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Veröffentlicht am 08.02.2018

Die Lilie von Bela Vista

Die Lilie von Bela Vista
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Josie Wagner lebt in Hamburg, arbeitet als Modedesignerin, hat mit dem Anwalt Edgar einen ruhigen, soliden und verlässlichen Mann an ihrer Seite und eine gemütliche Wohnung. Das Paar plant, sich um ein ...

Josie Wagner lebt in Hamburg, arbeitet als Modedesignerin, hat mit dem Anwalt Edgar einen ruhigen, soliden und verlässlichen Mann an ihrer Seite und eine gemütliche Wohnung. Das Paar plant, sich um ein kleines Häuschen außerhalb der hektischen Großstadt zu kümmern. Und trotzdem scheint Josie nicht glücklich zu sein. Irgendetwas fehlt in ihrem Leben. Sie ist achtunddreißig und irgendwie immer noch nicht „angekommen“.

Als sie wegen eines Schreibens ihrer Bank und des dort befindlichen Schließfaches unerwartet an ihre Großtante Martha erinnert wird, gerät ihr tägliches Einerlei in Bewegung. Beim Öffnen des Schließfaches fallen ihr ein wunderschönes Collier mit großen violetten Steinen, die kunstvoll oval geschliffen und golden eingefasst und miteinander verbunden sind, Ohrgehänge aus passenden Edelsteinen in Hell- und Dunkellila mit jeweils einem tropfenförmigen grünen Stein, ein kleines Ölgemälde mit einer jungen Frau, datiert auf das Jahr 1833, und ein an sie gerichteter Brief in die Hände. In dem Schreiben überlässt Martha ihr das Collier als Vermächtnis einer Sophie. Leider bietet sich sonst keinerlei Hinweis auf die Herkunft der Schmuckstücke.

Während Edgar bereits eine Chance sieht, durch den Verkauf des offenbar wertvollen Schmucks schneller an das geplante Haus zu gelangen als gedacht, ist Josie mehr daran interessiert, die Hintergründe ihrer unerwarteten Erbschaft herauszufinden. Die Chance dafür könnte sich bei einem Besuch bei Verwandten in Idar-Oberstein bieten. Zwar herrschte lange nur wenig Kontakt zu diesem Familienzweig, doch Josie wird von Onkel Reinhard, dem Sohn von Martha, und dessen Frau Gisela herzlich aufgenommen und begegnet einer ihr neuen Welt, und zwar der der Edelsteine.

Außerdem lernt sie Ada kennen, eine Freundin der verstorbenen Martha. Durch sie entdeckt Josie eine Geschichte, die Auswirkungen auf ihr Leben haben wird.

Im Jahr 1827 gehören Idar und Oberstein zu den Schmuckzentren im deutschen Raum, wo unter anderem das dortige natürliche Vorkommen an Achaten verarbeitet wird. Hier lebt Sophie, Tochter eines Steinschleifers, mit ihren Eltern und sechs Geschwistern. Bereits mit 13 wünscht sie sich Karl, fünf Jahre älter als sie und Geselle bei Meister Severin, als ihren zukünftigen Mann. Nicht nur sein gutes Aussehen, sondern auch seine Klugheit – Karl weiß eine Menge über ferne Länder, besonders Brasilien – nehmen ihn für sie ein.

Und genau nach Brasilien zieht es Karl. Er sieht nur dort für sich und eine zukünftige Familie die Chance, zu einem sicheren Einkommen zu gelangen. Er macht sich auf, seinen Traum zu verwirklichen. Jahre später kehrt er zurück, und aus Sophie und Karl wird endlich ein Paar. Erneut reist Karl allein nach Brasilien, dieses Mal jedoch bleiben irgendwann die Nachrichten aus. Als Sophie es vor Sorge nicht mehr aushält, begibt sie sich auf die Reise und sucht Karl im fernen Brasilien. Tatsächlich findet sie ihn mitten im Dschungel in einem Indiodorf. Er ist krank. Allerdings hat sein langes Schweigen noch andere Gründe, die sich Sophie nach und nach offenbaren…

„Die Lilie von Bela Vista“ bietet mehr als eine Liebesgeschichte. Es ist zunächst ein Roman auf zwei Zeitebenen, die gut miteinander verknüpft sind. Zum einen bewegt sich Sylvia Lott mit der Handlung um Josie in der Gegenwart, zum anderen führen Sophies Erlebnisse in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Dieser Teil ist umfangreicher und intensiver erzählt. Er hat eine düstere Farbe und klammert zu jener Zeit gegebene unbarmherzige Zustände nicht aus, vermittelt auf diese Weise eine ansprechende Schilderung vom damaligen Leben. Dies gelingt der Autorin auch mit der anschaulichen und lebendigen Beschreibung der Schönheit der Natur.

Zudem wird der Leser mit der Gewinnung von Edelsteinen, dem Handel, der Bearbeitung bis zum fertigen Schmuckstück (damals und heute) sowie geschichtlichen und ebenso politischen Hintergründen vertraut gemacht, ohne dass die diesbezüglich eingearbeiteten Informationen maßlos und überfordernd sind. Hier hat die Autorin gut recherchiert und reale Ereignisse und Personen mit der Romanfiktion verbunden. Ein Nachwort und eine Zeittafel ergänzen das Wissen nach der Lektüre zusätzlich.

Sylvia Lotts Protagonisten sind mit charakterlichen Eigenschaften ausgestattet, die es ermöglichen, ihrem Handeln und Denken zu folgen und dieses zu verstehen sowie mit Sympathie oder Ablehnung auf zu reagieren.

Josie ist manchmal ziemlich aufbrausend, beruhigt sich aber auch schnell wieder. Sie beweist im Verlauf der Handlung viel Mut, Tatkraft und Durchhaltevermögen. Auch Karl hat etwas Zupackendes und zugleich Feines. Er ist der ideale deutsche Einwanderer: mutig, bescheiden und dickköpfig.

Daneben ist die Darstellung von Josie etwas zurückhaltender. Wobei ihre Entwicklung zu einer selbstbewussten Frau, die beherzt ihr Leben gestalten will, nachvollziehbar ist. Dadurch, dass ihre Begeisterung für Edelsteine steigt und sie darum bei Edgar auf Unverständnis und Ablehnung stößt, wird der weitere Fortgang der Beziehung vorhersehbar.

Im Verlaufe des Geschehens nähern sich beide Frauen einander an, auch wenn eine tatsächliche Begegnung ja unmöglich ist. Denn Josie – von Sophies Geschichte in den Bann gezogen – macht sich auf deren Spuren ebenfalls nach Brasilien auf.

Und sie findet mehr als „Bela Vista“, eine schöne Aussicht…

Veröffentlicht am 02.02.2018

Die Rückkehr der Wale

Die Rückkehr der Wale
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Die Äußeren Hebriden sind kein leichtes Fleckchen Erde. Die Menschen hier leben hauptsächlich vom Fisch- und Krabbenfang und züchten Schafe, daneben gibt ein wenig Tourismus. Ein ewiger Wind weht über ...

Die Äußeren Hebriden sind kein leichtes Fleckchen Erde. Die Menschen hier leben hauptsächlich vom Fisch- und Krabbenfang und züchten Schafe, daneben gibt ein wenig Tourismus. Ein ewiger Wind weht über die kahle, torfreiche Landschaft mit endlosen Mooren, Wiesen und Heiden.

„Obwohl der Wind zornige Wolken vor sich hertrieb, die alles Blau in sich aufzusaugen und in dämmriges Zwielicht zu verwandeln schienen, wirkte der Himmel grenzenlos weit.“ (Seite 287)

Der Glaube an Gott und an Sagen, Legenden und Mythen ist gleichermaßen in den Menschen verwurzelt. So verschließt sich auch Kayla ihren schottischen Genen diesbezüglich nicht, obwohl die Realität sie viel zu fest im Griff hat. Und die sieht traurig aus. Ihre Ehe mit Dalziel steht unter keinem guten Stern, wenngleich Kayla – ob aus Pflichtgefühl oder aus Liebe – noch daran festhält. Die Stimmung in ihrem Zuhause ist düsterer denn je, nachdem Dalziels Sohn Iain mit seinem gutmütigen und fröhlichen Wesen dieses verlassen hat, um entgegen dem Willen seines Vaters seinen eigenen Weg zu gehen.

Eines Tages erscheint ein Fremder auf der Suche nach einer Beschäftigung auf die Insel. Er ist zurückhaltend und offenbart seine Herkunft nicht. Ihn umgibt eine geheimnisvolle Aura, zudem geht eine unerklärliche Kraft von ihm aus. Brannan ist aufmerksam und mitfühlend und hat wie Kayla eine besonderes musikalisches Empfinden. Dieser Mann löst eine ungeahnte, vibrierende Sehnsucht in ihr aus und bringt sie dazu, Dinge zu wahrzunehmen, von deren Existenz sie bislang nicht einmal ahnte. Zwischen den beiden entwickelt sich etwas, das sich nicht in Worten fassen lässt. Kayla beginnt, ihr bisheriges Leben und die Gefühle für Dalziel zu hinterfragen.


Isabel Morland erzählt in "Die Rückkehr der Wale" eine ruhig dahingleitende Geschichte, die mit mythischen und mystischen, traurigen und freudigen, bitteren und hoffnungsvollen Elemente aufwartet. Sie nimmt sich dabei Zeit, viele Naturbeschreibungen einfließen zu lassen und zu zeigen, wie die Menschen in ihrer Umgebung agieren. Dadurch wird die Natur zu einem wesentlichen Bestandteil der Handlung, und der Leser erhält ein Bild von der einfachen und herben Schönheit und ebenfalls von ihren Bewohnern geboten.

„Die Luft war ätherisch, beinahe kristallen, ein zarter Duft von Blüten lag über den Gräbern, in der Ferne erklang der zwitschernde Gesang einer Seeschwalbe.“ (Seite 400)

Außerdem legt die Autorin Wert auf die ausgewogene Gestaltung ihrer Protagonisten. Sowohl die Hauptfiguren, als auch die in zweiter Reihe auftretenden Personen sind mit Behutsamkeit ausgearbeitet worden und ergeben einen bunten Reigen unterschiedlicher Charaktere mit all ihren positiven und negativen Eigenheiten, die das Eiland hervorgebracht haben könnte. Sie lässt sie oft in ihrer gälischen Muttersprache zu Wort kommen, was sich manches Mal allerdings als störend für den Lesefluss herausstellt.

Kayla ist Mitte Dreißig, über romantische Schwärmereien längst hinaus, eine äußerst bodenständig und warmherzige Frau. Der tägliche Kampf ums Dasein hat sie geprägt, das Leben hier fernab von Städten und Luxus verhätschelt die Menschen nicht. Sie hat Dalziel aus Zuneigung geheiratet, und so denkt sie nicht daran, trotz aller Komplikationen in ihrer Beziehung, das ihrem Mann vor Gott gegebene Versprechen leichtfertig zu brechen.

Aber Kayla ahnt nicht, dass Dalziel noch an seiner ersten Frau – seiner großen Liebe – hängt. Zwar bemerkt sie seine Alpträume, doch Dalziel ist verschlossen. Da er sich weigert, mit Kayla darüber zu sprechen, was ihn bewegt, wird der Zustand ihrer Ehe für beide von Tag zu Tag erdrückender. Sie entfernen sich immer mehr voneinander. Hierzu trägt ebenfalls bei, dass Dalziel Kayla gegenüber ein unbeherrschtes und rüdes Verhalten an den Tag legt und auch eifersüchtig auf jede Begegnung mit Brannan reagiert.

Erst das Zusammentreffen mit Brannan lässt in Kayla eine Seite erklingen, die fast verstummt gewesen ist. Und Brannan erwidert ihre Liebe mit einer leisen, sinnlichen Intensität. Bei ihm hat Kayla den Eindruck, dass er die Fähigkeit besitzt, in ihr zu lesen wie in einem offenen Buch. Wobei sie damit der Wahrheit ziemlich nahe kommt. Denn Brannan verfügt über eine Art Hellfühligkeit, die ihn die Gefühle der ihn umgebenden Menschen zu spüren vermag. Das ist jedoch der Grund für seine Rastlosigkeit, Bindungen einzugehen ist nicht Teil seiner Natur. Brannan zieht immer dann weiter, bevor er mit den Leuten in seiner Umgebung vertraut wird und bleibt so stets ein Fremder...

"Die Rückkehr der Wale" ist mehr als eine gewöhnliche Liebesgeschichte. Der Roman besticht durch die emotionale Beschreibung eines Landstrichs und seiner Bewohner und lässt Raum für Fantasie und Glaube an die Hoffnung.

Veröffentlicht am 29.01.2018

Kiss. Play. Love.

Kiss. Play. Love.
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Im Grunde braucht Simon Traxel, millionenschwerer Besitzer einer Kette von Computerläden, nicht arbeiten. Aber er hat Spaß daran, Computer zu reparieren, und ist auch sonst kein Kind von Traurigkeit. Er ...

Im Grunde braucht Simon Traxel, millionenschwerer Besitzer einer Kette von Computerläden, nicht arbeiten. Aber er hat Spaß daran, Computer zu reparieren, und ist auch sonst kein Kind von Traurigkeit. Er genießt das Leben, und doch hat er ein Problem. Sobald Frauen herausfinden, wer er ist und wie viel Geld er hat, beschließen sie, ihn als ihren Geldautomaten und dadurch Schlüssel für einen verschwenderischen Lebensstil zu betrachten, weswegen er diesbezüglich Vorsicht walten lässt und feste Beziehungen meidet.

Eines Tages stolpert Cassie Michaels in einen seiner Läden und bringt ihren in Wein ertränkten Computer in Hoffnung vorbei, dass dieser gerettet werden kann. Simon ahnt nicht, dass sie mehr praktische Hilfe benötigt, als er sich vorstellt.

Ihr Leben lang hat sich die Bodenanalystin Cassie neben ihren grazilen Schwestern Missy und Lisa wie ein Holzklotz gefühlt. Sie ist intelligent und hat promoviert, aber sie ist langweilig und zurückhaltend, denn sie mag nichts von dem, was ihre Schwestern schätzen: Sie kümmert sich nicht darum, die richtige Mode zu tragen, eine hinreißende Gastgeberin zu sein oder gar den perfekten Mann zu finden und natürlich zu heiraten. Um sich interessanter zu machen und ihr Image aufzupolieren, erfindet Cassie Geschichten über ihre wilden sexuellen Abenteuer, die sie zu diversen Gelegenheiten in lebhaften Einzelheiten zum Besten gibt.

Cassie gerät jedoch in die Bredouille. Anlässlich einer Party will sie all die Lügen aufschreiben, um sich vorzubereiten. Ihr Versuch, eine Sammlung ihrer zehn größten erotischsten „Erfahrungen“ zu katalogisieren, geht gründlich schief, als sie Wein auf ihrem Laptop verschüttet und aus diesem Grund in Simons Laden inklusive ihrer auf dem Bildschirm „eingefrorenen“ Sex-Liste landet.

Simons Interesse ist geweckt, da die junge Frau einerseits überhaupt nicht ahnt, wen sie vor sich hat und folglich nicht hinter seinem Geld her ist. Zudem strahlt sie selbst mehr das Image von Bleib-mir-vom-Leib als Komm-her aus. Darum macht er ihr den Vorschlag, mit ihr gemeinsam ihre Liste „abzuarbeiten“, und nach kurzem Zögern stimmt Cassie zu, weil sie Simon als sympathisch und charmant empfindet, ihre Sexphantasien Wirklichkeit werden zu lassen. Angefangen bei „Sexposition namens Lochschaufler (klingt wie etwas, das man nur einmal tun sollte)“ bis „Unanständige Spielchen im Spa eines superedlen Hotels für reiche Arschlöcher. Schaumbad, Massage und wilde Zeiten im Frauenumkleideraum“…

Tawna Fenske erzählt mit „Kiss- Play. Love“ eine gleichermaßen ausgeflippte wie aufregende und romantische Geschichte, die vielleicht ein bisschen zu kurz geraten ist, dennoch mit gut entwickelten liebenswürdigen und gescheiten Protagonisten aufwartet. Zwischen Cassie und Simon stimmt die Chemie. Das Geplänkel der beiden ist ausgesprochen amüsant und unterhaltend. Außerdem gelingt es der Autorin, die erotischen Abenteuer prickelnd in Szene zu setzen. Die beiden haben Spaß und kein Problem damit, zu experimentieren und scheinbar unmögliche Praktiken auszuprobieren. Sie sind nicht physisch, sondern auch intellektuell gut aufeinander abgestimmt. Je mehr Zeit sie zusammen verbringen, desto deutlicher wird es, dass sie, während sie ihr sexuelles Beisammensein genießen, sich mehr voneinander ersehnen.

Doch einfach macht Tawna Fenske es ihren Figuren nicht. Während Cassie offen und ehrlich zu Simon ist, hält dieser sich zurück. Er ist unfähig, seine Ängste zurückzudrängen. Vielmehr lässt er sie in dem Glauben, in diesem Computerladen zu arbeiten und vermeidet alles, was sein tatsächliches Leben offenbaren würde. Zur Wahrheit gehört nämlich, dass er sich nicht nur rührend um seine Schwester Junie kümmert, sondern Menschen, die wie Junie das Down-Syndrom haben, in Rahmen eines speziellen Arbeitsbefähigungsprogramms in seinem Unternehmen eine Chance gibt.

Allerdings ist Junie auch der Grund, warum er gegenüber Cassie schweigt. Denn Simons Schwester neigt dazu, sich der Frau, mit der er eine Beziehung hat, dermaßen zuzuwenden, dass sie im Falle einer Trennung schwer damit umgehen kann, diejenige nicht mehr zu sehen. Und ganz der große Bruder möchte er vermeiden, dass Junie sich aufregt.

Wie so oft, haben auch hier Lügen kurze Beine, und es stellt sich die Frage, ob Simon und Cassie es wirklich schaffen, aus Kiss und Play Love werden zu lassen…

Veröffentlicht am 26.01.2018

Sugar & Spice zum Ersten - Glühende Leidenschaft

Sugar & Spice - Glühende Leidenschaft
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Nadia Spiceland ist attraktiv, reizend, sympathisch und talentiert. Nicht zu vergessen: Ihr Name und ihr Gesicht sind berühmt. Denn einst hatte sie einen Kochwettbewerb im Reality-TV gewonnen und ihre ...

Nadia Spiceland ist attraktiv, reizend, sympathisch und talentiert. Nicht zu vergessen: Ihr Name und ihr Gesicht sind berühmt. Denn einst hatte sie einen Kochwettbewerb im Reality-TV gewonnen und ihre eigene Fernsehsendung erhalten. Unvorbereitet auf diese Art der Bekanntheit hatte sie immer öfter zu Medikamenten gegriffen und war abhängig geworden.

Dank eines eisernen Willens ist es ihr in den letzten Jahren Schritt für Schritt gelungen, ihre Tablettensucht zu überwinden, aus ihren Fehlern zu lernen und nach vorne blickend die hässliche Vergangenheit hinter sich zu lassen. Inzwischen führt sie zusammen mit ihrer Freundin Siobhan „Sugar“ Malloy erfolgreich das Café „Sugar & Spice" und überrascht ihre Kunden mit (meist) süßen Köstlichkeiten.

Und dann sind da noch ihre Freundinnen Vanessa und Audie. Jeden Dienstag treffen sich die vier und besprechen, was ihnen auf der Seele brennt. Das Besondere an diesem Viererkleeblatt: Jede von ihnen hat irgendein Problem, und alle müssen damit irgendwie klarkommen. Einige schaffen es besser als andere. Manchmal läuft es gut, und manchmal eben nicht.

Nadia will nach ihrem Zusammenbruch und ihrer Enttäuschung vor vier Jahren lieber keine Beziehungen. Aber Sex? Jederzeit. Je wilder, desto besser.

Objekt der Begierde ist Kaname Sullivan, „Professor Sex“, klug, ehrgeizig, zielgerichtet, kontrolliert und mit siebenunddreißig immer noch nicht unter der Haube. Kane arbeitet als Berater für Sexualverbrechen und liebt seine Tätigkeit als Dozent für Sexualpsychologie. Es bereitet ihm Vergnügen, seine Studenten zu fesseln und herauszufordern, ihren Horizont zu erweitern und ihre Einstellung zur Welt zu verändern. Außerdem ist er als Autor erfolgreich, das Honorar für drei Sachbücher bietet ein ausreichendes finanzielles Polster.

Nadia und Kane gehen ohne Hemmungen aufeinander zu und lassen sich auf ein Spiel ohne Verpflichtungen ein. Doch so einfach und unkompliziert wie gedacht, ist das letzten Endes nicht...


Mit ihrer Reihe „Sugar & Spice“ erzählt Seressia Glass die Schicksale der vier Freundinnen Nadia, Siobhan, Vanessa und Audie, denen sie einen ernsten und sinnvollen Hintergrund verpasst. Denn sie bietet einen Einblick in das Verhalten von Menschen mit einer Sucht, den Kampf, diese zu überwinden und sich damit auseinanderzusetzen. Dabei werden Probleme aufgegriffen, ohne in die erdrückende Tiefe zu gehen, denn vorherrschend ist und bleiben die Darstellungen in „Sugar & Spice“ erotische Liebesgeschichten.

Darauf baut auch „Glühende Leidenschaft“ auf. Die Geschichte von Nadia und Kane lässt sich entspannt lesen, weil sie nahe an der Realität, authentisch und nachvollziehbar ist. Die Autorin erfüllt die Erwartung, mit einem gewissen Anspruch zu unterhalten, ohne das Wesen des Genres zu unterlaufen.

Während der Handlung wird das Wachsen der Charaktere und ihre Veränderung sichtbar. Zu Beginn ihrer „Beziehung“ steht für Nadia und Kane beispielsweise das Ausprobieren von Positionen aus dem Buch „Der duftende Garten“ - einem orientalischen Werk über die Liebeskunst von Scheik Nefzaui - und damit die eigene Lust im Vordergrund, im Verlauf des Geschehens nehmen andere Dinge an Wichtigkeit zu.

Nadia entdeckt, wie sehr sie Kane vertraut. Nach den ganzen Erfahrungen ihres früheren Lebens fällt ihr das verständlicherweise nicht mehr allzu leicht. Etwas an Kane und einer ruhigen, aber bestimmenden Art und seiner Fähigkeit, kontrolliert zu handeln, vermittelt ihr jedoch, dass sie ihm vertrauen kann. Er führt sie über ihre Grenzen hinaus und gibt ihr dennoch die notwendige Sicherheit.

Kane hat keine Probleme mit der Tatsache, dass Nadia in einer Entzugsklinik gewesen ist. Vielmehr ist er von Anfang an fasziniert von ihr und erkennt, dass er jemanden wie sie braucht. Jemanden, der ihn den Druck, der auf ihn als Professor ausgeübt wird, vergessen lässt, ebenso wie das Deprimierende an seiner Beratertätigkeit. Jemand, der bereit ist, auf sexueller Ebene mit ihm herumexperimentieren, ohne es für schmutzig oder pervers zu halten.

Hier hat er in Nadia die richtige Partnerin gefunden. Nadia raubt ihm jede Selbstbeherrschung, und Kane verliert langsam die Kontrolle über sein Leben, was ihm nicht unbedingt gefällt. Sein Leben und seine Karriere fußen auf harter Arbeit und Willenskraft, darauf, dass er stets die Oberhand behält. Obwohl er eine Schwäche für abenteuerlustige Frauen hat, wird das erotische Spiel immer nach seinen Regeln durchgeführt und endet auch danach.

Allerdings macht das Gesamtpaket aus sexueller Neugier, Hingabe, Geschicklichkeit, Intelligenz und Schönheit Nadia zu einer außergewöhnlichen Frau, obwohl sie sich selbst nicht so sieht. Aber wer etwas Vergleichbares wie sie erlebt hat und gestärkt daraus hervorgegangen ist, muss Rückgrat haben. Und so bewundert er sie. Und er begehrt sie. Liebt er sie auch?

Neben ihren Hauptfiguren gelingt es Seressia Glass, die anderen Protagonisten zu positionieren, ohne tiefgründig zu werden. So bleiben deren Entwicklung ihren eigenen Geschichten in den Folgebände vorbehalten.

„Glühende Leidenschaft“ hat Feuer, ist temporeich und verfügt durchaus über eine gewisse „Schärfe“, die der Titel verspricht. In der Sprache ist die Schilderung mehr als deutlich und langweilt zu keinem Zeitpunkt.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Frauen, Rosen und Schokolade

Die Frauen der Rosenvilla
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Anna ist ein Dresdner Schokoladenmädchen. Sie liebt Schokolade, und mit ihren zweiunddreißig Jahren hat sie sich etwas flirrend Mädchenhaftes bewahrt. Als Erbin einer alteingesessenen Dresdner Schokoladendynastie ...

Anna ist ein Dresdner Schokoladenmädchen. Sie liebt Schokolade, und mit ihren zweiunddreißig Jahren hat sie sich etwas flirrend Mädchenhaftes bewahrt. Als Erbin einer alteingesessenen Dresdner Schokoladendynastie tritt sie in die Fußstapfen ihres Großvaters und kreiert feinste Schokoladenprodukte. Denn Anna besitzt den erlesenen Geschmackssinn ihres Großvaters.

Gleichzeitig schlägt ihr Herz für Rosen. Und sie träumt von einer Familie, einem Mann, Kindern, doch noch ist ihr das Glück nicht hold gewesen. Bis auf die letztgenannten Dinge könnte es ansonsten nicht besser laufen. In der Altstadt ihrer sächsischen Heimat hat sie ihr zweites Geschäft eröffnet und zugleich die ehemalige Familienvilla zurückgekauft. Deren Garten soll wieder das werden, was er einst war. Ein Paradies für Rosen. Anna will, dass die Rosenvilla im alten Glanz erstrahlt.

„Ich möchte… das Gestern in das Heute einladen und sehen, wie die beiden sich vertragen.“ (Seite 25)

Während der ersten Arbeiten wird im Garten eine vergrabene Schatulle gefunden, die neben einer zerrissenen Perlenschnur, Babyhärchen und einer Spiegelscherbe unter anderem ein Bündel verblasster Briefe, die Fotografie einer Frau, die Anna wie aus dem Gesicht geschnitten, ihr aber völlig unbekannt ist, und unzählige lose, wie aus einem Tagebuch herausgerissene Blätter offenbart. Anna lässt sich in die Vergangenheit entführen und entdeckt bei ihren Recherchen mit Hilfe ihrer Freundin Hanka bislang achtsam gehütete Geheimnisse ihrer Familie, die bis ins Jahr 1892 zurückreichen und deren vorhandenen Verbindungen erst nach und nach sichtbar werden und damit selbst Einfluss auf Anna und ihr Leben nehmen.

Teresa Simon schreibt in „Die Frauen der Rosenvilla“ mit Leidenschaft über Schokolade und Rosen und verlockt einen, das Buch nicht ohne eine süße Nascherei zu lesen, um danach im Garten den Duft der Rosen zu genießen. Eine zauberhafte sinnenfreudige Kombination, die gelungen und glaubhaft ist, weil nicht nur die Begeisterung der Autorin für Rosen deutlich wird, sondern sie ebenfalls besondere Mühe bei der Beschreibung der Pralinenherstellung gegeben hat. Als Bonbon wartet das Buch am Ende mit sechs Pralinenrezepten und der Anleitung für einen selbst gemachten Eierlikör auf.

„Anna schloss die Augen und schmeckte nach. Ja, so konnte Schokolade eben sein, wenn sie mit Wissen und Liebe zubereitet wurde: mild und sinnlich, dunkel und üppig, seidig und glatt, himmlisch und luxuriös. Ruin oder Glück, Vergnügen oder Ekstase – und vor allem Trost. Und sie half beim Denken.“ (Seite 88)

Die Autorin schildert die Geschichten der Frauen der Rosenvilla in Zeitsprüngen. Neben Anna im Jahre 2013 sind es drei Frauen, die ihre „Gefühle und Gedanken in freudigen und schlimmen Zeiten“ von 1892, 1919 und 1938 zu Papier bringen – Helene, Emma und Charlotte. Und obwohl – dank unterschiedlicher Schriftarten – immer zu erkennen ist, welche Frau erzählt, ist der ständige und oft unvorhergesehene Wechsel eine Herausforderung, weil so die gerade aufgebaute emotionale Verbindung zur jeweiligen Protagonistin unweigerlich unterbrochen wird und dann erst einige Seiten weiter wieder eine Verknüpfung erfährt. Zwar folgen die Zeitsprünge keinem nachvollziehbaren konsequenten Rhythmus, so dass sich erst nach einer Weile Zusammenhänge erschließen, doch das Geschehen zieht einen letztlich trotzdem in den Bann.

Daneben schafft es die Autorin nicht nur, die jeweiligen historischen Hintergründe – sei es die Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts oder die Situation beider Weltkriege – detailliert darzustellen und mit dem Schicksal der Schokoladenfabrik und ihrer Besitzer sowie der Menschen zu verbinden, sondern auch die Stadt Dresden in die Handlung einzufügen, so dass die Lust auf einen Besuch der sächsischen Hauptstadt wächst. Hierin zeigen sich Teresa Simons Stärken.

„Manchmal hasse ich diese Rosen beinahe, weil sie so schön und unberührbar sind. Sie blühen und vergehen. Nichts kümmert sie. Auch nicht, was mit uns Menschen geschieht.“ (Charlotte 1938, Seite 107)

Ebenso untermauert die Autorin hinsichtlich ihrer Protagonisten ihre Fähigkeit, dass sie deren Charaktere mit Einfühlungsvermögen in Szene setzen kann. So weisen ihre Heldinnen Formate auf, die einen deren vergangenes und gegenwärtiges Schicksal und den Reigen aus Liebe und Hass, Leidenschaft und Verlangen, Freundschaft und Respekt, Neid und Missgunst, Hoffnung und Vergebung mitempfinden lassen.