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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.11.2025

Heimkehr und Enthüllungen: Zwei Frauen, eine bewegende Geschichte

Töchter der verlorenen Heimat
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In diesem Roman wachsen die Figuren und ihre Umgebung schnell ans Herz. Die Geschichte entfaltet sich ruhig und warm, und es ist spannend, den Schicksalen von Paula und ihrer Mutter Johanna zu folgen.
Paula ...

In diesem Roman wachsen die Figuren und ihre Umgebung schnell ans Herz. Die Geschichte entfaltet sich ruhig und warm, und es ist spannend, den Schicksalen von Paula und ihrer Mutter Johanna zu folgen.
Paula und Johanna machen sich auf den Weg in ihre Südtiroler Heimat, die beide viele Jahre nicht gesehen haben. Der Tod des Großvaters ist der Anlass, doch es bleibt nicht bei einem Pflichtbesuch. Für Paula wird es zu einer Gelegenheit, die eigenen Wurzeln zu verstehen und den Blick auf sich selbst neu zu ordnen. Johanna hingegen muss sich Erinnerungen und Erlebnissen stellen, die sie lange verdrängt hat. So entsteht Schritt für Schritt eine eindringliche Begegnung mit der Vergangenheit, die das Verhältnis von Mutter und Tochter spürbar verändert.
Paulas Zurückweisung im Beruf trifft sie tief und wird glaubwürdig erzählt. Sanft wird sichtbar, was diese Erfahrung in ihr bewegt. Die Autorin verknüpft die Gegenwart in München und in Südtirol mit den Zwanzigerjahren in Südtirol und bringt die verschiedenen Zeit- und Erzählstränge so zusammen, dass der historische Hintergrund lebendig wird. Die politischen und sozialen Spannungen jener Zeit, der Verlust der Heimat und die vielschichtige Unterdrückung werden anschaulich und nachvollziehbar dargestellt.
Südtirol wirkt so greifbar, dass man die Berge, die engen Gassen der Dörfer und die einsamen Höfe vor sich sieht. Die Landschaft bleibt nicht nur Kulisse, sondern trägt die Atmosphäre der Geschichte.
Der Roman verbindet Themen wie Identität, Familiengeheimnisse und das schwierige Verhältnis zwischen Mutter und Tochter einfühlsam und ohne Übertreibung. Trotz manch schwerer Momente bleibt ein leiser Hoffnungston bestehen. Am Ende stellt sich ein ruhiges Gefühl der Zufriedenheit ein.
Eine klare Empfehlung für alle, die berührende historische Familiengeschichten lieben. 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 09.11.2025

Wenn Prozesse Gesichter bekommen

Saal 210 - Wenn Menschen morden
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Sehr oft hatte ich beim Lesen das Gefühl, direkt in diesem Saal zu sitzen, in dem über das Leben anderer entschieden wird. Ich spürte die besondere Atmosphäre, die Stille zwischen den Sätzen, die Schwere ...

Sehr oft hatte ich beim Lesen das Gefühl, direkt in diesem Saal zu sitzen, in dem über das Leben anderer entschieden wird. Ich spürte die besondere Atmosphäre, die Stille zwischen den Sätzen, die Schwere in den Worten von Richtern und Zeugen. Es geht um wahre Fälle, die in Köln verhandelt werden. Ein verschwundenes Kind, ein Arzt, der ins Koma gespritzt wurde, ein Sack voller Leichenteile, ein Mann, der seine Frauen nacheinander vergiftet hat.
Beeindruckt hat mich, dass die Autorin nicht sensationshungrig schreibt. Sie bleibt sachlich, beobachtet genau, lässt Raum für eigene Gedanken. Und ich merkte, dass sie die Prozesse wirklich miterlebt hat. Es geht ihr nicht um das Grauen, sondern um die Menschen dahinter. Um die Frage, warum jemand so weit geht, und warum andere zu spät handeln.
Einige Kapitel haben mich länger beschäftigt, besonders dann, wenn deutlich wurde, wie viele Zufälle, Versäumnisse und menschliche Schwächen in einer Tragödie zusammenkommen können. Ich brauchte manchmal einen Moment, um das Gelesene wirken zu lassen, weil die Beschreibungen trotz ihrer Schlichtheit tief treffen.
Die Sprache ist klar und ruhig. Vielleicht ist es gerade diese Einfachheit, die das Buch so eindrücklich macht. Nichts wird beschönigt, aber auch nichts ausgeschlachtet. Hariett Drack zeigt, dass Gewalt und Schuld selten einfache Geschichten sind. Es sind Einblicke in menschliche Abgründe, die erschrecken, aber auch nachdenklich machen.
Ich habe das Buch gern gelesen, auch wenn es mich betroffen zurückgelassen hat. Es ist kein leichtes, aber ein wichtiges Buch. Wer verstehen will, was im Gerichtssaal wirklich passiert, bekommt hier keine fertigen Antworten, sondern viele ehrliche Fragen. Und genau das bleibt hängen.
Fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung für alle, die sich für wahre Fälle interessieren, die ohne Effekthascherei auskommen und den Menschen in den Mittelpunkt stellen.

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Veröffentlicht am 07.11.2025

Ein Roman, der Meran lebendig macht

Die Welt in Meran - Walzerblut
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In diesem Roman sind mir die Protagonisten und die Stadt schnell ans Herz gewachsen, denn ich mochte die ruhige, warme Art, wie sich ihre Geschichten entfalten. Schritt für Schritt wurde ich in das Buch ...

In diesem Roman sind mir die Protagonisten und die Stadt schnell ans Herz gewachsen, denn ich mochte die ruhige, warme Art, wie sich ihre Geschichten entfalten. Schritt für Schritt wurde ich in das Buch hineingezogen und schließlich von der Atmosphäre getragen. Die Handlung führt nach Meran zur Faschingszeit des Jahres 1872, und oft hatte ich beim Lesen das Gefühl, selbst an diesem Ort zu sein. Ich sah die Promenade, die Kutschen und die feinen Damen, aber auch die Spinnerei, in der hart gearbeitet wird, und alles spielte sich so lebendig vor meinen Augen ab, dass ich Rosas langen Tag förmlich miterlebt habe.
Besonders bereindruckt hat mich, wie Frau Reinhardt in dieser Stadt Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen zusammenbringt. So reist Helen mit dem Gedanken an eine gute Partie nach Meran und merkt nach und nach, dass im Leben mehr zählt als Stellung und Schein. Benedetti aus Korsika trägt etwas mit sich, das ihn nicht loslässt. Der Arzt Hirsch versteht viel von seelischen Wunden, doch auch er ringt mit eigenen Schatten. Dazu kommen zwei Schwestern aus Tirol, die sich nicht mit dem zufriedengeben wollen, was andere für sie vorgesehen haben.
Diese Figuren habe ich nicht als Rollen empfunden, sondern als Menschen mit Hoffnungen, Zweifeln und eigenen Wegen. Besonders die Szenen in der Spinnerei und Rosas Alltag sind mir im Gedächtnis geblieben. Hier zeigt sich der deutliche Unterschied zwischen der Welt der Kurgäste und dem Leben der einfachen Leute. Diese Gegensätze wirken natürlich, nichts daran hat die Autorin übertrieben oder romantisiert.
Der Schreibstil ist flüssig und angenehm. Die Beschreibungen der Landschaft und der Stadt sind bildhaft, ohne sich in zu langen Passagen zu verlieren. Man spürt die Verbundenheit der Autorin mit der Region, ohne dass sie es betonen muss. Das Glossar und das Personenverzeichnis waren anfangs hilfreich, doch schon bald fand ich mich gut zurecht, da die Figuren klar gezeichnet sind und ihre Wege sich ruhig und nachvollziehbar entwickeln.
Es braucht keine großen Gesten, um zu berühren. Wärme, Ruhe und ein feiner Blick für Menschen tragen diese Geschichte.
Ich freue mich darauf, diese Personen im nächsten Band wiederzutreffen und erneut nach Meran zurückzukehren.
5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 04.11.2025

Wenn das Leben leise weitergeht

Brandungsgesang
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Auf Sylt weht ein anderer Wind, und genau diese Mischung aus Melancholie und Aufbruch durchzieht auch Heikes Geschichte. Nach dem Tod ihres Mannes kehrt sie allein in das Haus zurück, das eigentlich ihr ...

Auf Sylt weht ein anderer Wind, und genau diese Mischung aus Melancholie und Aufbruch durchzieht auch Heikes Geschichte. Nach dem Tod ihres Mannes kehrt sie allein in das Haus zurück, das eigentlich ihr gemeinsamer Ruhesitz sein sollte. Die Stille dort ist spürbar, fast greifbar, und doch kommt langsam wieder Bewegung in ihr Leben.
Im kleinen Teeladen ihrer Chefin Sabrina findet Heike eine Aufgabe, die sie erdet. Zwischen duftenden Teedosen und dem Blick aufs Meer nimmt sie wieder Kontakt zur Welt auf. Auch Dackeldame Jule sorgt mit ihrem eigenwilligen Wesen dafür, dass Heike bald nicht mehr ganz so allein ist. Und dann taucht Niklas auf, ein Mann mit Geheimnissen, der sie zugleich verunsichert und fasziniert. Ihre Begegnungen sind ruhig und vorsichtig, aber sie wecken in ihr Gefühle, die sie längst verloren glaubte.
Besonders berührend fand ich, wie ehrlich Katharina Mosel die inneren Konflikte beschreibt. Heikes Söhne drängen auf ihre Rückkehr nach München, überzeugt, dass sie dort besser aufgehoben ist. Doch Heike spürt, dass sie auf der Insel zum ersten Mal wieder sie selbst ist. Dieses Ringen zwischen Pflichtgefühl und Selbstbestimmung hat mich bewegt, weil es so echt und lebensnah geschildert ist.
Katharina Mosel erzählt mit großer Ruhe und Einfühlsamkeit. Sie braucht keine großen Gesten, um etwas zu sagen. Ihre Figuren sind bodenständig, glaubwürdig und handeln aus dem Herzen heraus. Ich mochte, wie Heike langsam lernt, ihre Trauer anzunehmen und wieder Freude zuzulassen.
Am Ende hatte ich das Gefühl, sie ein Stück auf ihrem Weg begleitet zu haben. Atmosphäre, Meer und Gespräche fügen sich zu einem stillen, ehrlichen Roman über Verlust, Freundschaft und den Mut, neu anzufangen.
Ein glaubwürdiger Roman über Trauer, Hoffnung und den Mut, wieder nach vorn zu schauen. Ich vergebe diesem Buch 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 29.10.2025

Ein Schicksal, das lange nachhallt

Die stille Heldin
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Es gibt Geschichten, die nicht einfach erzählt, sondern erlebt werden. Dieses Buch gehört für mich ganz klar dazu. Ich habe es nicht nur gelesen, ich habe es gespürt - mit jeder Seite ein Stück mehr.
Helene ...

Es gibt Geschichten, die nicht einfach erzählt, sondern erlebt werden. Dieses Buch gehört für mich ganz klar dazu. Ich habe es nicht nur gelesen, ich habe es gespürt - mit jeder Seite ein Stück mehr.
Helene wächst einem von Anfang an ans Herz. Sie ist keine Heldin, wie man sie aus Romanen kennt, sondern eine Frau, die tut, was getan werden muss. Ihr Leben ist geprägt von Verlust, Entbehrung und einer Liebe, die inmitten von Krieg und Leid bestehen will. Gerade diese beharrliche Art, mit der sie ihr Schicksal trägt, macht das Buch so berührend.
Mehr als einmal musste ich beim Lesen eine Pause einlegen, weil mich das, was geschildert wird, tief getroffen hat. Man spürt die Härte der Arbeit, das Ringen um jedes Stück Leben, den Schmerz über jedes Kind, das sie verliert. Und doch bleibt da immer dieses warme, unzerstörbare Herz. Diese Mischung aus Stärke und Zärtlichkeit hat mich sehr bewegt.
Besonders eindrucksvoll finde ich, dass es sich um eine wahre Lebensgeschichte handelt. Hera Lind erzählt Helenes Schicksal mit großem Einfühlungsvermögen und Respekt. Nichts wirkt übertrieben oder ausgeschmückt. Man merkt, wie genau sie hingesehen und wie sorgfältig sie recherchiert hat. Auch die politischen und historischen Ereignisse fügen sich ganz natürlich ein und geben der Geschichte Tiefe und Gewicht.
Mich hat dieses Buch sehr berührt. Es zeigt, was Menschen ertragen können und wie stark Liebe sein kann, selbst wenn das Leben kaum noch Hoffnung lässt. Diese Geschichte bleibt im Herzen, weil sie ehrlich und menschlich erzählt ist.
Fünf Sterne und eine klare Empfehlung für alle, die bewegende, wahre Lebensgeschichten mögen, die tief unter die Haut gehen.

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