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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.11.2025

Chronologie eines Zusammenbruchs

Der Absturz
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Edouard Louis hat schon mehrere Bücher über seine Familie geschrieben, aber für mich ist es das erste Buch, das ich von ihm gelesen habe. Es ist ein erschütternder, schonungsloser Bericht über ...


Edouard Louis hat schon mehrere Bücher über seine Familie geschrieben, aber für mich ist es das erste Buch, das ich von ihm gelesen habe. Es ist ein erschütternder, schonungsloser Bericht über seinen Bruder, dessen exzessives Leben nur noch aus Gewalt, Sex und Alkohol bestanden hat. Edouard hat immer wieder mit anhören und ansehen müssen wie sein Bruder versuchte, mit hochfliegenden Plänen die Anerkennung in seiner Familie zu erlangen, die ihm seiner Meinung nach zustand, aber nie bekommen hat. Alle seine Pläne scheiterten letztendlich an seinem zerstörerischen Lebensstil.
Edouard Louis stellt auch immer wieder fest, dass er seinen Bruder nicht geliebt hat. Und man kann es ihm auch nicht verdenken, weil er bereits als Kind immer wieder Zeuge seiner Gewaltbereitschaft wurde. Die Berichte von ehemaligen Freunden und Freundinnen seines Bruders, dass dieser auch eine ganz andere, nämlich sehr freundliche und liebevolle Seite hatte, versetzte Edouard in Erstaunen. Selbst, wenn diese freundliche Seite zu Beginn eines Treffens mit seinem Bruder da war, wurde diese immer wieder in kürzester Zeit durch seinen unkontrollierten Alkoholkonsum zunichte gemacht.
Fazit: Dies ist ein erschütternder Bericht über einen Menschen, dem vermutlich bereits in der Kindheit der Halt in der Familie verwehrt wurde, den er so bitter nötig gehabt hätte. Ob das allein der Auslöser für sein verkorkstes Leben war, ist nicht mehr feststellbar.
Ein lesenswertes Buch, dass die Leserschaft nachdenklich zurücklässt.

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Veröffentlicht am 09.11.2025

Spannende Spurensuche

Die Farbe des Schattens
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Ein verschwundenes Kind, das nach ein paar Tagen tot aufgefunden wird. Kommissar Arno Groth stellt Parallelen zu einem Vermissten-/Todesfall fest, der bereits sechs Jahre zurückliegt. Nicht ...


Ein verschwundenes Kind, das nach ein paar Tagen tot aufgefunden wird. Kommissar Arno Groth stellt Parallelen zu einem Vermissten-/Todesfall fest, der bereits sechs Jahre zurückliegt. Nicht alle Kollegen sind von seiner Theorie überzeugt. Es stellt sich vor allem die Frage, wenn es wirklich derselbe Täter war, warum liegen die beiden Taten sechs Jahre auseinander? Eine akribische Spurensuche beginnt.
Susanne Tägder lässt uns in ihrem Nachwort wissen, dass ihr Krimi auf wahren Begebenheiten in den 80er und 90er Jahren beruht, die aber in dem Roman nur Spuren hinterlassen haben.
Ein spannender Krimi mit einem sympathischen Kommissar, der durch einen Unglücksfall seine Tochter verloren hat.
Dies war mein erster Roman von Susanne Tägder und wird nicht mein letzter sein. Krimifans, denen eine solide Aufklärungsarbeit wichtiger ist als viele Leichen, kann ich die Romane von Susanne Tägder uneingeschränkt empfehlen.

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Veröffentlicht am 10.10.2025

Kann man Glück erkaufen?

Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels
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Was bringt eine junge Frau dazu, Geld in einer schwindelerregenden Höhe zu unterschlagen? Eine wahre Geschichte, die Vea Kaiser dazu veranlasst hat, darüber einen Roman zu schreiben.
Angelika Moser wächst ...


Was bringt eine junge Frau dazu, Geld in einer schwindelerregenden Höhe zu unterschlagen? Eine wahre Geschichte, die Vea Kaiser dazu veranlasst hat, darüber einen Roman zu schreiben.
Angelika Moser wächst unter schwierigen familiären Verhältnissen auf. Als junge Frau liebt sie das ausschweifende Wiener Nachtleben. Sie verliebt sich in Freddy, ein Lebenskünstler, der jede Möglichkeit, sich seiner Verantwortung zu entziehen, nutzt. Angelika arbeitet im Grandhotel Frohner als Buchhalterin, erlangt schnell das Vertrauen des Hoteldirektors und macht sich bald für ihn unentbehrlich. Er überredet sie dazu, die Bücher zu Gunsten des Hotels zu "frisieren". Und vielleicht war dies der Anlass für Angelika, sich eines Tages ihrer Geldsorgen zu entledigen, indem sie Gelder für sich abzweigte. Und irgendwann wurden diese "Sonderüberweisungen" zur Gewohnheit und in ihren Augen die einzige Möglichkeit, ihre Finanzlage aufzubessern.
Ich kam als norddeutsche Leserin erstaunlich gut mit den wienerischen Ausdrücken zurecht. Vea Kaiser beschreibt ihre Figuren sehr lebendig und man kann sich einer gewissen Sympathie für Angelika nicht erwehren, obwohl man doch so manches Mal wenig Verständnis für ihre Aktivitäten hat.
Besonders interessant fand ich, dass sich die Autorin mehrfach mit der echten Betrügerin im Gefängnis getroffen hat und sich den Hergang aus ihrer Sicht erzählen ließ. Der Roman wird mit mehreren kurzen Berichten über diese Gefängnisbesuche unterbrochen.
Fazit: Das Buch ist ein interessanter Einblick in das Leben von Angelika Moser und es ist unbedingt lesenswert wie sie immer wieder versucht, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Besonders der Erzählstil von Vea Kaiser hat mir sehr gut gefallen. Deshalb von mir eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 02.10.2025

Wer war es?

Lügennebel
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Viveca Sten, für mich seit ein paar Jahren ein Garant für spannende Lesestunden. Besonders die Krimireihe mit Hanna Ahlander, dies ist ihr vierter Fall, gehört zu meinen Lieblingskrimis. Auch wenn jeder ...


Viveca Sten, für mich seit ein paar Jahren ein Garant für spannende Lesestunden. Besonders die Krimireihe mit Hanna Ahlander, dies ist ihr vierter Fall, gehört zu meinen Lieblingskrimis. Auch wenn jeder Fall für sich abgeschlossen ist und in kurzen Erklärungen auf die ersten Bände eingegangen eird, empfiehlt es sich, auch die drei ersten Hanna-Ahlander-Bände zu lesen.
Diesmal fahren sechs junge Leute gemeinsam, in den Skiurlaub und verbringen ein paar Tage in einem Ferienhaus. Als eine Person von ihnen erst vermisst und dann tot aufgefunden wird, zeigt sich, wie fragil die Freundschaftsbande dieser kleinen Gruppe sind. Keiner vertraut mehr den anderen, zumal sich die eine oder andere Aussage als unwahr herausstellt.
Wie gewohnt, erfahren die Leser auch einige private Dinge über Hanna und ihre Kollegen, die zwischendurch eingeflochten werden und für mich die Spannung erhöht haben. Auch über einige private Hintergründe der jungen Ski-Urlauber wird berichtet.
Auch wenn die Zahl der verdächtigen Personen im Laufe der Geschichte immer größer wird, kommt es am Ende doch zu einem überraschenden Ergebnis.
Fazit:
Auch wenn die privaten Ereignisse ihre Längen aufweisen und etwas kürzer gehalten werden könnten, ist Lügennebel ein solider Krimi, den man nicht so schnell aus der Hand legt. Eine klare Empfehlung von mir für Krimifans.

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Veröffentlicht am 13.09.2025

60er-Jahre-Trauma

Das Flüstern der Marsch
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Ein schönes Cover, das die Schönheit der Marsch erahnen lässt. Schon bald stellt sich in dem Buch heraus, dass es hinter der friedlichen Fassade einige Geheimnisse gibt, die selbst vor den Kindern und ...


Ein schönes Cover, das die Schönheit der Marsch erahnen lässt. Schon bald stellt sich in dem Buch heraus, dass es hinter der friedlichen Fassade einige Geheimnisse gibt, die selbst vor den Kindern und Enkeln in den Familien verborgen bleiben sollen.
Annemie Hansen, Monas Oma, ist eines Tages unauffindbar und taucht auch nach längerer Suche nicht auf. Durch ihr Verschwinden werden einige Ungereimtheiten entdeckt, die die Kinder und Enkel zu Nachforschungen veranlassen. Werden sie alles herausfinden, was so verzweifelt unter der Decke gehalten werden soll?
Erzählt wird aus verschiedenen Sichtweisen, wobei Enkelin Mona die einzige Ich-Erzählerin ist. Oma Annemies Geschichte wird in Rückblicken erzählt. Der Leser erhält damit Einblicke in Annemies Vergangenheit, die vor ihren Nachkommen verborgen bleiben sollen.
Welche Verbindung Freya zur Familie Hansen hat, bleibt auch für den Leser lange ungeklärt.
Der Umgang mit demThema nichtehelicher Kinder wird in diesem Buch über drei Generationen hinweg beleuchtet. Und man kommt mal wieder zu der Erkenntnis, dass früher nicht alles besser war.
Katja Keweritsch hat es mit ihrem flüssigen Erzählstil geschafft, dass ich mich - mit Ausnahme von Opa Karl - in das Handeln aller Figuren hineinversetzen konnte.
Für mich ist dieses Buch ein Highlight in diesem Lesejahr und ich kann es uneingeschränkt empfehlen.

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