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Veröffentlicht am 24.01.2018

Eine abenteuerliche Geschichte über raffinierte Diebe, berüchtigte Kidnapper & unverhohlene Elstern

Wolkenschloss
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Inhalt:
Fanny Funke, 17 Jahre, aus Achim bei Bremen, macht ein Jahrespraktikum hoch über den Schweizer Wolken, im Wolkenschloss. Schon nach ihren ersten Tagen, hinter dem doch schon etwas alten Gemäuer, ...

Inhalt:
Fanny Funke, 17 Jahre, aus Achim bei Bremen, macht ein Jahrespraktikum hoch über den Schweizer Wolken, im Wolkenschloss. Schon nach ihren ersten Tagen, hinter dem doch schon etwas alten Gemäuer, steht für sie fest: Das Wolkenschloss hat nicht nur Charakter und Charme, sondern ist ein magischer Ort, den es zu lieben lohnt. Denn das Wolkenschloss ist nicht nur ein Hotel, es ist ein Zuhause für die bereits jahrelang dort angestellten Bediensteten, es ist Zufluchtsort für die verbotene Katze und über Weihnachten und Silvester auch Aufenthaltsort zahlreicher Berühmtheiten, die zwecks des traumhaften Winterballs aus aller Welt anreisen und dem alten Gemäuer Leben einhauchen. Kein Wunder also, dass es gerade zu dieser Zeit zu zahlreichen fragwürdigen, magischen und überraschenden Ereignissen kommt, die Fanny Funke ganz schön auf Trab halten, wie beispielsweise der gutaussehende Tristan Brown, der nachts an Fassaden hochklettert, die Oligarchin, die über Silvester einen der wertvollsten Schätze der Welt erwartet oder ein Thrillerautor, der mit der ein oder anderen These ganz schön für Furore sorgt.

Meinung:
Erst vor wenigen Stunden habe ich im Wolkenschloss ausgecheckt und schon jetzt vermisse ich seine heimische Atmosphäre, seine aufregenden Abenteuer und seine bis ins kleinste Detail liebevoll gestalteten Buchfiguren sehr. Fanny Funke bei ihrem Jahrespraktikum, ferner über die weihnachtlichen Festtage zu begleiten, hat mir unglaublich viel Freude bereitet, denn Fanny Funke ist ein Buchcharakter, der einfach Spaß macht - was erneut dem gierschen Humor zu verdanken ist. Wie nicht anders von der Autorin gewohnt, erwarten den Leser hinter den Buchseiten, hinter der alten Fassade des Schweizer Berghotels, liebevolle Ideen, lustige Szenen und unterhaltsame Figuren.

So bekommt es Fanny Funke nicht nur mit gemeinen Zimmermädchen zu tun, sondern ebenso mit einem verzogenen Millionärssöhnchen, einem charmant und unverschämt gutaussehendem Fassadenkletterer und dem berühmt berüchtigtem Hotel-Kidnapper. Neben ihrer Beschäftigung als Kindermädchen hat Fanny demnach alle Hände voll zu tun. Wie gut, dass ihr der Hotelierssohn Ben, die Seele des Hotels, der Concierge Rocher und die streng verbotene Katze, sowie sieben Berg-Dohlen zur Seite stehen alle Rätsel und Geheimnisse rund um das Hotel und seine Bewohner zu lüften.

Zwar tut sich die Geschichte an einigen Stellen schwer und entwickelt sich generell etwas unstet, passt aber von den Figuren, dem Humor und der Grundidee ins giersche Schema, weshalb man als Leser an der ein oder anderen Stelle gerne mal ein Auge zudrückt. Besonders angesichts der Tatsache, dass Frau Gier die Atmosphäre der Geschichte so unglaublich gut gelungen ist. Unter ihren Buchstaben wird das Wolkenschloss mit all seinen Gerüchen, Geheimecken und Bewohnern vor den Leseraugen real und alsbald findet man sich hinter der Rezeption wieder, einen schweren, eisernen Zimmerschlüssel zwischen den Fingern und fährt im klapprigen Aufzug hoch in sein Zimmer, durch dessen Fensterscheibe man auf eine verschneite und wunderbar romantische Schneelandschaft blickt.

Fazit:
Kurzum: Trotz einiger Schwächen in der Handlung, ist "Wolkenschloss" von Kerstin Gier, ein wunderbarer Roman, der dank seiner unverwechselbaren Atmosphäre, in welcher sich der Leser schon nach den ersten Seiten ganz heimisch fühlt, seinen skurrilen Figuren und all seiner verrückten und charmanten Details, ein absolutes Wohlfühlbuch, ganz nach gierscher Art und Humor.

Veröffentlicht am 05.09.2018

Nette Lektüre für zwischendurch, nicht mehr und nicht weniger.

Lost in a Kiss
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Inhalt:
Als Aspen ihre beste Freundin Bethany nach dem Collegeabschluss auf einen vierwöchigen Roadtrip begleiten soll, bietet sich ihr eine einmalige Chance, denn seit dem Tod ihres Vaters hat Aspens ...

Inhalt:
Als Aspen ihre beste Freundin Bethany nach dem Collegeabschluss auf einen vierwöchigen Roadtrip begleiten soll, bietet sich ihr eine einmalige Chance, denn seit dem Tod ihres Vaters hat Aspens Familie finanzielle Probleme und die junge Absolventin somit kaum Chancen ihrem Alltag zu entfliehen. Die Sache hat aber einen Haken: Bethanys anhänglicher und überfürsorglicher Bruder Bram wird die Beiden begleiten. Doch Aspen hasst Bram. Und Bram hasst Aspen. Seit dem ersten Tag ihrer Begegnung sind die Beiden wie Feuer und Eis. Doch Bethany zuliebe nimmt Aspen die Anwesenheit von Bram in Kauf, aber dann springt ihre beste Freundin kurz vor Reisebeginn ab und Aspen findet sich auf einem vierwöchigem Trip mit dem Mann wieder, mit dem sie es am wenigsten wollte.

Meinung:
Lange hatte ich kein Buch mehr zwischen den Fingern, nicht weil ich nicht lesen wollte, denn ganz im Gegenteil: ich habe etliche Geschichten begonnen, aber keine konnte mich fesseln. Deshalb ist "Lost in a kiss" für mich seit langer Zeit ein ganz besonderes Buch, auch wenn der Inhalt letztlich lediglich als unterhaltsam zu betiteln ist.

Eigentlich wollte ich heute nur einmal "reinschnuppern". Eben habe ich es dann beendet. Ich habe diese Geschichte an einem Tag verschlungen. Obwohl sie sehr vielversprechend, wenn auch stark konstruiert begann und ich vieles nicht nachvollziehen konnte, habe ich zunächst darüber hinweg gesehen, weil mich die Story trotz allem einfach gefesselt hat. Was als unterhaltsame und prickelnde Liebesgeschichte begann entwickelte sich dann jedoch sehr flach, eindimensional und vorhersehbar weiter.

Dabei klang der Inhalt nach einer Geschichte ganz nach meinem Geschmack, denn ich liebe Roadtrip-Geschichten, besonders Liebesgeschichten. Spätestens nach "Amy on the summer road" von Morgan Matson und "Love Trip" von Lauren Barnholdt, verschlinge ich alle Werke, die eine ähnliche Handlung versprechen. Mir war vor dem Lesen natürlich bewusst, dass ich hier ein ganz anderes Genre zwischen den Fingern halte und die Liebesszenen durchaus intensiver werden könnten, dass sich die Handlung ab der Hälfte jedoch nur noch um Sex dreht und das in - zumindest für mich - teilweise grenzwertiger Sprache, damit hatte ich nicht gerechnet. Zudem hat es die Frauenrolle, die hier von Aspen vertreten wird überhaupt nicht gefallen. Wird sie am Anfang noch als stark und spruchsicher dargestellt, scheint sich all jenes, was sie vorher ausgemacht hat in dem Moment abzuschalten, als sie Bram das erste Mal sexuell näher kommt. Ab da geht es auch stetig abwärts mit der Geschichte. Auch der angekündigte Roadtrip, bleibt irgendwann auf der Strecke und macht etlichen Sexszenen Platz.

Fazit:
Was als vielversprechende Roadtrip-Geschichte beginnt, entwickelt sich leider viel zu schnell in eine sehr einfarbige und vorhersehbare Story, mit fragwürdigem Sprachstil und klischeehaften Figuren. "Lost in a kiss" bietet zwar eine spannende Idee und entwickelt einen gewissen Sog auf seine Leser, bleibt letztlich jedoch hinter einigen Werken des gleichen Genres zurück und kommt so leider nicht ganz aus den "ganz-nett-für-zwischendurch-Schuhen" hinaus.

Veröffentlicht am 30.01.2018

Hunter – Fans werden definitiv auf ihre Kosten kommen, doch Spannungsfanatiker bleiben auf der Strecke.

Verwesung
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Eins. Zwei. Acht. Die Ziffern des Zerfalls. In diesem Verhältnis verwesen alle Organismen, ob groß, ob klein. An der Luft, im Wasser, unter der Erde. […] Eins. Zwei. Acht. Eine einfache Formel – und eine ...

Eins. Zwei. Acht. Die Ziffern des Zerfalls. In diesem Verhältnis verwesen alle Organismen, ob groß, ob klein. An der Luft, im Wasser, unter der Erde. […] Eins. Zwei. Acht. Eine einfache Formel – und eine unveränderliche Wahrheit. Je tiefer wir etwas vergraben, desto länger wird es überleben.
[S. 8]

Erster Satz:
Eins.

Inhalt:
Die Vergangenheit ist ein Teil von uns. Die Vergangenheit ist unveränderbar, auch wenn wir uns manchmal das Gegenteil wünschen. Die Vergangenheit macht uns aus, macht uns zu der Person, die wir im Hier und Jetzt sind. Die Vergangenheit ruht – jedoch nicht in allen Fällen. Denn manchmal kann die Vergangenheit auch zur erneuten Gegenwart werden, wie im Fall von David Hunter.
Vor acht Jahren, sind drei Mädchen spurlos verschwunden und Jerome Monk, ein Serienkiller, gesteht. Doch er will nicht verraten, wo sich die Leichen verstecken.
In der Gegenwart, bricht der gefürchtete Mörder aus dem Gefängnis aus und ein rasantes und spannendes Abenteuer beginnt. So wird der englische Pathologe, wie vor acht Jahren, erneut in die grausamen Ereignisse verstrickt und muss nicht nur einen alten Fall wieder auferstehen lassen, sondern auch seine ganz persönliche, schreckliche und schmerzende Vergangenheit erneut durchleben.

Idee/ Umsetzung:
Mein erster Gedanke, als ich den schweren und vierten Band der David Hunter – Reihe in meinen Händen „Endlich!“. Endlich, bekommt der Leser mehr als ein paar kleine Häppchen über das Leben des Protagonisten. Endlich, erfährt der Leser was sich wirklich hinter der Vergangenheit von David Hunter verbirgt. Endlich, wird aufgerollt, was so lange verborgen blieb.
So begann ich zu lesen, voller Vorfreude und Neugierde auf das, was ich nun erfahren würde, über das Leben, einer meiner absoluten Lieblingsbuchcharaktere. Ich erwartete also den Schlüssel zu allem und zusätzlich eine spannende Geschichte – wie ich es nicht anders von Herrn Beckett gewöhnt war. Doch trotz aller Zuversicht, wurde ich dann leider doch enttäuscht. Zwar werden endlich alle Geheimnisse um die Vergangenheit des englischen Pathologen enthüllt, jedoch hält sich die Grundspannung des Werkes eher in Grenzen. So konnte ich schnell erahnen, worauf das Ende des Buches zusteuert und was sich `damals`, wirklich ereignet hat. Die Idee des vierten Bandes hat mir gut gefallen, denn wie erwähnt, kommt Herr Beckett endlich auf den Knackpunkt, welchen er uns in den vorherigen Bänden immer vorenthalten hat. Aber ansonsten schneidet dieser Band, im Vergleich zu seinen Vorgängern, eher schlechter ab. Idee und Umsetzungen harmonieren demnach nicht wirklich und die Umsetzung bleibt im langen Schatten der Idee hungernd zurück.

Schreibstil:
Herr Beckett ist ein wahrer Meister – ein Meister des Krimis. Denn er hat es geschafft, mich als Krimi-Muffel, zum Lesen seiner Reihe zu bewegen. Ach was sage ich... er hat mich nicht nur dazu bewegt, sondern mich ziemlich begeistert. Sein Schreibstil ist mitreißend und spannend und eröffnet nicht nur einen menschlichen Abgrund, sondern direkt eine ganze Palette an Schrecken und Grausamkeit. Auch im vierten Band der Reihe beweist der Autor gekonnt, dass er sein Handwerkszeug, aus den vorherigen Bänden, noch immer beherrscht, kann einen Nerven aufreibenden Spannungsbogen aber nicht dauerhaft aufrecht erhalten.

Charaktere:
Die Figuren in „Verwesung“ verhalten sich leider nach dem typischen Beckett-Muster. Sprich: Ihr Verhalten ist vorhersehbar und entspricht ähnlichen Mustern aus den vorherigen Bänden. Dies erleichtert es dem Leser zu erahnen, auf welchen Höhepunkt das Buch zuläuft. Der einzige Lichtblick ist definitiv David Hunter als Protagonist der Geschichte. Seit dem ersten Teil der Reihe hat mich sein Charakter fasziniert und ich habe gespannt mitverfolgt, was er erlebt und in welche Abenteuer er schlittert. In dieser Hinsicht ist der vierte Band ein absolutes MUSS. Denn endlich erfahren eingefleischte David Hunter – Fans mehr über seine geheimnisvolle Vergangenheit. Ansonsten bleibt der Band, auch in der Sparte der Charaktere, weit hinter seinen Vorgängern zurück. Besonders enttäuscht war ich vom Täter, denn dieser war nicht so schön, schaurig, gruselig, wie die Bösewichte aus Teil 1-3.

Cover/ Innengestaltung:
Das Cover reiht sich perfekt in die Reihe ein und setzt gestalterische Elemente fort.
Das Innenleben des Buches ist in zwei Teile geteilt. So erfährt der Leser im ersten Teil, was vor acht Jahren passiert ist, und wird dann im zweiten Teil zurück in die Gegenwart geführt. Die Kapitel werden zudem durch ein kleines Symbol und Kapitelzahlen eingeleitet.

Fazit:
Endlich! Endlich, bekommt der hungrige David Hunter – Fan den Schlüssel. Den Schlüssel zum Charakter der Figur. Den Schlüssel zum lang gehüteten Geheimnis seiner Vergangenheit. Dies ist wohl auch das große Plus am vierten Band der Reihe, denn durch diesen Aspekt bekommt dieser Teil seinen einzigartigen Schliff. Würde dieser Aspekt jedoch nicht die Handlung maßgeblich mitbestimmen, hätte „Verwesung“ gegen seine Vorgänger keine Chance. Denn diese Geschichte steht den vorherigen in vielen Dingen nach. Ob es um Spannung, Gesamtkonzept oder die Charaktere geht, in keiner Kategorie kann dieser Band wirklich mithalten und garantiert so leider eher ein mittelmäßiges Lesevergnügen. Deshalb diesmal nur eine eingeschränkte Leseempfehlung. Hunter – Fans werden definitiv auf ihre Kosten kommen, doch Spannungsfanatiker bleiben auf der Strecke.

Veröffentlicht am 30.01.2018

Erfrischende Grundidee bei mittelmäßiger Umsetzung

Der Mann, der den Regen träumt
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Finns Augen waren geschlossen, ihre offen. Dann, nach etwa einer Minute, öffnete auch er seine und sie blickte direkt in ihre sturmgepeitschten Tiefen. Elsa versank im unvollkommenden Rund seiner Pupillen, ...

Finns Augen waren geschlossen, ihre offen. Dann, nach etwa einer Minute, öffnete auch er seine und sie blickte direkt in ihre sturmgepeitschten Tiefen. Elsa versank im unvollkommenden Rund seiner Pupillen, die wie das Zentrum eines Labyrinths waren, auf das sie seit langer Zeit zuirrte.
[S. 126]

Erster Satz:
Der Regen begann mit einem einzelnen sanften Tippen an ihr Schlafzimmerfenster, dann noch eins und noch eins, und schwoll schließlich zu einem stetigen Prasseln gegen die Scheibe an.

Inhalt:
Nach dem Tod ihres Vaters, beschließt Elsa de Großstadt New York zu verlassen und zieht in die Kleinstadt Thunderstown. Damit lässt die junge Frau ihr altes Leben komplett hinter sich. Noch bleibt Elsa der wahre Grund, für ihr Abenteuer verschlossenen. Sie ist auf der Suche: Auf der Suche nach sich selbst. Doch stattdessen findet sie in der Kleinstadt etwas ganz anderes.
Bei einem Ausflug in die Berge, beobachtet Elsa einen Mann, welcher sie sofort verzaubert - Finn. Finn ist kein gewöhnlicher Mensch und verfügt über eine Gabe, welche Fluch uns Segen zugleich ist. Deshalb versteckt er sich, lebt als Einsiedler und wird immer unglücklicher. Als Elsa in sein Leben tritt, scheint sich alles zu ändern.
Doch in Thunderstown ist kein Platz für Märchen und Magie, die Bewohner der Kleinstadt sind sehr konservativ und so geraten Elsa und Finn, schon bald in tödliche Gefahr.

Idee/ Umsetzung:
Ich liebe Regen. Nicht immer, ich muss es gestehen. Aber ich finde es gibt nichts schöneres, als den Regentropfen zu lauschen, die gegen die Scheibe klopfen. Irgendwie hat es etwas Beruhigendes an sich. Ich finde es auch schön, wenn man mit einem heißen Kakao und einem guten Buch vor den dicken Fensterscheiben sitzt und gerade an solchen, mit Regen verhangenen Tagen, liest. Deshalb sprach mich: "Der Mann, der den Regen träumt", auch sofort an. Das unglaubliche Cover, die Beschreibung des Inhaltes und die Verheißung auf eine Geschichte nach meinem Geschmack, lockten mich förmlich zwischen diese Seiten. Doch leider bekam ich nicht ganz jenes geboten, was ich mir erhofft hatte. Zwar hat Ali Shaw hier eine wunderbare Idee in Worte glekleidet, ist jedoch teilweise an der Umsetzung gescheitert. Ich kann leider kaum definieren woran es lag. Auf der einen Seite hat sich die Beziehung zwischen Elsa und Finn, einfach zu schnell entwickelt, auf der anderen Seite haben sich einige Handlungen meinem Verständnis entzogen. Trotz allem, hat mir das Abenteuer gefallen, denn die Idee ist irgendwie märchenhaft und hat mich von Anfang an verzaubert.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Ali Shaw gleicht einem Sommerregen: erfrischend und leicht. Mit viel Tiefsinn, Gefühl und Poesie, erweckt der Autor die Buchkulisse zum Leben. Der Leser kann demnach in ein sehr bildhaftes und gerade dadurch lebendiges Märchen eintauchen. Die Schreibe von Herrn Shaw ist definitv eine der Leckerbissen an diesem Buch.

Charaktere:
Die Figuren in dieser märchenhaften Geschichte, erlangen sehr viel Ausdruck durch den bildhaften Schreibstil des Autors und werden so mehr als farbig untermalt. Dadurch erlangt auch jeder Charakter seinen eigenen Charme - ob nun Guten oder Bösen. In "Der Mann, der den Regen träumt", tragen die Figuren zudem maßgeblich zur Atmophäre bei. Denn jede Figur hat ihre eigene Geschichte, die oftmals tiefe Wurzeln bis in die Vergangenheit schlägt. Gerade durch die Geschichten der einzelnen Figuren, wird es dem Leser erleichtert, ein Gefühl für eben diese zu erlangen - dies stärkt das Buch ungemein. Trotz allem habe ich es nicht geschafft, mich von den beiden Protagonisten verzaubern zu lassen. Sie konnten mich nicht ganz einnehmen. Ich hatte teilweise das Gefühl, dass einige Lücken in ihren Geschichten waren und deshalb haben sich manche Handlungen, mehr als einmal, meinen Verstand entzogen. Sehr schade, eben weil mir die Idee, wie auch der Schreibstil, so zugesagt hatten. Auch wenn ich, wie bereits beschrieben, der Ansicht bin, dass die sehr bildhaften Figuren das Werk stärken, so habe ich persönlich, auf keine gemeinsame Ebene mit ihnen finden können.

Cover/ Innengestaltung:
Man muss eigentlich gar nicht viel über das Cover sagen. Man muss es sich nur einmal ansehen und schon fängt einen die Magie, welche das Buch umgibt, ein. Für mich ein wahrlicher Augenschmaus und mit eines der schönsten Cover in meinem Regal.
Die Innengestaltung bleibt auch nicht im Schatten des Titelbildes zurück, sondern weiß sich gekonnt anzupassen. Kleine Bildchen, die optisch zum Cover passen, verzieren das Innere. Schlicht: Wunderschön!

Fazit:
Ich sehe den "Mann der den Regen träumt" an und wünschte mir, er würde den leichten, erfrischenden Sommerregen durch ein kraftiges, stürmisches Gewitter ersetzen, welches alle Sinne schärft. Zwar ist der Sommerregen ersehnt und frisch, doch eher ein kurzwelliges und bald verflogenes Ereignis. Ein Gewitter hingegen, bleibt in Erinnerung, zerrt an den Nerven und weiß gekonnt in seinen Bann zu ziehen. Das aktuelle Werk von Herrn Shaw ist durchaus von Magie getränkt und weiß gekonnt durch einen märchenhaften, farbigen und poetischen Schreibstil zu überzeugen, doch trotzdem fehlt dem Buch das entscheidende i-Tröpfchen in der Pfütze. Ali Shaw - diesen Namen sollte man sich auf jeden Fall merken. "Der Mann, der den Regen träumt" - Diesen Titel sollte man, alleine wegen der süßen, leichten Idee, in jedem Fall in Betracht ziehen, doch ob die Magie auch auf einen überschlägt, bleibt eine offene Frage. Trotz einiger Schwächen, hat mir mein kleines Abenteuer mit Elsa und Finn gefallen, aber diesmal gibt es nur eine eingeschränkte Leseempfehlung: Lasst euch verzaubern und findet heraus, ob "Der Mann der den Regen träumt", in euch leichten, kurzwelligen Sommerregen auslöst oder ein überwältigendes, mitreißendes Gewitter der Emotionen.

P.S. Vergesst den Regenschirm nicht ;)

Veröffentlicht am 30.01.2018

"ZWEIundDIESELBE" ist definitiv kein gewöhnliches Buch.

Zweiunddieselbe
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Bruchstücke. Besteht nicht eigentlich das ganze Leben daraus? Aus Bruchstücken, Fetzen, Augenblicken? Bin ich weniger wert, weil mir so viel fehlt, oder ist das Wenige, das ich habe, mehr wert? Bin ich ...

Bruchstücke. Besteht nicht eigentlich das ganze Leben daraus? Aus Bruchstücken, Fetzen, Augenblicken? Bin ich weniger wert, weil mir so viel fehlt, oder ist das Wenige, das ich habe, mehr wert? Bin ich genauso vollständig wie alle anderen? Genüge ich? Bruchstücke.
[S. 102]

Erster Satz:
Früher war ich jemand namens Jenna.

Inhalt:
Als Jenna Fox erwacht, findet sie sich in einem, ihr unbekannten, Leben wieder. Ihre Vergangenheit: Ein trüber, undurchdringbarer Schleier, an welchen sie sich nicht erinnern kann. Alles was ihr bleibt ist ein Name: Jenna Fox. Doch wer war diese Jenna Fox? Was hat sie ausgemacht? Was geliebt? Was gehasst?
Ihre Eltern erzählen ihr, dass sie nach einem schweren Unfall, sehr lange im Koma gelegen hat und welches Wunder es ist, dass sie lebt. Sie geben ihr Dvd´s, Aufnahmen aus ihrem früheren Leben - Hoffen doch Beide, dass so die Erinnerung zurückkehrt.
Also begibt sich Jenna auf die Suche: Nach sich selbst, nach der Wahrheit, nach einem Leben davor. Und stößt dabei auf eine ganz neue Welt: Die Welt der Gegenwart und jenes Mädchen, dass es nicht mehr gibt, aber frei ist zu werden, was sie will.
Doch etwas stimmt nicht: Ungereimtheiten bringen das junge Mädchen, auf einen schockierenden Weg, der Wirklichkeit. Doch wie viel Wahrheit kann ein Mensch ertragen, ohne sich dabei selbst zu verlieren?

Idee/ Umsetzung:
Wenn man ein Werk, ohne jegliche Ideen und Erwartungen betritt, Eins wird, mit der Buchwelt, dann hat man den größten Spielraum für eine Überraschung. Diese Überraschung kann die verschiedensten Formen annhemen: Liebe, Hass, Langeweile, Angst etc. Bei "ZWEIundDIESELBE" betrat ich durch die erste Seite, eine Tür aus Papier, in eine zunächst, sehr verwirrende Welt. Der Klappentext verrät uns hierbei nämlich wirklich wenig, was ich jedoch auch sehr passend finde, denn gerade die Verwirrung, ist ein Gefühl, welchem wir uns auf dieser Reise, mit Jenna, stellen müssen. Dabei schlägt uns die Idee von Mary E. Pearson, förmlich ins Gesicht. Sie schreit uns an, fordert Antworten, verlangt Kritik und wünscht sich Verständnis. Denn in diesem, sehr dünnen und überschaubarem Buch, geht es um viel mehr, als nur eine "kleine" Geschichte nebenbei. Denn jede Seite hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack.
Ja! - Dieses Werk stellt eine Zukunftsvision dar. Ja! - Dieses Werk will uns etwas mitteilen, eine Botschaft vermitteln. Doch: Nein! - Es handelt sich hierbei nicht um die Kritik einer Gesellschaft. Viel mehr stehen medizinische Fortschritte auf dem Prüfstand. Doch wenn ich diese nun aufgreifen würde, würdet ihr nicht diese Entdeckerreise unternehmen können. Deshalb nur soviel: Die Idee der Autorin ist eine Wucht und appelliert besonders an die eigene Denkweise. Jede Seite fordert eine Meinungsbildung. Denn hier vermischen sich ethische Fragen, mit moralischen Werten.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin tropft vor Poesie, was diesem, sehr schweren Thema eine gewisse Magie verleiht. Jedes Kapitel scheint zu strahlen und umfängt den Leser, wie ein warmer Mantel, seinen fröstelnden Träger. Dabei wird aus der Sicht von Jenna berichtet, was diesem Werk, seine besondere Stimmung verleiht. Denn so ist der Leser genauso verwirrt und orientierungslos wie die Protagonistin und kann sich ganz fallen lassen. Zwischendurch gibt es auch immer wieder kürzere Abschnitte, die jene Gefühlswelt von Jenna, in sehr klangvollen Buchstaben, zusammenfassen.

Charaktere:
Zu diesem Thema fehlen mir teilweise die Worte. Ich weiß nämlich jetzt noch nicht, was ich von Jenna halten soll. Sie konnte mich nicht bannen, nicht einfangen, nicht von sich überzeugen. Obwohl ich großes Verständnis für ihre Gefühlswelt aufbringen konnte und ich sie nur zu gerne, bei der Auflösung dieses Rätsels begleitet habe, hat sie nicht die Stärke besessen, mich von sich zu überzeugen.
Ich würde vielleicht sogar soweit gehen und sagen, dass ich sie nicht sonderlich leiden konnte. Dabei kann ich nicht einmal genau festmachen, woran es am Ende lag. Es war einfach ein Gefühl.
Dieses Gefühl konnte ich generell, bei allen Figuren feststellen. Irgendwie war mir die ganze Konstellation zu flach, zu einfarbig. Auch wenn man sagen kann, dass jede Figur, ein Repräsentant für und gegen, die dominierende, ethische Frage dieses Buches war.
Irgendwie hat mir das gewisse etwas gefehlt. Ein mitreißender Punkt, der in mir wirklich etwas bleibendes Bewegt.

Cover/ Innengestaltung:
Das Cover gefällt mir unglaublich gut. Es ist richtig schön anzusehen und trägt dazu noch eine passende Bedeutung, aus der Geschichte. Denn der Schmetterling hat einen kleinen, aber entscheidenen Auftritt in diesem Buch. Doch diesen müsst ihr selber erlesen. Folglich gefällt mir das deutsche Cover wirklich gut. Doch auch die Titelbilder der anderen Ausgaben, haben ihren eigenen und durchaus passenden Charakter.
Die Innengestaltung ist schlicht und einfach: Überschriften leiten die einzelnen Kapitel ein. Dabei gibt es einmal erzählende Kapitel und einmal, man könnte sagen: Einträge. Diese sind eher reflektiert und zeigen eine Art Schlussfolgerung und Zusammenfassung aus der Gefühlswelt der Protagonistin und sind zur Abgrenzung, in einer anderen Schriftart dargestellt.

Fazit:
"ZWEIundDIESELBE" ist definitiv kein gewöhnliches Buch. Und schon gar kein Werk für "Zwischendurch". Denn zwischen den Seiten, versteckt sich so viel mehr, als man erwarten würde. Schwer, voller Gefühl und mit noch mehr Kritik, schleicht sich die Geschichte dieses jungen Mädchens, in die Köpfe seiner Leser und verlangt: Mut zur eigenen Meinung, Reflexion und Kritik. Denn durch einen poetischen Schreibstil, eine besonders gelungene Schilderung der Dinge und viel Ideenreichtum, webt Mary E. Pearson hier ein außergewöhnliches, ethisches Netz.
Auch wenn viele Punkte für dieses klangvolle, sehr kräftige Werk sprechen, bleibe ich gespalten zurück. Schreibstil und Idee konnten mich schnell in ihren Bann ziehen, doch am Ende fehlte mir trotzdem das gewisse Etwas, die Gänsehaut, der große, emotionale Schock.
Ich denke, dass diese Entdeckerreise, an der Seite von Jenna, in jedem Fall eine Empfehlung wert ist, alleine schon wegen dieses aktuellen Themas, dem auch wir uns, irgendwann gegenüber sehen könnten. Trotzdem verbleibe ich, mit einer eher zweifelhaften Meinung, denn besonder die Figuren, haben es nicht geschafft, mich in die Geschichte zu entführen.