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Raoulchagny

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.12.2025

Anders als erwartet

Curry-Werkstatt
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Im Klappentext wird die "Curry-Werkstatt" von Bettina Matthaei als ein Kochbuch beschrieben, das die "Vielfalt verschiedener Currys" präsentiert. Ich war daher davon ausgegangen, dass der Fokus dieses ...

Im Klappentext wird die "Curry-Werkstatt" von Bettina Matthaei als ein Kochbuch beschrieben, das die "Vielfalt verschiedener Currys" präsentiert. Ich war daher davon ausgegangen, dass der Fokus dieses Kochbuchs auf Curry-Rezepten aus verschiedenen asiatischen Ländern liegt. Ich war doch eher überrascht, dass die traditionellen Curry-Rezepte nur einen kleinen Teil dieses Kochbuchs ausmachen. Es gibt viele Rezepte für andere Gerichte - von Vorspeisen bis zu Hauptgerichten -, die Curry als Zutat verwenden und zu einem großen Teil moderne Rezepte der Fusion-Küche sind. Die Rezepte sind aber sehr vielfältig und durchweg lecker.

Veröffentlicht am 22.09.2025

Nur teilweise überzeugend

Lázár
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Dass "Lázár" auch von einem sechzigjährigen, jahrelang tätigen Autor stammen könnte, offenbart Stärken und Schwächen dieses Romans gleichermaßen: Nelio Biedermann ist ein großes Erzähltalent. Das Buch ...

Dass "Lázár" auch von einem sechzigjährigen, jahrelang tätigen Autor stammen könnte, offenbart Stärken und Schwächen dieses Romans gleichermaßen: Nelio Biedermann ist ein großes Erzähltalent. Das Buch ist gut komponiert und sprachlich souverän abgefasst Die Figuren sind scharf gezeichnet und ihr Leben anschaulich dargestellt. All dies ist durchaus beachtlich für das junge Alter des Autors. Negativ fällt jedoch auf, dass die gewählte Sprache zuweilen zu prätentiös, oftmals gekünstelt und aufgesetzt und zumeist nicht authentisch wirkt. Die Erzählart und auch zum Teil der Inhalt des Romans wirken zu altbacken und bieder. Auf weiten Strecken wirkt dieses Buch wie von gestern - obwohl der Autor gerade einmal 22 Jahre alt ist. Darüber kann auch die Vielzahl an Sexszenen nicht hinwegtäuschen. Zumal diese zumeist in ihrer Schilderung stark an einen Altherrenwitz erinnern. Unangenehm fallen Formulierungen auf wie „Es hatte in ganz Wien keine anderen Hände gegeben, die so schöne Gedichte geschrieben und so vielen Frauen einen Orgasmus beschert hatten.“ Nicht nur einmal fragt es sich an solchen Stellen, ob es sich wirklich lohnt, dieses Buch weiterzulesen.

Veröffentlicht am 09.07.2025

Leider nur unvollständige Übersetzung des Erzählbands

Die Geschichte des Klangs
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Trotz gelungener Übersetzung verbleibt nach Lektüre der deutschen Ausgabe des überzeugenden Erzählbands "Die Geschichte des Klangs" von Ben Shattuck leider ein eher fader Beigeschmack. Das liegt nicht ...

Trotz gelungener Übersetzung verbleibt nach Lektüre der deutschen Ausgabe des überzeugenden Erzählbands "Die Geschichte des Klangs" von Ben Shattuck leider ein eher fader Beigeschmack. Das liegt nicht an dem Text Shattucks: Die beiden Kurzgeschichten überzeugen durch ihre starke und eindringliche Sprache und das große Erzähltalent Shattucks und hätten an sich fünf Sterne verdient. Auch die Übersetzung von Dirk van Gunsteren liest sich gut und ist über jeden Zweifel erhaben. Doch wirft die Entscheidung des Hanser Verlags lediglich zwei der 12 (!) Erzählungen des Erzählbandes zu übersetzen große Fragen auf. Obwohl die deutsche Ausgabe das gleiche Cover wie das Original trägt, hat sie dementsprechend inhaltlich kaum etwas mit der englischsprachigen Fassung gemein und fasst lediglich knapp 100 Seiten (und diese auch nur, da der Text mit übergroßem Zeilenabstand gedruckt wurde - wohl um den nur geringen Inhalt der deutschen Fassung etwas zu verdecken). Es entsteht der Eindruck, dass der Hanser Verlag vor allem auf den kommerziellen Erfolg im Zuge der bevorstehenden Verfilmung der titelgebenden Kurzgeschichte spekuliert. Offenbar hielt man es für kommerziell sinnvoller, lediglich diese eine Geschichte samt einer weiteren zu veröffentlichen – vermutlich aus Sorge, ein vollständiger Erzählband mit Geschichten ohne zusammenhängende Handlung könne beim deutschen Publikum Verwirrung stiften oder sich schlechter verkaufen. Bedauerlich ist, dass die übrigen zehn Geschichten – im Hinblick auf das literarische Talent Shattucks und sehr positiven englischen Kritiken sicherlich durchweg lesenswert – nicht übersetzt wurden und damit dem deutschsprachigen Lesepublikum vorenthalten bleiben. Noch bedauerlicher jedoch ist der Eindruck, dass ein renommierter Literaturverlag wie der Hanser Verlag so deutlich wirtschaftliche Erwägungen über die literarische Aspekte stellt.

Veröffentlicht am 19.05.2025

Feine Charakterzeichnungen

Der Gott des Waldes
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Mit "Der Gott des Waldes" legt Liz Moore eine gelungene Mischung aus einem Gesellschafts- und einem Kriminalroman vor. Beschreibungen des Lebens der amerikanischen Upperclass an der East Coast, für die ...

Mit "Der Gott des Waldes" legt Liz Moore eine gelungene Mischung aus einem Gesellschafts- und einem Kriminalroman vor. Beschreibungen des Lebens der amerikanischen Upperclass an der East Coast, für die die Adirondack Mountains vor allem ein ansprechender Entspannungs- und Urlaubsort sind, und des Lebens der weniger wohlhabenden Einwohner dort verbindet Moore mit einem soliden, vielleicht etwas zu konventionellen Kriminalfall. Überzeugen kann vor allem die feine Charakterzeichnung Moores, die sich durch scharfe Beobachtungen und ihre Nuanciertheit auszeichnet. "Der Gott des Waldes" von Liz Moore ist vor allem denjenigen zu empfehlen, denen weniger an einer actionreichen Handlung mit vielen Twists gelegen ist, sondern stattdessen an einem ruhigen Buch, dessen Spannung sich langsam und gut dosiert aufbaut.

Veröffentlicht am 07.03.2025

Spannende Themen in einen soliden Roman verpackt

Dunkle Momente
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"Dunkle Momente" von Elisa Hoven hinterlässt ein gemischtes Bild: Positiv fällt auf, dass die Darstellung der Verbrechen durch Hoven auf Grund ihres Hintergrunds als Strafrechtsprofessorin differenzierter ...

"Dunkle Momente" von Elisa Hoven hinterlässt ein gemischtes Bild: Positiv fällt auf, dass die Darstellung der Verbrechen durch Hoven auf Grund ihres Hintergrunds als Strafrechtsprofessorin differenzierter und deutlich weniger klischeehaft als in den meisten anderen Kriminalromanen erfolgt. Leider zeigt sich diese differenzierte Herangehensweise weniger bei den Figuren des Romans, die oft oberflächlich oder sogar stereotyp gezeichnet sind. Der Stil Hovens ist souverän und routiniert, aber oft zu zurückhaltend und zuweilen monoton. Eine Darstellung mit mehr "show" und weniger "tell" hätte den Roman dynamischer und spannender gemacht. Auch wäre eine tiefere Auseinandersetzung mit den aufgeworfenen strafrechtlichen Aspekten wünschenswert gewesen. Der Roman bleibt angesichts dieser spannenden Themenauswahl leider zu oberflächlich und lässt interessante Fragen weitgehend unbeantwortet. Insgesamt handelt es sich um einen soliden Kriminalroman, der sowohl Potenzial als auch Verbesserungsmöglichkeiten erkennen lässt.