Rückkehr in die Heimat
Was die Nacht verschweigt: Die Fortsetzung von WAS DIE TOTEN BEWEGT – Eine packende und atmosphärische Erzählung in der Tradition von Edgar Allan PoeAlex Easton ist zurück in Gallazien und erwartet Miss Potter im Jagdhaus der Familie. Eigentlich sollte alles vorbereitet sein, wurde der Verwalter des Anwesens doch per Post von der Rückkehr Eastons unterrichtet. ...
Alex Easton ist zurück in Gallazien und erwartet Miss Potter im Jagdhaus der Familie. Eigentlich sollte alles vorbereitet sein, wurde der Verwalter des Anwesens doch per Post von der Rückkehr Eastons unterrichtet. Bei der Ankunft erwartet die Reisenden allerdings ein leeres, fast verwahrlostes Haus, von Codrin, dem gewissenhaften Verwalter keine Spur. Im Dorf dann der Schock, Codrin ist tot, vor Monaten schon an einer schweren rätselhaften Krankheit verstorben, über die weder die Tochter des Toten, noch die abergläubischen Dorfbewohner sprechen wollen.
In "Was die Nacht verschweigt" trifft der Leser nun zum zweiten mal auf den ehemaligen Soldaten Alex und seinen langjährigen Diener und Freund Angus. Auch Miss Potter ist dem Leser bereits aus dem Vorgänger "Was die Toten bewegt" bekannt, allerdings ist es eigentlich nicht nötig das Buch zu kennen, um dieser Geschichte zu folgen. Natürlich versteht man so einige Andeutungen und Erinnerungen besser, gerade auch auf die Verhältnisse im fiktiven Gallazien bezogen, aber die Geschichte funktioniert auch eigenständig sehr gut. Mit Gallazien, einem kleinen osteuropäischen Land, liefert die Autorin einen sehr interessanten Schauplatz mit wirklich besonderen Sitten und Gebräuchen, einer ganz speziellen, schwer zu erlernenden Sprache, eher schweigsamen und verschlossenen Bewohnern und einem fast ungenießbaren Nationalgetränk.
Mit Hauptfigur Alex hat die Autorin einen sehr besonderen Protagonisten geschaffen, den Alex definiert sich als non-binär und benutzt spezielle Pronomen, die in der Sprache Gallaziens speziell für Soldaten verwendet werden. In diesem Buch wird dieser Umstand nur ganz am Rande erwähnt, im ersten Buch gibt es dazu mehr Erläuterungen.
Ich habe mir das Buch als Halloween-Lektüre herausgesucht. Die Geschichte ist im ruhigen, unaufgeregten Stil der Autorin erzählt und widmet sich einem örtlichen Aberglauben, der so, oder in ähnlicher Form auch hierzulande überliefert ist. Es geht um eine Art Geist, einen Alp, der sich Nachts auf die Brust des Schlafenden legt und diesem den Atem raubt. Ein klassisches Gruselelement also, das sich gut in die relativ trostlose und düstere winterliche Stimmung im vom Krieg gebeutelten Gallazien einfügt. Die Autorin schafft genau die richtige Athmosphäre für die Geschichte und fast wähnt man sich beim lesen irgendwo in den Karpaten. Generell ist das Buch eher leise und lebt von seinem unterschwelligen Grusel, wer hier blutige Schockmomente erwartet wird wohl eher enttäuscht sein. Ich denke es passt gut für Leser, die sich dem Genre erst annähern, oder eben auch gern mal was hintergründigeres möchten.
Mich hat auch das zweit Buch der Reihe wieder gut unterhalten und mit Freude habe ich vernommen, dass ein dritter Teil vor der Veröffentlichung steht. Ein großes Lob hier auch an den Verlag, denn die Bücher waren bisher auch optisch ein absolutes Highlight. Einen Punkt Abzug einfach nur, weil es eben manchmal fast zu ruhig war.