmachen, Nachdenken und Genießen einlädt. Dabei bleibt es gleichsam witzig, spannend und unterhaltsam bis zum Schluss. Inhaltlich geht es um die besten Freundinnen Emma und Lore, die diesmal gemeinsam Urlaub in den Bergen machen dürfen. Kaum im Urlaubsort angelangt, überschlägt ein Ereignis das andere: heimliche Liebe, eine Hochzeit, ein kleines Kätzchen und und und … Doch egal, was auch geschieht, über allem steht die Einsicht, dass ihre Freundschaft das größte Geschenk! Das Buch war ein tolles Lesevergnügen, auch für mich als Großmutter, und hat mich der Gedankenwelt eines Teenagers wieder ein Stückchen nähergebracht. Für mein Empfinden kann das Buch auch durchaus spannend sein für Jungs! Klare Kaufempfehlung von mir!


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Veröffentlicht am 13.08.2025

Sensibles Thema einfühlsam in spannenden Roman verpackt

Der Sommer am Ende der Welt
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Eva Völlers „Der Sommer am Ende der Welt“ hat mich sehr ergriffen, ich fand das Buch emotional bewegend, ging es hier um ein sensibles Thema, das in der Gesellschaft bislang eher wenig Aufmerksamkeit ...



Eva Völlers „Der Sommer am Ende der Welt“ hat mich sehr ergriffen, ich fand das Buch emotional bewegend, ging es hier um ein sensibles Thema, das in der Gesellschaft bislang eher wenig Aufmerksamkeit erhalten hat. Die Autorin kannte ich bis dahin noch nicht, nach dem Lesen dieses Buches hat sie in mir nun einen weiteren Fan. Ihr Schreibstil sagt mir sehr zu, sie schreibt flüssig und angenehm, äußerst präzise, man bekommt ziemlich schnell eine Vorstellung der einzelnen Charaktere, zudem versteht es Völler, für einen angemessenen Spannungsaufbau zu sorgen, was das Lesen für mich sehr angenehm gestaltete. Thematisch geht es um die so genannten „Verschickungskinder“, deren Schicksal die Journalistin Hanna auf der Insel Borkum aufspüren möchte. Sie nutzt einen gemeinsamen Urlaub mit ihrer Tochter Katie für ihre Recherche. Der Roman nimmt ziemlich schnell an Fahrt auf, das höchst sensible Thema wird verknüpft mit mehreren Nebenschauplätzen, an denen sich komplizierte Liebesgeschichten und Dramen aneinanderreihen, bis hin zu einem versuchten Mordanschlag. Gegen Mitte des Buches jagt ein Ereignis das nächste, was mich anfänglich wirklich fasziniert hat, zum Schluss hin an manchen Stellen dann doch etwas zu viel war. Für mein Empfinden hätte das Buch gar nicht so viele Nebenschauplätze gebraucht, daher vier statt fünf Sterne. Meine Motivation, das Buch zu lesen, war, einen Einblick in das Thema „Verschickungskinder“ zu bekommen, und das ist der Autorin auf sanfte Art gelungen. Ich werde mir sicherlich zur Vertiefung dahingehend noch Sachbücher kaufen, das ist dieses Buch von Eva Völler nämlich nicht. Der Roman thematisiert vielmehr das Leid von Kindern, die unter dem Deckmantel von körperlicher Genesung in Kurheime geschickt wurden, und emotionale wie körperliche Misshandlungen erdulden mussten. Manche starben sogar. Auch in Eva Völlers Buch werden Szenen beschrieben, die schlichtweg entsetzen und berechtigt die Frage aufwerfen, wieso so viele damals geschwiegen und mitgemacht haben. Die Autorin bleibt jedoch für mein Empfinden stets dabei feinfühlig und übertreibt es nicht mit den Ausschmückungen von Grausamkeiten, das wäre mir sonst auch zu belastend gewesen.
Für mich bot das Buch einen ersten Blick auf ein höchst sensibles Thema, ich habe es in wenigen Tagen ausgelesen und kann es wärmstens weiterempfehlen.



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Veröffentlicht am 13.08.2025

Kleiner, wertvoller Ratgeber für ein respektvolles Miteinander in der Familie

Lasst uns reden
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Mit 174 Seiten ist "Lasst uns Reden" von Lou Elvarsdóttir und Julia Dibbern, eher ein "Büchlein", dennoch durchaus kompakt und höchst informativ. Ich habe es mit großer Aufmerksamkeit gelesen ...

Mit 174 Seiten ist "Lasst uns Reden" von Lou Elvarsdóttir und Julia Dibbern, eher ein "Büchlein", dennoch durchaus kompakt und höchst informativ. Ich habe es mit großer Aufmerksamkeit gelesen und mir einige wichtige Informationen für mich herausgezogen. Inhaltlich geht es um die "Familienkonferenz", in einfachen Worten ausgedrückt, um das regelmäßige miteinander Kommunizieren von Klein und Groß als wichtigem Eckpfeiler, um das Zusammenleben im Familienverbund "auf Augenhöhe" zu gestalten. Die beiden Autorinnen - die eine Diplom-Psychologin und die andere Fachjournalistin mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit und Familienleben - transportieren in einfacher, locker-humorvollen Sprache ihre Empfehlungen, für ein entspannteres Miteinander in der Familie. Dabei bleiben sie praxisnah und auf das Wesentliche reduziert, ohne dabei wichtige Inhalte auszusparen. Die Sprache ist einfach und für jederman gut zu verstehen, kein Fachchinesisch, keine komplizierten Graphiken oder umständliche Formulierungen. Die Übungen und Tipps sind leicht im Alltag umzusetzen. Grundsätzlich ist es natürlich nichts Neues, dass Kommunikation das A und O für jegliche Art von Beziehungen ist. Dieser kleine, kluge Ratgeber ist jedoch in meinen Begriffen ein recht kompaktes, hilfreiches Buch für denjenigen, der sich in seiner Familie eine Veränderung wünscht, und nicht so Recht weiß, wie er das am Besten anstellt. Die wichtigsten Werkzeuge dafür werden verständlich an die Hand gegeben. Es werden auch einzelne Fallbeispiele zum besseren Verstehen aufgeführt. Die Autorinnen erheben auch gar keinen Anspruch darauf, dass sie mit diesem Buch nun die Weisheit aller Dinge vermitteln, sondern weisen vielmehr darauf hin, dass niemand perfekt ist und schlußendlich jeder für sich herausfinden muss, was wie in seiner Familie am Besten funktioniert und umsetzbar ist. Das Buch ist hierfür für meine Begriffe ein guter Einstieg, ich kann es empfehlen! Die Aufmachung wirkt durch unterschiedliche Schreibarten und eingestreute rosa Schriftarten in Überschrift oder Zwischentiteln locker, dennoch übersichtlich. Einzelne Themen kann man durchaus auch noch einmal zum besseren Verständnis nachschlagen und vertiefen, dafür sorgen ein übersichtliches Inhaltsverzeichnis und die Quellenangaben.

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